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Mehr Simulatoren, mehr Möglichkeiten, mehr Effizienz

Die Duellsimulator-Familie wird komplettiert

Zusätzliche Simulatoren und eine leistungsgesteigerte Auswertung ermöglichen nun bataillonsstarken Kampfgruppen, alle Einsatz- und Aktionsarten effizient zu üben. Unter anderem sind dabei auch die Bekämpfung von Zielen hinter Hausmauern, die Sanitäts- und die Munitionsversorgung sowie der Einsatz von Handgranaten, Steilfeuer, Minen und chemischen Kampfstoffen darstellbar. Damit kann sich die Truppe realistischer als je zuvor auf Einsätze vorbereiten.

Duellsimulatoren helfen, Soldaten auf das richtige Handeln in Kampfsituationen effizient vorzubereiten. Sie stellen - mittels Laser - die Waffenwirkung analog zum scharfen Schuss dar (Details siehe TRUPPENDIENST Heft 2/2004, Seite 120, Beitrag "Duellsimulatoren"). Demnach muss z. B. die Waffenbedienung die Munitionswahl, das Laden, Richten, Entfernungsmessen und Abfeuern wie beim scharfen Schuss durchführen - und sich dabei selbst gefechtsmäßig verhalten, um zu "überleben". Denn die Duellsimulatoren zeigen die Auswirkung jedes Fehlers - unmittelbar und objektiv. Sie steigern damit die Qualität der Ausbildung und machen diese realitätsnah wie nie zuvor.

Derzeit stehen der Truppe folgende Simulatoren zur Verfügung: - 63 Duellsimulatoren für den Kampfpanzer "Leopard" 2A4; - 77 Duellsimulatoren für den Jagdpanzer "Kürassier" A2; - 44 Duellsimulatoren für den Schützenpanzer "Ulan"; - 34 Duellsimulatoren für die Panzerabwehrlenkwaffe 2000; - 62 Duellsimulatoren für das Panzerabwehrrohr 66/79; - der Duellsimulator Infanterie, bestehend aus 48 Zugssätzen für Jäger-, Panzergrenadier- und Aufklärungszüge, neun Sätzen für Scharfschützengruppen und acht Sätzen für Panzerabwehrlenkwaffentrupps, die ebenfalls mit Duellsimulatoren für die Panzerabwehrlenkwaffe 2000 ausgestattet sind.

Damit kann der Großteil der Kampftruppen des Österreichischen Bundesheeres mit ihren Hauptwaffensystemen bereits gefechtsnah üben.

Allerdings waren bisher wichtige Elemente auf dem Gefechtsfeld - simulatormäßig - noch nicht eingebunden, darunter Häuser (nur bedingter Schutz vor Beschuss), Handgranaten (Wirkung) sowie Versorgungsfahrzeuge (mangels Sensoren). Die Sanitätsversorgungskette war bislang ebensowenig realistisch simulierbar wie der Kampf der verbundenen Waffen.

Deshalb wurde Ende 2005 die Vervollständigung der Duellsimulator-Familie eingeleitet, die zwei Hauptbereiche betrifft: - die Komplettierung der bestehenden Duellsimulatoren mit dem Ziel, dass eine bataillonsstarke Kampfgruppe (einschließlich Führungs-, Kampfunterstützungs- und Versorgungsteilen) in allen Einsatz- und Aktionsarten sowie in allen Geländeteilen simulatorgestützt üben kann; - die Zusammenführung und Leistungssteigerung der Auswertung.

Wie funktioniert der Duellsimulator?

Das schießende System (Laser, Messeinheit) simuliert die Schussauslösung und überträgt die Daten der eingesetzten Waffe zum Ziel. Dieses wird dabei u. a. über die Munitionsart und die Identität des Schießenden informiert. Die Messeinheit errechnet - unter Berücksichtigung der ballistischen Parameter (einschließlich der Streuung) - die Flugbahn der simulierten Geschosse.

