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Task Force "Dulje" - Wir waren dabei

Im Auslandseinsatz sind die verschiedensten Kenntnisse und Fertigkeiten gefragt, aber auch der Wille und die Fähigkeit, sich in neuen, schwierigen Situationen zu bewähren. Österreichische Kadersoldaten der Pioniertruppe berichten von ihren oftmals nicht alltäglichen Tätigkeiten im Kosovo.

___________________________________ __________________________________ AUCON/KFOR: Die österreichische Bundesregierung beschloss 1999 den Einsatz eines Infanteriekontingentes (Austrian Contingent/Kosovo Forces - AUCON/KFOR) mit Mannschaftstransportpanzern "Pandur" im Kosovo. Entsandt werden jeweils bis zu 500 Österreicher. Das im Süden des Kosovo eingesetzte AUCON/KFOR ist Teil der Multinationalen Brigade Südwest im deutschen Sektor (das Kosovo ist in fünf Sektoren eingeteilt, die jeweils einer Nation zugeordnet sind). Task Force "Dulje" ist Teil von AUCON/KFOR.

Das österreichische Camp Casablanca befindet sich am Rande von Suva Reka, einer Stadt mit ca. 5 000 Einwohnern. In das österreichische Kontingent sind auch Soldaten aus der Schweiz und aus Deutschland eingegliedert.

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Als Dienstführender im Camp Casablanca

"Nach zwei UN-Einsätzen, in Kuwait und in Zypern, entschloss ich mich, in einen NATO-Einsatz zu fahren, um weitere Erfahrung zu sammeln. Im Februar 2004 begannen die Vorbereitungen in Mautern. Da ich in Österreich die Funktion des Dienstführenden Unteroffiziers der 2. Pionierkompanie des Pionierbataillons 3 in Mautern innehabe, war mir diese Kaserne nicht fremd. Zu Beginn wurde jeder Soldat mit den grundlegenden Gefahren im Kosovo, wie beispielsweise der Minengefahr vertraut gemacht. Nach der so genannten AMA (der Allgemeinen Militärischen Ausbildung) in der ersten Woche übernahm ich die Funktion, für die ich mich gemeldet hatte: Dienstführender Unteroffizier der Stabskompanie & Kommandant der Versorgungsgruppe bei AUCON 10/KFOR. Aufgrund meiner jahrelangen Erfahrung als Dienstführender lief die Vorbereitungsphase in Mautern für mich problemlos ab.

Jeder erhielt bei der folgenden dreiwöchigen Abschlussübung in Götzendorf die Chance, das erlernte Können unter Beweis zu stellen. Hier trafen wir auch erstmals auf unsere Kameraden der Schweizer Armee. Der Höhepunkt dieser Abschlussübung war das Force Integration Training (FIT), dabei konnten wir die multinationale Zusammenarbeit noch weiter verbessern.

Im April ging es in den Einsatzraum. Hier im Kosovo war ich als Dienstführender Unteroffizier die zentrale Anlaufstelle für die rund 230 Soldaten der Stabskompanie in administrativen und versorgungstechnischen Belangen. Da ich zuvor schon zwei Mal in Auslandeinsätzen war, wusste ich, was mich erwartete.

Anders als zu Hause gab es im Camp Casablanca Einheimische, die uns in den unterschiedlichsten Bereichen unterstützten. Hier war ich für rund 60 dieser so genannten LEC (Local Employed Civilians) verantwortlich. Neben der Koordinierung der Urlaube und der Erfassung der täglichen Arbeitszeit musste ich z. B. an jedem Monatsende die Gesamtabrechnung ihrer geleisteten Arbeitsstunden bewältigen. Eine weitere, arbeitsintensive Aufgabe war die Unterbringung zahlreicher sowohl unterstützender als auch überprüfender ‚Gäste‘. Das erforderte einiges an Geschick, vor allem bei der Unterbringung höherrangiger Soldaten und ziviler Besucher. Die gute Beziehung zu meinem Schweizer Funktionskollegen erleichterte mir dabei einige Male meine Aufgabe. Ein weiterer großer Unterschied zur Heimat war, dass es hier weder einen Dienstbeginn, noch ein Dienstende, noch ein wirkliches Wochenende gab. Man ist jeden Tag 24 Stunden lang Soldat! Daran änderte auch die so genannte Normdienstzeit nichts, die von 0720 bis 1800 Uhr dauerte. Innerhalb von sieben Tagen hatte man einen Tag frei, den man manchmal auch nützte, um einheimische Geschäfte aufzusuchen.

