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Seil, Gurt und Absturzsicherung im Österreichischen Bundesheer

Die Bedeutung von persönlichen Schutzausrüstungen wächst, vor allem, wenn es darum geht, die eingesetzten Soldaten vor Gefahren an Leib und Leben zu schützen. Damit kann jeder Einzelne sein Hauptaugenmerk noch besser auf die militärische Aufgabe richten. Im Bundesheer wird derzeit ein neues Seil- und Gurtzeug eingeführt.

Geschichte

Zahlreiche Einsatzorganisationen beschäftigen sich aufgrund ihrer Aufgabenstellung mit Seilen und entsprechendem Gurtzeug. Aber schon früher, vor unserer Zeit, war der Umgang mit Seilen und Knoten ein Thema. Für unterschiedliche Zwecke verwendeten bereits die alten Griechen, Römer und Ägypter Seile und komplizierte Knoten, die Anwendung reichte vom Brückenbau über die Chirurgie bis zur Hexerei.

Seile gehörten längst schon zum alltäglichen Handwerkzeug, als mit Aufzeichnungen begonnen wurde. Knoten sind älter als die schriftliche Überlieferung der Menschheit. Seile in Verbindung mit Knoten sind sicher etwas Geschichtsträchtiges. So datieren Wissenschafter ein Stück eines Fischernetzes, das 1923 in einem Torfmoor Finnlands gefunden worden ist, etwa auf das Jahr 7 200 vor Christi Geburt. Dessen Knoten, die zum Teil heute noch gebräuchlich sind, zählen zu den ältesten bisher gefundenen. Es gibt Hinweise darauf, dass Höhlenbewohner bereits Kreuz- und Weberknoten kannten.

Seile und Gurte gehen heute im Österreichische Bundesheer weit über den Bereich des Rettungs- und Bergedienstes hinaus, wahrscheinlich findet keine Waffengattung ohne Seil- und Gurtzeug ihr Auslangen.

Auch im zivilen Bereich ist es so, dass das Retten und Bergen nicht Sache einer einzelnen Institution, z. B. Feuerwehr oder Rotes Kreuz, sondern vielmehr Aufgabe einer ganzen Kette von Organisationen ist. Im Katastrophenfall wird es darauf ankommen, dass die einzelnen Organisationen optimal miteinander operieren und jede Organisation in ihrer Hauptaufgabe die Lage beherrscht.

Das Retten und Bergen hat im Bundesheer, insbesondere bei der ABC-Abwehr-Truppe (ABCAbwTr), eine lange Tradition; die Wurzeln sind bereits in der Geschichte der Luftschutztruppe zu finden. So gibt es heute in der ABCAbwTr Gruppen und Züge, deren Hauptaufgabe es ist, Rettungs- und Bergeeinsätze in- und außerhalb von kontaminiertem Gelände durchzuführen.

Das Haupteinsatzgebiet dieser Organisationselemente wird sicher nicht das hochalpine Gelände sein, sondern jenes, wo es aufgrund von militärischen Einsätzen (Flugzeugangriff, Terrorangriff usw.) zum Einsturz von Gebäudekomplexen gekommen ist. Diese Elemente sind auch in der Lage, bei Elementarereignissen außergewöhnlicher Art (Erdbeben, Gasexplosion usw.) wirksam zu werden.

Bis 1996 gab es in der Rettungs- und Bergegruppe als Standardausrüstung ein Stück 5-Punkt-Sicherheits- und Rettungsgeschirr, heute als Auffanggurt bezeichnet, und 14 Stück K-Gurt (Feuerwehrgurt).

Seit geraumer Zeit ist allgemein bekannt, dass bei Absturzgefahr ein K-Gurt nicht ausreicht, sondern dass es dazu eines Auffanggurtes bedarf. Bei einem Sturz in die Sicherung belastet der K-Gurt den menschlichen Körper punktuell an einer äußerst schwachen Stelle, schwere Wirbelsäulenverletzungen können die Folge sein.