Das Zielsystem (Detektoren, Zielrechner) errechnet, ob und wo das simulierte Geschoss "einschlägt", sowie - in Verbindung mit einem vorgegebenen Verwundbarkeitsmodell - dessen Wirkung (von Treffer ohne Wirkung bis zum Totalausfall).

Die Komplettierung

Unter die Komplettierung fiel primär die Beschaffung von zusätzlichem Gerät. Bisher wurden Simulatoren für das jeweilige Waffensystem eingeführt, was dazu geführt hat, dass bei Übungen ein Teil der Soldaten und Fahrzeuge über einen Simulator verfügte, ein anderer Teil nicht. Daher konnte bisher die geforderte - und notwendige - Realitätsnähe nur eingeschränkt erreicht werden. Soldaten und Fahrzeuge ohne Simulatoren waren scheinbar "unverwundbar". Es bestand für manche Übende somit keine Notwendigkeit, sich gefechtsmäßig zu verhalten - und der Gegner bekämpfte diese stets vergeblich. Deshalb wurde nun ein anderer Ansatz gewählt: Man legte fest, welche Simulatoren und welche Ausrüstung eine Referenztruppe - abgeleitet von den KIOP/KPE-Elementen (Kräfte für internationale Operationen/Kaderpräsenzeinheiten) - haben muss, um in allen Einsatz- und Aktionsarten und in jedem Gelände uneingeschränkt simulationsgestützt ausbilden zu können. Das vorhandene Gerät wurde daraufhin aufgrund der KIOP/KPE-Erfahrungen um folgende Komponenten erweitert: Universalzielsystem

Um alle Übungsteilnehmer darstellen zu können, sind 80 Universalzielsysteme im Zulauf. Diese sind auf allen Führungs-, Unterstützungs- und Versorgungsfahrzeugen - gepanzert oder ungepanzert - montierbar. Die Systeme verfügen über ein vereinfachtes Verwundbarkeitsmodell, wobei die Art und der Schutzfaktor des Fahrzeuges über ein Setup-Programm eingestellt werden.

Für Fahrzeuge mit 12,7-mm-überschweren Maschinengewehren wurden zusätzliche Schusssimulatoren beschafft. Damit können alle Schützenpanzer, Mannschaftstransportpanzer, Berge- und Pionierpanzer ebenfalls mit Duellsimulatoren üben.

Struktureffektsimulator

Die Funktion der Duellsimulatoren basiert auf Laser. Ist die Sichtlinie unterbrochen, sprechen die Sensoren nicht an. Deshalb konnten bisher Ziele hinter einer Wand nicht "getroffen" werden, selbst wenn es nur eine dünne Bretterwand war. Das störte vor allem im Ortskampf, weil Soldaten in Gebäuden nicht bekämpft werden konnten. Deshalb wurden Struktureffektsimulatoren für den Ortskampf beschafft. Detektoren nehmen den Laserimpuls der schießenden Waffe auf und setzten ihn in ein Datenfunksignal um, das bei den Soldaten hinter der Sichtdeckung (bzw. deren Sensoren) die entsprechende Wirkung auslöst. Der Schutzwert der Wand kann in der Übungsanlage definiert werden. Somit kann jedes Bauwerk ein eigenes Schutzprofil erhalten. Die eingestellte Schutzwirkung macht das Gebäude beschussmäßig zur Holzhütte, zum Wohnhaus oder zum Bunker. Beschafft wurde die Ausstattung für drei Häuser, wobei jedes Haus mit zwei Stockwerken zu je vier Räumen definiert ist. Ebenfalls verfügbar sind Simulationshandgranaten, die dieses für den Ortskampf wesentliche Kampfmittel darstellen.

Echtzeitauswertung

Ein Teil der vorhandenen Simulatoren erhielt Datenfunk. Damit wurden zwei Ziele erreicht: - Die Übungsleitung kann das Übungsgeschehen in Echtzeit verfolgen, Fehler sofort erkennen und unmittelbar steuernd eingreifen.

