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Embedded Journalists - der Wahrheit näher?

"Embedded journalists" war das neue Modewort in der Medienwelt vor und während des Irak-Krieges. Es bezeichnet Journalisten, die - in die kämpfende Truppe eingebettet und solcherart auch beaufsichtigt - mit dieser Truppe ins Gefecht ziehen. An die 600 Korrespondenten wurden bereits 2002, im Vorfeld der Kriegserklärung der USA gegen den Irak , vorsorglich für diese neue Form der Berichterstattung ausgebildet.

In der Medienwelt besteht immer eine Kluft zwischen der Wahrheit und der Sicht des recherchierenden Journalisten. Der "Kurier" verwies in den täglichen Berichterstattungen über die Operation "IRAQI FREEDOM" mit dem Satz "... im Krieg stirbt zuerst die Wahrheit ..." auf diese Problematik. Nicht nur die Subjektivität des Redakteurs, sondern vor allem die Abhängigkeit der Korrespondenten im Kriegsgebiet vom Informationswillen der kämpfenden Parteien am Gefechtsfeld verfälschen die Wahrheit.

Und wie ist das nun mit der Wahrheit? Um dem Zuseher, Leser oder Zuhörer jene, dem Journalisten auferlegte Wahrheit übermitteln zu können, bedarf es der Sichtweise des Gegners. Die Wahrheit der Militärs, welche manchmal dazu neigen, das Gefecht zu beschönigen, kann nur durch den Kontakt zu Kommunalmedien verifiziert werden. Denn diese nationalen Medien, im Krieg betreut durch einen so genannten Media Operations Officer, kennen die Sichtweise der "anderen Seite".

Hat man in den ersten beiden Golf-Kriegen die Medien aus militärischer Sicht eher außer Acht gelassen, begann man, am Beispiel der NATO-Angriffe gegen das Regime Milosevic, sich mit wöchentlichen Pressekonferenzen den Korrespondenten zu nähern. Eine weitere Stufe der Annäherung erfuhren die Medien im Dritten Golf-Krieg gegen Saddam Hussein. Nicht nur embedded journalists, sondern auch zusätzliche Pressezentren in Kuwait und in Bagdad selbst wurden von den US-Streitkräften installiert.

Nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung" versuchte man, die Angriffe auf den Irak medial zu legitimieren. Doch wie schon im Feldzug gegen Milosevic, gelang das Unterfangen, Medien auf die Seite des Angreifers zu holen, nicht ganz. Während junge, mutige Kriegsberichterstatter von den US-Streitkräften ausgebildet wurden und mit in den Krieg zogen, ließ man honorige, ältere Korrespondenten, die in den Redaktionen das Sagen haben, in Kuwait City, besonders in den ersten Tagen des Krieges, im Presse- und Informationszentrum informationsmäßig aushungern. Die Stimmung unter den Journalisten war gereizt, das Misstrauen gegenüber Armeen wurde bestätigt. Die embedded journalists konnten zu Beginn die Informationsgier jedoch alleine nicht befriedigen. Denn die Sichtweise eines in einer Kampfgruppe eingebetteten Berichterstatters ist zu begrenzt, um ein Gesamtbild der Lage für den Konsumenten am Fernsehgerät zu schaffen.

Es ist wie im Krieg: einen Zwei-Fronten-Krieg kann man selten an beiden Fronten gleichzeitig gewinnen. Eine Spezialisierung auf die embedded journalists ergibt zwar gute Bilder von der Front, jedoch zu wenig Information über das Kriegsgeschehen im Großen. Verlässt sich der Journalist, fern des Gefechtsfeldes, auf die eingerichteten Pressezentren der kämpfenden Parteien, und ist, besonders zu Beginn einer militärischen Operation, die Sicherheit und somit Nachrichtensperre vorrangig, ist er dort auf verlorenem Posten.

Und beiden fehlt noch der besagte Kontakt zu den Kommunalmedien: Weder der honorige Korrespondent im Presse- und Informationszentrum, noch der embedded journalist kommen im Zuge der Kriegswirren in Kontakt mit diesen Kollegen. Die Sichtweise der Berichterstattung ist also stets in eine Richtung verzerrt.

Um den Medien diesen Informationsverlust zu ersparen und das Ansehen der eigenen Streitkräfte zu verbessern, bedarf es auf Seiten der Militärs besserer Schnittstellen zwischen den embedded journalists und den Pressezentren. Die Militärs der Pressezentren müssen in Zukunft gewillt sein, das Erlebte der Truppe, transportiert durch den embedded journalist, politisch und taktisch zu bestätigen oder zu dementieren. Die Journalisten müssen weiterhin an mehreren Fronten kämpfen, um das breite Spektrum eines militärischen Einsatzes medial abdecken zu können. Der Kontakt zu Medienvertretern, welche mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut sind (z. B. Al-Jazeera), ist dabei unumgänglich, für die kämpfenden Parteien jedoch schwer umsetzbar und oft auch nicht erwünscht. Soll ein embedded journalist "Ausgang" erhalten, um abseits der Truppe recherchieren zu können? Würde die eine Seite jemals die Aussagen der anderen Seite bestätigen? Journalistisch ist es ein Versuch, der Realität ein Stück näher zu kommen, doch ob man damit auch der Wahrheit entspricht, bleibt fraglich.

-MM-

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