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Die Uniformen des Bundesheeres der Zweiten Republik (III)

Der neue Kampfanzug

Nach rund dreißig Jahren Verwendung wird der Kampfanzug 75 des Österreichischen Bundesheeres nun durch ein neues System ersetzt. Der aus moderneren Materialien bestehende neue Kampfanzug ist zweckmäßiger und komfortabler. Ein Modulsystem erleichtert und vereinfacht die Bekleidungsversorgung.

Nach fast dreißig Jahren entspricht der Kampfanzug 75 des Österreichi­schen Bundesheeres in vielen Punkten nicht mehr dem heutigen Stand der Bekleidungstechnik und dem mittel- bzw. westeuropäischen Standard der Kampfbekleidung. Sein Nachfolger, der neue Kampfanzug, ist moderner, zweckmäßiger und komfortabler. Verbessert wurden vor allem

  • die Beweglichkeit der Soldaten auf dem Gefechtsfeld, war doch der Anzug 75/Kampfanzug 75 von Anfang an als (guter) Kompromiss zwischen Ausgangs-, Dienst- und Kampfanzug konzipiert,
  • das Material, denn die vor 30 Jahren modernen Materialien entsprechen nicht mehr dem heutigen Beklei­dungsstandard;
  • der Kälte- und Nässeschutz, der jetzt auch die Ausrüstung schützt sowie
  • das Tragesystem, das nun modernste ergonomische Grundsätze berücksichtigt.

Kurz: Experten des Heeres, darunter Textilfachleute, entwickelten einen neuen Kampfanzug mit einem bequemeren Tragesystem, neuen Rucksäcken und Taschen, einer Kampfweste, wasserdichter Kleidung, besseren Handschuhen, wasserdichter und atmungsaktiver Fußbekleidung sowie einem funktionelleren und leichteren Hüftgurt.

Erprobung, Einführung und Kosten

Nach der umfangreichen Entwick­lungsphase wurde der neue Kampfanzug in den Jahren 2001 und 2002 im In- und Ausland unter fast allen denkbaren Bedingungen getestet. 600 Soldaten - darunter Angehörige von Spe­zial­ver­bänden - unterzogen den neuen Kampfanzug gleichsam einem Härtetest, um die bestmögliche Ausstattung für die Soldaten des Bundesheeres zu gewährleisten.

Getestet wurden nicht nur die Qualität, sondern auch verschiedene Schnit­te, die sich bereits bei fremden Armeen bewährt haben. Aufgrund von Rückmeldungen der erprobenden Truppe erfolgten einige Adaptierungen. Im Juli 2003 erhielt das erste Bataillon, das Jägerbataillon 17, den neuen Kampfanzug, das Jägerbataillon 25 wird im Herbst damit ausgestattet.

Für die beiden Bataillone sind die Kampfanzugjacke für die warme Jahreszeit und die Kampfanzughose noch in einer Zwischenversion ausgeführt. Die Funktionsunterleibchen sind aus Polyester-Spezialfasern anstatt - wie letzt­end­lich entschieden - Polypropy­len. Feld- und Plüschkappe sind noch nicht durch die neuen Kappen ersetzt. Dies hat sich durch die Überschneidung der letzten Erprobungsphase mit der Erstbe­schaf­fung ergeben. Die entsprechende Nachrüstung der beiden Verbände ist im Zuge der nächsten Beschaffung vorgesehen.

2004 soll die flächendecken­de Umrüstung des gesamten Bun­desheeres beginnen. Der Zulauf des Kampfanzuges zu den anderen Verbänden wird schrittweise erfolgen. Priorität haben Soldaten im Einsatz und in der Ausbildung. Ab 2004 werden pro Jahr ca. 10 000 Soldaten damit ausgestattet, bei präsenten Verbänden auch der Milizanteil.

Muster des neuen Kampfanzuges wur­den bereits am 26. Oktober 2002 am Wiener Heldenplatz Zehntausenden Österreichern vorgestellt, die Präsentation in der endgültigen Form erfolgte im Juli 2003. Der neue Kampfanzug ähnelt im Schnitt den bewährten französischen, amerikanischen und schwedischen Kampfanzügen, ist aber moderner.

Schon in den Jahren 2001 und 2002 standen rund 1,1 Millionen Euro für die Erprobung zur Verfügung. Die Inves­ti­tionskosten für vorerst 40 000 Soldaten werden bei rund 40 Millionen Euro liegen.

