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Bundesheer beschafft Iris-T

Die österreichischen Luftstreitkräfte erhalten für die Bewaffnung der Eurofighter "Typhoon", die ab 2007 an das Bundesheer ausgeliefert werden sollen, die neue, fortschrittliche Kurzstrecken-Luft-Luft-Lenkwaffe IRIS-T.

Die IRIS-T (Infrared Imaging System - Tail/Thrust Vector Control) ist eine hochagile Luft-Luft-Lenkwaffe der neuesten Technologie. Bereits bei der Ausschreibung für die "Draken"-Nachfolge, die letztlich zugunsten des Eurofighter "Typhoon" entschieden wurde, war auch die Ausrüstung der neuen Kampfflugzeuge mit 20 Kurzstrecken-Luft-Luft-Lenkwaffen und vier Mittelstrecken-Luft-Luft-Lenkwaffen enthalten. Von der IRIS-T werden vorerst etwa 20 Stück beschafft, eine Aufstockung der Stückzahl ist bei Bedarf jederzeit kurzfristig möglich.

Europäisches Gemeinschaftsprodukt

Ähnlich wie der Eurofighter "Typhoon" ist auch die IRIS-T ein europäisches Gemeinschaftsprojekt, an dessen Entwicklung neben Deutschland auch Griechenland, Italien, Norwegen, Schweden und Spanien beteiligt sind. Dementsprechend ist diese Waffe auch für den Einsatz an den Kampfflugzeugen Panavia "Tornado", Aermacchi Alenia Embraer AMX, Saab BAE JAS-39 "Gripen", F-16 "Fighting Falcon", Boeing F/A-18 "Hornet" und eben dem Eurofighter "Typhoon" vorgesehen. Von den sechs Entwicklernationen wurden bisher 3 150 Stück bestellt, die bis 2011 ausgeliefert werden sollen. Die Deutsche Luftwaffe erhielt im vergangenen Dezember die ersten Exemplare der IRIS-T aus der mittlerweile laufenden Serienfertigung. Insgesamt hat Deutschland 1 250 Stück für die Ausrüstung der "Typhoon" und der "Tornado" bestellt, wofür rund 550 Mio. Euro vorgesehen sind.

Generalunternehmer und Projektkoordinator ist die Firma Diehl BGT Defence in Überlingen am Bodensee, die aus dem Zusammenschluss des deutschen Munitionsherstellers Diehl GmbH mit der Bodensee Gerätetechnik resultiert. Die IRIS-T ist eine Luft-Luft-Lenkwaffe der neuesten Generation, deren Entwicklung Anfang der neunziger Jahre begann. Sie war als Gegenstück zu den russischen Luft-Luft-Lenkwaffen gedacht, die heute als die fortschrittlichsten und effektivsten der Welt gelten.

Bisher standen in Österreich die amerikanischen Luft-Luft-Lenkwaffen AIM-9P3 und P5 im Einsatz, mit denen die "Draken" bewaffnet waren. Sie wurden als Folge der Jugoslawien-Krise 1991 beschafft und 1994 bzw. 1998 ausgeliefert. Mit der IRIS-T wird nun die in dieser Leistungsklasse modernste Luft-Luft-Lenkwaffe zur Verfügung stehen, die derzeit im Westen auf dem Markt ist. Damit ist erstmals auch eine Luft-Luft-Lenkwaffe verfügbar, die den russischen Konstruktionen ebenbürtig sein dürfte. Ihre volle Leistungsfähigkeit wird die IRIS-T allerdings erst mit der für die Tranche 2 des Eurofighter "Typhoon" vorgesehenen Ausrüstung, insbesondere mit dem eigens dafür vorgesehenen Helmvisier, erreichen.

Fortschrittliche Technik

Die IRIS-T ist eine infrarotgesteuerte Luft-Luft-Lenkwaffe kurzer Reichweite mit Fire-and-Forget-Capability. Einmal gestartet, bedarf sie keiner weiteren Steuereingaben durch den Piloten - sie verfolgt das definierte Ziel selbsttätig.

Der Flugkörper besteht aus einem abbildenden Infrarot-Zielsuchkopf (Imaging Infrared - IIR), der eine rund fünf Mal höhere Erfassungsreichweite als der Zielsuchkopf der AIM-9L "Sidewinder" und einen außerordentlich großen Sichterfassungswinkel aufweist, einem Hochleistungscomputer für die Steuerung, dem aktiven Laserzünder, dem Gefechtskopf und dem Antriebsteil mit Schubvektorsteuerung. Die Lenkwaffe verfügt über die Fähigkeit des Einsatzes gegen ein Luftziel aus jeder Angriffsrichtung (All Aspect Capability); aufgrund ihrer extremen Wendigkeit, die aus der Schubvektorsteuerung (variable Schubrichtung durch Auslenkung des Triebwerkstrahls) resultiert, kann sie auch Luftziele bekämpfen, die sich hinter dem eigenen Flugzeug befinden. Ihre fortschrittlichen Elektronik befähigt die Lenkwaffe unter anderem, selbstständig zwischen Scheinzielen (IR-Täuschkörpern - Flares) und echten Flugzielen zu unterscheiden. Die Einsatzschussweite beträgt rund 12 Kilometer.

Technische Daten:

Länge: 3,0 m Durchmesser: 12,7 cm Spannweite: 0,35 m Startmasse: 87 kg Gefechtskopf: 11,4 kg Splittersprengkopf mit radarunterstütztem Annäherungszünder und aktivem Laserzünder Einsatzschussweite: rund 12 km Zielsuchsystem: IIR Antrieb: Feststoffraketenmotor ___________________________________ __________________________________ Autor: Amtsdirektor Ing. Gerald A. Simperl, Jahrgang 1962. Ausbildung an der Höheren Technischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt in Mödling/Höhere Abteilung für Feinwerktechnik. Anschließend als Projektsachbearbeiter in der Industrie tätig; ab 1987 im Amt für Wehrtechnik/Abteilung Mathematik, Chemie, Physik. Seit 1985 freier Mitarbeiter und seit 1992 Redakteur der Zeitschrift TRUPPENDIENST; Mitverfasser von Fachpublikationen sowie Verfasser zahlreicher Beiträge in militärischen Fachzeitschriften im In- und Ausland.

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