- Via Datenfunk sind zusätzliche Wirkungen auf dem Gefechtsfeld darstellbar. Die Übungsleitung kann z. B. Steilfeuer einspielen, ebenso Minenfelder. Befindet sich ein Soldat oder ein Fahrzeug im Zielgebiet, sendet der Rechner der Übungsleitung einen Code an dessen Simulator und löst damit die entsprechende Wirkung (wie Gefechtsgeräusche, Verwundung oder Ausfall) aus. Ebenso kann die chemische Kontamination eines Geländeteils eingespielt werden. Im Zusammenhang damit wurden Simulationsschutzmaskenfilter beschafft, die die Soldaten innerhalb einer festgelegten Zeit verwenden müssen, um nicht auszufallen.

Derzeit können 170 Soldaten, 44 gepanzerte Fahrzeuge (Schützenpanzer "Ulan" und/oder Kampfpanzer "Leopard" 2A4) und 80 sonstige Fahrzeuge mit Datenfunk ausgestattet werden.

Über eine Datenschnittstelle wird auch eine Verbindung zum Gefechtsübungszentrum der Deutschen Bundeswehr und zu anderen ausländischen Gefechtsübungszentren möglich sein. Das ermöglicht in Zukunft internationale Übungen, Einsatzvorbereitungen und Zertifizierungen. Zur Realisierung sind allerdings noch bilaterale Abkommen erforderlich.

Simulation von Versorgungsabläufen

Beim realitätsnahen Üben mit Volltruppe ist die Einbindung der Versorgungselemente unverzichtbar, ebenso wie die Simulation von Versorgungsabläufen. Dazu werden Simulatoren an das Versorgungspersonal (Mannesausrüstung) ausgegeben sowie an deren Fahrzeugen (Universalzielsysteme) montiert. Darüber hinaus können nun die Sanitätsversorgung und die Munitionsversorgung - zwei einsatzwichtige Versorgungsbereiche - simuliert werden.

Die Simulation der Verwundetenversorgung ist eine Erweiterung der Funktionen des Duellsimulators für die Infanterie. Bei einem Treffer zieht der Simulator kontinuierlich Lebensenergie ab, im schlechtesten Fall tritt der Ausfall ein. Mit dem Sanitätsversorgungssimulator kann diese Verwundung "behandelt" werden. Ziel ist die Simulation der Sanitätskette im kleinen Verband. Die Zielgruppe ist nicht nur das Sanitätspersonal, sondern auch das Führungs- und Versorgungspersonal der Einheiten und Verbände. Der Simulator erzwingt de facto den Aufbau einer Sanitätskette - von der Bergung über die Selbst- und Kameradenhilfe bis zum Transport zum Truppenverbandplatz.

Der Sanitätsversorgungssimulator kann die verschiedenen Ebenen der Sanitätselemente im Bataillon abdecken (von der Selbst- und Kameradenhilfe bis zum Notarzttrupp). Entsprechend der gewählten Ebene können Behandlungen mit dem Sanitätsmaterial durchgeführt werden, das dieser Ebene entspricht. Eine richtige Behandlung des Patienten stabilisiert dessen Zustand, eine falsche verschlechtert ihn. Bei der "Behandlung" wird Sanitätsmaterial sukzessive verbraucht, deshalb muss auch dessen Nachschub berücksichtigt werden.

Ein weiterer simulierter Versorgungsablauf betrifft die Munitionsversorgung. Bisher konnte nur die Munition am Fahrzeug oder an der Waffe festgelegt werden. Mit dem Universalzielsystem besteht nun auch die Möglichkeit, auf einem Versorgungsfahrzeug (virtuell) Munition aufzuladen und - unter Einbindung eines Versorgungsschiedsrichters - abzuladen, um damit Kampffahrzeuge oder Waffen aufzumunitionieren. Davon sind hauptsächlich die gepanzerten Fahrzeuge sowie das Panzerabwehrrohr 66/79 betroffen. Die Infanteriewaffen Sturmgewehr, Maschinengewehr, Scharfschützengewehr und überschweres Maschinengewehr benötigen Knallmunition, welche ohnedies real nachgeschoben werden muss. Für den Duellsimulator Panzerabwehrlenkwaffe 2000 existieren Übungsrohre zum Nachladen. Bleibt die Anschlussversorgung mit (realer) Knallmunition, Übungsrohren sowie mit (virtueller) schwerer Munition aus, kann das Gefecht aufgrund Munitionsmangels nicht mehr weitergeführt werden.