Ich halte diesen friedenserhaltenden Einsatz für sehr wichtig, ist doch das Kosovo nicht weit von unserer Heimat entfernt - und Frieden in unseren Nachbarländern bedeutet letztendlich auch Frieden für unsere Heimat Österreich." Autor: Vizeleutnant Anton Bauer, Dienstführender, 2. Pionierkompanie/Pionierbataillon 3 ___________________________________ __________________________________

Beim Feldlagerbetriebszug

"Auch ich stand - gemeinsam mit anderen Angehörigen des Pionierbataillons 3 - im KFOR-Einsatz. Nach zweimonatiger Vorbereitung und Ausbildung in Mautern und an der Pioniertruppenschule Klosterneuburg wurde es Ende März 2004 ernst: die erste Rotation verließ das Heimatland in Richtung Kosovo, Einsatzraum Dulje/Suva Reka. Nach der sicheren Landung am Flughafen Skopje/Mazedonien erhielt ich bereits bei der Fahrt ins Camp Casablanca einen ersten Eindruck vom Alltagsleben im Kosovo.

Im Camp war bereits alles für die weitere Ausbildung und Übernahme vorbereitet. Nach viertägiger Einschulung in meine Funktion als stellvertretender Zugskommandant des Feldlagerbetriebszuges (ein ziemlich anstrengendes Camp-auf, Camp-ab und kreuz und quer) wurde mir bewusst, welche Aufgaben uns in den nächsten sechs Monaten bevorstanden.

Das Aufgabengebiet des stellvertretenden Zugskommandanten war umfangreich und zeitintensiv. Ich musste z. B. vorgegebene Projekte des Kommandos Internationale Einsätze mit dem Zugtrupp im Detail planen, das Baumaterial beschaffen und dann die Pläne in die Tat umsetzen. In den Zwischenzeiten waren die anfallenden Instandsetzungsarbeiten und diverse Kleinaufträge zu koordinieren. Dies aber nicht nur im Camp Casablanca, sondern bei allen österreichischen Liegenschaften im Kosovo. Eines der Hauptprobleme dabei waren die langen Anfahrtszeiten. Nach der Blockdienstzeit (0800 bis 1800 Uhr) war der laufende Betrieb innerhalb des Feldlagers durch Bereitschaftsdienste (Elektriker, Installateur, Feuerwehr, ...) rund um die Uhr sicherzustellen. Die Zusatzfunktion des Umweltschutzbeauftragten im Camp Casablanca teilte ich mit einem Schweizer Offizier.

Die Zusammenarbeit innerhalb des Feldlagerbetriebszuges sowie mit den schweizerischen und deutschen Pionieren klappte sehr gut.

Die Lebensqualität im Camp Casablanca war bereits damals sehr hoch und wurde laufend verbessert, z. B. durch den Umbau der Wache, um die Sicherheit der Soldaten zu erhöhen. Aus meiner Sicht war der Feldlagerbetriebszug nicht mit einem herkömmlichen Pionierzug vergleichbar, u. a. weil die einzelnen Gruppen von vornherein für spezielle Fachaufgaben vorgesehen waren.

Allen derzeitigen Angehörigen von AUCON/KFOR wünsche ich auf diesen Weg einen erfolgreichen und vor allem unfallfreien Einsatz." Autor: Offizierstellvertreter Kurt Hölzl, Pionierzugskommandant, 2. Pionierkompanie/Pionierbataillon 3 ___________________________________ __________________________________

"Zünden!" Eine heikle Brückensprengung

"Generalleutnant Holger Kammerhoff (Deutschland), damals Kommandant von KFOR, löste am 2. Mai 2004 persönlich die Sprengung der Kacanik-Brücke aus, der größten Sprengung seit dem Einsatzbeginn von KFOR. Die Pioniere hatten ganze Vorarbeit geleistet, deshalb sahen die Anwesenden keinen ‚Big Bang‘, sondern eine professionelle Sprengung. Diese war Teil eines Projektes, das den Neubau bzw. die Renovierung von 17 Brücken entlang der Hauptstraße von Pristina bis zur Grenze nach FYROM (Former Yugoslav Republic of Macedonia) vorsah. Die Finanzierung erfolgte durch die KFOR, die EAR (European Agency for Reconstruction) und das MTC (Ministry of Transport and Communication).