Im Jahr 1996 kam es immerhin zur Einführung der 1994 gemeinsam mit der Pioniertruppe erprobten Absturzsicherungsgerätesätze (sechs Sätze je Rettungs- und Bergegruppe), damals eine doch wesentliche Verbesserung der Ausrüstung. Doch die Ernüchterung ließ nicht lange auf sich warten, sehr bald kam es zu einer Verwendungsbeschränkung, ja teilweise sogar zu einem Verwendungsverbot, da die neu eingeführten Teile sicherheitstechnische Mängel aufwiesen.

Aufgrund der Rechtslage und des Marktangebotes arbeiten gegenwärtig auch international militärische und nicht-militärische Einsatzorganisationen an der Neustrukturierung der Seil- und Gurtzeugausrüstung für Rettungs- und Bergetätigkeiten aus der Höhe und aus der Tiefe.

Grundsatzüberlegungen für die Neukonzipierung

Vor Beginn der Arbeiten an einem neuen Konzept für die Ausrüstung des Bundesheeres mit Seil- und Gurtzeug müssen folgende Grundsatzüberlegungen angestellt und alle sich daraus ergebenden Fragen beantwortet sein:

- Was bedeutet Sicherheit?

- Wie kann die Sicherheit beim Erlernen, Üben und natürlich im Einsatz möglichst hoch angesetzt werden?

- Kann ein optimaler und effizienter Rettungs- oder Arbeitseinsatz ohne wesentliche Behinderung durch die persönliche Schutzausrüstung durchgeführt werden?

- Bedeutet der Einsatz einer persönlichen Schutzausrüstung eine Verbesserung der Sicherheit, und sind die technischen Schutzmaßnahmen soweit praktikabel bzw. kann dadurch ein angemessener Schutz gewährt werden?

- Tritt durch die Art der Sicherung bei der Arbeit nicht eine Behinderung auf?

Beim bisher eingesetzten Gerät wurden diese Fragen im Wesentlichen damit beantwortet, dass sich der Abzuseilende selbst aktiv abseilt und dabei durch eine zweite, unabhängige Sicherung, die durch einen Sicherungsmann aktiv zu bedienen ist, gesichert wird. Beim neuen Gerät wird der Abzuseilende grundsätzlich nur mehr passiv durch einen Bedienungs- und einen Sicherungsmann abgeseilt. Die Sicherung wird dabei bei Fehlbedienungen selbsttätig wirksam.

Ausschlaggebende Überlegungen

Das Vorhandensein einer zweiten unabhängigen Sicherung (Redundanz) bedeutet die doppelte Menge an Seilwerk. Das Vorhandensein eines zweiten Sicherungsseiles stellt eine zusätzliche Fehlerquelle dar. Doppelte Seile, Anschlag- und Verbindungsmittel bedeuten auch eine Verdoppelung der Kontrolltätigkeiten im Rahmen der Dienstaufsicht. Die beiden Seile können sich durch unvorsichtige Bewegungen oder Verdrehungen kreuzen und in weiterer Folge auch gegenseitig abschneiden. Es ist nahezu unmöglich, dass beide Seile gleichmäßig gespannt sind. Eine Schlaffseilbildung muss möglichst gering gehalten werden, damit ein Sturz ins zweite Seil aus nur geringer Höhe erfolgt. Speziell in der Übungsphase ist die Gefahr einer Verwechslung der beiden Seile nicht auszuschließen.

Im Einsatz ist diese zweite unabhängige Sicherung nicht mehr vorgeschrieben. Dies führt zu einer Verunsicherung (Stress), da sich die Einsatzsituation plötzlich von der Ausbildungssituation unterscheidet ("fehlt da nicht etwas?").

