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CONRAD - das VHF-Truppenfunksystem des Österreichischen Bundesheeres

Verbindung - das wichtigste Führungsmittel - kann während der Bewegung nahezu ausschließlich mittels Funk, insbesondere Truppenfunk, sichergestellt werden. Mit dem System CONRAD (COmbat Net RADio) steht dem Österreichischen Bundesheer und seinen Soldaten ein modernes VHF-Truppenfunksystem zur Verfügung.

Die bisher im Österreichischen Bundesheer eingesetzten VHF-Funkgeräte (siehe unten: "Stichwort VHF") stammten vor allem aus den Gerätefamilien um das AN/PRC-77 und das KFF-31/32/33-0 der mechanisierten Truppen. Das AN/PRC-77 setzten die amerikanischen Streitkräfte in seiner "Urform" bereits 1968 in Vietnam ein und das "modernere" KFF-31/32/33-0 "dient" in Österreich immerhin auch schon seit fast 30 Jahren. Beide Systeme

  • verfügen über keinerlei technischen Schutz des Nachrichteninhalts und können daher jederzeit abgehört werden,
  • arbeiten auf einer voreingestellten Frequenz (Festfrequenz) und sind somit relativ leicht störbar und
  • stammen aus der Zeit der Analogtechnik und sind daher nur begrenzt für eine rasche Übertragung von Daten und schon gar nicht zur Vernetzung geeignet.

Den Anforderungen auf dem modernen Gefechtsfeld, in Friedens- und Assistenzeinsätzen hinsichtlich Übertragungssicherheit, Schnelligkeit, Datenübertragungsmöglichkeit und Flexibilität konnten beide Systeme nicht mehr genügen. Das neue VHF-Truppenfunksystem CONRAD schließt somit die große Lücke in diesem Bereich.

Beschafft wurden ca. 5 000 Funkgeräte in verschiedenen Varianten und mit verschiedenen Teilkomponenten. CONRAD besteht aber nicht nur aus der "Hardware" (Funkgeräte, Einbausätze und Zubehör), sondern umfasst auch die erforderliche "Software" (Funknetzmanagement- und Schlüsselmanagementsystem) sowie eine Ausbildungsanlage an der Fernmeldetruppenschule. Das Österreichische Bundesheer verfügt mit CONRAD erstmals über ein VHF-Truppenfunksystem und nicht mehr nur über miteinander (mehr oder weniger) kompatible Truppenfunkgeräte. Die Zuweisung an die Truppe soll bis 2012 abgeschlossen sein.

Stichwort VHF:

Funkwellen im VHF-Bereich (Very High Frequency bzw. UKW - Ultrakurzwelle) werden von den Schichten der Atmosphäre nicht reflektiert. Es entstehen daher keine für Weitverbindungen nutzbaren Raumwellen. Die Leistung der sogenannten Bodenwellen, die im Nahbereich auch Hindernisse (Gebäude usw.) durchdringen, nimmt aber mit zunehmender Entfernung stark ab. Zur Überbrückung der doppelten Entfernung benötigt man ungefähr die achtfache Sendeleistung! VHF eignet sich deshalb vor allem zum taktischen Funk/Truppenfunk innerhalb von Teileinheiten, Einheiten und (geschlossen eingesetzten) kleinen Verbänden.

Funkwellen im HF-Bereich (High Frequency bzw. Kurzwelle - KW) sind hingegen im Nahbereich eines Senders oftmals nur schlecht oder gar nicht empfangbar. Deshalb ist Kurzwellenfunk innerhalb der Einheiten und geschlossen eingesetzter kleiner Verbände nur bedingt brauchbar. Die Kurzwellen werden aber von verschiedenen Schichten der Atmosphäre zum Boden und danach wieder nach oben usw. reflektiert. So entstehen Raumwellen, deren Reichweite mehr von den Ausbreitungsbedingungen als von der Sendeleistung abhängig ist. Mit Kurzwellen sind deshalb trotz relativ geringer Sendeleistung hohe Reichweiten möglich. Funkgeräte für Weitverbindungen (Fernaufklärung, Rückwärtsverbindungen höherer Kommanden usw.) sind daher generell Kurzwellengeräte.

Als Faustregel gilt daher: Nahverbindungen VHF, Fernverbindungen HF.

