Bundesheer Bundesheer Hoheitszeichen

Bundesheer auf Twitter

Psychologie: Grundhaltung in der Kommunikation

Key Leader Engagement (KLE), Field Human Intelligence (FHT), Psychological Operations (PSYOPS), Civilian-Military Co-operation (CIMIC) - in all diesen militärischen Arbeitsfeldern spielt die Qualität der Kommunikation eine entscheidende Rolle. Die Erfüllung des Auftrages steht und fällt mit der Qualität der Kommunikation zwischen den jeweiligen Gesprächspartnern. Das Mittel dafür ist in erster Linie das persönliche Gespräch, aber auch die Kommunikation über Massenmedien wie Zeitung, Radio, Fernsehen und Internet.

Aus psychologischer Sicht gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen der Kommunikations- und der Beziehungsqualität der Kommunikationspartner: Je besser die Beziehungsqualität, umso besser ist die Kommunikationsqualität. Beziehungen entstehen durch Kommunikation, werden durch diese verändert und beendet.

Gute zwischenmenschliche Beziehungen sind durch Sympathie und Vertrauen gekennzeichnet. Vertrauen und Sympathie entsteht durch die Wahrnehmung von Ähnlichkeit ("Gleich und Gleich gesellt sich gern"). In guten Beziehungen gibt es mehr wahrgenommene Ähnlichkeiten (Übereinstimmungen) als Verschiedenheiten (Gegensätzlichkeiten). Der Eindruck von Ähnlichkeit und damit von Sympathie entsteht durch ähnliches Verhalten und damit durch ähnliche Kommunikation.

Zwei Personen, die gut miteinander kommunizieren und dabei eine gute Beziehung zueinander haben, wirken so, als ob einer den anderen in seinem Verhalten "spiegeln" würde. In allen Kulturen gibt es Rituale für "gespiegelte" Verhaltensweisen: einander grüßen, das Glas erheben, einander zuprosten, gleichzeitig niedersetzen/aufstehen. Diese gute Beziehung, die hier in der Kommunikation entsteht, nennt man in der Psychologie "Rapport" (bezeichnet eine aktuell vertrauensvolle, von wechselseitiger empathischer Aufmerksamkeit getragene Beziehung, d. h. den guten Kontakt zwischen zwei Menschen).

Rapport ist eine wesentliche Vor­aussetzung für die Führung, für die Beeinflussung von Entscheidungsfindung und damit von Verhaltensweisen anderer Menschen. Da "Spiegeln" die Voraussetzung für Rapport ist, lautet die Empfehlung für eine erfolgreiche Beeinflussung über die Kommunikation: "Spiegeln und Führen" (Pacing and Leading).

In Anlehnung an unsere militärische Sprache könnten wir "Spiegeln und Führen" als die operative Ebene der Kommunikation bezeichnen. Hier geht es um die Form, um die Art und Weise der Kommunikation, sowohl verbal als auch nonverbal. Auf der taktischen Ebene der Kommunikation geht es um den Inhalt, um die Worte, die wir in der Kommunikation verwenden. In der strategischen Ebene der Kommunikation geht es um unsere innere Grundhaltung, Einstellung, Überzeugung, in gewisser Weise auch um unsere Vorurteile unserem Gesprächspartner, dem Thema und der Situation gegenüber. Diese Grundhaltung ist in der Gesprächstherapie für gute Beziehungen und damit für eine gute Kommunikation mit drei "Variablen" beschrieben:

Kongruenz (Authentizität, Echtheit)

Die erste Voraussetzung für eine erfolgreiche Kommunikation ist, sich selbst und dem Gesprächspartner gegenüber echt und ehrlich zu sein. Das zu sagen, was man denkt, und das zu tun, was man sagt. Natürlich kann Täuschung ein Mittel der Kommunikation sein. Tatsache ist aber: Wenn der Gesprächspartner die Täuschung bemerkt, ist das Vertrauen verspielt.

Empathie (Einfühlungsvermögen)

Die zweite Voraussetzung ist die Fähigkeit, sich die Situation so vorstellen zu können, als ob man an der Stelle des Gesprächspartners wäre. Wichtiger Punkt dabei: Zu verstehen, warum jemand etwas tut, bedeutet nicht, es gut zu heißen. Ich kann z. B. verstehen, warum jemand in einer schwierigen Lebenssituation mehr Alkohol trinkt, als ihm gut tut - das bedeutet aber nicht, dass ich es gut heiße. Professionelle Kommunikation erfordert eine klare Unterscheidung zwischen Einfühlungsvermögen und Mitleid (selbst genauso zu fühlen und zu leiden wie der andere). Einfühlungsvermögen ist ein Kennzeichen professioneller Kommunikation, Mitleid ist (im professionellen Kommunikations-Kontext) ein Risikofaktor für Burnout.

Akzeptanz (Respekt, Wertschätzung)

Die dritte Voraussetzung ist die Fähigkeit, all das, was wir in der Kommunikation erfahren und was uns persönlich nicht gefällt, grundsätzlich neutral, nüchtern und sachlich (ohne zu werten) besprechen zu können. Natürlich hat hier jeder professionelle Kommunikator seine persönliche Grenze im Hinblick auf das, was er akzeptieren und respektieren kann. Wichtig ist aber, sich auch hier bewusst zu sein: Wenn Respekt nicht mehr möglich erscheint, gibt es auch kein Vertrauen mehr.

Mag. Dr. Günter J. Engel, ObstdhmfD

Eigentümer und Herausgeber: Bundesministerium für Landesverteidigung | Roßauer Lände 1, 1090 Wien
Impressum | Kontakt | Datenschutz | Barrierefreiheit

Hinweisgeberstelle