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Die Artillerie im Verbund mit Aufklärungsmitteln (II)

Der Einsatz als "Präzisionswaffe" zur Vermeidung von Kollateralschäden

Eine leistungsfähige, weitreichende Aufklärung im Zusammenwirken mit präziser, intelligenter Munition erlaubt die wirksame Bekämpfung feindlicher Gefechtsfahrzeuge unter größtmöglicher Vermeidung von Begleitschäden bereits auf so weite Entfernungen, dass die Bedrohung für die eigenen Kräfte entscheidend reduziert wird.

Artillerieaufklärungs- und Schießradar

Durch die rasante Weiterentwicklung, vor allem im Bereich der Sensortechnologie, werden die bisher üblichen Ortungsverfahren Licht- und Schallmessung zurückgedrängt. Sie haben jedoch als Ergänzung zu den "modernen" Verfahren weiterhin ihre Berechtigung.

Aus einer größeren Zahl vorhandener Schieß- und Aufklärungssysteme soll hier exemplarisch ein Artillerieortungsradar (AOR) vorgestellt werden:

Die Primärfunktion eines AOR ist das Lokalisieren und Klassifizieren von feindlichen Artilleriewaffen und -einheiten. Mit der Verwendung eines derartigen Aufklärungssystems stehen zumindest die entsprechenden Aufklärungsdaten zur Verfügung, um Ziele mit der geforderten Präzision bekämpfen zu können.

Das schwedische AOR ARTHUR (Artillery Hunting Radar) z. B. verfügt über alle jene Leistungsdaten, die in Bezug auf die Präzision, die Reichweite und die Möglichkeit zur Verfolgung mehrerer Ziele gleichzeitig sämtlichen geforderten Merkmalen eines solchen Systems entsprechen.

Drohnen

Als luftgestützte Aufklärungsmittel kommen auch unbemannte Flugkörper, die so genannten Drohnen, zum Einsatz. Weitere Bezeichnungen dafür sind UAVs (Unmanned Aerial Vehicles) oder RPVs (Remotely Piloted Vehicles). Sie eignen sich besonders für die großräumige, flexible Überwachung und Kontrolle von Waffenlagern, Waffenstillstandsvereinbarungen, entmilitarisierten Zonen, Verkehrsverbindungen u. ä. Diese unbemannten Aufklärungssysteme liefern Lage- und Zieldaten und sind zur Zielvermessung in Bezug auf Position, Größe, Art und Geschwindigkeit befähigt. Die Leistungsfähigkeit erstreckt sich darüber hinaus auf das Orten sowie Analysieren von Zielen. Drohnen können die gewonnenen Daten speichern, sie für eine spätere Auswertung verfügbar machen, bzw. wird durch sie die Übertragung der erfassten Daten an die Bodenkontrollstation nahezu in Echtzeit sichergestellt. Diese Systeme decken zusätzlich zu den bodengebundenen Komponenten den Aufklärungsbedarf mit jener Präzision ab, die erforderlich ist, um Wirkmittel punktgenau zum Einsatz bringen zu können.

Als Beispiele seien hier die Drohne CL-289 und das Kleinfluggerät für Zielortung (KZO) BREVEL erwähnt.

Die Aufklärungsdrohne CL-289

Die Aufklärungsdrohne CL-289 wird zur Lageaufklärung und Zielaufklärung mit Luftbildaufnahmen im Verantwortungsbereich eines Korps oder einer Division eingesetzt. Sie liefert sowohl Grundlagen für die Operationsführung als auch Grunddaten für die Bekämpfung von Zielen in der Tiefe des Raumes. Die CL-289 ist durch das SWORD (System for Allweather Observation by Radar on Drone) allwettertauglich. Nach dem Start ist die Drohne nicht mehr beeinflussbar und fliegt einen vorprogrammierten Kurs in einer Gesamtlänge von rund 400 km. Bei der Bildübertragung ist die Entfernung Drohne - Bodenkontrollstation mit derzeit etwa 70 km limitiert. Nach dem Flug landet die Drohne in einem vorprogrammierten Raum weich an einem Fallschirm.

Die Drohne CL-289 deckt einen Entfernungsbereich bis 150 km Tiefe ab. Die gelieferten Aufklärungsdaten dienen vorrangig dem Truppenführer zur Lageaufklärung, lassen die Bekämpfung von stationären Zielen zu und bilden eine präzise und damit eine begleitschadenvermeidende Grundlage für einen gezielten Munitionseinsatz.