Systemkomponenten

Zwei Grundgeräte, der Sender/Empfänger RT-9101A und das so genannte Handheld CNR-710A bilden den Kern des neuen Systems. Der Sender/Empfänger wird - grundsätzlich baugleich - im Tornisterfunksatz (FUS-96D), in Kraftfahrzeugen (FUS-96E bis L) und in Luftfahrzeugen (FUS-96M) verwendet. Auch das Handheld in seiner Konfiguration als Handfunkgerät (FUS-96A) kann in Kraftfahrzeuge eingebaut werden (FUS-96B und C).

Vor allem der Sender/Empfänger RT-9101A zeichnet sich durch zahlreiche neue betriebliche und technische Eigenschaften aus. Im Vordergrund steht dabei, trotz der hohen Komplexität des Systems, die Bedienerfreundlichkeit.

Bedienerfreundlichkeit

Der Soldat auf dem Gefechtsfeld, aber auch in Friedens- und Assistenzeinsätzen steht oft unter extremen physischen und psychischen Belastungen. Das Funkgerät darf ihm daher nicht zum zusätzlichen Problem werden. Bedienerfreundlichkeit ist demnach ein wesentliches Kriterium.

Deshalb befinden sich alle Bedienungselemente auf der Frontplatte des Sender/Empfängers. Die häufigsten Bedienungsvorgänge, wie etwa das Aus- und Einschalten, die Wahl der Sendeleistung, das Einstellen der Lautstärke (selbst des sogenannten Whisper Mode - der "Flüsterstellung") sowie -bis zu einem gewissen Grad - auch die Kanalwahl erfolgen mit jeweils eigenen Bedienungselementen direkt. Doch nicht nur die Häufigkeit der Verwendung ist bei der Anordnung der Bedienungselemente entscheidend, sondern auch die Wichtigkeit und die Folgen des Bedienungsvorganges: So existiert z. B. zur Notlöschung von Daten ein direktes, gegen unbeabsichtigte Auslösung geschütztes Bedienungselement.

Darüber hinausgehende Bedienungsvorgänge sind mit einem logisch aufgebauten Menü - ähnlich dem eines Mobiltelefons - über ein Tastenfeld und ein Flüssigkristalldisplay möglich. Dem Bediener (Funker/Melder, Funker, taktischer Kommandant) stehen dabei bewusst nicht alle Funktionen des Menüs offen. Sensible Bereiche sind passwortgeschützt.

Das Tastenfeld, drei Leuchtdioden (zur Anzeige der Durchgabeart) und das Display befinden sich auf einem abnehmbaren Bedienteil. Über diesen sind alle Bedienungsvorgänge möglich, wenn auch nur menügesteuert. Der Funker kann z. B. den Kanal wechseln oder die Lautstärke verändern, ohne das Tornisterfunkgerät vom Rücken zu nehmen. Der Bedienteil befindet sich dabei in einer Halterung am Unterarm des Bedieners.

Der abnehmbare Bedienteil erleichtert auch wesentlich den Fahrzeugeinbau: Der Sender/Empfänger kann - je nach vorhandenem Platz - flexibel angebracht werden, und der Bedienteil ist davon weitgehend unabhängig bedienerfreundlich montierbar.

Mit Ausnahme des Anschlusses der GPS-Antenne befinden sich auch alle Anschlüsse - z. B. die der VHF-Antenne und des Handapparates bzw. des Kopfsatzes - auf der Frontplatte des Gerätes. Ein wesentliches Detail am Rande: Zubehör (Handapparat, Kopfsätze, …) des AN/PRC-77 kann hier ebenfalls angeschlossen werden.

Schwerpunkt Sicherheit

Der Schutz des Nachrichteninhaltes (Communication Security - COMSEC) ist ein wesentliches Element der militärischen Nachrichtenübermittlung. Der Verhinderung des Abhörens sensibler Informationen wurde daher schon immer ein hoher Stellenwert eingeräumt. Dies gilt besonders bei der Übertragung mittels Funk, denn jede elektromagnetische Abstrahlung ist abhörbar. Das System CONRAD verfügt über eine leistungsfähige vollautomatische digitale Verschlüsselung und gewährleistet so einen ausgezeichneten Schutz des Nachrichteninhalts.