Die Auswertung

Bisher konnten die einzelnen Simulationssysteme nur gerätespezifisch und deshalb nur in geringem Umfang ausgewertet werden. So war z. B. die Auswertung eines Gefechtes von Kampfpanzern gegen Jagdpanzer nur manuell - durch Vergleichen der einzelnen Ergebnislisten - möglich. Eine Darstellung des Gefechtes verschiedener Waffensysteme (Kampf der verbundenen Waffen) auf einer Karte war unmöglich. Die neue Auswerteapplikation behebt dieses Manko.

Jedes Gefecht kann nun mit allen Teilnehmern dargestellt und ausgewertet werden. Nach einer Übungsphase werden aus den Simulatoren die Daten ausgelesen und in eine Auswerteeinheit eingespielt. Dort kann das gesamte Gefecht nachgestellt werden, einschließlich der Bewegungen, Feuerkämpfe und Ausfälle.

Die aufgezeichneten Daten und die Anwendung von Filtern ermöglichen eine ebenenbezogene Auswertung. Beispielsweise kann der Bataillonskommandant den Ablauf eines Gefechtes mit den wichtigsten, entscheidenden Phasen nachvollziehen; der Kompaniekommandant bzw. der Ausbildungsleiter hingegen kann aus den gleichen Daten das Verhalten seiner Kompanie auswerten - bis hinunter zum Einzelschützen.

Mit dem Einsatz der Simulatoren ist nun auch bei größeren Übungen das Können und das Verhalten jedes Einzelnen von Bedeutung. Bei früheren Großübungen war die Kommandantenschulung das wesentliche Ziel, das Verhalten des Einzelnen beeinflusste den Übungsablauf kaum. So konnte es vorkommen, dass Panzer aus Personalmangel ohne Richt- oder Ladeschützen unterwegs waren, was auf die Übung keinerlei Auswirkungen hatte. Bei der simulatorgestützten Ausbildung müssen alle teilnehmenden Soldaten ihre Funktionen wie in einem Einsatz durchführen, egal wie groß die Übung angelegt ist.

Die Führungsfähigkeit der Kommandanten wird somit nicht nur anhand ihrer taktischen Fähigkeiten zu messen sein, sondern vermehrt auch daran, wie die Aufträge und Befehle im Gefecht von den Soldaten umgesetzt werden. Zusätzlich sind die Versorgungsabläufe und die Behandlung von Ausfällen zu berücksichtigen.

Die folgenden Unterkapitel zeigen, welche Informationen durch die Auswerteapplikation darstellbar sind. Generell gilt dabei: Der Auswerter ist ein Gehilfe des Übungs- oder Ausbildungsleiters und die Applikation sein Werkzeug. Für eine gediegene Auswertung muss der Übungs-/Ausbildungsleiter dem Auswerter vorgeben, welche Ereignisse in welcher Tiefe zur Beurteilung der Erreichung des Ausbildungszieles auszuwerten sind. Nicht der Auswerter stellt fest, ob eine Ausbildung richtig oder eine Übung erfolgreich war. Er beurteilt auch nicht den Ausbildungsstand. Dies hat durch den jeweiligen Ausbildungsverantwortlichen zu geschehen. Der Auswerter liefert ihm dazu die Daten.

Alle Ereignisse werden in vier Fenstern dargestellt: Kartenfenster, Ereignisfenster, Gliederungsfenster und Fenster Detailinformation.

