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Suche nach Minen und Kampfmitteln (III)

Der letzte Teil dieser Beitragsserie behandelt die biologische Minensuche, welche aus der Tier- und Pflanzenwelt quasi Dienstleistungen für den Menschen schöpft. Manche Techniken dieser Art der Minensuche sind so alt wie das Österreichische Bundesheer, teilweise sind sie brandaktuell, und einige Verfahren stecken gar noch in den Kinderschuhen.

Biologische Minensuche einst …

Die Fähigkeiten mancher Tiere übersteigen in mehreren Bereichen bei Weitem die Möglichkeiten des Menschen. Vor allem die zeitliche und räumliche Orientierung ist bei Tieren in freier Wildbahn wesentlich stärker ausgeprägt als beim Homo sapiens. Es ist wissenschaftlich belegt, dass Ratten, Elefanten, Bienen und auch Delphine eine mentale Landkarte besitzen, die es ihnen ermöglicht, ihre Futter-, Wasser- und Weidestellen - selbst in einem Labyrinth - wiederzufinden.

In der Natur bedienen sich Tiere unterschiedlicher Kommunikationsformen. Vögel, Primaten und Meeressäuger kommunizieren vorwiegend akustisch, während Ameisen chemische und Fische elektrische Signale aussenden. Diese besonderen Fähigkeiten können auch für den Menschen nutzbar gemacht werden.

Tiere im Dienst des Militärs sind nichts Neues. Bereits in der Antike machten sich Feldherren die besonderen Eigenschaften und Fähigkeiten von Tieren zunutze. Pferde zogen Streitwagen und trugen Reiter, Kriegshunde und Kriegselefanten wurden im Kampf eingesetzt. Ab dem Mittelalter kamen Kavallerie-, Artillerie- und Trosspferde für das Gefecht sowie Schwärme von Tauben für Meldezwecke hinzu. Zudem wurden Ochsen zum Ziehen von Wagen für den Tross eingesetzt.

… und jetzt

Trotz der fortschreitenden Technisierung im 21. Jahrhundert erweitert sich das Einsatzspektrum dieser Geschöpfe kontinuierlich. Heute werden sogar Insekten für bestimmte Bereiche herangezogen. Tiere, die zum Aufspüren von chemischen Produkten verwendet werden, sind unter dem Sammelbegriff "Controlled Biological Systems" zusammengefasst. (Damit die Flugbewegungen von Insekten verfolgt werden können, wurde von der Mayo-Stiftung in Rochester ein salzkorngroßer Sender-Empfänger entwickelt, der 1 mm lang, 0,2 mm dick und 10 mg leicht ist. Das Gerät lässt sich problemlos einer Motte oder einer Biene auf den Rücken kleben. Es macht das Insekt auf einem Spezialradar sichtbar, und die Flugbewegungen können exakt verfolgt werden.) In den Ozeanen wird das Programm "Marine Mammal Systems" verwirklicht, bei dem Delphine als Minensucher oder als "Wachposten" abgerichtet werden. Das maritime Szenario reicht hin bis zu Seelöwen, die zum Aufspüren von Minen ausgebildet werden.

Minensuche mit Hunden

Der große Vorteil des Hundes gegenüber dem Menschen bei der Suche nach Minen liegt in seinem guten Geruchssinn und seinem geringeren Gewicht. Hundenasen haben auf ihrem Riechepithel (oberste Zellschicht des Haut- und Schleimhautgewebes; in diesem Fall der Schnauze) 23 mal so viele Rezeptoren wie die menschliche Nase. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass Hunde die eingeatmete Luft nicht nach vorne (wie der Mensch), sondern seitlich nach rückwärts ausatmen, weshalb der Geruch von den zu suchenden Materialien nicht durch die eigene Atemluft verfremdet wird.