Das System

Aufgrund der verschiedenen Verwendungen von Soldaten wurden beim neuen Kampfanzug mehrere Module geschaffen:

  • das Grundmodul;
  • waffengattungsspezifische Module (z. B. Infanteriemodul, Mech-Modul, Fliegermodul);
  • Module für bestimmte Bedarfsträger (z. B. Hochgebirgsmodul, ABC-Modul, Schwer-entflammbar-Modul, Tarnmodul, Ballistisches Modul).

Das Grundmodul

Das Grundmodul erhalten alle Soldaten. Die Investitionskosten pro Soldat liegen dabei unter 700 Euro. Zu diesem Modul zählt u. a. der eigentliche Kampfanzug mit

  • Kampfanzugjacke: leicht (65 % Polyester, 35 % Baumwolle),
  • Kampfanzugjacke: schwer (65 % Polyester, 35 % Baumwolle),
  • Kampfanzughose: leicht (65 % Polyester, 35 % Baumwolle),
  • Kampfanzughose: schwer (50 % Polyester, 50 % Baumwolle),
  • Hosengurt: braungrau (wie bei Kampf­anzug 75),
  • Thermojacke (Polyester-Fleece),
  • Thermohose (Oberstoff und Vlies Polyester),
  • Rollkragenleibchen (60 % Polypropylen, 40 % Baumwolle),
  • Stirnband (Polypropylen/Polyester, wasserdampfdurchlässige Membrane im Stirnteil),
  • Nässeschutzjacke (Ober- und Futtermaterial Polyamid mit wasserdampfdurchlässiger Membrane),
  • Nässeschutzhose (Ober- und Futtermaterial Polyamid mit wasserdampfdurchlässiger Membrane),
  • Kampfanzugkappe: leicht (65 % Polyester, 35 % Baumwolle),
  • Kampfanzugkappe: schwer (65 % Polyester, 35 % Baumwolle mit wasserdichter, wasserdampfdurchläs­siger Membrane),
  • Thermomütze (wasserdampfdurchlässige Membrane im Stirnteil),
  • Barett (wie bei Kampfanzug 75),
  • Kampfhelm (wie bei Kampfanzug 75),
  • Kampfhelmüberzug: Sommer (wie bei Kampfanzug 75),
  • Lederhandschuhe: schwarz (wasser­abweisendes Ziegenleder, Wollfutter),
  • Feldfäustlinge (wie bei Kampfanzug 75),
  • Überfäustlinge: wasserdicht (50 % Polyester, 50 % Baumwolle mit integrierter wasserdampfdurchlässiger Membrane, Ziegenlederbesatz für Innenhand und Daumen),
  • Kampfschuhe (Waterproofleder, ledergefüttert, Lederbrandsohle, Hartzellzwischensohle, Profilgummi­sohle),
  • Feldschuhe (wie Feldschuhe: leicht bei Kampfanzug 75).

Zum Grundmodul zählt aber auch die Unterwäsche u. a. mit

  • Unterleibchen (Baumwolle),
  • Unterhose: lang (Baumwolle),
  • Unterhose: kurz (Baumwolle),
  • Wollsocken (60 % Schurwolle, 25 % Viskose, 15 % Polyamid),
  • Funktionsunterleibchen (Polypropylen),
  • Dreiecktuch (Baumwolle).

Ebenso Teil des Grundmoduls ist die Sportbekleidung u. a. mit

  • Trainingsjacke und
  • Trainingshose (wie bei Kampfanzug 75, ein neuer Trainingsanzug ist in Planung),
  • Thermojacke (Polyester-Fleece),
  • Thermohose (Oberstoff und Vlies Polyester),
  • Sporthose: schwarz (70 % Polyamid, 15 % Elasthan, 15 % Polypropylen),
  • Rollkragenleibchen (40 % Baumwolle, 60 % Polypropylen),
  • Stirnband (Polypropylen/Polyester, wasserdampfdurchlässige Membrane im Stirnteil),
  • Sportschuhe (wie bei Kampfanzug 75).

Auch die persönliche Ausrüstung zählt dazu. Zu ihr gehören u. a.