Zum Auffangen ist es erforderlich, dass der Sicherungsmann eine aktive Handlung setzt. Je nach Aufmerksamkeit führt dies zu einem mehr oder weniger großen Sturzweg (Zeit, bis die aktive Handlung gesetzt wird, das Seil sich spannt und der Auffanggurt sich setzt). Damit ergibt sich bei einer Reaktionszeit von einer Sekunde ein Sturzweg von fünf Metern; bei gut trainierten Personen und erhöhter Aufmerksamkeit (Reaktionszeit 0,5 s) ein Sturzweg von 1,25 m (Fallhöhe = g/2 x t²). Ist die Sicht des Sicherungsmannes dabei durch das Tragen des Schutzanzuges 90 und schwerer Atemschutzgeräte eingeschränkt, muss mit einer entsprechend verlängerten Reaktionszeit gerechnet werden.

Aus Sturzversuchen und Messungen ist bekannt, dass bei Stürzen von drei Metern, je nach Sturzfaktor und verwendetem Material, bereits Fangstöße von über 10 kN (Kilonewton) auftreten. Die Belastungsgrenze der Wirbelsäule liegt dagegen bei nur etwa 6 kN.

Beim neuen Gerät gibt es im klassischen Sinne keine Reaktionszeit, da dieses System bei einem Sturz automatisch eingreift und stoppt. In der Praxis ergeben sich damit Sturzwege von maximal 0,5 m und Fangstöße von ca. 4 kN.

Bei allen Grundsatzüberlegungen galt es dabei, Erfahrungen aus dem Alpinbereich zu berücksichtigen. Trotzdem müssen im Bereich der persönlichen Schutzausrüstung komplett selbstständige Lösungen erarbeitet werden, die vor allem auf in Tabellen angegebenenen, grundlegenden Unterschieden beruhen.

Sicherheitstechnische Darstellung

Das Sicherheitsniveau der derzeitigen Seil- und Gurtzeug-Ausrüstung der Rettungs- und Bergegruppe ist dem neuen Gerät gegenüberzustellen. Als Hilfsmittel wird eine Risikoanalyse eingesetzt. Ziel einer Risikoanalyse ist es, mehr Transparenz in den Entscheidungsablauf zu bringen. Das Risiko wird dargestellt durch die Schwere des möglichen Schadens mal der Wahrscheinlichkeit des Eintritts dieses Schadens. Dabei ist unter Schwere des Schadens die Schwere einer Verletzung zu verstehen.

Vorbemerkungen zur Risikoanalyse

Die Gefährdungen sind am ehesten mit dem Betrieb auf Baustellen vergleichbar. Laut Unfallstatistik der AUVA erleiden pro Jahr zehn Prozent der Bauarbeiter einen Arbeitsunfall, wobei 33 Prozent der Arbeitsunfälle auf Stürze zurückzuführen sind. Dabei ist die Altersgruppe bis 25 Jahre um 50 Prozent stärker gefährdet als der Durchschnitt.

Bei den Anwendern im Bundesheer kommen noch die typisch militärischen Einsatzgefahren sowie bei Rettungs- und Bergekräften die Gefahren durch Vertrümmerungen, Verbrüchen usw. hinzu.

Alle Tätigkeiten sollen bei der Ausbildung, bei Übungen und im Einsatz gleich ablaufen. Die Risikoanalyse wird für die Arbeitsschritte Erkunden und Errichten einer Verankerung, Zubringen des Arbeitsgerätes, Einhängen und Abseilen eines Verletzten sowie Abbau und Ausbringen des Gerätes durchgeführt. Dabei wird das Risiko mit dem derzeitigen Gerät dem Risiko mit dem neuen Gerät gegenübergestellt.

Risikoanalyse

Die Risikoanalyse in der unten angeführten Tabelle bedeutet, dass die Gefährdung des eingesetzten Personals mit der Verwendung des neuen Gerätes auf ein Drittel sinken wird. Dem volkswirtschaftlichen Schadensprinzip nach werden dabei Schwerverletzte mit 150 000 Euro, Tote mit 700 000 Euro und dauernd Pflegebedürftige mit 30 000 Euro pro Pflegejahr bewertet. Ein Restrisiko wird aber auch bei optimaler Schutzausrüstung verbleiben. Mit den neuen Seil- und Gurtzeugsätzen kann das Risiko aber so minimiert werden, dass ein schwerer Unfall nahezu ausgeschlossen werden kann (Ausnahme: grobe Fahrlässigkeit).