Seit Jahren ist der Einsatz von Minensuchhunden beim Aufspüren von Landminen auf der ganzen Welt nützlich und hilfreich. Die eigentliche Vermittlung der Fertigkeiten erfolgt durch eine Konditionierung2) auf die anzuzeigenden Präparate, die er dann "meldet". (Das System der Konditionierung beruht auf der über 80 Jahre alten Theorie von Iwan Pawlow, wonach die Hunde durch Training den Geruch von bestimmten Inhaltsstoffen mit etwas sehr Leckerem, Angenehmem oder mit dem Spielen verbinden.) Die Ausbildung zum Minensuchhund beruht auf der Nutzung des Spiel- und Beutetriebes des Hundes. Diese Triebveranlagungen müssen besonders ausgeprägt sein, weshalb sich nicht alle Hunde als Suchhunde eignen.

Die Ausbildung vom "rohen Hund" bis hin zum einsatzbereiten Minensuchhund dauert zirka ein Jahr, wobei dem Hund vor allem das passive Anzeigen von gewerblichen und militärischen Sprengstoffen vermittelt werden muss (Spezialausbildung). Ein Scharren oder Bellen kann tödlich sein, wenn die Mine mit bestimmten Sensoren ausgestattet ist. Wegen der schwierigen Wahrnehmbarkeit und der Vielzahl von unterschiedlichen Sprengstoffen dauert diese spezielle Sprengstoffspürausbildung mehr als 70 Tage und wird durch stetes Training des Hundeführers mit dem Hund auf Leistungsniveau gehalten.

Findet ein Hund einen Sprengstoff, so bekommt er zur Belohnung sein Spielzeug, was seine Suchfreude verstärkt. Gut trainierte Hunde sind in der Lage, Panzerminen, die bis mehr als einen Meter tief vergraben sind, aufzuspüren. Abhängig von der Art des Einsatzes und der Verwendung, kann ein Hund pro Tag eine Fläche von bis zu 9 000 m2 absuchen.

Der Hundeführer spielt ebenso wie der Hund eine wichtige Rolle. Für den riskanten Umgang mit Minen und Sprengstoffen muss er dem Hund stets die richtigen Anweisungen zur richtigen Zeit erteilen. Dabei ist die Beziehung zwischen Mensch und Tier besonders wichtig und muss ständig erhalten bzw. erneuert werden.

Bevorzugte Hunde für die Minensuche sind der deutsche bzw. belgische Schäferhund sowie der Golden Retriever. Diese Hunde haben jedoch auch Nachteile: sie sind z. B. nicht für bestimmte Klimaverhältnisse geschaffen und reagieren auf Insekten mit deren Krankheitserregern oft sehr empfindlich. Durch diese Beeinträchtigungen wird die Leistungsfähigkeit, vor allem aber die Einsatzfähigkeit, auf wenige Stunden vermindert. Ein weiterer Nachteil des Hundes liegt in der Unfähigkeit, bestimmte Treppen, Leitern etc. überwinden zu können. Das relativ hohe Gewicht dieser Rassen begrenzt zusätzlich das Einsatzspektrum des Hundes in den Tropen.

Neuerdings wird versucht, nicht den Hund zum Geruch, sondern den Geruch zum Hund zu bringen. Dafür wird das verdächtige Gelände mit einer Art Staubsauger abgetastet. Luft und Staub werden durch spezielle Filter, die regelmäßig gewechselt werden, aufgesogen. Die Hunde können in einem klimatisierten Gebäude an diesen Filtern schnuppern. Werden Sprengstoffspuren festgestellt, wird das Gelände genauer untersucht. Diese Art der Suche funktioniert sehr gut.

Trotz mancher Nachteile ist der Hund mit seiner Spürnase dem Menschen mit der manuellen Suchmethode in Bezug auf die Suchgeschwindigkeit überlegen. Auch im Bezug auf elektrische oder elektronische Hilfsmittel ist der Sprengstoffspürhund bei der Suche nach Sprengstoff oder Tatwaffen schneller und sicherer.

