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Aus der Truppe: Pioniere - Neue Wege in die Zukunft

Seit 1. Dezember 2002 hat das Öster­­reichische Bundesheer mit einer modernen Spitzengliederung neue Wege in die Zukunft beschritten und eine, im Vergleich zur alten Organisation, klare militärische Führungsstruktur eingenommen.

Fast unerkannt wurde parallel dazu in einem zweijährigen Entwicklungsprozess auch die Pioniertruppe reorganisiert, ein modernes Denken und neue Wege in die Zukunft waren auch hier ausschlaggebend. Grundsätzliche Aufgaben, wie Fördern der eigenen Bewegung, Erhöhung der eigenen Standfestigkeit (z. B. Stellungs- und Feld­lagerbau), Hemmen der feind­lichen Bewegungen, aber auch Ka­tas­tro­phen­einsätze, haben sich nicht geändert. Einzig die Erfüllung dieser Aufgaben im Kontext mit internationalen Einsätzen kam verstärkt hinzu. Geändert hat sich die Aufgabenstel­lung des Pioniers hin zur Auftragserfüllung im Kampfeinsatz. Schon bis­her war die Pioniertruppe einer der wichtigsten präsenten Eckpfeiler des Bundesheeres, jedoch fast aus­schließ­­lich für Ka­tas­trophen­ein­sätze sowie als starre Pio­nier­kampf­unterstützung im Inland geeignet. Der Pionier wurde als allgemeiner Baupionier, als "Mädchen für alles" eingesetzt, von der Kampftruppe milde belächelt, von der militärischen Führung als für Ka­tas­trophen­einsätze ausreichend ausgestattet beurteilt. Manpower und Improvisation genügten oft zur Erfüllung von Aufträgen, Pionier­kom­man­danten gaben sich mit ihrem "All­gemein­pionier" zufrieden. Militärpoli­tische (z. B. relevante STANAGs) und militärstra­te­gische Änderungen (z. B. Grund­lagen für KIOP) machten jedoch neue Wege im Denken und Handeln notwendig. Dazu mussten mögliche Aufträge im In- und Ausland in drei Kategorien unterteilt werden:

  • Pionierkampfunterstützung;
  • technische Pionierunterstützung;
  • Pionierspezialdienste.

Die Frage, ob diese neuen Aufgaben vom Pioniertyp alter Art bewältigt werden können, konnte mit einem klaren Nein beantwortet werden. Die Lösung heißt weg vom "All­ge­mein­pionier" und hin zum "Spe­zia­listen­pionier". Eine Neuglie­derung der Pionierbataillone sowie eine moderne Art und Qualität der Zusammenarbeit mit der Kampftruppe sind Bedingung. Durch die STANAG-konforme Vorschrift "Sperrdienst" wurde den neu zu beschreitenden Wegen der Zusammenarbeit be­reits im Vorfeld Rechnung getragen. Nicht zu­letzt das notwendige, flexible Denken und die Bereitschaft zur kurzfristigen Teilnahme an Auslandseinsätz­en werden in Zukunft vorausgesetzt.

Auslandseinsatz und Organisationsplan

"First in - First out" verbunden mit "High Readiness" galt für uns Pioniere bis vor einigen Jahren vor allem für Einsätze gem. § 2 Abs. 1 lit c des WG. Heute gelten diese Schlagworte, wie auch bei der ABC-Abwehrtruppe und den Spezialisten der Son­d­er­­einsatzkräfte, für die gesamte Palette der Auslandsaufgaben. In den Einsätzen seit 1999 wurden öster­rei­chische Pioniere zu Beginn oft nur belächelt und unterbewertet, doch stieg nach einigen Wochen die Akzeptanz ausländischer Kameraden rapide. Das Manko, be­sonders im Auslandseinsatz, ist die schlechtere und zum Teil überhaupt fehlende Geräteausstattung der öster­reichischen Pioniere.

Als eine erste wichtige zukunftsorientierte Ableitung wurde der Or­ganisationsplan der Pionierba­tail­lone neu verfügt. Zum einen wurden neue spezialisierte Pionierelemente für even­tuelle Auslandsaufgaben (z. B. Minenräum- und Kampfmittelbe­sei­tigungszug oder eine Feldlagerbau­einheit) aufgestellt bzw. zur Aufstellung vorbereitet, zum anderen gibt es weiterhin herkömmlich ausbildende Kompanien zwecks Gestellung präsenter Kräfte. Das Österreichische Bundesheer wurde in den letzten Jahren eine Einsatzarmee, die Pionierbataillone sind mit ihrer Organisation und ihrem Denken bereits Einsatzverbände, welche einzig in ihrer Ge­räteausstattung stark nachhinken.

Lösungsmöglichkeiten

Die Pioniertruppe wird diese genannten Aufgabenspektren flexibel und bereitwillig mittragen. Pioniere waren schon bisher Musterknaben an Genügsamkeit mit der Bereitschaft, selbst eine Steigerung der Lebensdauer des Gerätes ins Unerwartbare zu akzeptieren. Einzig jetzt ist der Zeithorizont aus technischer Sicht und damit ein Aufschieben von Entscheidungen für neues Pioniergerät aus auftragsorientierter Sicht (Amphibie, Faltstraßengerät, Autokräne) begrenzt. Dadurch könnte die geforderte Qualität der Auftragserfüllung für Einsätze im In- und Ausland nur mehr zum Teil übereinstimmen. Eine Möglichkeit, dem anzuhelfen, bestünde bei den Pionieren in Form einer Fremdfinanzierung (cost sharing mit den Bundesländern) für Pioniergerät, welches auch für Katastropheneinsätze verwendet werden kann. Die Pioniertruppe ist gut - Investitionen werden sich garantiert rechnen. Probleme in der Personalwerbung sind zum Teil von den Verbänden selbst lösbar. Einzig die Schere zwischen Auftrag und Mittel im materiellen Bereich der Pioniere ist zu schließen. Das Katastrophenjahr 2002 und die militärische Notwendigkeit der Teilnahme von Pionieren bei Auslands- und Inlandsaufgaben sind Anlässe, um von der Politik das zu fordern und auch zu bekommen, was die Pioniere dringend benötigen. Pioniere sind, wie immer, auf neuen Wegen in die Zukunft, stets bereit.

Oberstleutnant Wolfgang Kaufmann

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