Erläuterungen zur Risikoanalyse

Sicherheit nach dem alten, eingeführten und derzeit angewandten System heißt, dass im Ausbildungs- und Übungsbetrieb beim Auf- oder Abseilen einer Person eine zweite, unabhängige Sicherung (Redundanz) vorgeschrieben ist.

Schwere des möglichen Schadens - Schwere der Verletzung

Je nach Anseilart, Sturzhöhe, Sturzfaktor und möglicher Abwehrhandlung kann es zu verschiedenen Verletzungen kommen (nicht zu vergessen ein möglicher Aufprall auf Mauern oder auf anderen Bauteilen). Verletzungen reichen dabei von leichten äußeren Verletzungen (Abschürfungen, Prellungen) über schwere innere Verletzungen (Knochenbrüche, Wirbelsäulenschäden) - bis zum Tod (bei entsprechend heftigem Aufprall).

Im schlimmsten anzunehmenden Fall, wenn eine Abwehrhandlung (Festhalten oder Hineingreifen ins Seil) nicht möglich ist, können Fersen und Hinterkopf zusammenschlagen. Weiters werden durch Verrutschen des Haltegurtes extreme Abschürfungen im Bereich des Brustkorbes verursacht, was vor allem bei Frauen schwere Verletzungen verursacht.

Weiters besteht die Gefahr, dass sich während des Sicherns oder Abseilens ein Karabiner öffnet. Beim bisherigen System werden Karabiner ohne Schraubsicherung verwendet, beim neuen System gibt es natürlich nur mehr Karabiner mit Schraubsicherung.

Als Gefährdungsgrade werden definiert:

1: Wirksamwerden eines Auffangsystems; 2: Auspendeln im Auffangsystem, leichte Abschürfungen durch Bauteile; 3: Sturz ins Auffangsystem mit leichten Prellungen durch Bauteile; 4: Sturz ins Auffangsystem mit schweren Prellungen durch Bauteile; 5: Sturz ins Auffangsystem mit schweren Verletzungen.

Projektablauf

Das konkrete Projekt Seil- und Gurtzeug/neu wurde auf Vorschlag des damaligen Amtes für Wehrtechnik und der ABC-Abwehrschule (ABCAbwS) durch das Bundesministerium für Landesverteidigung 1999 gestartet. Ziel war es, den gesetzlich geforderten Standard zu erreichen und gleichzeitig eine Vereinheitlichung und Reduktion der in den eingeführten Gerätesätzen verwendeten Bestandteile anzustreben. Damit ist einerseits eine Vereinfachung der Logistik und der Ausbildung verbunden und andererseits steigt die Handhabungssicherheit beim Anwender.

In den Jahren 1999 und 2000 wurden die Teile für die Mustersätze beschafft, sowie bereits beim Bundesheer eingeführte Teile für die Satzbildungen zugewiesen. Parallel dazu begann die technische Erprobung. In deren Rahmen wurden auch die Anwendungsgrundsätze und Anwendungsrichtlinien für die einzelnen Sätze und das Zusammenwirken der verschiedenen Sätze entwickelt. 2002 konnte dann die Truppenerprobung vorgenommen werden. Dafür wurde Kaderpersonal von vier verschiedenen Truppenkörpern eine Woche lang an der ABCAbwS geschult. Diese Truppenkörper erhielten dann die komplette Ausrüstung einer Rettungs- und Bergegruppe für die Dauer von zwei Wochen und wurden zu Beginn und Ende der Erprobungszeit von der ABCAbwS unterstützt. Die Auswertung der Truppenerprobung im Jahr 2003 bestätigte alle grundsätzlichen Überlegungen.

