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Leichter Mehrzweckhubschrauber SA.316B "Alouette" III

Einsatzbereiche und Konfigurationsvarianten

Der Rettungshubschrauberdienst mit der "Alouette" III (Al3) aus dem Fliegerhorst Aigen im Ennstal wurde eingestellt. Dadurch ist ein vielseitig einsetzbarer und erprobter Hubschraubertyp in Vergessenheit geraten. Das Einsatzspektrum der "Alouette" III umfasst aber nicht nur den Rettungsdienst.

Charakteristik

Die "Alouette" III ist ein leichter Verbindungs- und Transporthubschrauber mit einem dreiblättrigen Haupt- und Heckrotor. Sie besitzt ein unverkleidetes Turbinentriebwerk und verfügt über ein Räderfahrwerk. Der Hubschrauber ist für sieben Personen zugelassen und mit einem fixen Seilwindenträger ausgestattet. Aufgrund der Leistungscharakteristik und Bauform ist dieser Hubschrauber für den hochalpinen Einsatz besonders gut geeignet. Die Al3 ist mit einem Piloten und einem Bordtechniker besetzt.

Einsatzbereiche

- Verbindungsflüge; - Transportflüge; - Sanitätstransporte; - Überwachung von Zwischengelände mit FLIR (Forward Looking Infrared); - Luftbildaufnahmen; - Zieldarstellung für Fliegerabwehrkräfte; - Luftspüren; - Absetzen von Fallschirmspringern; - Löschflüge; - Assistenzeinsatz zur Grenzraumüberwachung; - Sprengung an lawinengefährdeten Hängen inklusive Erkundungsflüge.

Im täglichen Flugbetrieb zeigt sich, dass die Al3 immer wieder für Transporteinsätze auf kleinen Landeplätzen genutzt wird. Der vergleichsweise geringe Rotorabwind verursacht wenig Probleme. Dadurch kann mit der "Alouette" auch an "heiklen", improvisierten Plätzen gestartet und gelandet werden. Durch die enorme Steigleistung und die noch größere Sinkgeschwindigkeit erreicht die Al3 mit ihren geringen Rotationszeiten eine hervorragende Transportleistung, obwohl sie "nur" 2,2 Tonnen Gesamtmasse heben kann.

Konfigurationsvarianten

Basiskonfiguration

Die Basiskonfiguration ermöglicht den Transport von einem Passagier auf Höhe des Piloten und vier weiteren Personen auf der hinteren Sitzbank.

Passagiertransport

Zum Passagiertransport werden die Steuerelemente am Copilotenplatz ausgebaut. Der Bordtechniker kann bei dieser Konfiguration am Abflugort zurückbleiben, wodurch zwei Passagiere vorne und vier hinten transportiert werden können.

Truppentransport

Zum Truppentransport werden die hinteren Bänke ausgebaut. Aufgrund der nur geringfügig erhöhten Transportkapazität wird diese Variante nur sehr selten verwendet.

Sanitätstransport

Zum Sanitätstransport werden die hinteren Bänke ausgebaut und der vordere Passagiersitz gegen die Flugrichtung eingebaut. Der Einbau der Sanitätstransportausrüstung erlaubt es, bis zu zwei liegende und einen sitzenden Patienten gleichzeitig zu transportieren.

Außenlasttransport

Der Außenlasthaken wird unter dem Hubschrauber befestigt und ermöglicht das Transportieren von Lasten bis zu 750 kg. Zum Transport von mehreren kleinen Lasten werden Außenlastnetze bereitgestellt. Bei Waldbränden werden Wassertransportbehälter als Außenlast geflogen, die maximal 680 Liter Wasser aus stehenden und langsam fließenden Gewässern aufnehmen können.

Windeneinsatz

Die pneumatisch betriebene Seilwinde wird auf der linken Seite an einem fix montierten Ausleger angebracht. Mit dem 21 Meter langen Stahlseil können bis zu 225 kg gehoben werden. Zum Betrieb der Seilwinde muss ein Flugretter anwesend sein, der den Windenbetrieb überwacht und der Bordtechniker sitzt gegen die Flugrichtung als Windenmann.

