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Weltgeschehen: Aufstrebende Regionalmacht Indien

Indien ist nach China nicht nur das Land mit der weltweit zweitgrößten Bevölkerung, sondern auch ein nicht zu übersehender Machtfaktor in der Region. Neben den Atommächten Russland, China, Pakistan (und eventuell Nordkorea) ist Indien die vierte (fünfte) Nuklearmacht auf dem Kontinent.

Indien blickt gleichzeitig in drei Richtungen: nach Norden, wo es Russland und China begegnet, nach Westen, wo es den Erzrivalen Pakistan und andere Konkurrenten sieht, und nach Osten, wo es an die bevölkerungsreichen Staaten Südostasiens mit ihren gewaltigen wirtschaftlichen Ressourcen angrenzt. Mit Russland bestehen schon seit dem Kalten Krieg ausgezeichnete Beziehungen. Mit China im Norden ist die gemeinsame Grenze ungelöst. Im Bogen von Singapur bis Aden sieht es Indien nicht gerne, wenn ein fundamentalistischer Islam die Region beherrschen würde.

Schlagkräftige Streitkräfte

Die indischen Streitkräfte gehören unverändert zu den schlagkräftigsten in der Region. Etwa 1 300 000 Mann stehen unter Waffen, eine weitere halbe Million in Reserve. Rund 2 700 Kampfpanzer, 700 Kampfflugzeuge und 100 Kriegsschiffe (davon 16 U-Boote) sind im Dienst. 2001 wuchsen Indiens Verteidigungsausgaben um 13 Prozent im Vergleich zum vorhergehenden Finanzjahr und erreichten 13,3 Mrd. US $. Ein Jahr später stiegen diese um weitere 25 Prozent auf 17,3 Mrd. und im Jahr 2004 auf etwa 19,1 Mrd. US $. Das macht mehr als 3 Prozent von Indiens BIP aus.

Die Rüstungsanstrengungen sind dementsprechend groß: Bereits im Jahr 2004 wurden aus Russland 310 T-90C-Panzer an Indien geliefert. Im vergangenen Jahr wurde mit einer russischen Firma ein Vertrag über die Lieferung von weiteren 400 Panzern des Typs T-90C geschlossen. Darüber hinaus hat Indien seine militärtechnologische Kooperation mit den USA, Frankreich, der Ukraine, Südafrika, Japan und Australien forciert. Doch von zentraler Bedeutung ist die Zusammenarbeit mit Russland. Gegenwärtig beläuft sich der Umfang der Bestellungen in Russland auf einen Betrag von 10 Mrd. US $ berichten asiatische Medien.

Ausbau der Seestreitkräfte

Indien ist dabei, auch seine Seestreitkräfte mächtig auszubauen. Für die nächste Dekade planen die indischen Seestreitkräfte eine Truppenstruktur von 140 bis 145 Schiffen (derzeit etwa 85 Kampfschiffe), von denen mehr als die Hälfte hochseetauglich sein werden. Unabhängig davon hat Indien mit dem Bau eines 37 500 Tonnen-Trägers begonnen. Bei den U-Booten ist man dabei, acht bis zehn Boote im Eigenbau bis 2010 fertig zu stellen. Ein umfassendes Programm für die Beschaffung von Lenkflugkörpern ist in Verhandlung (mit Israel und Russland).

Nuklearmacht für Abschreckung

Indien ist im Besitz von A-Waffen (derzeit ca. 40) und hat das Bedürfnis, die ihm - im eigenen Selbstverständnis - im südasiatischen Raum und weltweit zustehende Rolle auch einnehmen zu können. Das indische Atomwaffenprogramm wird mit zwei Gründen gerechtfertigt: um China in Schach zu halten und um gegenüber der Atommacht Pakistan nicht in Nachteil zu geraten. Indien verfügt über Raketen mit einer Reichweite von 150 bis 250 km und hat bereits Trägersysteme mit einer Reichweite bis 2 500 km erfolgreich getestet.

China wird als die eigentliche und dazu noch unberechenbare Gefahr für Indien angesehen. Der vor wenigen Monaten eingeleitete spektakuläre Schulterschluss der beiden Staaten kann darüber nicht hinwegtäuschen. Indien sieht mit Sorge China als einen Kernwaffen besitzenden Staat, mit dem es zwei Kriege ausgefochten hat und dessen Expansionspolitik seit geraumer Zeit den gesamten Nordwesten, Norden und Nordosten Indiens berührt. Noch dazu intensiviert Peking das Rüstungsprogramm für seine Streitkräfte. Neu Delhi hofft, den in den USA vorhandenen Trend zur Schaffung einer Balance in Asien im Interesse der Stärkung der eigenen Position nutzen zu können. Die Beziehungen zu Pakistan mit dem Hauptstreitpunkt Kaschmir bleiben das schwierigste außenpolitische Problem Indiens. Die USA, die das pakistanische Militärregime als wichtigen Alliierten in ihrem "Krieg gegen den Terrorismus" unterstützen und Indien als potenziellen strategischen Partner der Vereinigten Staaten betrachten, ist eine der treibenden Kräfte hinter der indisch-pakistanischen Annäherung seit Anfang des Jahres 2004. Indien vertiefte auf der internationalen Bühne seine wissenschaftlichen, technischen und militärischen Beziehungen sowohl zu den USA, der EU und Israel als auch zu anderen Staaten wie beispielsweise Brasilien. Russland, der größte Waffenlieferant Indiens, sieht seinerseits im Verein mit China die Vision eines "strategischen Dreiecks" zwischen Moskau, Peking und Neu Delhi, um die Vormachtstellung der USA einzudämmen. Washington ist hingegen bemüht, eine andere Achse als Gegengewicht zu China in Asien zu errichten: als strategischer Partner mit Japan und Indien.

Autor: Brigadier i. R. Prof. Dr. Horst Mäder

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