Für die Sprengungen wurde eine multinationale Pionierkompanie unter Beteiligung österreichischer Soldaten aufgestellt. Die Projektleitung lag bei mir, einem österreichischen Pionieroffizier. Aufgrund dieses schwierigen Auftrages blieb ich länger als vorgesehen im Einsatzraum.

Vier Wochen lang arbeiteten Pioniere aus zwei Brigaden - gestellt von Argentinien, Bulgarien, Deutschland, Italien, Österreich, der Schweiz und den Vereinigten Staaten von Amerika sowie vom Kosovo Protection Corps - Seite an Seite. Die Brücke wurde mechanisch vorgeschwächt (siehe unten), um Sprengstoff zu sparen und damit das Risiko einer Beschädigung einer im Abstand von nur 20 Meter vorbeiführenden Eisenbahnbrücke, eines Tunnels und mehrerer Häuser in unmittelbarer Nähe zu verhindern.

Die Erstellung des Sprengplanes und die Durchführung unterstützte die deutsche Pionierschule in Zusammenarbeit mit der Deutschen Wehrtechnischen Dienststelle. Zum Einsatz kamen u. a. Kernbohrgeräte (Durchmesser 70 mm) zum Anfertigen der Bohrlöcher sowie eigens angefertigte Schneidladungen mit einer Höhe von nur sechs Zentimetern zum Schneiden des tragenden Stahls. Teile der Fahrbahn wurden vor der Sprengung herausgeschnitten oder mit schwerem Pioniergerät abgetragen. Das minimierte das Eigengewicht der Brücke und reduzierte so die erforderliche Sprengstoffmenge erheblich.

Mit nur 106 Kilogramm Sprengstoff gelang es uns, eine 130 Meter lange Stahlbetonbrücke, welche seinerzeit für den gesamten zivilen Schwerverkehr freigegeben war, erfolgreich zu sprengen." Autor: Hauptmann Sascha Krieger, pioniertechnischer Planungsoffizier und stellvertretender S 3, Pionierbataillon 3 ___________________________________ __________________________________

Sanitätsunteroffizier und mehr

"Mein Aufgabenbereich umfasste Tätigkeiten im Zuge von MEDEVAC (Medical Evacuation - sanitätsdienstlicher Abtransport bzw. Verwundetentransport), EOD (Explosive Ordnance Disposal - Kampfmittelbeseitigung) und Stationsdienste als Diplom Gesundheits- und Krankenpfleger/Sanitätsunteroffizier. Darüber hinaus war ich für den reibungslosen Ablauf der Sanitätsversorgung aller Soldaten der Task Force ‚Dulje‘ mitverantwortlich, einschließlich der medizinischen Betreuung der LEC (Local Employed Civilians - für KFOR tätige Einheimische) des Camps Casablanca.

Als Karteimittelführer-San (KMF-San) bearbeitete ich hauptverantwortlich die Gebarung der Medikamente. Ich hatte für die rechtzeitige Anforderung von Arzneimitteln und von Verbandsmaterial aus Österreich zu sorgen, verbuchte die Medikamente und Impfstoffe und verwaltete die Arzneimittel, die unter das Suchtmittelgesetz fielen, führte das EDV-unterstützte Ablaufverzeichnis und entsorgte die abgelaufenen Medikamente über das deutsche Feldlazarett in Prizren.

Eine wesentliche Aufgabe war auch die Instandhaltung und Instandsetzung des gesamten Sanitätsgerätes im Medical-Center des Camps. Neubeschaffungen wurden über die 3. VE (EDV-Netz des Bundesheeres) beantragt, bei schadhaften Geräten war hingegen der Zug-um-Zug-Tausch mittels Versorgungsrapport (ein Formular) einzuleiten. All das zählte zum Tagesgeschäft, wenn ich den so genannten Blockdienst (0800 bis 1800 Uhr) versah. Das Wiederbefüllen des medizinischen Handlagers für die Ambulanz erfolgte dreimal wöchentlich, ebenso die Bearbeitung der entsprechenden Lagerkarten (Eintragung von Abgängen und Zugängen).