Grundsätzlich kann jeder Empfang von Funkwellen durch Störsender gestört werden. Als Gegenmaßnahme gegen Störer (Transmission Security - TRANSEC) verfügt CONRAD über ein äußerst wirksames Antijamming (AJ; abgeleitet vom engl. to jam - stören), bei dem das Funkgerät ständig die Frequenz wechselt. Das Frequenzsprungverfahren von CONRAD ist so programmiert, dass ein unbeabsichtigtes Stören anderer, ebenfalls im AJ-Modus befindlicher eigener Netze nahezu ausgeschlossen ist. Die Synchronisation der "Frequenzsprünge" erfolgt nach dem Einschalten automatisch, was für den Bediener besonders angenehm ist.

Auch das Handheld CNR-710A verfügt über digitale Verschlüsselung und Antijamming.

Nachrichtenübertragung

Bei der Sprachübertragung sind Rückwärtskompatibilität (Möglichkeit zur Zusammenarbeit mit älteren Geräten) und die Fähigkeit zur Zusammenarbeit mit anderen zivilen und militärischen Funksystemen wesentliche Eigenschaften von CONRAD. Der Sender/Empfänger RT-9101A ist im analogen Modus (Klartext/Clear - CLR) im Festfrequenzbetrieb mit allen im Österreichischen Bundesheer eingeführten analogen UKW (VHF)-Truppenfunkgeräten kompatibel. Dabei ist sogar der jeweilige Squelch (die Unterdrückung des Rauschens, wenn keine Gegenstelle sendet) verfügbar. Der Bediener kann somit zwischen
  • Klartextdurchgabe (CLR),
  • verschlüsselter (Secure - SEC) Nachrichtendurchgabe und
  • Frequenzsprungverfahren (AJ)

wählen. Das VHF-Truppenfunksystem CONRAD ist für die Durchgabe digitaler Nachrichten (einschließlich digitalisierter Sprache) im Festfrequenz- oder im Frequenzsprungbetrieb optimiert.

Im Festfrequenzbetrieb können mit dem Sender/Empfänger RT-9101A neben dem digitalen Betriebskanal drei weitere Kanäle gescannt (SCAN) und so der Funkverkehr auf jedem dieser drei weiteren Kanäle (und natürlich auch auf dem Betriebskanal) identifiziert werden.

Für eine bessere und sicherere Sprachübertragung als bei Analoggeräten sorgen Vocoder (Kunstwort aus Voice und Encoder - ein Vocoder verwandelt natürliche Sprache in codierte elektronische Signale) mit unterschiedlicher Leistung. In Kombination mit der außergewöhnlich wirksamen Fehlerkorrektur ("beschädigte" Digitalsignale werden im Empfänger regeneriert) ergibt dies eine für ein VHF-Gerät überdurchschnittlich hohe Reichweite, auch in schwierigem Gelände.

Mit CONRAD ist auch eine rasche Datenübertragung möglich. Die maximale theoretisch nutzbare Datenübertragungsrate ("Verbindungsgeschwindigkeit") liegt bei 115,2 kbps (Kilobit pro Sekunde).

Reicht die Signalstärke und Signalbeschaffenheit zur Regeneration des Sprachsignals nicht aus, kann der Bediener die digitale Burst-Übertragung verwenden. Das System überträgt dann nur (komprimiert, in höchster Geschwindigkeit und mehrmals) in einem "Stoß" (Burst) einen vom Benutzer gewählten zwei- oder dreistelligen Zifferncode. Dank der leistungsfähigen Fehlerkorrekturcodes kommt eine derartige Kurznachricht auch dann noch "durch", wenn längst kein Funksprechverkehr mehr möglich ist.

Die integrierte SMS-Funktion (Short Message Service), die wir von jedem "Handy" kennen, ist eine weitere Möglichkeit zur Nachrichtendurchgabe.

Als Erleichterung für den Betrieb bzw. zum Erkennen von Gerätefehlern dient ein analysierender, umfangreicher Selbsttest zur Fehlererkennung, der sich selbsttätig nach dem Einschalten aktiviert. Das garantiert eine Erhöhung der Betriebssicherheit und das rasche Erkennen etwaiger Fehler.

In jedem Sender/Empfänger sowie im Handheld befindet sich ein GPS-Empfängermodul. Damit kann der Soldat jederzeit seinen Standort ermitteln und diesen - manuell oder automatisch - als Meldung übertragen. Die automatische Durchgabe des Standortes erfolgt zum nächstmöglichen Zeitpunkt, wenn der Kanal frei ist, nach einer vorher festgelegten Entfernungsänderung oder zu vorgegebenen Zeiten.

