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Neuer Baggerlader JCB 4CX "Sitemaster"

Die Erneuerung der Pioniermaschinen-Flotte des Bundesheeres ist längst überfällig. Damit die für die Streitkräfte der EU eingemeldeten Pionierbaukompanien ihre Aufgaben erfüllen können, erhält die Pioniertruppe nun mit dem Baggerlader JCB 4CX "Sitemaster" ein modernes und leistungsfähiges Universalgerät.

Die Pioniermaschinen des Österreichischen Bundesheeres befinden sich aufgrund der budgetären Situation der vergangenen Jahre in einem teilweise museal anmutenden Zustand. Das Durchschnittsalter der Maschinen (schwere Pioniermaschinen - sPiMasch) beträgt über 20 Jahre, wobei manche dieser Maschinen bis zu 14 000 Betriebsstunden geleistet haben. Im Zusammenhang mit der Aufstellung der neuen Pionierbaukompanien besteht nun die Chance, den Maschinenpark zu modernisieren. Die Pioniertruppe wird - auch aufgrund der ständigen Personalreduktionen - künftig immer mehr auf eine moderne technische Ausstattung angewiesen sein. Ob die dafür zuständigen Dienststellen diese Chance nutzen werden bzw. können, wird letztlich auch die Effizienz der Pioniertruppe entscheidend beeinflussen.

Vorgeschichte

Von der vorhergehenden Bundesregierung wurde eine der neuen Pionierbaukompanien für Mitte 2007 für die Streitkräfte der EU eingemeldet. Eine der Hauptaufgaben dieser Pionierbaukompanie wird es unter anderem sein, im Zuge von Auslandseinsätzen für bataillonsstarke Kräfte ein Feldlager - analog dem Camp "Casablanca" im Kosovo - zu errichten. Da das Bundesministerium für Landesverteidigung (BMLV) an das Bundesvergabegesetz gebunden ist, wird es mindestens bis 2008/09 dauern, bis die hiefür erforderlichen Großgeräte (sPiMasch) ausgeschrieben, beschafft und im Bundesheer implementiert sind.

An schweren Pioniermaschinen laufen in diesem Jahr sechs Stück Baggerlader JCB 4CX "Sitemaster" Servo der Truppe zu. Bereits 2006 wurden drei dieser Geräte als Ersatz für die noch bis auf weiteres in Verwendung stehenden Grabenbagger JCB 3DX-4 beschafft. Die bisherige Bezeichnung "Grabenbagger" wird übrigens durch die neue Normbezeichnung "Baggerlader" ersetzt. Ein Baggerlader ist ein universell einsetzbares Gerät, das nicht nur zum Baggern, sondern auch zum Laden, Stapeln, Abbrechen sowie als Behelfskran verwendet werden kann.

Beschaffungsablauf

Im Jahr 2004 begann die Suche nach einem Nachfolger für die mittlerweile reichlich überalterten Grabenbagger JCB 3DX-4. Nachdem während einer Marktbeobachtung die in Frage kommenden Anbieter erfasst worden waren, wurde die Leistungsbeschreibung erstellt, und im Sommer 2005 erfolgte eine öffentliche Ausschreibung durch die Bundesvergabegesellschaft. Die Hersteller Komatsu, Terex (vormals Case bzw. MF), New Holland (vormals FIAT) und JCB boten dem BMLV ihre Baggerlader an.

Die praktische Bewertung führte die Fachabteilung Pioniertechnik der Rüstungsdirektion & Amt für Wehrtechnik (RD-ARWT/PT) in enger Zusammenarbeit mit den zukünftigen Anwendern auf dem Truppenübungsplatz Bruckneudorf durch. Unterstützt wurden die Fachleute durch einen erfahrenen Kommandanten des schweren Pioniermaschinenzuges des Pionierbataillons 3. Als bestes Gerät setzte sich mit knappem Vorsprung der Baggerlader JCB 4CX "Sitemaster" Servo durch.

Der Gesamtauftrag umfasst 18 Maschinen (mit einer Option auf 18 weitere Maschinen). Im Jahr 2006 kamen die ersten drei Maschinen zur Weihnachtszeit ins Heereslogistikzentrum (HLogZ) Wien. Die Einschulung durch die Mitarbeiter der Lieferfirma erfolgte im Februar 2007 unter tatkräftiger Mithilfe der Melker Pioniere, die bereits eingewiesen waren. Das Logistikpaket für die neuen Maschinen war bereits fertig gestellt. Ausgerüstet mit vorläufigen Vorschriften und einem provisorisch zusammengestellten Zubehörsatz, konnten die neuen Geräte der Truppe zugeführt werden.