Das Kartenfenster

Im Kartenfenster sind die Übungsteilnehmer und die jeweiligen Ereignisse positionsgetreu auf einer Karte dargestellt. Ereignisse wie Schussabgabe und Treffer werden optisch und akustisch dargestellt sowie Ausfälle gekennzeichnet. Grundsätzlich werden in der Applikation vier Parteien dargestellt: - die Partei Blau (BLUEFOR) in der Farbe blau; - die Partei Rot (OPFOR) in der Farbe rot; - neutrale Kräfte und Personen (Neutral) in der Farbe gelb und - die Übungsleitung (Observer/Controller) in der Farbe grün.

Jedes Element kann aber auch individuell eingefärbt werden. Das kann bei einer Übung mit verschiedenen Elementen die Übersichtlichkeit erhöhen.

Die Auswerteapplikation erlaubt die Verwendung verschiedener Karten. Derzeit ist vorgesehen, alle Auswerterechner mit dem gesamten Kartenmaterial der ÖK 1:50 000 sowie der ÖK 1:25 000 (digital) auszustatten. Damit kann jeder Ausbildungsleiter seine individuelle Übungskarte zusammenstellen. Zusätzlich ist die Nutzung der derzeit im Österreichischen Bundesheer vorhandenen Orthofotokarten vorgesehen. Alle Karten werden mit einem Höhenmodell hinterlegt, sodass eine dreidimensionale Kartendarstellung erfolgt.

Erste Erprobungen haben gezeigt, dass - insbesondere für die Infanterie im Ortskampf - die Auflösung der Karten für eine aussagekräftige Auswertung zu gering ist. Daher ist auch die Einbindung von Luftbildern, zum Beispiel einzelner Häuser oder Häusergruppen, möglich. Da die Luftbilder meist relativ rasch verfügbar sind, können auch aktuelle Informationen dargestellt werden, zum Beispiel Schneelage oder Bewuchs.

Neben den Luftbildern können digitale Geländemodelle, die in anderen Simulatoren verwendet werden, eingespielt werden. Dies ist ebenfalls im Hinblick auf den Ortskampf interessant, da die innere Struktur eines Gebäudes darstellbar ist und damit die Verfolgung des Geschehens im Haus möglich wird.

Das Ereignisfenster

Im Ereignisfenster sind alle gespeicherten Daten tabellarisch oder auf einer Zeitleiste dargestellt. Dieses Werkzeug ist die Steuereinheit, mit der man die Übung wie auf einem Videorekorder abspielen kann. Die Übung läuft auf der Karte ab, die Geschwindigkeit kann verändert werden. Einzelne Ereignisse sind zur genaueren Analyse auswählbar und zur Kartendarstellung kommt eine zusätzliche Detaildarstellung. In dieser ist zum Beispiel die genaue Lage eines Treffers ersichtlich.

Das Gliederungsfenster

Der Gliederungseditor beinhaltet mehrere Reiter. Im ersten wird die Übungsgliederung dargestellt. Neben dem Symbol in der Farbe der Übungspartei befindet sich der Name oder die Bezeichnung des Übungsteilnehmers. Bei Verwundung oder Teilausfall ist die Schrift kursiv, bei Totalausfall durchgestrichen.

In einem weiteren Reiter können die Karten und Oleaten ausgewählt werden, wobei für jede Übung mehrere Karten und Oleaten verwendet werden können.

Im Reiter Filter werden Filter für die Ereignisdarstellung erzeugt und angewandt. Man kann nach verschiedenen Kriterien filtern und so rasch zu den gewünschten Geschehnissen gelangen.

Im Reiter Kommentare werden die Anmerkungen des Auswerters verwaltet. Der Auswerter fertigt Anmerkungen oder Schnappschüsse von wichtigen Ereignissen an. Die Schnappschüsse sind Aufnahmen der aktuellen Situation auf der Karte, die Anmerkungen sind schriftliche Notizen, mündliche Kommentare oder einfache Zeitmarkierungen. Damit werden wichtige Ereignisse dokumentiert und sind für die Nachbesprechung leichter auffindbar. Sie sind auch direkt aus der Auswertung in eine PowerPoint-Präsentation exportierbar.