KZO BREVEL

Das Kleinfluggerät für Zielortung wird als unbemanntes Aufklärungsfluggerät eingesetzt. Die Aufklärungsreichweite liegt mit etwa 65 km im gesamten Wirkungsbereich der Rohr- und Raketenartillerie. BREVEL liefert alle Zieldaten in Echtzeit und mit einer Präzision, dass eine Bekämpfung von Zielen ohne Einschießen durchgeführt werden kann. Das Aufgabenspektrum umfasst die Bekämpfung sich bewegender Ziele mit zielsuchender Munition, die Überwachung der Munitionswirkung und den Einsatz zur Lageaufklärung.

Das KZO ist bei nahezu jedem Wetter einsetzbar. BREVEL wird vorprogrammiert, kann aber während der gesamten Mission bis zur Landung durch die Bodenkontrollstation übersteuert werden. Damit die Aufklärungsergebnisse für den artilleristischen Feuerkampf nutzbar gemacht werden können, müssen diese Ergebnisse hohe Anforderungslimits erfüllen. Die klassische Zielmeldung mit den Grunddaten wer, was, wann, wie und wo bedarf einer weiteren Detaillierung. Das Informationsalter der Ergebnisse ist so gering wie möglich zu halten. Die Übermittlung in "Echtzeit" hat daher das Ziel zu sein. Bewegt sich das Ziel, darf das Informationsalter auf keinen Fall älter als fünf Minuten sein, bei quasistationären Zielen maximal fünfzehn Minuten. Die Ziele müssen entdeckt, erkannt, identifiziert, geortet und verfolgt werden können.

Werden diese technischen Aufklärungsmittel genützt, kann das Auftreten von Begleitschäden bei der Bekämpfung militärischer Ziele auf ein Minimum reduziert werden.

Munitionslösungen für die Rohrartillerie

Artilleriegeschütze, Granatwerfer und Raketensysteme haben bisher neben Leucht- und Nebelgeschoßen in erster Linie Sprengmunition verschossen. Dabei besteht das größte Problem darin, das Ziel präzise zu treffen. Das hat in der Vergangenheit zur Entwicklung von Munitionssorten geführt, bei der die hohe Energie des Einzelschusses auf zahlreiche Tochtergeschoße (Submunition) aufgeteilt wird, die über dem Zielgebiet aus einem Trägerprojektil ausgestoßen werden.

Das Ergebnis ist die so genannte Bombletmunition (weitere Bezeichnungen ist "Kanistermunition", in der Schweiz u. in Österreich wird die etwas sperrige Bezeichnung "Hohlladungssprengkörpergranate" verwendet). Diese Munitionsart macht heute bei der Artillerie einen erheblichen Anteil der Munitionsausstattung aus.

Der Trend geht jedoch eindeutig in Richtung Suchzündermunition. Diese Munition unterscheidet sich in Aufbau, Funktion, Wirkung und Komplexität deutlich von herkömmlichen Munitionsarten, insbesondere durch den Einsatz hoch entwickelter Sensoren und der dazugehörigen Signalaufbereitungs- und Signalverarbeitungselektronik. Neben der Entwicklung von Suchzündermunition ist ein weiterer zukunftsweisender Schritt die Entwicklung von endphasengelenkten Geschoßen. Diese Munition sucht Bereiche in der Größenordnung von Quadratkilometern nach Zielen ab. Solche Geschoße besitzen einen Suchkopf, eine Lenkeinrichtung und eine wirkungsvolle Hohlladung. In diesem Fall spricht man von "intelligenter" Munition für die Rohr- und Raketenartillerie.

Grundsätzlich wird in der derzeitigen Munitionsentwicklung von zwei Generationen gesprochen, nämlich - der "halbintelligenten" Munition (erste Generation) und - der "intelligenten" Munition (zweite Generation).

"Halbintelligente" Munition

"Copperhead" (USA)

"Copperhead" (benannt nach einer amerikanischen Giftschlange) ist eine halbautonome, präzisionsgelenkte Munition der ersten Generation. Sie kann mit verschiedenen Gefechtsköpfen bestückt werden. Das "Copperhead"-System besteht aus drei Elementen: dem Geschütz, dem Laserzielbeleuchter und dem Geschoß. Beim Einsatz des "Copperhead"-Geschoßes wird ein halbaktives Ziel-/Suchverfahren angewendet, wobei das Ziel durch einen vorgeschobenen Beobachter mit einem Laser markiert werden muss.