Ausstattung und Leistungsmerkmale

Der Baggerlader JCB 4CX "Sitemaster" entspricht in seiner Ausstattung - sowohl hinsichtlich der technischen Leistungsfähigkeit als auch der Sicherheitseinrichtungen - dem neuesten Stand der Technik. Die aktuelle Konfiguration der Maschine konnte allerdings nur erreicht werden, weil die Bewertung, die Abnahme, die Satzzusammenstellung und die Firmeneinschulung in engster Zusammenarbeit mit dem zukünftigen Gerätenutzer erfolgte.

Das Fronthubgerüst ist mit einer hydraulischen Schnellwechseleinrichtung mit integrierten Gabelzinken ausgestattet und verfügt über einen zusätzlichen Hydraulikkreislauf. Die große Mehrzweckschaufel hat ein Fassungsvermögen von 1,3 m3. Nach der Demontage der Mehrzweckschaufel kann der Baggerladerführer mit dem Fronthubgerüst die Last stapeln - erstmalig ohne Einweiser und mit direkter Sicht auf die Last. Das Hubgerüst verfügt zusätzlich über ein hydraulisches Dämpfungssystem, welches bei Straßenfahrten, bei denen eine Geschwindigkeit von immerhin 40 km/h erreicht wird, ein optimales Fahrverhalten gewährleistet.

Der hydraulisch gesteuerte, seitlich verschiebbare Heckbagger funktioniert nach dem Teleskop-Prinzip und ist ebenfalls mit einer Schnellwechseleinrichtung ausgestattet. Damit kann die als "Löffel" bezeichnete schmale Heckbaggerschaufel je nach Bedarf als Tieflöffel oder als Hochlöffel montiert werden. Der Heckbagger ist außerdem hydraulisch vorgesteuert, was ein sehr feinfühliges Arbeiten ermöglicht. Da es sich bei einem Baggerlader um ein Universalgerät handelt, ist der Schwenkbereich des Heckbaggers auf 180° (je 90° nach links und rechts) begrenzt.

Der Baggerlader verfügt weiters über mehrere Zusatz-Hydraulikkreise, die eine Verwendung verschiedener Anbaugeräte ermöglichen. Mitbeschafft wurden unter anderem drei Tief-/Hochlöffel unterschiedlicher Breite, ein 150 Zentimeter breiter Schwenklöffel und erstmalig auch ein Abbruch- und Sortiergreifer.

Der Abbruch- und Sortiergreifer ist ein Greifgerät, das aufgrund seiner Konfiguration ähnlich wie die menschliche Hand dem geschickten Maschinenführern ganz neue Möglichkeiten bei der Arbeit eröffnet.

Die Verwendung des bei der Pioniertruppe eingeführten Montabert-Abbruchhammers ist - nach geringfügigen Modifizierungsarbeiten - mit dem Baggerlader JCB 4CX ebenfalls möglich. Es bleibt zu hoffen, dass auch für die größeren Hydraulikbagger Samsung SE210-2 die finanziellen Mittel für Abbruch- und Sortiergreifer verfügbar gemacht werden, da diese Bagger seitens RD-ARWT längst mit den hydraulischen Anschlüssen für Anbaugeräte dieser Art ausgestattet wurden.

Auch bei der Detailausstattung des JCB 4CX "Sitemaster" wurde versucht, auf die praktischen Anforderungen so weit wie möglich einzugehen. Zwei leichte, universelle Kettengehänge sowie eine Rundschlinge ermöglichen die Verwendung des Heckbaggers als Behelfskran. Die vier gleich großen Räder sorgen beim neuen JCB-Baggerlader im Vergleich mit dem Vorgängermodell für erheblich bessere Fahreigenschaften, insbesondere im schwierigen Gelände, während das Powershift-Automatikgetriebe vor allem Straßenfahrten erleichtert. Darüber hinaus verleihen die zusätzlich zur üblichen Vorderradlenkung optional zuschaltbare Allradlenkung und die so genannte "Hundeganglenkung" dem Fahrzeug eine exzellente Wendigkeit.

