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Konfigurationsvarianten des Hubschraubers AB.212

Der Hubschrauber Agusta Bell AB.212 ist die in Lizenz von der italienischen Firma Agusta hergestellte Version des amerikanischen Bell 212. Konzipiert als ziviler Verbindungshubschrauber, wird er jedoch von zahlreichen Armeen als Verbindungs- und Transporthubschrauber eingesetzt. Das Österreichische Bundesheer verwendet ihn seit 1980 hauptsächlich als Transporthubschrauber für Truppen- bzw. Materialtransporte.

Verwendung

Der Hubschrauber wird für Transportflüge jeglicher Art und im Besonderen für den Einsatz von luftbeweglichen Truppen verwendet. Bis zur geplanten vollen Integration des Sikorsky S-70 "Black Hawk" im Jahre 2006 ist der AB.212 der einzige Transporthubschrauber im Bundesheer mit einer Transportkapazität bis ca. 1 200 kg.

Einsatzmöglichkeiten

- Absetzen von Fallschirmspringern; - Außenlasttransporte; - Rettungs- und Bergeflüge; - Krankentransporte (auch Sekundärtransporte mit mobiler Intensivstation); - Grenzraumüberwachungsflüge; - Geophysikalische Messflüge mit Sonde; - Löschflüge mit Löschbehälter am Außenlasthaken; - Personentransporte (Verbindungsflüge).

Technische Daten

Der AB.212 ist ein mittlerer Transporthubschrauber, der mit einem Zweiblatt-Haupt- und Heckrotor, mit zwei Turbinentriebwerken und einem Kufenlandegestell ausgestattet ist. Er ist instrumentenflugtauglich und für insgesamt vierzehn Personen zugelassen. Die Zusatzausrüstung mit einer rasch montierbaren Seilwinde und einem Außenlasthaken ermöglicht einen vielseitigen Einsatz.

Konfigurationsvarianten

Um alle Aufgaben erfüllen zu können, kann der AB.212 verschieden konfiguriert werden.

Die Standardkonfiguration sieht nur folgende Elemente vor:

- Pilotensitze; - Steuerorgane; - zwei Kraftstoffzusatztanks mit Sitzpolstern.

Alle weiteren Elemente sind dann den einzelnen Konfigurationen zuzuschreiben.

Der AB.212 wird für folgende Aufgaben speziell konfiguriert:

- Truppen-/Mannschaftstransport (in Folge Truppentransport genannt); - Personentransport (auch Passagiertransport genannt); - Passagier- und Truppentransport im Auslandseinsatz; - Geophysikalische Vermessungsflüge; - Betrieb der Rettungswinde; - Sanitätstransport.

Für weitere Aufgaben, z. B. Löscheinsatz, wird der AB.212 auftragsorientiert und betreffend der Sitzplätze konfiguriert.

In der nachfolgenden Beschreibung der einzelnen Konfigurationsvarianten wird immer von der oben beschriebenen Standardkonfiguration ausgegangen und nur mehr die zusätzliche Ausrüstung angeführt.

Konfigurationsvariante "Truppentransport"

Diese Konfiguration ist Standard bei der Zusammenarbeit mit der Infanterie, mit Panzerabwehrtrupps, Fernmeldetrupps etc. In dieser Variante bietet der AB.212, abgesehen von der Standardkonfiguration, den größten Raum für Innenlasten an. Sie bietet Platz für bis zu zehn Soldaten (entsprechend weniger bei der Mitnahme von Großgerät). Ein Platz ist grundsätzlich für den Bordtechniker vorgesehen; die restlichen sieben Sitzplätze und drei Bodenplätze sind für die Soldaten bestimmt. Diese Konfiguration wird auch für das Absetzen von Fallschirmspringern verwendet.

Ausführung: Die vordere Sitzbank ist entgegen der Flugrichtung eingebaut.

