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Internationale Sicherheits- und Assistenzkräfte in Afghanistan (II)

Österreichische Soldaten der internationalen Sicherheitstruppe in Afghanistan waren in mehreren Schlüsselpositionen eingesetzt, u. a. im Bereich der militärischen Sicherheit, als Presse- und Informationsoffiziere, in der Logistik und in der zivilmilitärischen Zusammenarbeit.

Militärische Sicherheit

Die militärische Sicherheit (J2) spielt besonders im Einsatz eine elementare Rolle. Auch hier waren Offiziere aus Österreich während des Einsatzes von AUCON 2 erfolgreich tätig.

Die J2-Abteilung der KMNB ist primär für die Auswertung und anschließende Beurteilung aller Meldungen zuständig. Der Bereich Militärische Sicherheit ist für die gesamte innere Sicherheit, die Erstellung von Ausweisen und die Durchführung der Untersuchung von kriminellen Delikten zuständig. Zusätzlich beinhaltet die Abteilung auch das militärische Geowesen (MilGeo). MilGeo ist für die Kartenausgabe, Kartenverwaltung sowie für die Erstellung spezieller Karten zuständig. Eine kleine Gruppe von Geologen ist für die Feststellung der Bodenbeschaffenheit verantwortlich und führt auch Probebohrungen durch.

J2 sammelt auf verschiedenen Wegen Informationen. Zum Ersten erfolgt dies über die täglichen Patrouillenberichte, weiters über offene Quellen, wie zum Beispiel das Internet, lokale Zeitungen und Fernsehen, und schlussendlich über HUMINT-Teams (Human Intelligence). Dabei handelt es sich um speziell geschulte Soldaten, die gemeinsam mit lokalen Dolmetschern Kontakte zu den Einheimischen knüpfen und halten und diese Gesprächsergebnisse an J2 melden. Einige Österreicher waren in der Intelligence Cell eingesetzt, zuständig für den Bereich "Militär"; auch für die Erstellung des so genannten "INTSUM" (Intelligence Summary) aus den eingegangenen Meldungen war ein Österreicher verantwortlich.

Der Presse- und Informationsoffizier

Der österreichische Presse- und Informationsoffizier (PIO) wurde mit dem Auftrag der nationalen Berichterstattung und Betreuung der in Afghanistan eingesetzten Soldaten entsandt. Er war dem PIZ (Presse- und Informationszentrum), welches für alle medialen Belange der Brigade zuständig ist, zugeteilt. Das PIZ ist dem Kommandanten der KMNB unmittelbar unterstellt und besteht aus dem Leiter der Pressearbeit im Einsatz, dem MediaOps-Offizier (Nationale Medien des Einsatzraumes), drei PIOs (multinational besetzt) und zwei Unteroffizieren. Das Arbeitsfeld des österreichischen PIO innerhalb der Brigade lag bei der Betreuung deutscher Journalisten und internationaler Korrespondenten. Österreichische und deutsche Medienvertreter, aber auch Mitarbeiter von CNN, BBC und ABC wurden unterstützt. Zur Koordination fand einmal wöchentlich ein Treffen aller im Einsatzraum befindlichen Presseoffiziere statt.

Die nationalen Aufgaben des PIO/AUCON waren die Auswertung der APA-Meldungen sowie die Auswertung aller möglichen Online-Versionen österreichischer Printmedien für die Truppe. Nationale Medienvertreter, welche Telefoninterviews oder Online-Informationen benötigten, wurden über den PID (Presse- Informationsdienst), ab 1. Dezember 2002 über die StratKom (Abteilung Strategische Kommunikation des Bundesheeres), an den PIO/AUCON vermittelt.

Weitere - selbst gestellte - Aufgaben des PIOs waren u. a. die Erstellung von Poster für die Truppe, die Fertigstellung einer CD über das österreichische Kontingent, die Anfertigung eines internen AUCON 2-Pressespiegels sowie die Moderation von wöchentlichen Radiosendungen mit den und für die österreichischen Soldaten. Zu den multinationalen Aufgaben eines PIOs gehört zudem, als freier Mitarbeiter etwaige Feldlagerzeitungen des führenden Kommandos mitzugestalten; so entstand Anfang November die Feldlagerzeitung "CHECKPOINT".

Joint Visitors Bureau

Die Abteilung Joint Visitors Bureau (JVB) untersteht dem Chef des Stabes in der KMNB und ist für die Reputation des Kommandanten KMNB gegenüber nationalen und internationalen Gästen verantwortlich. Zur Zeit von AUCON 2 zeichnete ein Österreicher für die Planung und Durchführung aller KMNB-Besuche verantwortlich. Er gab auch die Informationen des Kommandanten beim täglichen KMNB-Update (Lagebesprechung) über geplante Besuche weiter und hielt Verbindung zur verantwortlichen Abteilung im Hauptquartier der ISAF. Er erarbeitete Besuchskonzepte nach Maßgabe des Chefs des Stabes, stellte Gastgeschenke zusammen, führte das Gästebuch und war auch für Informationsfahrten als Serviceleistung für all jene Soldaten zuständig, die sonst nur im Lager Dienst versahen.

Die Mitarbeiter des JVB prägen das Bild der KMNB in der Öffentlichkeit. Um so erfreulicher ist daher, dass diese Abteilung unter österreichischer Führung stand.

Logistik

Von der Wasseraufbereitung über die Versorgung unserer Soldaten bis hin zur Instandsetzung waren Österreicher im multinationalen Verband vertreten.

Ein Unteroffizier, Mitarbeiter des CIMIC-Teams, war mitverantwortlich für die Wasseraufbereitung innerhalb und außerhalb des Lagers, unter anderem für den 50 000 Liter fassenden Wasserturm im Camp selbst.