Um die Fähigkeiten der vierbeinigen Schnüffler zu erhalten, müssen der Hundeführer und sein Hund viel trainieren und jährlich Prüfungen ablegen. Mit knapp zweihundert Minensuchhunden unterhält das Mine Dog Center in Kabul/Afghanistan, das von Mario Boer, einem pensionierten Hauptmann der Nationalen Volksarmee der ehemaligen DDR geleitet wird, die größte derartige Hundestaffel.

Minensuche mit Schweinen

Schweine stellen die Empfindlichkeit ihres Rüssels bei der Trüffelsuche unter Beweis. Sie haben so feine Geruchsnerven, dass sie niesen, wenn sie einen störenden bzw. für sie unangenehmen Geruch wahrnehmen. Schweine besitzen durch diesen "Alarmmelder" ideale Voraussetzungen, Sprengstoffe und somit auch Minen und Kampfmittel zu wittern.

Diese Eigenschaft macht sich das israelische Innenministerium bei der Suche nach Sprengstoffen zunutze. Der Tiertrainer Geva Zin trainiert Schweine auf den Geruch von Trinitrotoluol (TNT) und sonstige explosive chemische Verbindungen. Der Trainer hat das Talent der Schweine in Kroatien entdeckt, wo er mithalf, Minen zu räumen. Zurück in Israel bekam er die Genehmigung, für die Regierung Schweine zu dressieren. Mittlerweile hält er sie für die besten Spürnasen und plant, sie zum Minensuchen auch in Angola und Mozambique einzusetzen.

Vor allem beim Einsatz gegen Sprengfallen erwies sich die feine Spürnase der Schweine mit beinahe 100 Prozent Trefferquote als äußerst nützlich. Die Freiwilligen-Einheit Jüdische Legion bewacht israelische Siedlungen im Westjordanland. Ihr Chef, Yekutiel Ben-Yaakov, will sich verstärkt der bislang vernachlässigten Qualitäten der Schweine widmen.

Nachteilig beim Einsatz dieser Tiere ist, dass sie beim Auffinden eines verdächtigen Gegenstandes sofort zu wühlen beginnen - eine Angewohnheit, die bei der Suche nach Minen und Kampfmitteln tödlich sein kann und die bislang, auch durch noch so gute Dressur, nicht verhindert werden konnte. Zudem treten in Israel bei der Verwendung von Schweinen als Minensucher Probleme religiöser Natur auf, da nach jüdischem Glauben Schweine als unreine Tiere gelten. Da sie sich jedoch bei der Bekämpfung der latenten terroristischen Bedrohung als nützlich erwiesen haben, wurde im Westjordanland die Schweinezucht ausnahmsweise erlaubt.

Minensuche mit Ratten

Sie gelten z. B. in Afrika als Schädlinge, doch sollen Riesenhamsterratten (Cricetomys gambianus) auch das Leben von Menschen retten, indem sie Minen suchen lernen. Diese Tierart wird in Labors handzahm gezüchtet, wodurch sie ein neutrales Verhältnis zum Menschen entwickelt. Die Tiere erreichen eine Größe von bis zu 45 cm und ein Gewicht von zirka 1,4 kg. Durch dieses geringe Gewicht wird in der Regel keine Schützenmine ausgelöst, was beim Einsatz von Hunden schon durchaus der Fall sein kann, da einige Schützenminen nur einen Auslösedruck von unter 10 kg benötigen.

Hamsterratten sind gegen tropische Erreger immun und an das afrikanische Klima gewöhnt. Weitere große Vorteile dieser Nager sind: - Sie haben eine extrem feine Nase, die jener eines Hundes noch überlegen ist.

- Sie sind sehr gelehrig, und - sie lieben es, dieselbe Aufgabe immer wieder auszuführen.

In speziellen Labors werden die Ratten auf den Geruch von Sprengstoff trainiert. Das einmal Gelernte vergessen die Hamsterratten nie mehr.