Darüber hinaus war ich für die Versorgung des Hygenie- und Veterinärtrupps mitverantwortlich und vertrat den Dienstführenden San-Unteroffizier bei dessen Abwesenheit. Als KMF-San erfüllte ich gleichsam auch die Aufgabe eines Nachschubunteroffiziers im sanitätsdienstlichen Bereich. Die Zusammenarbeit mit der Versorgungsführung der Task Force ‚Dulje‘ funktionierte dabei übrigens hervorragend." Autor: Vizeleutnant Manfred Leikam, Sanitätsunteroffizier, technische Kompanie/Pionierbataillon 3 ___________________________________ __________________________________

Im Einsatz als Feuerwehrkommandant

"Mitte Februar 2004 begann für vier Soldaten - darunter war auch ich - das Unternehmen AUCON 10/KFOR-Brandschutzgruppe. Insgesamt waren wir dort fünf Soldaten, einer hatte seinen Einsatz vor Ort verlängert.

Zuerst erfolgte eine Woche AMA (Allgemeine Militärische Ausbildung) in Mautern und anschließend sechs Wochen Feuerwehrausbildung an der ABC-Abwehrschule in Korneuburg. Dem folgte eine Woche FIT (Force Integration Training) in Götzendorf. Die Ausbildung in Korneuburg war sehr qualifiziert, interessant und gut vorbereitet, das FIT hingegen streifte nur am Rande den Aufgabenbereich der Feuerwehr.

Danach ging es ab in den Einsatzraum! Nach einer Woche Einweisung vor Ort waren wir ab 9. April 2004 voll einsatzbereit. Wir wohnten im Camp Casablanca. In diesem Camp, das aus Containern, Zelten und Festbauten besteht, lebten damals ca. 600 Österreicher, 200 Schweizer und 300 Deutsche!

Zur Campfeuerwehr zählten fünf ‚hauptberuflich‘ als Feuerwehrmänner eingesetzte Soldaten: - der Feuerwehrkommandant (das war ich, ein Berufsunteroffizier); - der Feuerwehrkommandantstellvertreter (ein Berufsunteroffizier); - der Tanklöschfahrzeug-Truppkommandant (ein Berufsunteroffizier); - der Brandschutzgehilfe & Maschinist (eine Charge aus der Miliz); - der Brandschutzgehilfe & Kraftfahrer (eine Charge aus der Miliz).

Darüber hinaus wurden als Feuerwehrpersonal zehn Freiwillige von AUCON und 15 Freiwillige der SWISSCOY eingesetzt.

Unser Grundauftrag lautete: ‚Die Campfeuerwehr hält sich für Einsätze mit Priorität 1 im Camp Casablanca, mit Priorität 2 an anderen KFOR-Liegenschaften und mit Priorität 3 im Gemeindegebiet von Suva Reka bereit und stellt die Einsatzbereitschaft durch regelmäßige Übungen und Wartung des zugewiesenen Gerätes sicher.‘ Ungefähr zwei Kilometer von unserem Camp entfernt lag der Flugplatz Toplicane und weitere 15 Kilometer entfernt der Flugplatz Prizren. Beide verfügten über je eine Flughafen-Feuerwehr - unsere unmittelbaren Nachbar-Feuerwehren!

In Suva Reka existierte auch eine zivile Feuerwehr, die zwar gut ausgerüstet, damals aber noch unzureichend ausgebildet war. Im Laufe des Einsatzes luden wir deshalb die kosovarischen Feuerwehrleute zu Übungen mit Atemschutzgerät und zu technischen Einsatzübungen in unser Camp ein.

Unsere Feuerwehrausrüstung war sehr gut. Uns standen ein Kommandofahrzeug, ein Tanklöschfahrzeug 4000, ein Rüstfahrzeug und ein Tragkraftspritzenanhänger zur Verfügung. An Gerät besaßen wir u. a. ein Hochdrucklöschgerät HDL 250, ein hydraulisches Schneidgerät (System Weber), einen Hydrauliksatz, zwei Tauchpumpen, einen Beleuchtungssatz, ein Stromaggregat, eine Motorsäge und einen Greifzug, elf Atemschutzgeräte mit Reserveluftflaschen, sechs Löschgeräte IFEX 3000, eine Luftfüllstation, eine Tragkraftspritze FOX 2 und eine Tragkraftspritze RVW 75.

Schon in den ersten vier Monaten hatten wir mehr als 50 (!) Einsätze, darunter Wiesenbrände, technische Arbeiten, Ölbindemittel aufbringen, umgestürzte Panzer aufstellen, Auspumparbeiten, Kanalreinigungen sowie das Stellen von Brandwachen. Weiters hielten wir jeden Samstagnachmittag mit den Freiwilligen verschiedenste Übungen ab.