Die Möglichkeit, mehrere Laserfrequenzen zu verwenden, lässt auch die Bekämpfung mehrere Ziele gleichzeitig oder auch die Mehrfachbekämpfung eines Zieles zu. Einzige Voraussetzung bleibt, dass der Beobachter das Ziel durch die Optik seines Zielbeleuchtungslasers anvisiert. Die Mindestbeleuchtungsdauer liegt zwischen drei und fünfzehn Sekunden.

"Krasnopol" (Russland)

Die Artilleriegranate "Krasnopol" ist vor allem zum Verschuss aus der Kanonenhaubitze D-20 und Panzerhaubitze SAU-152 vorgesehen. Die Parallelentwicklung von "Krasnopol"-M lässt auch den Verschuss aus Rohren mit NATO-Kalibern zu.

Die Leistungsdaten und die Einsatzverfahren bei der "Krasnopol" sind ähnlich jener der "Copperhead".

"Intelligente" Munition

"Intelligente" Munition ist in der Lage, ein bestimmtes Ziel aufzufassen, es durch entsprechende Korrekturen seiner Flugbahn zu verfolgen und schließlich direkt zu treffen. Um der Steigerung der Flexibilität sowie der Zielgenauigkeit des Feuers nachkommen zu können, wurde diese Munition sowohl für Rohr- als auch für Raketenartillerie entwickelt.

Für diese neue Munitionsart stellt die Lösung des Problems der Zielerfassung eine erhebliche Herausforderung dar. Aufgabe dieser Munition ist es daher, verschiedenartige, meist sich bewegende Ziele auf dem Boden selbstständig zu erkennen und aufzufassen. Eine Vielzahl zielähnlicher Elemente in der Landschaft und ein heterogener Zielhintergrund stellen allerdings hohe Anforderungen an das Unterscheidungsvermögen der Suchköpfe.

"Intelligente" Munition wird u. a. auch als präzisionsgelenkte Munition (PGM-Precision Guided Munition) bezeichnet, wobei PGM der Oberbegriff für alle Munitionsarten ist, die konstruktionsmäßig für die Bekämpfung eines Punktzieles ausgelegt sind. Damit werden auch die Geschoßstreuung und die Beweglichkeit des Zieles in der Zeit zwischen Zielortung und Geschoßeinschlag kompensiert. Zielsuchende, "intelligente" Geschoße können sich mit Hilfe der eigenen Sensorik und Lenkeinheit direkt ins Ziel lenken. Bei der autonomen präzisionsgelenkten Munition (APGM) der zweiten Generation wird das Ziel vom integrierten Suchkopf selbst gesucht und ausgewählt.

Endphasengelenkte Munition

Ein weiteres Beispiel für die Munition der zweiten Generation ist das Geschoß SADARM (Sense and Destroy Armor) amerikanischer Herkunft, das mit zwei Tochtergeschoßen bestückt ist. Deutschland entwickelte ein vergleichbares Geschoß mit der Bezeichnung EPHRAM (Endphasengelenkte Rohrartillerie Munition). Die Projekte für diese spezielle Munition wurden vorerst zugunsten der GPS-Technologie zurückgestellt.

Suchzündermunition

Die Suchzündermunition wird mit einem Trägergeschoß bis über das etwa ein Quadratkilometer große Zielgebiet verbracht. Nach dem Ausstoß schweben die Tochtergeschoße in einer kontrollierten Dreh- und Sinkbewegung an Fallschirmen zur Erde. Hiebei wird das Zielgebiet von einem fest integrierten Sensor spiralförmig abgesucht. Dieser Sucher besteht meist aus einer Kombination von Infrarot- und Millimeterwellenradarsensoren. Bei einer positiven Zielerfassung und Identifikation wird das Ziel durch eine projektilbildende Ladung zerstört. Diese Geschoße eignen sich zur Bekämpfung von harten und halbharten Zielen (Kampfpanzer, Schützenpanzer). Aufgrund der Genauigkeit dieser Tochtergeschosse und des dadurch geringen erforderlichen Sicherheitsabstandes zur eigenen Truppe kann dieses Geschoß auch bei einer Verzahnung eingesetzt werden. Die tatsächliche Abtastfläche beläuft sich auf eine Größe von etwa zwei Fußballfeldern. Eine der bekanntesten Munitionsarten dieser Kategorie ist SMArt.

SMArt steht für Suchzündermunition Artillerie. Sie kann sowohl stationäre als auch bewegliche Punktziele mit höchster Präzision treffen. Beim Einsatz von SMArt im bewohnten Gebiet ergeben sich deutlich verminderte Kollateralschäden sowohl aufgrund der geringeren Anzahl von Geschoßen als auch wegen des Wirkungsprinzips, da wesentliche Schäden nur an gepanzerten Objekten verursacht werden. Die Funktionsweise von SMArt ist jener von SADARM ähnlich.