Während ein Hund zirka ein Jahr braucht um zu lernen, wie man Sprengstoffe und Minen sucht, benötigen diese intelligenten Tiere für das Erlernen der Fähigkeiten gerade einmal drei Monate. Die Ratten sind zuverlässiger, werden selten krank, lassen sich nicht so leicht wie Hunde ablenken, halten viel länger durch und sind nicht so stark auf Trainer fixiert. Gut trainierte Ratten schaffen in 20 Minuten ein zirka 140 m2 großes Testgelände mit 100 Prozent Aufspürsicherheit, sie sind also 100 mal schneller als der Mensch. Allerdings haben diese Tiere auch ihre Launen, manchmal sind sie faul und träge oder einfach nur nervös bzw. launisch.

Die Ausbildung der Tiere findet seit sieben Jahren an der Universität Morogoro in Tansania statt. Derzeit befinden sich etwa 300 Ratten in Ausbildung. Zuerst wurden die Ratten in Laborversuchen getestet und geschult und im Herbst 2003 in einem Feldversuch eingesetzt. Dafür wurden Minen ohne Zünder auf einem Testgelände vergraben. Um eine systematische Suche zu gewährleisten, schnallen die Trainer die Ratten auf einer beweglichen Schiene fest, die in einem Metallkäfig hängt. Je zwei Ausbilder rollen den Käfig über das Testgelände. Wenn die Ratte eine Mine erschnuppert, hält sie an und fängt zu scharren an.

Im Einsatz hängen die Ratten an einer sieben Meter langen Stange mit Drahtseil und laufen daran entlang hin und her. Mit gesenkter Nase huschen die Tiere über die Fläche, stoppen, schnüffeln, legen sich nieder oder scharren mit den Vorderbeinen. Damit zeigen sie das Vorhandensein von Sprengstoffen an. Findet die Minensuchratte keinen Sprengstoff, wird die Stange auf zwei Rädern 40 cm weiter geschoben. Als Belohnung für den Fund erhalten die Tiere ein Stück Frucht, was sie anspornt, noch mehr Minen zu finden. Bisher sind die Ratten in der Lage, 14 Minentypen zu erkennen.

Ähnlich wie bei der Staubsaugermethode mit Hunden werden Ratten ausgebildet. In Tansania wurden 23 Ratten darauf trainiert, eine Taste zu drücken, sobald sie Explosivstoffe wittern.

Obwohl die Tiere ihre Fähigkeiten grundsätzlich bewiesen haben, geht das Forscherteam davon aus, dass es noch einige Zeit dauern wird, bevor die Ratten in realen Minenräumaktionen zusammen mit Hunden eingesetzt werden können. Die Ratten sollen vor allem in der Qualitätskontrolle von maschinell geräumten Gebieten eingesetzt werden.

Eine andere Art des Einsatzes entwickelten amerikanische Wissenschafter der State University in New York. Den Tieren wurden haardünne Elektroden ins Gehirn implantiert, die gezielt Reize auslösen. Durch diese Maßnahme wird das Gehirn praktisch ferngesteuert, indem die natürlichen Instinkte der Tiere teilweise ausgeschaltet werden. (Bei Versuchen ließen sich die Tiere zu Verhaltensweisen bewegen, die zum Teil ihren Instinkten widersprechen. Die Forscher brachten die Tiere dazu, durch enge Röhren zu laufen, auf Bäume zu klettern und selbst über hell beleuchtete Flächen zu laufen. Allerdings hat diese Methode auch ihre Grenzen, so kann sich der eigene Wille bei lebensgefährlichen Bedrohungen durchsetzen, etwa wenn sie aus großer Höhe springen sollen.) Gesteuert werden die Elektroden über eine kleine Funkbox, die das Tier auf dem Rücken trägt. Die erste Elektrode spricht eine Region im Vorderhirn an, die als Wohlfühl- und Belohnungszentrum bekannt ist. Die beiden anderen Elektroden können Reize der linken und rechten Schnurrbarthaare nachahmen. Auf diese Weise lassen sich die Ratten bis zu 500 m Entfernung vorwärts oder seitwärts lenken.