Das Fenster Detailinformation

Im Fenster Detailinformation werden alle Informationen angezeigt, welche zum jeweils ausgewählten Ereignis, zum Übungsteilnehmer, zur Anmerkung usw. verfügbar sind. Bei einem Treffer wird z. B. die Trefferlage anhand einer Zeichnung des Zieles grafisch dargestellt. Auch können alle Informationen über einen Übungsteilnehmer oder über ausgewählte Elemente zu einem bestimmten Zeitpunkt (z. B. Zustand, Munitionsvorrat) abgerufen werden.

Neben der Möglichkeit, das Gefecht eindeutig und objektiv nachzuvollziehen, können Ausbildungen und Übungen auch statistisch ausgewertet werden. Das Instrument dazu ist der Report Generator. Aus den gespeicherten Daten werden durch die Auswahl von Kriterien, die von der Übungsleitung festgelegt werden, Statistiken erstellt. Deren Umfang kann beliebig definiert werden, zum Beispiel welche Übungsteilnehmer, welcher Zeitraum und/oder welche Ereignisse ausgewertet werden sollen. Anschließend generiert die Applikation den entsprechenden Report und gibt diesen als Diagramm oder Tabelle aus. Beispiele für diese Auswertemöglichkeiten sind: - Schussentfernungen; - Trefferlage bei ausgewählten Zielen; - Munitionseinsatz; - Wirkung im Ziel; - Eigenabschüsse.

Derartige Statistiken lieferten bereits wichtige Erkenntnisse über den Ausbildungsstand und über das Leistungsvermögen von Teileinheiten bzw. Teams und Waffensystemen. Dazu ein Beispiel: In den ersten Erprobungen wurde ein überraschend hoher Anteil von ca. 20 Prozent Eigenabschüssen festgestellt. Bei der Wirkung im Ziel wurde hingegen eine sehr hohe Fehlschussquote ausgeworfen, u. a. lag diese bei einem Nachtgefecht mit Sturmgewehren 77 über 92 Prozent!

Der Report Generator dient primär nicht der Überprüfung des Könnens einzelner Soldaten. Er soll und kann vielmehr anhand realer, gefechtsnah ermittelter Daten die Leistungsfähigkeit von einzelnen Waffensystemen und Organisationseinheiten statistisch erfassen und darstellen.

Aufgrund der bisherigen Erfahrungen ist zu erwarten, dass einige der derzeitigen Parameter im Handakt Taktik modifiziert werden müssen. So dürften sich beispielsweise bei den Geschwindigkeiten auf dem Gefechtsfeld, den Einsatzschussweiten und der Gegenüberstellung der Kampfkraft Änderungen ergeben.

Geräteausstattung des Auswertesystems

Selbst bei kleineren Übungen fallen gewaltige Datenmengen an. Um diese möglichst übersichtlich darstellen zu können, wurde die Hardwareausstattung wesentlich erweitert. Anstelle herkömmlicher Notebooks wurden Hochleistungsnotebooks mit extragroßem Bildschirm (und zusätzlich einem externen Monitor) beschafft. Damit können die einzelnen Fenster auf den zwei Bildschirmen in einer für den Auswerter gut überschaubaren Größe angeordnet werden. Das Notebook verfügt auch über einen DVD-Brenner, um die Übungen archivieren oder für andere Auswerter vervielfältigen zu können.