Nachgebessert musste allerdings bei der Konfiguration der Universalsäcke werden. Auch für die Trageweise des Seil- und Gurtzeugsatzes/Mann am Körper ist noch keine befriedigende Lösung gefunden. Mehrere mögliche Alternativen wurden mit der Heeresbekleidungsanstalt entwickelt und deren Erprobung schon zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Beitrages -hoffentlich positiv - abgeschlossen.

Mit Ausnahme dieser beiden Probleme waren alle technischen Beschaffungsunterlagen bis Anfang 2004 fertiggestellt und das Projekt durch die Abteilung Strukturplanung für die Beschaffung freigegeben. Der Arbeitsaufwand für das Projekt betrug bisher ca. 950 Manntage. Die Beschaffung liegt jetzt in den Händen der Abteilung Fahrzeuge, Gerät und persönliche Ausrüstung der Rüstungsdirektion und des Amtes für Rüstung und Wehrtechnik.

Verwendungszweck und Satzzusammenstellungen

Die persönliche Schutzausrüstung gegen einen Absturz muss nach dem Bundes-Bedienstetenschutzgesetz überall dort eingesetzt werden, wo sich Personen an einem Anschlagpunkt so sichern müssen, dass ein Sturz entweder verhindert oder sicher aufgefangen werden kann. Dabei unterscheiden sich solche Systeme vom Alpingerät dadurch, dass die zutreffenden gesetzlichen Regelungen und technischen Normen wesentlich detailliertere Vorgaben vorsehen. Die persönliche Schutzausrüstung gegen einen Absturz muss auch geeignet sein, dass sie hauptsächlich im urbanen Umfeld und von jedem Anwender selbstständig eingesetzt werden kann.

Die Schutzausrüstung findet vorwiegend in folgenden Bereichen Verwendung:

- bei der Pioniertruppe (an Baustellen), - bei Rettungs- und Bergekräften (ABCAbwTr, Flughafenfeuerwehren, Grubenwehren), - bei der Luftraumüberwachung und im Heeres-Nachrichtenamt (zum Maststeigen), - bei den Heeresgebäudeverwaltungen, bei Seilbahnen (für Wartungstätigkeiten) und - beim Jagdkommando (für Spezialeinsätze).

In einem Baukastensystem werden aus insgesamt 49 Einzelgegenständen sieben Ausrüstungssätze als Module gebildet, die bedarfsorientiert für alle Anwendungsgebiete zusammengestellt werden können. Für Spezialsituationen, wie Personenrettung aus Seilbahnen, Grubenwehreinsätze unter Tag usw. werden spezifische Ergänzungen vorgenommen. Besonderer Wert wurde darauf gelegt, dass der persönliche Auffanggurt in einer Einheitsgröße vorgesehen wird und zu allen Uniformen, inklusive zur neuen Rettungs- und Bergeschutzausrüstung und zum ABC-Schutzanzug 90 getragen werden kann. Selbstverständlich ist das Tragen des Auffanggurtes auch mit den Pressluftatmern und den Sauerstoff-Langzeitatmern möglich.

Vorgesehene Ausrüstungssätze

Seil- und Gurtzeugsatz/Mann

Ausrüstungssatz mit persönlicher Schutzausrüstung gegen Absturz für Personen, die an absturzgefährdeten Stellen arbeiten müssen: Dieser Satz ist Voraussetzung, um mit anderen Seil- und Gurtzeugsätzen arbeiten zu können. Hauptbestandteile: Auffanggurt, Schlauchbandschlinge, Halteseil, Karabiner, Abseilachter und Prusikschlingen.

Abseilsatz

Ausrüstungssatz zum Betreiben einer Abseilstelle mit hoher Kapazität bis 30m Höhe oder Tiefe. Hauptbestandteile: Abseilgerät, Kernmantelseile, Schlauchbandschlingen, Handgriffklemmen, Auffanggeräte, Karabiner, Dreiecks-Rettungstuch, Rollenbock.