Dem Bediener bietet CONRAD somit die Möglichkeit

  • der Sprachübertragung;
  • der Datenübertragung;
  • von Short Messages (SMS);
  • der Burst-Übertragung und
  • von GPS-Standortmeldungen.

Bisher konnte, solange ein Gerät auf "Senden" war, kein anderes Gerät auf demselben Kanal "störungsfrei" in die laufende Übertragung eintreten. Im System CONRAD hingegen kann ein Gerät mit einer (zuvor programmierten) höheren Prioritätsstufe Geräte niedrigerer Prioritätsstufen auf "Empfang" schalten und so die Durchgabe einer dringenden Information gewährleisten. Diese Funktion nennt man Break-in.

Eine weitere besondere Funktion von CONRAD ist das so genannte Hailing - die automatische Anzeige einer laufenden Übertragung in jeder Durchgabeart (CLR, SEC und AJ), unabhängig davon, welche Durchgabeart am Gerät selbst eingestellt ist. Ein Signalton bzw. das Blinken der entsprechenden Leuchtdiode (CLR, SEC, AJ) alarmiert den Funker und informiert ihn über die laufende Übertragung. (Break-in, Scan oder Hailing ist beim System CONRAD wahlweise möglich, nicht jedoch gleichzeitig; Anm.) Mittels Selektivruf kann der Bediener eine Nachricht gezielt nur an eine einzige Bestimmungsstelle oder an eine bestimmte Gruppe von Gegenstellen absetzen. Das ist vor allem in Zusammenhang mit dem Senden von GPS-Daten wichtig.

Die Errichtung einer Relaisfunkstelle mit zwei Sender/Empfängern RT-9101A ist jederzeit möglich.

Mit einem Fernbediensatz kann darüber hinaus jeder Sender/Empfänger (vom Gefechtsstand usw.) abgesetzt betrieben werden.

Vorgesehen ist auch ein Radio Access Point (RAP - Funkanschlusspunkt) zur IFMIN-Einbindung der Funknetze. (IFMIN - Integrierte FernMeldeINfrastruktur - ist ein heereseigenes, auf Richtverbindungen abgestütztes, verschlüsseltes Fernmeldenetz.) Der ortsfeste IFMIN-Teilnehmer kann so Funknetzteilnehmer direkt rufen bzw. von diesen direkt gerufen werden.

Alle bisher angeführten Funktionen sind Teil des Combat Net Radio Modus - also Teil der Verwendung als "Kommandantenfunk". Darüber hinaus ist das System CONRAD auch als Datenfunknetz einsetzbar, als sogenanntes Packet Net Radio System. In diesem wählt der Bediener, ähnlich wie im Internet, auf seinem Datenendgerät (z. B. PC oder Notebook) die Empfangsstelle. Die Übertragung erfolgt datenpaketweise selbstroutend (sich im Netz einen Weg suchend). Dabei können alle Funksätze, die Teil dieses Packet Net sind, als Übermittlungsfunkstellen dienen. An der Empfangsstelle wird die Nachricht aus den verschiedenen Paketen, die möglicherweise auf unterschiedlichen Übertragungswegen übermittelt wurden, wieder zusammengesetzt und steht dem Empfänger auf seinem Datenendgerät zur Verfügung.

Funksätze mit dem Sender/Empfänger RT-9101A

Der Sender/Empfänger RT-9101A wird baugleich in verschiedenen Funksätzen verwendet.

"Basissatz" ist der Tornisterfunksatz FUS-96D. Dieser besteht aus dem Sender/Empfänger RT-9101A mit zwei unterschiedlich langen und daher auch unterschiedlich leistungsfähigen Antennen samt Zwischenstücken und einem Antennenanpassgerät sowie aus der GPS-Antenne mit Verbindungskabel und aus dem Handapparat. Der Tornisterfunksatz befindet sich auf einem Traggerüst. Die Spannungsversorgung garantiert ein leistungsfähiger Lithium-Ionen-Akku. Ein Reserveakku und die Armhalterung für das abgenommene Bedienteil sind in Taschen des Traggerüstes verstaut.