Konfigurationsvariante "Passagiertransport"

Mit dieser Variante werden hauptsächlich Verbindungsflüge und Personentransporte für Erkundungen, VIP-Flüge, Rundflüge etc. durchgeführt. Es steht für jeden Passagier (maximal zwölf) ein Sitzplatz zur Verfügung.

Ausführung: Die vordere und die hintere Sitzbank sind in Flugrichtung eingebaut.

Konfigurationsvariante "Passagier- und Truppentransport im Auslandseinsatz"

Seit dem KFOR-Einsatz im Kosovo gibt es eine neue Form des Truppen- bzw. Personentransportes. Abgeleitet wurde sie von einer Konfigurationsart des Typs UH-1D Bell 205 der deutschen Heeresflieger. Grundüberlegung ist, dass möglichst viele Soldaten gleichzeitig aus dem Transporthubschrauber aussteigen können, was bis jetzt nur bedingt möglich war.

Ausführung: Die Sitzbänke der Zusatztanks werden mittels Sitzbank der hinteren Sitzreihe verlängert und schließen nach vorne entweder mit der vorderen Sitzbank oder dem Bordtechnikersitz ab.

Konfigurationsvariante "Geophysikalische Vermessungsflüge"

Für die Zusammenarbeit mit der Geologischen Bundesanstalt (hierbei wird aus der Luft nach bestimmten Bodenschätzen gesucht) wird der AB.212 mit der Dienstbezeichnung 5D-HU mit einer Spezialausrüstung versehen. Kernstück des Umbaus für solche Vermessungsflüge ist eine Sonde. Die Instrumentierung weicht von den anderen 22 AB.212 ebenfalls ab (z. B. zusätzlicher Radarhöhenmesser); auch am Rumpf werden zusätzliche Antennen und Sensoren angebracht. Die Flüge finden meist im Frühling und im Sommer statt. Danach wird der 5D-HU, bis auf einige Instrumente, wieder rückgebaut.

Ausführung: Der Sitz direkt vor dem Hauptgetriebeschacht ist für den Bediener der Zusatzgeräte vorgesehen. Der Bordtechniker sitzt entweder auf einem der Zusatztanks oder verbleibt überhaupt am Boden und weist den Hubschrauber ein. Die Sonde wird am Außenlasthaken befestigt.

Konfigurationsvariante "Betrieb der Rettungswinde"

Bei Assistenzleistungen (wie z. B. beim Hochwassereinsatz 2002) hat sich immer wieder gezeigt, wie wichtig es ist, dass man auch Leute bergen kann, wenn keine Möglichkeit zur Landung besteht. Dabei wird die Rettungswinde im AB.212 verwendet. Sie ermöglicht eine Bergung bis zu 70 m über Grund und verfügt über eine Lastkapazität von rund 270 kg. Die Winde kann entweder vom Piloten oder vom Bordtechniker bedient werden. Beim Windeneinsatz ist jedoch ein Flugretter erforderlich, der - im Standardfall - mit der Winde zu der möglicherweise verletzten Person hinuntergelassen wird. Der Flugretter stellt dann das korrekte Anseilen sicher. Dadurch wird verhindert, dass es bei der Bergung zu Unfällen kommt.

Ausführung: Der Bordmechaniker-Sitz ist eingebaut, die hintere Sitzbank wird einfach hinaufgeklappt. Die Standardeinbauposition der Rettungswinde ist rechts vorne. Grundsätzlich kann man die Winde aber auch rechts hinten bzw. auf der linken Seite vorne oder hinten einbauen. Jedoch ist rechts vorne die günstigste Position, da man so die höchste Beladung ausnützen kann (Begründung: Schwerpunktlage). Verwendet man die Winde im Winter mit aufgebauten Schneebrettern an den Kufen, ist nur diese Position möglich.

Konfigurationsvariante "Sanitätstransport"

Der AB.212 kann auch als Sanitätstransporthubschrauber konfiguriert werden. Dies dient im Einsatzfall dazu, um Patienten möglichst schnell einer ärztlichen Versorgung zuzuführen. In der Konfiguration Sanitätstransport kann der AB.212 gleichzeitig drei Patienten liegend und maximal sieben Patienten sitzend transportieren.