Auffangsatz

Ausrüstungssatz zum seiltechnischen Arbeiten an absturzgefährdeten Stellen bis 30 m. Hauptbestandteile: Kernmantelseil, Schlauchbandschlingen, Auffanggeräte, Karabiner.

Steigseilsatz

Ausrüstungssatz zum Steigen in die Höhe an absturzgefährdeten Stellen bis 30 m. Hauptbestandteile: Steigseilgehänge, Kernmantelseile, Karabiner.

Flaschenzugsatz 150 m

Ausrüstungssatz zum Betreiben einer Aufseilstelle bis 30 m. Hauptbestandteile: Flaschenzug, Schlauchbandschlingen, Handgriffklemmen, Dreiecks-Rettungstuch, Umlenkrollen, Seilbremse, Karabiner, Rollenbock.

Flaschenzugsatz 50 m

Ausrüstungssatz zum Errichten einer oberen Verankerungsstelle (gemeinsam mit einem Dreibein) sowie zur Zweitverwendung zum Betreiben einer Aufseilstelle bis zehn Meter. Hauptbestandteile: analog Flaschenzugsatz 150 m.

Seilbahnsatz

Ausrüstungssatz zum Errichten einer Behelfsseilbahn mit einer Seillänge bis 60 m. Hauptbestandteile: Stahlseil mit Laschenklemmen, Umlenkrollen, Schlauchbandschlingen, Erdanker.

Ergänzungen

Werkzeug- und Befestigungsmittelsatz

Ausrüstungssatz mit Werkzeugen und Befestigungsmaterialien zur Schaffung von Anschlagpunkten. Hauptbestandteile: Akku-Bohrhammer, diverse Bohrer, Dübel und Schwerlastanker.

Seil- und Gurtzeugprüfersatz

Ausrüstungssatz mit Mess- und Prüfmittel sowie Kleinwerkzeug und Kennzeichnungsmaterial für Seil- und Gurtzeugprüfer von persönlicher Schutzausrüstung gegen einen Absturz: Dieser Satz soll mittelfristig allen Seil- und Gurtzeugprüfern verfügbar gemacht werden, wobei aufgrund der großen Anzahl an Prüfern eine persönliche Zuweisung wahrscheinlich nicht möglich sein wird.

Sanitätsgerät

Die angeführte Sanitätsgeräteausstattung ist für die Rettungs- und Bergegruppen vorgesehen: Bergetrage mit Gurtgehänge, Schaufeltrage mit Vakuummatratze, Stollentrage, Krankentragenfahrgestell. Diese Geräte sind nicht in einem Satz zusammengefasst, sondern wurden nach dem verfügbaren Platz auf die Fahrzeuge der Rettungs- und Bergegruppe aufgeteilt.

Konsequenzen für die Ausbildung und Anwendung

All jene, die glauben, dass mit der neuen Ausrüstung die Ausbildung nicht mehr notwendig sein wird oder die Ausbildungszeit verkürzt werden kann, müssen leider enttäuscht werden. Da es sich um Geräte für den Einsatz und zur Menschenrettung handelt, ist ein ständiges Üben unabdingbar. Die Ausbildung sowie das ständige Training mit dem Gerät sind und bleiben wesentliche Faktoren, um im Einsatz den Auftrag erfüllen zu können. Der Erfolg einer Rettungsaktion hängt nicht nur vom raschen Eingreifen ab. Das beste Gerät ist nutzlos, wenn die Ausbildung nicht so durchgeführt wird, dass dieses Gerät auch unter extremen Bedingungen (Gefahren an der Einsatzstelle) sicher eingesetzt werden kann.

Überlegungen zur Sicherheit in der Ausbildung

Um die Sicherheit in allen Stufen der Anwendung zu gewährleisten, ist eine doppelte Kontrolle in Form des Vier-Augen-Prinzips vorgesehen. Das Prinzip besagt, dass zusätzlich zur Dienstaufsicht jeder, der einen sicherheitsrelevanten Arbeitsschritt abgeschlossen hat, anschließend von einem Kameraden überprüft wird.