Die Kfz-Funksätze FUS-96E bis L unterscheiden sich vor allem durch die Anzahl der Sender/Empfänger RT-9101A, die Anzahl der Leistungsverstärker sowie durch die Art und Anzahl der Lautsprecher, der Fahrzeughalterungen und anderer Zubehörteile. Der Kfz-Funksatz FUS-96E, ein sogenannter Clip-In-Satz, verfügt zusätzlich über das Zubehör des Tornisterfunksatzes, um den Betrieb vom Fahrzeug aus sowie "im Gelände" abseits des Fahrzeuges zu ermöglichen.

Darüber hinaus existiert der Luftfahrzeug-Funksatz FUS-96M.

Funksätze auf Basis des Sender/Empfänger RT-9101A sind demnach

  • der Tornisterfunksatz FUS-96D
  • die Kraftfahrzeug-Funksätze FUS-96E bis L und
  • der Luftfahrzeug-Funksatz FUS-96M.

Funksätze mit dem Handheld CNR-710A

Das zweite Grundgerät des Systems CONRAD, das Handheld CNR-710A, verfügt mit wenigen Einschränkungen über dieselben Funktionen wie der Sender/Empfänger RT-9101A. Obwohl sich beim Handheld die Bedienungselemente und Anschlüsse nicht nur auf der Oberseite befinden, ist die Handhabung einfacher als beim Sender/Empfänger RT-9101A.

Auf der Oberseite des Handheld befinden sich der Gerätehauptschalter mit dem auch die Lautstärke geregelt wird, der Anschluss für die Funkantennen, der Kanalwahlschalter (zehn vorprogrammierte Kanäle) und der Anschluss für den Handapparat bzw. den Kopfsatz sowie die Leuchtdioden für CLR-, SEC- und AJ-Betrieb. Auf der Frontseite ist der Anschluss für die GPS-Antenne, ein Mikrofon, ein Lautsprecher und das Display mit dem Tastenfeld. Die Sprechtaste, falls ausnahmsweise ein Einsatz ohne Kopfsatz oder Handapparat notwendig sein sollte, findet man auf der rechten Seite und die Taste für das Ein- oder Ausschalten des Squelch sowie den Datenanschluss auf der linken.

Das Handheld ist der zentrale Bestandteil des Handfunksatzes FUS-96A. Die Bezeichnung "Handfunksatz" ist allerdings irreführend, denn das Gerät wird grundsätzlich in einer Tragtasche auf dem Rücken getragen und über den Handapparat oder den Kopfsatz betrieben. Der Handfunksatz ist wesentlich handlicher und leichter als sein "großer Bruder", der Tornisterfunksatz.

Das Handheld bildet auch die Basis der Kfz-Funksätze FUS-96B und C. Jeder dieser Sätze besteht aus einem Handheld mit Fahrzeughalterung und einem Verstärker.

Hinsichtlich der digitalen Verschlüsselung und dem Frequenzsprungverfahren (COMSEC und TRANSEC) sind die Funksätze auf Basis des Handheld CNR-710A mit den Funksätzen auf Basis des Sender/Empfängers RT-9101A voll kompatibel. Die technisch bedingten Einschränkungen bei der Datenübertragungsrate und bei den Vocodern gilt es nur bei der Planung von Netzen zu berücksichtigen.

Funksätze auf Basis desHandheld CNR-710A sind demnach

  • der Handfunksatz FUS-96A und
  • die Kraftfahrzeug-Funksätze FUS-96B und C.

Technische Daten:

In Österreich nutzbarer Frequenzbereich: 30 bis 87,975 MHz, 2 320 Kanäle, Kanalraster 25 kHz, 100 Kanäle (beim Handheld zehn Kanäle) voreinstellbar.

Übertragungsart: wahlweise Festfrequenz oder Frequenzsprungverfahren.

Durchgabeart: wahlweise klar oder verschlüsselt.

Ausgangsleistung: digital 0,25 W, 5 W bzw. analog 10 W und mit Leistungsverstärker der Kfz-Funksätze 50 W (Handheld 0,25 W, 1 W, 5 W mit Leistungsverstärker der Kfz-Funksätze 20 W).

Nutzdatenrate: von 150 bps bis zu theoretisch max.115,2 kbps.

Masse: ca. 3 kg (Handheld ca. 1,1 kg).

Fernbedienbarkeit: möglich.

Sprachübertragung: optimiert für digitale Übertragung (interner Vocoder), analoge Übertragung möglich, ebenso Übertragung von Flüstern (Whisper Mode).