Ausführung: Drei Krankentragen werden normal zur Flugrichtung in den AB.212 direkt vor dem Hauptgetriebeschacht montiert (beginnend von oben, wie bei der Beladung, wenn Verwundete auf den Tragen liegen). Jeweils vier Verwundete können dann noch auf den Zusatztanks sitzen. Ist mit einer höheren Anzahl von Verwundeten zu rechnen, kann der Bordtechnikersitz durch die vordere Sitzbank (drei Sitzplätze für Verwundete und ein Sitzplatz für den Bordtechniker) ersetzt werden.

Durch den Zukauf der Sanitätsplattform hat sich das Einsatzspektrum des AB.212 im Bereich des Sanitätstransportes erhöht. Mit dieser Ausrüstung ist man in der Lage, Sekundärtransporte durchzuführen. Intensivpatienten können nun bei Bedarf rasch auf dem Luftweg von einem Krankenhaus zum anderen verlegt werden. Die Sanitätsplattform umfasst eine moderne medizinische Ausrüstung, gleich einer fliegenden Intensivstation - von der Sauerstoffversorgung bis hin zum Herz-Kreislauf-Monitoring-System.

Für die Sanitätsplattform gibt es einen eigenen Einbausatz. So z. B. eine Bodenplatte für die Aufnahme des Krankenbettes und von Geräten sowie eine Trennwand zum Cockpit, wo ebenfalls zusätzlich Geräte und Ausrüstung Platz finden. Aufgrund der enormen zu transportierenden Masse des Zusatzgerätes ist es nicht möglich, zusätzliche Passagiere, wie z. B. Angehörige, mitzunehmen. Mit den Piloten, dem Bordtechniker, dem Sanitäter, dem Arzt und dem Patienten, ist der AB.212 bereits sehr nahe am maximalen Abfluggewicht, noch dazu, wenn er voll betankt in den Einsatz fliegt.

Zur Zeit ist einer der Transporthubschrauber immer mit der Sanitätsplattform ausgerüstet, um bei Notfällen möglichst schnell abheben zu können. Der Einbau dauert mindestens eineinhalb Stunden (bei ausreichender Übung).

Zusatzausrüstungen

Jede der oben genannten Konfigurationsarten kann noch mit diversen Zusatzausrüstungen bestückt werden. Zusatzausrüstungen am AB.212 sind:

- Schneebretter für Außenlandungen auf einer Schneedecke (verhindern das Einsinken des Hubschraubers); - Geröllbretter (verhindern das Einsinken bei Geröll-Untergrund); - Selbstschutzausrüstung (gepanzerte Pilotensitze, Kevlarmatten über den Bugfenstern, dem Passagierraumboden und als Vorhänge im Passagierraum).

All diese Ausrüstungen und Zusatzausrüstungen ermöglichen dem AB.212 sein breites Einsatzspektrum. Verbesserungen bzw. Anpassungen der Konfigurationsarten werden nur ganz selten vorgenommen, da sich die Auftragslage für den AB.212 seit seiner Einführung 1980 kaum geändert hat. Der nächste Meilenstein im Leben des AB.212 könnte der erweiterte Selbstschutz durch den Einsatz eines Maschinengewehres auf Lafette (Stichwort Doorgunner) bzw. die Modernisierung der Instrumente und Navigationsausrüstung sein. Dies sollte die Lebensdauer des AB.212 im Österreichischen Bundesheer bis etwa 2020 verlängern.

___________________________________ ___________________________________ Autor: Oberleutnant Ing. Harald Müller, Jahrgang 1973. Einjährig Freiwilliger 1994, Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie von 1995 bis 1998; Ausmusterung zum Fliegerregiment 3, seit 1998 Technischer Offizier und Prüfingenieur in der 2. Staffel des Fliegerregimentes 3. Ausgebildeter Qualitätsbeauftragter sowie Seil- und Gurtzeugprüfer.

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