Der Instandsetzungstrupp bestand aus einem Panzermechaniker und einem Kfz-Mechaniker. Die Hauptaufgaben waren die Unterstützung der Kraftfahrer und des Kraftfahrunteroffiziers beim Technischen Dienst und allfällige Instandsetzungsarbeiten an den vier Mannschaftstransportpanzern (MTPz) "Pandur" sowie an 19 Puch G. Zusätzlich oblag diesem Trupp die Verwaltung des Ersatzteillagers. Von Juli bis Mitte November 2002 waren 38 Reparaturen an den Puch G und nur sechs an den MTPz "Pandur" erforderlich.

Die Mehrzahl der anfallenden logistischen Aufgaben, wie Planung und Umsetzung der Versorgung, Lagerbau, Vorbereitungen für den Winter, Umschlag und Beschaffung von Marketenderwaren etc. wurde und wird heute vom deutschen Kontingent wahrgenommen.

CIMIC

Die zivilmilitärische Zusammenarbeit bei Auslandseinsätzen unterscheidet sich von der Arbeit in Österreich ganz entscheidend. Im Ausland bestimmt CIMIC generell die Kooperation zwischen Militär, staatlichen Behörden, Exekutivorganen und anderen Organisationen, wie dem Roten Kreuz, der UNO oder anderen NGOs (Non-Governmental Organisations). Konkret geht es bei ISAF um die Unterstützung beim Wiederaufbau der zivilen Infrastruktur, wie die Errichtung bzw. Renovierung von Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern und Polizeistationen. Es werden aber auch Sofortmaßnahmen wie die Verteilung von Lebensmitteln oder Schulartikeln durchgeführt. Österreichische Soldaten waren in den CIMIC-Trupps, im Dokumentationstrupp und im CCC (CIMIC Coordination Center) eingesetzt, wo alle Projekte mit den einzelnen Organisationen, aber auch mit den Geldgebern koordiniert wurden.

Der deutschösterreichische CIMIC-Zug hatte im Einsatzgebiet zwei Hauptaufgaben: Einerseits die Förderung von Bildung durch die Instandsetzung von Schulen und Kindergärten, andererseits die Förderung der öffentlichen Sicherheit durch infrastrukturelle Maßnahmen bei der Polizei. Finanziert wurden diese Projekte großteils durch die deutsche Bundesregierung; aber auch österreichische staatliche, durch die Wirtschaft aufgebrachte bzw. vollends private Spendengelder halfen.

Bilanz

(Ausschnitt aus einem Online-Interview der News-Redaktion mit dem NCC/ISAF/AUCON 2 am 10. November 2002).

"Für einen Einsatz werden Erfolgskriterien definiert. Diese sind abhängig von der Leitlinie des jeweiligen Kommandanten, von nationalen wie internationalen Vorgaben sowie vom Zeitrahmen; alle diese Kriterien sind in jeder Mission unterschiedlich. Der Grad der Auftragserfüllung, im Falle von ISAF gemessen am Mandat des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, die reibungslose Zusammenarbeit mit lokalen Behörden, eine gelungene Überzeugungsarbeit bei der Bevölkerung, die Verhinderung vermeidbarer Verluste und die Aufrechterhaltung des eigenen Bereitschaftsgrades sind Beispiele einer erfolgreichen Beteiligung.

Der insgesamt größte Erfolg für die bei ISAF eingesetzten Österreicher ist die Überzeugung anderer Nationenvertreter, dass wir hinsichtlich unserer Ausrüstung und Ausbildung sowie der Auftragserfüllung zu den verlässlichsten und gleichzeitig umgänglichsten Soldaten für einen solchen Einsatz gehören. Der positive Effekt, den wir und ISAF allgemein durch die Anwesenheit hier in Kabul erzielen, ist aus den Meinungsumfragen, noch mehr allerdings aus den unmittelbaren Reaktionen der Bevölkerung unmissverständlich abzulesen ...

Die Budgetierung spielt in dieser Frage nur eine untergeordnete Rolle. Es geht vielmehr um den Beitrag, den ein Staat in die globale Sicherheitsarchitektur einbringt. Dadurch wird ein solcher Einsatz zu einem Argument, das dem Ansehen Österreichs in der außenpolitischen Positionierung ausgesprochen hilfreich sein kann. Die Finanzierung darf dann nur noch ein Prioritätenproblem sein ...

Die Beteiligung Österreichs in Afghanistan lässt in jedem Fall militärische Lehren von Strukturen und Abläufen innerhalb multinationaler Arbeit zu. Aus Sicht der eingesetzten Soldaten kann der Einsatz in Kabul, welcher insgesamt über ein Jahr andauerte, als äußerst positiv gewertet werden." Dieser Beitrag entstand unter der Federführung des Presse- und Informationsoffizieres ISAF/AUCON 2, Hauptmann Michael Mayerböck, durch die Mitarbeit einer Vielzahl an Kontingentskameraden mit dem Ziel, einen Eindruck von der Situation zu vermitteln, wie sie sich den in Afghanistan eingesetzten Soldaten darstellte. Der Beitrag ist der erste des neuen Themenbereiches "Internationale Einsätze" in TRUPPENDIENST. Das Einsatzspektrum und die Aufgabengebiete der österreichischen Offiziere, Unteroffiziere und Chargen innerhalb eines multinationalen Verbandes werden anhand der Mission ISAF dargestellt. Der Autor möchte sich damit bei allen Mitarbeitern des AUCON 2 sowie des Presse- und Informationszentrums KMNB bedanken und hofft auf weitere, zur Veröffentlichung geeignete "Lessons Learned" in Form von Beiträgen.

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