Einschulung

Eine Einschulung aller Anwender ist unumgänglich. Einige Punkte werden ganz neue Gewichtungen bekommen, nämlich die Überprüfungen der Geräte nicht nur vor und nach jeder Verwendung, sondern auch die jährlich wiederkehrende aufzeichnungspflichtige Überprüfung (JWAÜ). Es wird ein Umdenken im Bereich der Sicherheitstechnik erfolgen müssen.

Das Vier-Augen-Prinzip, keine zweite unabhängige Sicherung mehr, das Ausbilden, so wie wir im Einsatz bzw. bei der Arbeit an absturzgefährdeten Stellen vorgehen, ja sogar die Bezeichnungen und die Fachsprache werden sich teilweise ändern. Eines darf jedoch nicht geschehen: Das Vermischen des "Systems alt" mit dem "System neu". Die Qualität der gesamten Truppe wird wachsen, wenn wir uns in diese Richtung gemeinsam verändern. Wir müssen das ausbilden, was wir im Einsatz tun. Bei einsatznaher Ausbildung wird der Erfolg nicht ausbleiben.

Beschaffung und Einführung

Die Steigerung der Sicherheit von Heeresangehörigen hat grundsätzlich hohe Priorität. Dennoch können aufgrund der Budgetsituation und der Arbeit der Projektgruppe "Management ÖBH 2010" derzeit keine konkreten Aussagen über den Zeitplan der Einführung getroffen werden. Die Beschaffung von Auffanggurten wurde trotzdem schon eingeleitet, da die vorhandenen Auffanggurte in den Absturzsicherungsgerätesätzen mit Ende 2004 ihre Ablegefrist erreichen. Damit wird eine zeitgerechte Geräteablöse, wenn auch nur in verringerter Stückzahl, möglich.

Neben diesen rein beschaffungsmäßigen Aspekten müssen auch die erforderliche Vorschrift (Technischer Dienstbehelf) ausgearbeitet und die Ausbildung des Kaderpersonals vorbereitet werden. Aufgrund der Kombination von Einzelteilen mehrerer verschiedener Hersteller für die Bildung aller Seil- und Gurtzeugsätze muss das Bundesheer selbst diese Punkte erarbeiten. Der Großteil dieser Aufgabe fällt dabei der Abteilung Pioniertechnik im Amt für Rüstung und Wehrtechnik und der ABCAbwS zu, wobei die Einbindung von erfahrenem Kaderpersonal angestrebt wird. Diese beiden Dienststellen bieten sich als derzeitige Know-How-Träger im Bundesheer für persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz auch als Ansprechpartner für alle Bedarfsträger an.

___________________________________ ___________________________________ Autoren: Amtsdirektor Major Ing. Dirk Wurth, Jahrgang 1962. HTL Maschinen-, Motoren- und Kraftfahrzeugbau; Einjährig Freiwilligenjahr 1981, Waffengattung Feldzeugdienst. Zeitsoldat, Feldzeugoffizier und S4 in verschiedenen kleinen Verbänden. Seit 1996 Referatsleiter beim Amt für Wehrtechnik bzw. Amt für Rüstung und Wehrtechnik, Abteilung Pioniertechnik mit dem Aufgabengebiet Pioniermaschinen- und Gerätetechnik, sowie Rettungs- und Bergegerätetechnik.

Vizeleutnant Anton Hölbling, Jahrgang 1957. Gas- und Wasserleitungsinstallateur, seit 1977 beim Bundesheer; Luftschutztruppenschule, UN-Einsätze auf Zypern, Erdbebeneinsätze in Armenien und in der Türkei, Brandschutzgruppe im SFOR-Headquarter in Sarajewo, Sicherheitsfachkraft; bis 1993 Rettungs- und Bergegruppenkommandant, seither Hauptlehrunteroffizier für Rettungs- und Bergedienst und technische Sicherheit in der Lehrgruppe 3 der ABCAbwS.

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