Die tägliche Wartung sowie die Durchführung umfangreicherer Wartungsarbeiten werden unter anderem durch die Zentralschmieranlage erleichtert.

Komfort am Arbeitsplatz

Bei der Auswahl dieses Baggerladers wurde auch auf den Komfort für den Fahrer großes Augenmerk gelegt. Die Kabine des JCB 4CX "Sitemaster" ist seinen Mitbewerbern hinsichtlich der Abmessungen und des vorhandenen Stauraumes deutlich überlegen. Der neue Baggerlader verfügt nicht nur über eine mehrstufige Klimaanlage, sondern auch über eine vorprogrammierbare Standheizung, die selbst bei extrem niedrigen Temperaturen bereits zu Arbeitsbeginn für ein angenehmes Klima in der Kabine sorgt. Außerdem stellt sie sicher, dass die Maschine - selbst in Sibirien oder im Waldviertel - im Winter bei Temperaturen von bis zu minus 32°C gestartet und betrieben werden kann. Bei Einsätzen unter solch extremen klimatischen Bedingungen ist die Vorwärmung der Kühlflüssigkeit und des Dieselkraftstoffes unbedingt notwendig.

Darüber hinaus erleichtern die Anordnung von Lüftungsdüsen und Bedienelementen sowie der schwenkbare, nach ergonomischen Gesichtspunkten ausgelegte Gesundheitsfahrersitz das Arbeiten wesentlich und sorgen außerdem für einen Wohlfühleffekt am Arbeitsplatz.

Dokumentation und Materialerhaltung

Bei diesem Beschaffungsvorgang stellte die Lieferfirma Terra Maschinen GmbH & Co KG die komplette Dokumentation erstmals in der Form auf einem Datenträger zur Verfügung, dass die Inhalte unmittelbar und direkt weiter bearbeitet werden können. Somit wird erstmals in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Technische Produktdokumentation (ZTPD), Abteilung Technische Vorschriften, eine Technische Dienstvorschrift für das Bundesheer (TDVBH) erstellt, die sich nur auf den Konfigurationsstand des im Österreichischen Bundesheer eingeführten Maschinentyps bezieht. Erstmalig wurde auch eine Garantiefrist von vier Jahren mit der Lieferfirma vereinbart. Für die Wartung wird außerdem der Abschluss eines Wartungsvertrages angestrebt. Sollten die neuen Baggerlader bei laufenden oder künftigen Auslandseinsätzen, also außerhalb Österreichs, zum Einsatz kommen, wird eine bedarfsorientierte Spezialschulung für das Mechanikerpersonal erfolgen, für die bereits bei Vertragsabschluss Vorsorge getroffen wurde.

Die Bestrebungen gehen nun dahin, den gesamten Maschinenpark der Pioniertruppe in absehbarer Zeit an jenen Standard heranzuführen, der dem neuen Slogan des Österreichischen Bundesheeres "stark - modern - schnell" auch tatsächlich entspricht.

Technische Daten:

Fahrzeuglänge 5 910 mm Fahrzeugbreite 2 330 mm Fahrzeughöhe (mit Heckbagger) 2 880 mm (3 900 mm) Eigengewicht 8 660 kg Motorleistung 71,1 kW Bauartgeschwindigkeit 40 km/h Tankinhalt 160 l max. Reißkraft des Heckbaggers 61,1 kN max. Grabkraft der Mehrzweckschaufel 64,6 kN max. Grabtiefe 5 500 mm zulässige Traglast des Heckbaggers max. 1 000 kg zulässige Traglast im Stapelbetrieb max. 2 000 kg Schaufelinhalt (SAE) 1,3 m3 max. Stapelhöhe 3 200 mm Bereifung 4 x 16.9-28 Getriebe 6-Gang-Powershift (3. bis 6. Gang vollautomatisch).

___________________________________ ___________________________________ Autor: Amtsdirektor Ing. Roland Haller, Jahrgang 1967. Einrückungstermin Jänner 1988; Unteroffizier beim Landwehrstammregiment 22; Nachhollaufbahn zum Milizoffizer; 2003 Auslandseinsatz (KFOR); zur Zeit beordert als S3 im Jägerbataillon 2 in Wien. Absolvierung einer Abendschul-HTL/Höhere Abteilung für Maschinenbau; seit 1998 Referent für Pioniermaschinen & Gerätetechnik in der Rüstungsdirektion - Amt für Rüstung und Wehrtechnik.

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