Sprachcodierung: Continuous Variable Slope Deltamodulation (CVSD), 16 kbps.

Nutzerschnittstellen: Analogkanal, RS232, LAN, Ethernet.

Rückwärtskompatibilität: Zusammenarbeitsmöglichkeit mit Funkgeräten mit unverschlüsselter frequenzmodulierter Analogübertragung von Sprache (AN/PRC 77, …), dabei funktioniert auch deren Pilotton und Squelch (Geräuschunterdrückung).

Planung und Ausbildung

Wie schon festgestellt, umfasst CONRAD die erforderliche "Software" zur Planung und zum Management von Funknetzen sowie zum Management der dafür erforderlichen (fallweise unterschiedlichen) Verschlüsselung. Neben der Grundfunktionalität zur Planung von VHF-Funknetzen bzw. dem Management des Schlüsselwesens ist in der "Software" erstmals eine weitere für den Anwender entscheidende Funktionalität integriert: ein Instrument zur Vorhersage der Übertragungssicherheit in den geplanten Funknetzen. Dabei handelt es sich um Funkvorhersagen über die Sicherheit von VHF-Funkverbindungen (gut möglich - schlecht möglich - unmöglich). Die in einem Einsatz zu erwartende Sicherheit von VHF-Funkverbindungen ist jedenfalls ein entscheidender Faktor für die Führungsfähigkeit.

Doch je einfacher ein derartig komplexes System wie CONRAD für den Endanwender (Funker usw.) ist, umso aufwändiger sind die dafür notwendigen Planungsarbeiten. Deshalb wurde an der Fernmeldetruppenschule eine auf zwei Lehrsäle aufgeteilte Ausbildungsanlage errichtet. Im Bedienerlehrsaal erfolgt mit Schwergewicht die (gerätespezifische) Schulung der Fernmeldekadersoldaten und im Funkeinsatzlehrsaal die Funkeinsatzschulung. Pro Lehrsaal kann an 15 Ausbildungsplätzen gearbeitet werden. Alle Ausbildungsplätze sind mit der entsprechenden PC-Ausstattung versehen. Außerdem wurden zwei komplett abstrahlungsfreie (simulierte) "Funknetze" errichtet - im Bedienerlehrsaal ein Netz mit 15 Funksätzen und im Funkeinsatzlehrsaal ein Netz mit drei Funksätzen. Aufgrund der Komplexität des VHF-Truppenfunksystems bedarf es einer intensiven Ausbildung der Fernmeldekadersoldaten und des zur Funknetzplanung eingesetzten Fachpersonals. Diese Ausbildungsanlage befähigt die Fernmeldetruppenschule, eine bisher nicht realisierbare Qualität der Funkausbildung sicherzustellen.

Auf einen Blick

Mit dem System CONRAD steht dem Österreichischen Bundesheer und seinen Soldaten ein modernes VHF-Truppenfunksystem zur Verfügung. Dieses entspricht mit seinen Kerneigenschaften - hohe Verbindungssicherheit für Sprach- und Datenverkehr, Einfachheit in der Bedienung der Funksätze und hohe Flexibilität zur raschen Reaktion auf Lageänderungen - allen Anforderungen eines modernen Gefechtsfeldes.


Autor: Amtsdirektor Hauptmann Wolfgang Mund, MBA, Jahrgang 1957. 1977 eingerückt zur Panzerfernmeldekompanie der 3. Panzergrenadierbrigade (Mautern), danach Einjährig-Freiwilligen-Ausbildung an der Fernmeldetruppenschule (Wien) und Milizoffizierslaufbahn. Ab 1981 an der Fernmeldetruppenschule tätig als Lehroffizier Funk, Lehroffizier Fernsprechdienst, S1/2/5, Kompaniekommandant, Lehrstabsgruppenkommandant/Funk und Referent Funk in der Grundlagenabteilung. Absolvent des Universitätslehrganges für Wehrpädagogik und des Lehrganges Universitären Charakters "Bildungsmanagement". Milizfunktionen als Leiter des Fernmeldebetriebes und als Kommandant der Fernmeldekompanie des Militärkommandos Niederösterreich. Seit 2002 Mitwirkung am Projekt CONRAD (verantwortlich für betriebliche Angelegenheiten und Ausbildung).

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