Für uns ‚Feuerwehrleute‘ war dieser Einsatz jedenfalls hochinteressant und lehrreich, aber auch eine militärische und persönliche Weiterbildung auf hohem Niveau." Autor: Offiziersstellvertreter Franz Neumann, Pionierzugskommandant, 2. Pionierkompanie/Heerespionierbataillon 3 ___________________________________ __________________________________

Als Presseunteroffizier im Kosovo

"Ich ging als Presseunteroffizier in den Einsatz und hatte mich somit auch primär auf diese Aufgabe eingestellt, zum Beispiel auf das Erstellen von Beiträgen, das Beschaffen der dazugehörigen Fotos und das Zuarbeiten zum Presse- und Informationsoffizier sowie gegebenenfalls dessen Vertretung. Da jedoch der Presse- und Informationsoffizier aus dem Organisationsplan gestrichen worden war, unterstand ich direkt dem S 5 und nahm somit auch die Funktion eines S 5-Unteroffiziers wahr. Das hatte natürlich eine beträchtliche Erweiterung meines Aufgabengebietes zur Folge. Darunter fielen vor allem die Bereiche - Truppenbetreuung, - Veranstaltungen und - Besuche.

Sehr viel Zeit verwendete ich im Zuge der Truppenbetreuung für die Vorbereitungen der so genannten Recreation der Soldaten, aber auch für jegliche Art von Veranstaltungen - von Geburtstagsfeiern bis hin zu Großkonzerten. Eine neue Dimension meiner Tätigkeit stand in Zusammenhang mit den Besuchern und den damit verbunden Aufgaben. Die Mitarbeit bei der Erstellung von Besucherprogrammen einschließlich der Koordinierung und die Fotodokumentation, aber auch die damit verbundene Erstellung von Beiträgen für Medien im Bereich der KFOR und in Österreich lagen jedenfalls weit über meinen Erwartungen.

Ein weiterer beträchtlicher Teil meiner Arbeit bestand in der Erstellung von Druck- und Printmedien, von Einladungen bis hin zu Plakaten. Zu den Aufgaben des Presseunteroffiziers zählt auch die Dokumentation und Archivierung. Es kommt dabei nicht nur darauf an, Fotos und Videos, z. B. von Demonstranten, zu machen, es geht auch um die Dokumentation des gesamten Aktionsverlaufes. Die Hauptarbeit liegt dabei in der Aufbereitung und Aufarbeitung des gesammelten Materials.

Alles in allem war diese Aufgabe mit Abstand die interessanteste meiner bisherigen, über zehnjährigen militärischen Laufbahn.

Ich kann nur jedem empfehlen, der an Öffentlichkeitsarbeit, Informationstechnologie, Fotografie und Truppenbetreuung interessiert ist, diese oder eine ähnliche Aufgabe im Auslandseinsatz wahrzunehmen. Denn wo sonst ist es möglich, beim Erstellen von Reiserouten, bei der Medienarbeit und Dokumentation oder bei der Betreuung von Künstlern, wie dem österreichischen Popstar Christina Stürmer, an verantwortlicher Stelle mitwirken zu können?" Autor: Stabswachtmeister Ralf Tatto, Kommandant Bergegruppe, Stabskompanie/Pionierbataillon 3 ___________________________________ __________________________________

"... we have a task for you ..."Als Kampfmittelbeseitiger im Einsatz

"‚... we have a task for you ... good luck and have fun …‘ hieß es am Telefon, und Minuten später fuhren wir im Einsatzfahrzeug über irgendeine staubige Straße, um unseren Auftrag zu erfüllen. Wir, Stabswachtmeister Tod (er heißt tatsächlich so; Anm.) und ich gehörten zum Kampfmittel Räum- und Beseitigungselement von KFOR. Wir Kampfmittelbeseitiger der Task Force ‚Dulje‘ sollten helfen, das Kosovo sicherer zu machen - für die KFOR und für die ansässige Bevölkerung. Wir waren dabei täglich mit Minen, Submunition (Bomblets) aus Streubomben (Cluster Bombs) und anderen Kampfmitteln konfrontiert. Das österreichische EOD-Element im Kosovo bestand 2004 aus insgesamt sieben Kampfmittelbeseitigern und vier Minensuchern.