  • Badepantoffel (Kunststoff),
  • Toilettetasche (Polyamid),
  • Trosssack (Polyamid, Fas­sungs­volumen ca. 60 l),
  • Plane (beschichtetes Polypropylen, Größe 2 x 3 m),
  • Reflexgummiband, (3,5 cm breites elastisches Band),
  • Klappspaten (Metall),
  • Rollmatte (wie bei Kampfanzug 75),
  • Einmannkocher (wie bei Kampfanzug 75),
  • Essgeschirr (wie bei Kampfanzug 75),
  • Feldessbesteck (wie bei Kampfanzug 75),
  • Feldflasche: Kunststoff,
  • Feldflaschenbecher (wie bei Kampfanzug 75),
  • Handtuch: groß/klein (Schlingen: 100 % Baumwolle, 150 bzw. 50 cm x 90 cm),
  • Nähset (mit Zwirn, Knöpfen, Nähnadeln, Einfädler und Sicherheitsnadeln),
  • Reinigungsset für Bekleidung,
  • Packsack.

Das Tragesystem ist ebenfalls zentraler Bestandteil der Grundausstattung. Es umfasst u. a.

  • ABC-Schutzmaskentasche (Polyamid),
  • Rucksack (Polyamid),
  • Außentasche: groß (Polyamid),
  • Außentasche: mittel (Polyamid),
  • Außentasche: klein (Polyamid),
  • Feldflaschentasche (Polyamid),
  • Hüftgurt (Polyamid),
  • Hüftgurtträger (Polyamid),
  • Magazintasche (Polyamid),
  • Regenschutzüberzug (Polyamid beschichtet),
  • Spatentasche (Polyamid).

Teile der Bekleidung und Ausrüstung (Unterwäsche, Badepantoffel, Handtücher, Feldflasche, Toilettetasche, Rei­nigungsset, ...) gehen ins Eigentum des Soldaten über. Für weibliche Soldaten sind einige geschlechtsspe­zi­fi­sche Bekleidungsstücke (z. B. Unterwäsche) vorgesehen.

Waffengattungsspezifische Module

Die waffengattungsspezifischen Mo­dule - wie das Infanteriemodul, Mech-Modul, Fliegermodul usw. - ergänzen das Grundmodul. Die Investi­tions­kos­ten pro Soldat betragen z. B. beim Infanteriemodul (einschließlich Grundmodul) knapp 900 Euro. Mit dem Infanteriemodul erhalten Infanteristen zusätzlich zum Grundmodul waffen­gattungsspezifische Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenstände wie

  • Wintertarnjacke (Polyamid),
  • Wintertarnhose (Polyamid),
  • Splitterschutzweste (bei Bedarf aus Pool, Hülle Polyamid, ballistische Einlage hochfestes Aramid),
  • Rucksack mit Schnellabwurfsystem (Polyamid),
  • Handgranatentaschen (Polyamid),
  • Kampfweste (Polyamid),
  • Wintertarnüberzug (Polyamid beschichtet),
  • Kampfhelmüberzug: Winter,
  • Unterziehhaube: schwer entflammbar (wie bei Kampfanzug 75),
  • Schlafsack,
  • Nässeschutzsocken: schwarz (elastisches Dreifachlaminat, wasserdichte, dampfdurchlässige Membrane).

Module für bestimmte Bedarfsträger

Mit den Modulen für bestimmte Bedarfsträger erhalten diese Soldaten Spezialbekleidung und -ausrüstung zusätzlich zum Grund- und waffen­gattungsspezifischen Modul. Die In­ves­titionskosten pro Soldat z. B. beim Modul für hochgebirgsbewegliche Truppen betragen (einschließlich dem Grund- und dem Infanteriemodul) ca. 1 000 Euro. Das Modul für hochgebirgsbewegliche Truppen enthält für die für Alpineinsätze vorgesehenen Soldaten u. a.

  • Thermojacke: alpin (Polyester-Flee­ce mit integrierter wasserdampfdurch­lässiger Membrane);
  • eine zweite Kampfanzughose: schwer,
  • Funktionsunterhose: lang (Polypropylen),
  • Gletscherbrille,
  • Gamaschen,
  • Kraxe,
  • Thermosflasche.

Im ABC-Modul findet sich u. a. der ABC-Schutzanzug. (Obergewebe 50 % Polyester, 50 % Baumwolle, Absorber Aktivkohle in Kugelform, Träger/Futter: Polyester).

Zum Ballistischen Modul gehören Kugelschutzweste und Schutzbrille (Poolbildung, werden nur bei Bedarf ausgegeben).


Autoren: Stabswachtmeister Reinhard Gruber (Projektleiter), Stabswachtmeister Robert Wanjek (Teamleiter neuer Kampfanzug). Beide Lehrgangsteilnehmer des 3. Stabs­unteroffizierslehrganges/II. Semester Wirt­schaftsdienst an der Heeresver­sor­gungsschule.

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