Beide Munitionsarten haben ein wesentliches Merkmal: In der Suchphase kommt ihre "Intelligenz" zum Tragen, die selbstständig erkennen lässt, ob ein Ziel falsch (z. B. eine Attrappe) ist oder ob es sich um ein echtes Ziel, z. B. um ein gepanzertes Fahrzeug, handelt.

Das sichere Auffassen eines Zieles bedingt einerseits eine hohe Erkennungsrate, andererseits ist eine hohe Sicherheit gegen das Ansprechen auf Falschziele gefordert. Beide Forderungen stehen zueinander im Widerspruch, sind aber durch die Kombination verschiedener leistungsfähiger Sensoren zu erfüllen.

Die hier vorgestellten modernen Munitionssorten für die Rohrartillerie sind ein weiterer entscheidender Beitrag zur Vermeidung von Kollateralschäden. Die ausgereifte Sensorik erlaubt eine exakte Steuerung des Geschoßes auf ein Ziel hin, auch in einem sensiblen zivilen Umfeld. Nicht zu unterschätzen ist der Effekt der Kosteneffizienz im Vergleich zu einem gepanzerten Fahrzeug und der zu seiner Vernichtung erforderlichen intelligenten Munition sowie der präzisen Bekämpfung von Zielen bis in eine Tiefe von ca. 30 km vor den eigenen Kräften und der damit verbundenen geringeren Gefährdung der Eigenen.

Zukünftige Konzepte

Weiteren Entwicklungen zur Erhöhung der Präzision auch auf große Entfernung sind vorderhand keine Grenzen gesetzt, wobei die Richtung der heutigen Konzepte eindeutig auf ein bestimmtes Ziel weist, die GPS-gestützte Munition (GPS: Global Positioning System).

Die Vorteile der GPS-gesteuerten Munition liegen in folgenden Bereichen:

- der Treffgenauigkeit (10 Meter); - der Reichweitensteigerung durch Gleitflug auf mehr als 45 km; - der Wartungsfreiheit; - der freien Wahl verschiedenerGefechtsköpfe.

Phasen für den Einsatz intelligenter, GPS-gesteuerter Munition:

Zielaufklärung; Missionsplanung; Befehl zur Bekämpfung; Berechnung der Sollflugbahn; Datenübertragung zum Geschoß; Aktivierung der Energieversorgung des Geschoßes; Übernahme der Granate durch die GPS-Steuerung; Gleitflug mit GPS-Navigation; Endanflug mit Präzisionslenkung; Gefechtskopfauslösung.

Verbund von Aufklärung und Artillerieeinsatz

Der Systemverbund von Aufklärung und Artillerieeinsatz besteht aus:

- optronischen Zielortungsmöglichkeiten; - unterschiedlichen Artillerieortungsradarsystemen; - Kleinfluggeräten; - Aufklärungsdrohnen; - einer entsprechenden Munitionstechnologie.

Die Komponente Aufklärung ist die Grundvoraussetzung für einen präzisen Feuerkampf und hat daher im Vordergrund zu stehen. Der Feuerkampf selbst wird als Gefecht der verbundenen Waffen in der gesamten Breite und Tiefe des Verantwortungsbereiches geführt.

Alle relevanten Aufklärungsergebnisse für eine erfolgreiche Zielbekämpfung müssen in den Leistungsdaten jene Qualität aufweisen, die der geforderten Wirkung entsprechen sollen. Das Zusammenführen der Hochleistungssysteme Aufklärung und "intelligente" Munition potenziert den Nutzungs- und Wirkungsgrad.

Mit diesem aktuellen technischen Leistungsvermögen, dem optimalen Einsatz der Elektronik sowie der zeitverzuglosen Daten- und Bildbereitstellung und Bildverarbeitung können die klassischen Einsatzszenarien ohne besondere Lenkungsmechanismen auch auf niedriger Führungsebene bewältigt werden.

Unter Einbeziehung - der Drohnenaufklärung in die Tiefe eines Verantwortungsbereiches, - von KZO bis 65 km Entfernung, - der Satellitenaufklärung, - von Suchzündermunition, - endphasengelenkter Artilleriegeschosse, - von GPS-Empfängern in den Geschoßzündern sowie - eines Führungs- und Feuerleitsystems ist die Aufgabenstellung in allen vorstellbaren Einsatzszenarien erfüllbar und zwar von der Bekämpfung von Flächenzielen bis hin zum Ausschalten von "high value targets".