Ein weiteres Einsatzgebiet der Tiere ist die Erkennung von Tuberkulosebakterien. Die Ratte kann innerhalb von 30 Minuten 120 bis 130 menschliche Speichelproben zuverlässig untersuchen. Ein menschlicher Laborant schafft bloß 20 Proben pro Tag . Daher ist der Einsatz der Nager nicht nur kostengünstiger, sondern es können auch mehr Proben untersucht werden.

Ratten werden auch darauf trainiert, nach einem Erdbeben Verschüttete zu suchen, was jedoch unter Umständen zu Panikattacken bei den Verschütteten führen kann. Auch für die Kontrolle des Fluggepäcks auf internationalen Flughäfen sollen diese Tiere zukünftig eingesetzt werden.

Minensuche mit Bienen

Nach Ansicht des amerikanischen Verteidigungsministeriums (dafür zuständig ist die DARPA - Defense Advanced Research Projects Agency - im Pentagon mit 31 Projektteams) ist die gemeine Honigbiene (Apis mellifera) beim Aufspüren von Landminen effizienter und effektiver als teure Suchgeräte und empfindliche Sprengstoffspürhunde. Aus Minen und Kampfmitteln gelangen geringe Mengen an Explosivstoffen und Stickoxiden in den umgebenden Boden; Pflanzen nehmen diese Stoffe auf. Die Umgebung von Minen riecht für empfindliche Nasen nach diesen Chemikalien (z. B. TNT).

Forscher an der amerikanischen Universität Montana arbeiten an einem System, bei dem diese Insekten zuverlässig sprengstoffkontaminierte Flächen aufspüren und lokalisieren. Durch ihre Geruchsrezeptoren nehmen sie Futterquellen bis zu zehn Kilometer Entfernung und sogar unterschiedlichste Sprengstoffgerüche und geringste Mengen an Chemikalien wahr und auf. Diese gesammelten Chemikalien werden von den Arbeiterinnen in den Bienenstock zurückgebracht und sind mit empfindlichen Messgeräten nachweisbar. Bei dem Konzept bringt man den Sammlerinnen bei, gewisse Gerüche - wie zum Beispiel Sprengstoffe - mit Nahrungsquellen zu konditionieren. Haben Arbeiterinnen eine Futterquelle entdeckt, so kehren sie sofort zum Bienenstock zurück und führen dort ihren Schwänzeltanz auf (entdeckt vom österreichischen Biologen Karl von Frisch, der 1973 dafür den Nobelpreis erhielt). Der mittlere Teil des Schwänzeltanzes ist entscheidend: den Artgenossinnen wird mitgeteilt, wo sich die Futterquelle befindet. Die Länge des Laufes beschreibt die Distanz zur Nahrungsquelle, der Winkel zur Vertikalen zeigt nach Meinung von Forschern, in welche Richtung - relativ zur Sonne - die Futtersuchenden fliegen müssen. Wenn sie sich dann zu einem ihrer zahlreichen Nahrungsflüge aufmachen, versammeln sie sich am geruchsintensivsten Ort und kreisen genau über der Verdachtsfläche. Damit die Forscher wissen, wohin die Bienen fliegen, wurde eine Miniantenne entwickelt, die sich auf dem Rücken der Arbeiterinnen befestigen lässt, um sie im Umkreis von ca. 300 m verfolgen zu können. Mit dieser Methode können Minenfelder und eventuell sogar einzelne Minen genau lokalisiert werden.

Eine weitere Methode ist, dass ein Lasersystem ihre Bewegungen und Reaktionen erfasst, die in eine entsprechende Karte mit den mutmaßlichen Lageorten der Minen übertragen werden.