Eine weitere Ergänzung der Geräteausstattung ist das Auswertesystem/Klein. Dieses dient zunächst der Übungsleitung bzw. dem Schiedsrichterdienst, um dezentral im Gefecht oder bei der Ausbildung Aktivitäten setzen zu können. So können während der Ausbildung oder im (simulierten) Gefecht einige Parameter geändert werden, z. B. der Munitionsvorrat. Nach der Übung und Ausbildung können die Daten der Simulatoren ausgelesen werden. Wichtig für die Auswertung ist der Zeitbedarf für deren Durchführung sowie der Zeitpunkt, zu dem der Übungsleitung ein Ergebnis vorliegen muss. Das Auslesen der Daten aus den Simulatoren ist dabei von Bedeutung, vor allem jene der Soldaten, da diese in wesentlich höherer Anzahl vorhanden sind als Fahrzeuge und Waffensysteme. Um längere Übungsunterbrechungen zu vermeiden, erfolgt eine dezentrale Datenerfassung durch einen vor Ort befindlichen Schiedsrichter. Nach Ende einer Übungsphase werden die Simulatordaten der Gefechtsteilnehmer ausgelesen und der Auswertezentrale übermittelt. Zu diesem Zweck verfügt der Schiedsrichter über einen Pocket-PC mit einer speziellen Applikation. Damit können (pro Schiedsrichter) die Daten von maximal 40 Teilnehmern ausgelesen und gespeichert werden. Dieser Vorgang soll maximal 30 Minuten dauern. Da aufgrund der Ausfälle im Gefecht, welche durch den Simulator erzwungen werden, ohnedies eine Übungsunterbrechung zur Reaktivierung der Teilnehmer und zum Beziehen der nächsten Ausgangslage notwendig ist, verursacht das Auslesen somit keine nennenswerte Verzögerung im Übungsablauf.

Das dezentrale Auswertesystem/Klein wird auch für die Ausstattung des Sanitätspersonals verwendet, die Software des Sanitätsversorgungssimulators ist auf diesem Gerät installiert.

Ein leistungsfähiges System

Mit der Komplettierung der Duellsimulatoren ist es erstmals möglich, Übungen unter nahezu realen Gefechtsbedingungen durchzuführen, wobei nicht nur die Kampfteile, sondern auch die Versorgungsteile der Kompanien und Bataillone voll gefordert werden. Es ist zu erwarten, dass die Erkenntnisse aus diesen Übungen maßgeblich dazu beitragen, die Leistungsfähigkeit unserer Truppen festzustellen und Ausbildungsdefizite zu erkennen. Die modernen Ausbildungsmittel ermöglichen eine immer umfangreichere, realitätsnahe Ausbildung, weil sie eine Unzahl an Szenarien unter allen erdenklichen Umständen darstellen können. Darüber hinaus sind Stärken und Schwächen in der Organisation und Ausrüstung objektiv beurteilbar.

Die gesamte Duellsimulator-Familie ist die größte und teuerste Beschaffung des Bundesheeres im Bereich der Ausbildungsmittel in den letzten Jahren. Damit und im Zusammenwirken mit anderen Simulatoren (z. B. Schießsimulatoren) und Ausbildungsmitteln verfügt die Truppe über ein adäquates Instrument, um ihre Soldaten bestmöglich auf den Einsatz vorbereiten zu können.

Eine Betriebsorganisation ist unverzichtbar

Wie bei jeder Ausbildung bedarf es aber auch künftig einer gediegenen Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung, um einen möglichst hohen Nutzen aus dieser Ausbildung zu ziehen. Das steigert den Personalaufwand zum Betrieb der Ausbildungsmittel, der deshalb nicht ausschließlich durch Zweitfunktionen abdeckbar ist.

Die Übungserstellung, die Ausbildung und die Auswertung/Übungsnachbereitung an bzw. mit dem Simulator sind komplex und zeitintensiv. Kein bisher existierendes System kann das vollautomatisch und ohne menschliches Zutun durchführen. Diese Tätigkeiten können auch nicht "nebenbei" wahrgenommen werden, sondern grundsätzlich durch den Einsatz von Vollzeitbeschäftigten, da sehr viel Know-how und Erfahrung erforderlich ist. Das macht eigene Organisationselemente für die Simulatorausbildung unverzichtbar, sowohl in den Verbänden als auch bei übergeordneten Kommanden - analog zum Führungssimulator bzw. zu den Kommanden der Truppenübungsplätze (Schießbahnbetrieb).