Zusammenfassung

Die Geschütze und Raketenwerfer der Artillerie sind nach wie vor die klassischen Unterstützungswaffen für die Kampftruppen. Sie sind in der Lage, Feuerschwergewichte zu bilden, diese zu verlegen und in die Tiefe zu wirken. Vor dem Hintergrund geänderter Bedrohungsbilder, Einsatzspektren und knapper werdender Ressourcen geht der Trend eindeutig zur weitreichenden und präzisen Munition. Als eine der neuen Aufgaben gilt es, Spezialziele in noch größerer Entfernung als bisher mit noch höherer Treffwahrscheinlichkeit und weitgehender Vermeidung von möglichen Kollateralschäden auszuschalten.

Die Artillerie als Flächenfeuerwaffe ist mit der vorhandenen, relativ hohen Treffgenauigkeit das Steilfeuerelement ab der mittleren Führung aufwärts.

In bestimmten Einsätzen ist die Streuung bis zu einem gewissen Maß erwünscht. Durch die vorhandenen technischen Potenziale und die Entwicklungsmöglichkeiten wird sich das System Artillerie einem neuen und zusätzlichen Einsatzspektrum, nämlich der Bekämpfung von hochwertigen Zielen, zuwenden. Die vorhandenen Systemkomponenten und der Systemverbund lassen einen glaubwürdigen Einsatz für eine Vielfalt von Aufgaben zu. Im Sinne einer abgestuften Eskalation, der Schonung der Bevölkerung und der eigenen Truppe sowie in Verzahnungssituationen stehen die Aufklärungs- und Wirkungspräzision im Vordergrund. Die zweifelsfreie Zielerkennung und Identifizierung, das Entdecken von Zielen oder auch Zielelementen innerhalb von Gebäuden oder unter emissionsreduzierenden Tarnnetzen ist unabdingbar.

Die Wahl des optimalen Bekämpfungsmodus und die vorgestaffelte Übermittlung von Zielaufklärungsdaten während einer gesamten Mission bis zur zeitverzuglosen Wirkungsmeldung muss gewährleistet sein.

Zu berücksichtigen gilt es, vor allem für sensible Einsatzszenarien, dass die Sinne und das Gehirn des menschlichen Entscheidungsträgers während aller Feuermissionen integriert sind. Dem Bedürfnis des Entscheidungsträgers Mensch, dass er beim Einsatz von Waffen aller Art die Grenzen seines Abstraktionsvermögens durch "Bilder" als Grundlage für jegliche Art von Information und Entscheidung abgedeckt haben will, ist nachzukommen. Alle Kommandanten, die über Waffeneinsätze sowohl in klassischen als auch sensiblen Operationen zu entscheiden haben, bedienen sich neben ihrer Intelligenz und ihrer Ausbildung auch der Technologie. Die Nutzung von Hochtechnologie in den Teilbereichen Aufklärung und Munition und der Umgang mit diesen Mitteln durch die Zentraleinheit "Handelnde Person - Mensch" lassen eine Minimierung von Begleitschäden zu. Unter diesen Gesichtspunkten sei auch festgehalten, dass ein Kollateralschaden (nach dem Völkerrecht) als ein ungewollter, aber zur Umsetzung eines legalen militärischen Auftrages unvermeidbarer Nebenschaden gilt, und - soweit verhältnismäßig - unter dem Begriff "Schädigungsrecht" zu subsumieren ist. Diese auftretenden Schäden haben unter dem Gesichtspunkt der notwendigen Güterabwägung zu stehen. Die militärische Notwendigkeit zur Erreichung eines gesteckten Zieles hat im Einklang mit der gesetzlich vorgeschriebenen Schonung von Zivilpersonen und Zivilobjekten nach dem Kriegsvölkerrecht zu stehen.

___________________________________ ___________________________________ Autor: Oberst Rainer Karasek, Jahrgang 1953. 1975 Ausmusterung als Artillerieoffizier zur Brigadeartillerieabteilung 5; Verwendung als 1. Offizier, Batteriekommandant und in verschiedenen Stabsfunktionen. Ab 1979 Dienstverrichtung im Stab des Landwehrstammregimentes 52; u. a. als stellvertretender Regimentskommandant. Kommandant des Sicherungsbereiches Ost beim Sicherungseinsatz 1991. 1993 bis 2003 Kommandant des LWSR 52 bzw. des Artillerieregimentes 1. Seit April 2003 Kommandant der Artillerieschule und Waffenchef der Artillerie.

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