Notarzthubschrauber

In dieser Konfiguration wird der vordere Passagiersitz gegen die Flugrichtung eingebaut, damit der Notarzt direkten Blickkontakt zum Patienten hat. Weiters ist die Trage hinten quer verzurrt, und an der hinteren Trennwand wird die Notfallausrüstung montiert. Die Besatzung des Notarzthubschraubers besteht aus einem Piloten, einem Bordtechniker, der als Notfallsanitäter ausgebildet ist, einem Flugretter und einem Notarzt. In dieser Konfiguration wurde der "Christoph"-Dienst von 1986 bis 2001 unfallfrei betrieben. Im Hubschraubergeschwader Aigen befinden sich derzeit vier Notarzthubschrauber-Ausrüstungs-Sätze und 26 Bordtechniker/Notfallsanitäter mit 15 Jahren Einsatzerfahrung im "Christoph"-Dienst.

Forward Looking Infrared (FLIR)

Das FLIR dient der Geländeüberwachung aus der Luft. Hiezu wird eine fernbediente Infrarotkamera am Hubschrauber montiert, welche durch einen Operator an Bord bedient wird. Durch diese Kamera werden Temperaturunterschiede sichtbar gemacht und Wärmequellen aller Art (Menschen, Kraftfahrzeuge etc.) sehr gut dargestellt. Beim Assistenzeinsatz zur Grenzraumüberwachung (AssE GRÜ) wird zusätzlich ein 1 600 Watt starker Scheinwerfer montiert, um die Bodenkräfte bei ihrer Suche zu unterstützen.

Peiler

Der Emergency Location Transmitter-(ELT-)Peiler dient dem Auffinden von aktiven Crash-Sendern von abgestürzten Luftfahrzeugen. Der ELT-Peiler besteht aus zwei Peilantennen und dem Empfänger-/Anzeigegerät. Im Österreichischen Bundesheer wird dieser Peiler in der Notfallmaschine für den Jetbetrieb in Zeltweg verwendet. Die Al3 ist der einzige Hubschrauber (militärisch und zivil), der mit einem derartigen Peiler ausgestattet ist.

Basic-Instrumentenflug-Training

Zu Schulungszwecken wurde in zwei Hubschraubern das so genannte "Primary Flight Display" eingebaut, welches alle für den Flug relevanten Daten auf einem Bildschirm darstellt. Diese Hubschrauber ermöglichen das Training des Instrumentenflug-Verfahrens, wenngleich die "Alouette" III nicht instrumentenflugtauglich ist. Im Hubschrauber wird dazu eine Spezialverglasung eingebaut und der Pilot trägt polarisierende Brillen, die keine Sicht nach außen zulassen.

Night Vision Goggles (NVGs)

Für den Flug mit Nachtsichtgeräten wurde die Instrumentenbeleuchtung in den Hubschraubern umgebaut und es sind Flüge ohne Außenbeleuchtung möglich. Dieser Umstand verhindert, dass Bodentruppen den Hubschrauber genau orten können, da die Richtung des Hubschraubergeräusches nicht eindeutig zuzuordnen ist. Mit NVGs sind Außenlandungen, Hochgebirgslandungen, Außenlastflüge, Windenflüge und Tiefflüge auch in der Nacht möglich.

Auslandseinsatzfähigkeit

Zwei "Alouette" III können zusammen mit der notwendigen Ausrüstung mittels einer C-130 "Hercules" in bis zu 2 000 Kilometer entfernte Einsatzräume transportiert werden. Wie bereits dargestellt, ist die Flexibilität des Systems "Alouette" III, speziell im humanitären Hilfseinsatz, besonders von Nutzen. Ein weiterer Vorteil ergibt sich aus der hohen Anzahl an Berufssoldaten in der Typenwerft Aigen, die rasch verfügbar sind und die Wartungen kleinen bis mittleren Ausmaßes auch im Ausland durchführen können.

Verfügbarkeit und Auslastung

Im Bundesheer sind 24 "Alouette" III bis ins Jahr 2015 - und darüber hinaus - verfügbar. Sie werden in zwei Staffeln in Aigen (je elf Hubschrauber) und an zwei Stützpunkten in Klagenfurt und Schwaz (jeweils ein Hubschrauber) betrieben. Aufgrund des umfangreichen Einsatzspektrums und wegen des kostengünstigen Betriebes wird eine hohe Auslastung erreicht. Im Mittel der letzten fünf Jahre wurden durch die Al3 jährlich 4 122 Flugstunden für Österreich geleistet.

___________________________________ ___________________________________ Autor: Oberleutnant Mag. (FH) Florian Urf, Jahrgang 1979. Einjährig Freiwilliger 1998, Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie im Jahrgang Hadik, ausgemustert 2003 zum Fliegerregiment 1. Hubschrauber-Grundschulung 2004, derzeit Jungpilot in der 2. Staffel/Hubschraubergeschwader Aigen.

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