Die EOD/IEDD-Teams arbeiteten grundsätzlich selbstständig. EOD steht für Explosive Ordnance Disposal, also Kampfmittelbeseitigung, IEDD steht für Improvised Explosive Device Disposal, die Beseitigung behelfsmäßiger Sprengvorrichtungen und Sprengmittel. Geführt und koordiniert wurden diese Teams von der EOD-Koordination Cell (in unserem Fall das der Brigade Südwest unter dem Kommando eines deutschen Oberstleutnants). Das österreichische Kontingent hatte damals zwei EOD-Teams (eines davon war das EOD/IEDD-Team) in die Multinationale Brigade Südwest eingemeldet. Die Teams versahen ihren Dienst von 0730 bis 1800 Uhr, eines davon hielt sich dann noch von 1800 Uhr bis zum nächsten Morgen für Einsätze bereit.

Grundsätzlich bestand jedes Team aus zwei Kampfmittelbeseitigern und einem Minensucher, die Teams konnten und mussten jedoch fallweise verstärkt werden, je nach Art des Einsatzes. Im Sommer 2004 war z. B. eine großräumige Flächensuche am Dulje-Pass in einem Air Strike-Gebiet erforderlich. (Es war übrigens das erste Mal, das ein derartiger Auftrag an Österreicher erging.) Stabswachtmeister Tod fand damals mit seinen Minensuchern acht BLU-97-Bomblets (Submunition aus Streubomben). Derartige Bomblets verursachen im Kosovo auch heute noch häufig Unfälle. Nicht selten zeugten derartige Einsätze auch von menschlichen Tragödien. Dann wurde uns erneut bewusst, welche Gefahren noch immer im Erdreich des Kosovo lauern. Zu diesen Gefahren zählen auch die geheimen Munitionsverstecke. In einem davon fand mein Team u. a. 28 Granaten für die Panzerfaust RPG-7, Tausende Schuss Munition und zahlreiche Handgranaten - wobei sich die Annahme einer Absicherung durch Sprengfallen als berechtigt erwies. Bei diesem Einsatz im Mai 2004 standen wir - wie oftmals davor und danach - dem Kosovo Police Service (KPS) und der Military Police (MP) zur Seite.

Wir arbeiteten dabei stets im Sinne des Auftrages der KFOR. Konkret beseitigten wir Kampfmittel, die die KFOR an der Auftragserfüllung hinderten. Wir stellten sicher, dass Hubschrauber nicht auf verminten Flächen landen müssen und dass sich Soldaten und Zivilisten im Kosovo freier bewegen können. Dazu kamen House Searching, Road Proving, Area Proving, MEDEVAC (Medical Evacuation), Mine Awarenes Training, Munitionsvernichtung und mehr.

Eingesetzt wurden wir nicht nur im Verantwortungsbereich der Task Force ‚Dulje‘, sondern im gesamten Kosovo. Dies führte auch zu Abstellungen an andere Brigaden, z. B. unterstützten wir einige Wochen die Multinational Brigade Center mit einem EOD/IEDD-Team. Aus unserer Sicht war es äußerst interessant, mit Teams der Iren, Finnen und Amerikaner Erfahrungen auszutauschen.

Mehrmals wurden wir im Camp gefragt, ob wir bei unserer Arbeit nicht Angst hätten. Wir konnten darauf mit reinem Gewissen antworten: ‚Angst nein, Respekt ja!‘ Denn bei jedem Einsatz war auch für unsere Sicherheit gesorgt, falls das eher Unwahrscheinliche eingetreten wäre. Ohne Notarztteam durften wir z. B. nicht mit unserer Arbeit beginnen, und wie andere Soldaten hielten auch wir bei unserer Tätigkeit SOP (Standard Operation Procedures) ein.

So erfüllten wir alle Aufträge, die wir während unseres Einsatzes erhielten, - statistisch übrigens 1,6 Aufträge pro Tag - professionell und sicher. Vieles hatten wir zwar in unserer Ausbildung und in der Einsatzvorbereitung gelernt, jedoch lehrt mit Sicherheit nichts mehr als der reale Einsatz!" Autor: Stabswachtmeister Gernot Römiger Kampfmittelbeseitigungsunteroffizier, technische Kompanie/Pionierbataillon 3 ___________________________________ __________________________________

CIMIC - weithin unbekannt, aber unverzichtbar

"Mein Einsatz als Kommandant des CIMIC-Centers war eine Erfahrung, die sich gänzlich von meiner bisherigen militärischen Arbeit als Pionieroffizier unterschied. Bei CIMIC (Civil Military Cooperation) im Kosovo ging es um die zivil-militärische Zusammenarbeit zur Unterstützung des Auftrages der Task Force ‚Dulje‘, die für Ruhe und Stabilität im Land zu sorgen hatte.