Ein Vorteil der Minensuche mit Bienen liegt auch darin, dass an den Haaren der Bienen feine Partikel haften bleiben, die die Bienen in den Bienenstock zurückbringen. Mit Messgeräten können die Wissenschafter dann feststellen, ob diese Partikel Sprengstoffspuren oder biologische Wirkstoffe enthalten. Als Belohung für ihre Arbeit erhalten die Bienen eine Zuckerwasserlösung vor und nach jedem Flug. Der große Vorteil dieser Methode liegt - in der raschen Feststellung von Verdachtsflächen, da die Bienen bis zu zwei Quadratkilometer untersuchen können, - in der raschen Lernfähigkeit der Insekten, - sowie in der relativ billigen Haltung der Bienenvölker.

Bienen erlernen ihr Handwerk gerade mal in zwei Tagen, wohingegen Ratten zirka 30 Tage und Hunde bis zu einem Jahr benötigen. Ferner sind Bienen weniger hitzeempfindlich und krankheitsanfällig als Hunde und Ratten.

Die Fähigkeiten der kleinen Arbeiterinnen wurden erstmals auf einem Testgelände im August 2003 erprobt. Dabei konnten die Insekten über 90 Prozent der Minen finden und lokalisieren. Für die Suche sollen lokale Bienenvölker eingesetzt werden, um keine fremden Organismen in andere Länder einzuschleppen. Der reale Einsatz der Honigsammler steht kurz bevor.

Auch in anderen Bereichen werden Bienen bereits erfolgreich eingesetzt, da sie wie fliegende Staubsauger agieren. So werden sie in Deutschland als Datensammler für Umweltverschmutzungen eingesetzt. Allerdings hat die Methode des Minensuchens mit Bienen auch ihre Nachteile. Bei Regen, schlechtem Wetter, starkem Wind, bei Nebel, im Winter, bei Frost oder in der Nacht können die Insekten nicht auf Sprengstoffsuche geschickt werden - auch hier sind damit biologische Grenzen gesetzt.

Minensuche mit Delphinen

Seit Beginn der 1960er-Jahre studieren Forscher der amerikanischen Marine das Verhalten von Delphinen. Das Militär war vor allem an der Intelligenz, den Schwimmfähigkeiten, dem Sonar und dem Sinnessystem der Meeressäuger interessiert und wollte diese positiven biologischen Eigenschaften auf Waffensysteme übertragen.

Von besonderem Interesse sind dabei die hydrodynamischen Eigenschaften der Tiere, die helfen sollen, Formverbesserungen für Torpedos zu erreichen. Dafür erwarben Wissenschafter der US Navy einen weiblichen pazifischen Weißseitendelphin eines Ozeanariums in Los Angeles. Aufgrund der ausgezeichneten Forschungsergebnisse wurde 1963 eine kleine Forschungsanlage an einer Lagune bei Port Mugu in Kaliforniern errichtet.

Neben den Forschungsprojekten wurden Delphine darauf trainiert, Gegenstände im Wasser aufzuspüren und zu transportieren. Es zeigte sich, dass die Säuger Minen oder mit Schallimpulsgebern versehene Geräte wesentlich schneller fanden als Minentaucher. 1971 wurde ein Delphin-Team während des Vietnam-Krieges in die Bucht von Cam Ranh verlegt, um Kampfschwimmern das Räumen von Seeminen im trüben Hafenwasser zu erleichtern. Die Tiere hatten die Aufgabe, Minen aufzuspüren und zu markieren. Der nächste bekannte Einsatz für die Tiere begann am 14. Oktober 1987 im Rahmen des Ersten Golf-Krieges. Sechs große Tümmler wurden zusammen mit 25 Soldaten in den Persischen Golf geflogen, um dort kuwaitische Öltanker bei der Durchfahrt durch vermintes Gebiet mit an Flossen montierten Kameras vor Minen zu warnen. Der letzte offizielle Einsatz der Tiere fand im Zweiten Golf-Krieg im Hochseehafen der irakischen Stadt Um Quasar statt.