Derzeit sind Simulatoren und ähnliche Ausbildungsmittel vor allem den Kampfbataillonen zugeordnet, eine eigene Betriebsorganisation fehlt noch. Deshalb können die enormen Möglichkeiten der Simulatoren nur zu einem Bruchteil genutzt werden, und die angestrebte Qualitätssteigerung bleibt unter dem Optimum. Auch die Echtzeitauswertung erfordert ein eigenes Betriebselement, da sie durch die übende Truppe nicht "nebenbei" durchführbar ist. Deshalb entsteht derzeit an der neuen Heerestruppenschule ein derartiges Betriebselement, das die Truppe bei Übungen unterstützen wird. Das Element besteht aus zwei Gruppen - stationiert in Eisenstadt und in Saalfelden, wird aber grundsätzlich österreichweit einsetzbar sein.

Eine optimale Ausbildung ist nur dann möglich, wenn hochwertiges Ausbildungspersonal in entsprechender Zahl vorhanden ist. Prädestiniert dafür wären z. B. erfahrene ältere Zugskommandanten, die aus dieser Funktion aus Altersgründen ausscheiden.

Neben dem Betriebspersonal ist aber auch die Ausbildung der Ausbilder wesentlich. Hier existiert ein großer Nachholbedarf, vor allem im Bereich der Planung der Ausbildung und des Übens unter Abstützung auf Simulatoren. Da klare Richtlinien für die Gestaltung von Ausbildungstätigkeiten unter Einbeziehung dieser Simulatoren noch fehlen, werden diese Ausbildungsgeräte von Verband zu Verband unterschiedlich eingesetzt, entsprechend dem Interesse und Engagement des jeweiligen Ausbildungsleiters. (Bei einigen Verbänden übt sogar der Brigadekommandant mit dem Simulator.) Zur Ausbildung an den Simulatoren werden mit Masse Unteroffiziere und Instandsetzungspersonal geschickt, nicht aber die Ausbildungsplaner. Diese verfügen deshalb fallweise über keine oder nur über zu geringe Gerätekenntnisse - und somit über deren Potenzial und Einsatzmöglichkeiten. Die Qualitätssteigerung in der Ausbildung bleibt damit noch weit unter den Möglichkeiten.

Je knapper die Ausbildungszeit sowie die Personal- und Gerätekapazitäten sind, desto wichtiger wird der Einsatz moderner Ausbildungsmittel, um die Ausbildungsziele und somit die erforderliche Einsatzbereitschaft zu erreichen. Simulatoren können helfen, die Qualität der Ausbildung enorm zu steigern - dies aber nur, wenn der auszubildenden Truppe Personen zur Verfügung stehen, die diese Ausbildungsmittel effizient anwenden können.

___________________________________ ___________________________________ Autoren: Oberst Harald Glanzer, Jahrgang 1959. Ausmusterung 1983, danach Dienstverwendungen als Zugskommandant, Ausbildungsoffizier und Kompaniekommandant beim Landwehrstammregiment 33, ab 1988 Lehrofizier und später Hauptlehroffizier Panzerabwehr an der Jägerschule, ab 2001 Dienstzuteilung zur Sektion IV/Abteilung Waffen, Gerät und Munition, seit 2003 Leiter des Referates II (Waffen und Simulation) im Amt für Rüstung und Wehrtechnik.

Major Wolfgang Habitzl; Jahrgang 1965. Ausmusterung 1987, danach Dienstverwendungen als Zugskommandant, Kompaniekommandant und in Stabsfunktionen beim Aufklärungsbataillon 3; Auslandsverwendungen bei UNFICYP (1991/92) und UNOMIG (Militärbeobachter 1995/96); seit 2003 Referent für Simulation im Referat II (Waffen und Simulation)/Amt für Rüstung und Wehrtechnik.

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