Die CIMIC-Gruppe von AUCON 10/KFOR bestand aus zwei österreichischen Offizieren und drei österreichischen Unteroffizieren, einem Schweizer Unteroffizier, drei Sprachmittlern (Einheimische mit sehr guten Deutschkenntnissen) und zwei Kraftfahrern. Die Gruppe war im Camp Casablanca stationiert.

CIMIC kümmerte sich z. B. um die An- und Auslieferung von Lebensmittelpaketen für die Ärmsten im Kosovo. Wir unterstützten auch die Renovierung von Schulen, den Bau von Wasserleitungen und fallweise auch den Bau von Straßen. Kurz, wir leisteten Hilfe zur Selbsthilfe und versuchten die Lebenssituation der multiethnischen Bevölkerung des Kosovo zu verbessern. Multiethnisch bedeutet hier Serben, Albaner, Roma, Ashkali, Ägypter und andere - also Menschen verschiedenster Herkunft. Dabei war es oftmals erforderlich, mit Politikern und Verwaltungsbeamten zu verhandeln oder Diskussionen mit Armeeangehörigen anderer hier vertretener Nationen zu führen - oft auch auf Englisch.

Das CIMIC-Center war dreimal wöchentlich vormittags für Zivilpersonen geöffnet. Kosovaren aller ethnischen Zugehörigkeiten brachten dort ihre Anliegen, Wünsche oder fallweise auch Beschwerden vor. Jeweils ein Unteroffizier beriet dabei die Kunden, nahm deren Anträge auf und erkundete im Anschluss daran die Situation vor Ort. Die Menschen baten meist um humanitäre Hilfe wie Lebensmittellieferungen und technische Arbeiten (diese wurden vorwiegend von den Schweizer Kameraden verrichtet, z. B. der Bau von Dachstühlen) oder sie benötigten Hilfe bei Pensionsanträgen in Bezug auf Auslandszeiten. Daneben wurden technische Projekte wie Schulrenovierungen, Kanalisierungen, der Straßenbau und die Trinkwasserversorgung von der CIMIC-Gruppe erkundet, Projektanträge an das Kommando Internationale Einsätze gestellt und im positiven Fall gemäß dessen Befehl verwirklicht.

Eine weitere bedeutende Aufgabe der CIMIC-Gruppe war die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Wir veranstalteten u. a. in Abschlussklassen von Mittelschulen Toleranzseminare, luden einmal im Monat Waisenkinder in unser Camp zu einem Spiel- und Sporttag ein und organisierten Fußballturniere.

Darüber hinaus führten wir Verhandlungen, Planungs- und Organisationsgespräche mit Entscheidungsträgern aus Politik und Verwaltung sowie aus übergeordneten Kommanden. Dies war mein Spezialgebiet und forderte mich schon deshalb, weil häufig Englisch gesprochen wurde - vor allem in den multinationalen Gesprächsrunden.

Die Erarbeitung des zivilen Lagebildes (u. a. aus Gesprächen mit vielen Einheimischen unter Zuhilfenahme eines Sprachmittlers) sollte den Kommandanten in seiner Lagebeurteilung unterstützen. Dementsprechend verlief auch unsere Vorbereitung.

Einer unserer Unteroffiziere war für die Finanzgebarung der gesamten CIMIC-Arbeit verantwortlich, ein anderer verwaltete das Warenlager. All dies waren komplexe Aufgaben, bedenkt man die Herkunft der Waren, die Zollprobleme und die Zuordnung der vielfältigen Warenlieferungen sowie die erforderliche Bereitstellung der Güter. Der Dienstführende Unteroffizier des Centers rechnete alle Mannstunden ab, führte das Arbeitsbuch der Sprachmittler und überwachte die Diensteinteilungen. Jeder von uns war neben der Verwaltungsarbeit häufig im Einsatzraum unterwegs. Theoretisch gab es dabei kein Dienstende, denn Einsatz war ja immer!