1998 nahmen Delphine bei einem Manöver vor der Küste Litauens teil. Im Mai 2000 wurden beim NATO-Manöver "BLUE GAME" in der Ostsee ebenfalls Delphine eingesetzt.

Die geniale Leistung der Minensucher der Meere liegt in ihrer biologischen Ausstattung, nämlich einer hohen Intelligenz und einer Art Bio-Sonar. Die Tiere senden hiebei Schallwellen aus und analysieren deren Echos, um Beutetiere zu lokalisieren. An diese Technik kommt nicht einmal die modernste Computertechnik heran. Mit Hilfe dieser Eigenschaften können sich Delphine im Wasser auch im Dunkeln - und trotz vieler Nebengeräusche - ein genaues Bild von der Umgebung machen. Delphine besitzen die Fähigkeit, ohne Sichtkontakt (z. B. bei trübem Wasser) Pillen am Beckenboden zu finden. Ferner können sie gleich aussehende Kupfer- und Aluminiumplatten eindeutig voneinander unterscheiden. Durch eingehende Versuche wurde festgestellt, dass diese Tiere eine 7,5 cm große Metallkugel aus 114 m Entfernung ausmachen können. Während der Ausbildung zur Minensuche werden die Tiere darauf trainiert, den unmittelbaren Kontakt mit den Minen zu vermeiden.

Haben sie eine Mine gefunden, geben sie ihrem Trainer an der Wasseroberfläche ein Signal, indem sie ihre Schnauze auf eine Platte an der Bootswand drücken oder durch Gebärden und Geräusche den Fund melden. Dann deponieren sie in der Nähe der Fundstelle eine auffällige Boje mit Anker, damit Kampftaucher das verdächtige Objekt identifizieren und - wenn es sich tatsächlich um eine Mine handelt - verbringen, neutralisieren oder vernichten können.

Da die Delphine die Minen nicht unmittelbar berühren, liegt eine verminderte Gefährdung der Tiere vor. Die Gefahr der Auslösung von Seeminen durch wild lebende Großfische ist wesentlich höher als jene durch die dressierten Delphine.

Aufgrund der enormen Lernfähigkeit und des natürlichen Spieltriebes der Tiere wurde das Aufgabenspektrum erweitert, indem man sie zum Schutz vor Unterwasserterroristen6) und zur Bewachung von Erdölbohrplattformen einsetzt. Delphine können am Rücken von verdächtigen Tauchern lautlos Stroboskop-Lichter anbringen, damit die Taucher entdeckt werden können.

Mitarbeiter der amerikanischen Marine versuchten auch Grindwale, Fleckendelphine, Schwertwale und Belugas für militärische Aufgaben zu trainieren. Trainings-, Transport- und Nahrungskosten standen jedoch in keinem Verhältnis zum Erfolg, weshalb das Programm mit diesen Meeresbewohnern eingestellt wurde. In diese Versuchsreihe wurden auch Ohrenrobben und Seelöwen mit mäßigem Erfolg einbezogen. Große Tümmler erwiesen sich für diese Aufgaben als kostengünstiger in der Logistik und hatten eine höhere Erfolgsquote.

Um die wild lebenden Bestände der Delphine zu erhalten, wurde in Amerika der Marine Mammal Protection Act verfügt. Den Bestimmungen zufolge darf die amerikanische Marine pro Kalenderjahr nur 25 Delphine für militärische Zwecke fangen und nutzen. Derzeit hält das amerikanische Militär zirka 140 Delphine im Delphinzentrum bei San Diego7).