Bei den regelmäßigen Nachtschichtdiensten in der Operationszentrale der Task Force ‚Dulje‘ arbeiteten die Offiziere gleichsam als Schichtführer, daran musste ich mich erst gewöhnen. Die hohe Verantwortung dabei zeigte sich schon in der Entscheidungsbefugnis über die Sicherheitsmaßnahmen im gesamten Camp Casablanca.

Der damalige Kommandant der Task Force ‚Dulje‘, Oberstleutnant Kaufmann, maß der CIMIC-Arbeit jedenfalls große Bedeutung zu. Oftmals griff er unterstützend ein, fallweise sogar persönlich. Dazu ein Beispiel: Mitunter war es schwer, Serben und Kosovaren an einen Tisch zu bringen. Einmal sollten an einer Sommersportwoche neben den kosovarischen auch serbische Kinder teilnehmen. Diese wohnten aber in einer Serbenenklave, deren Bewohner sich weitgehend nach außen abschirmten. In persönlichen Gesprächen mit dem Bürgermeister, dem Popen (orthodoxer Geistlicher) und den Schulverantwortlichen erreichte der Kommandant der Task Force mit Finesse und Verhandlungsgeschick, dass auch aus dieser Region zehn Kinder teilnehmen konnten.

All diese Aufgabenbereiche wichen jedenfalls deutlich von meiner bisherigen militärischen Arbeit ab, dennoch stellte ich mich ihnen gerne. Es freute mich, zu sehen, wie dankbar die Zivilbevölkerung hier die Hilfe aus Österreich annahm und wie hoch unsere Heimat hier geschätzt wurde. Ich fuhr täglich durch das Kosovo und bei fast jeder Fahrt grüßten uns die Leute fröhlich winkend.

Dabei haben es die Menschen hier nicht leicht. Die Arbeitslosigkeit liegt zwischen 60 und 80 Prozent und die Schulen sind überfüllt mit jungen Menschen, die gerne arbeiten würden, wenn es Arbeit gäbe. Ein Beispiel für die Probleme vor Ort: Die Behinderteneinrichtung ‚Handikos‘, deren finanzielle Unterstützung aus Österreich fristgemäß ausgelaufen war, betreute u. a. behinderte Kinder. Die Organisation brauchte für deren ambulante Betreuung täglich frische Windeln. Die Kosten dafür waren aber von ‚Handikos‘ nicht bewältigbar: ca. 10 Euro pro Tag. Ein anderes Beispiel: Eine Schule hatte desolate Fenster. Für die Fenstersanierung fehlte das Geld, weil auch die öffentlichen Stellen nur über ein Minimalbudget verfügen. Winter für Winter musste deshalb zusätzlich geheizt werden. Diese Liste ließe sich beliebig fortführen.

Mich faszinierten im Kosovo das Erleben anderer Kulturen und das Wirken im multinationalen Bereich (unsere Kameraden stammten aus Spanien, Italien, Frankreich, den USA, Deutschland, der Schweiz, und Finnland). All das erweiterte meinen Horizont des Denkens und Fühlens, wenn auch ein bisschen der bisherigen Unbeschwertheit verloren ging. Jedenfalls war ich stolz auf meine Heimat sowie auf meine Landsleute und trug meine Uniform in der Gewissheit, dass ich als österreichischer Soldat hier hohe Anerkennung erfuhr.

Ich kann nur jedem Kameraden empfehlen, zumindest einen Auslandseinsatz zu absolvieren - er ist ein Gewinn fürs Leben, erweitert den persönlichen Horizont und lässt ein starkes Gefühl von Kameradschaft und Zusammengehörigkeit aufkommen. Für CIMIC-Einsätze bedarf es darüber hinaus jener Menschen, die ohne Vorurteile und Klischeevorstellungen auf das Land und die Leute zugehen und die bereit sind, auch bisher unbekannte militärische Aufgaben wahrzunehmen.

Wir österreichischen Soldaten leisteten hier Hilfe, ganz im Sinne unseres Bundesheeres und unserer Nation. Später, nach Jahren, wird man sich im Kosovo vielleicht noch gerne an Österreich und seine Soldaten erinnern - an Soldaten, die nicht Besatzer waren, sondern Beschützer und Helfer." Autor: Hauptmann Mag. (FH) Othmar Traxl, Kommandant technische Kompanie/Pionierbataillon 3

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