Die amerikanische Marine ist jedoch nicht die einzige Streitkraft, die eine "Delphin-Flotte" unterhält. Während des Kalten Krieges zog die Rote Armee mit dem Einsatz von bis zu 120 Tieren nach. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion trennte sich das Militär von den Meeressäugern. In jüngster Zeit mehren sich Berichte, dass die indische Armee Delphine abrichtet, um Haftminen an Wasserfahrzeugen anzubringen.

Minensuche mit Pflanzen

Dänische Forscher in Kopenhagen entwickelten eine gentechnisch veränderte Pflanze, die auf Sprengstoffausdünstungen sensibel reagiert. Die so genannte Mausohrkresse (Arabidopsis; auch Ackerschmalwand genannt) kann gentechnisch so verändert werden, dass sie auf Stickstoffoxide (NO2) sensibel reagiert. Die Mausohrkresse eignet sich für Genmanipulationen besonders gut, weil sich ihre Erbinformationen leicht entschlüsseln lassen und sie aufgrund ihrer Genügsamkeit sehr schnell flächendeckend wächst.

Das Forscherteam fügte der Pflanze ein Gen hinzu, das diese Erbgutfaktoren in Gegenwart von Stickstoffdioxid aktiviert. Die grünen Blätter der Pflanze färben sich rot, wenn die Wurzeln dem Gas drei bis fünf Wochen ausgesetzt waren. Diese gefärbten Gewächse sind leicht zu lokalisieren. Bei dem Farbwechsel nutzen die Wissenschafter den biologischen Mechanismus, der Blätter im Herbst rot werden lässt. Das dafür verantwortliche Gen ist die meiste Zeit des Jahres inaktiv, wird jedoch bei dieser Pflanze effizienter genutzt.

Ferner arbeiten die Forscher an einem Verfahren, in dem die Kresse-Samen rationell, schnell und sicher mit einem Zerstäuber verteilt werden können. Um eine unbeabsichtigte Ausbreitung der Pflanze zu verhindern, haben die Forscher ein wichtiges Wachstumsgen ausgeschaltet. So gedeiht die Mausohrkesse nur dann, wenn nach dem Aussäen ein spezieller Dünger ausgebracht wird.

Obwohl die Forscher noch einige Details klären müssen - etwa wie sensibel die Mausohrkresse auf geringste Stickstoffoxid-Konzentrationen reagiert -, hoffen sie auf einen baldigen Einsatz zur Lokalisierung von Verdachtsflächen.

Trockenes Klima wie Wüste, Sand oder Steine verträgt diese Pflanze nicht, weshalb sie in Wüstengebieten nicht zum Einsatz kommen kann. In tropischen Ländern wie Kambodscha oder Laos gibt es zwar genügend Wasser, jedoch wird sie hier von schnell wachsenden Pflanzen überwuchert.

___________________________________ ___________________________________ Autor: Hofrat Ing. Gerd Luschnitzky, Jahrgang 1958. Eingerückt 1977, anschließend Unteroffizierslaufbahn bis zum Zugskommandanten, Fachrichtung Nachschub und später Munitionstechnik. 1982 bis 1992 Munitionsunteroffizier an der Theresianischen Militärakademie, 1992 bis 1999 Lehroffizier für Spreng- und Munitionstechnik an der Heeresversorgungsschule. 1987 bis 1992 HTL-Elektrotechnik (Abendschule), 1993 Grundausbildungslehrgang A2 technischer Dienst. 1995 Sonderlehrgang Munitionstechnik in Deutschland, 1996 bis 1997 Aufstiegslehrgang an der Verwaltungsakademie des Bundes. 1997 Grundausbildungslehrgang A1 rechtskundiger Dienst. Ab 1998 diverse Ausbildungen im Bereich Minen und Kampfmittelbeseitigung; ab 1999 verschiedene Funktionen im Bundesministerium für Landesverteidigung; 2002 Auslandseinsatz im Kosovo als EOD-Spezialist. Seit 2005 Leiter des Zentrums für Technische Produktdokumentation.

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