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Kleine Jubiläen im großen Gedenkjahr

1848 erschütterte eine von Frankreich ausgehende revolutionäre Bewegung Österreich-Ungarn. 1918 ging der Erste Weltkrieg verloren und 1938 holte Adolf Hitler Österreich gewaltsam "heim ins Reich". 1968 versetzte die Niederschlagung des "Prager Frühlings" Österreich in eine "krisenhafte Situation". Doch neben und zwischen diesen großen Landmarken unserer Geschichte kam es - gleichfalls in Zusammenhang mit den Streitkräften - zu vielen kleineren, kaum beachteten Ereignissen, deren Datum ebenfalls als Endzahl eine Acht aufweist.

1848

Mit 14. Februar wurde in der Donaumonarchie die allgemeine Wehrdienstzeit mit acht Jahren festgelegt.

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Der Zusammenbruch der militärischen Kontrolle Venedigs durch Österreich begann mit der Ermordung des Kommandanten des Arsenals in Venedig durch Aufständische am 22. März. Die Marineeinheiten liefen über und eine provisorische Regierung unter Daniele Manin konstituierte sich. Am Folgetag übergab der Militärkommandant von Venedig, Feldmarschallleutnant Ferdinand Graf Zichy-Vásonykeö, die Stadt an die provisorische Regierung. Die Republik Venedig wurde ausgerufen und die österreichischen Truppen zogen aus Venedig ab.

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Am 13. April wurde das gefürchtete Dienstzeichen der Korporale und Feldwebel, der (Hasel-)Stock, der "Haslinger", abgeschafft. "Die Tragung des hölzernen Stockes oder des spanischen Rohres der gesamten Unteroffiziere hat aufzuhören!" Der Stock der Offiziere war schon seit dem 11. Jänner 1803 Geschichte.

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Am 28. April starb Generalmajor Josef Jüttner, ein damals nahezu weltbekannter Globenbauer, in Prag. Jüttner wurde am 12. September 1775 in Barzdorf bei Jauernig (Bernatice u Javornika, Tschechische Republik), damals Österreichisch-Schlesien, geboren und trat 1793 in das O’Donnel’sche Freikorps ein. Von 1799 bis 1800 besuchte Jüttner an der Universität Ingolstadt Vorlesungen in Mathematik und wurde 1801 als Leutnant Lehrer für Mathematik an der mathematischen Schule der Artillerie in Prag und später deren Direktor. 1842 avancierte er zum Kommandanten des Bombardierkorps und als Generalmajor 1848 zum Kommandanten der Prager Artilleriebrigade. Der anerkannte Globenbauer und Kartograph war Ehrenmitglied der Königlich Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaft.

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Kaiser Ferdinand I. (1793 - 1875) verfügte am 11. Mai, dass der Hofkriegsrat, nach 292-jährigem Bestand mit 1. Juni 1848 in das neu errichtete Kriegsministerium überzugehen habe.

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Am 8. Juni erschien Grillparzers Lobgedicht "Feldmarschall Radetzky" in der "Constitutionellen Donauzeitung". Darin findet sich der zum geflügelten Wort gewordene Ruf "In Deinem Lager ist Österreich!" .x.x.x.

Am 29. Juni wählte die Nationalversammlung in Frankfurt am Main Erzherzog Johann zum Reichsverweser. In dieser Funktion verblieb er bis zum 20. Dezember 1849. Die Frankfurter Nationalversammlung, die vom 18. Mai 1848 bis zum 31. Mai 1849 in der Frankfurter Paulskirche tagte, war das erste frei gewählte Parlament ganz Deutschlands. Ihr Zustandekommen war Teil und Ergebnis der Märzrevolution in den Staaten des Deutschen Bundes. Am 11. Juli zog Erzherzog Johann offiziell als Reichsverweser in Frankfurt ein.

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Der in Wien geborene ehemalige Berufsoffizier August Zang (1807 - 1888) gründete am 3. Juli 1848 die Zeitung "Die Presse", aus der später die "Neue Freie Presse" hervorging.

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Am 21. August dirigierte Johann Strauß Vater (1804 - 1849) am Wasserglacis erstmals öffentlich den Radetzkymarsch (Armeemarsch II, 145), den er zu Ehren von Feldmarschall Radetzky komponiert hatte. Das Thema dieses Marsches (Opus 228) hatte Strauß bereits in der Jubel-Quadrille verwendet. Die Popularität des Marsches und seine für Österreich-Ungarn geradezu symbolische Bedeutung werden auf seinen markanten Rhythmus und auf seine Assoziation mit der Feldherrenkunst des anno 1848 bereits greisen Radetzky zurückgeführt. Für das Trio (ein Teil des Marsches; Anm.) verwendete Strauß eine ältere Volksmelodie im Dreivierteltakt, genannt "Alter Tanz aus Wien" oder "Tinerl-Lied", benannt nach einer damals sehr bekannten Volkssängerin. Als Radetzky nach der siegreichen Schlacht bei Custoza nach Wien zurückkehrte, sangen seine Soldaten auf der Straße dieses populäre Lied. Angeblich hörte Strauß deren Gesang und baute ihn - im Marschtakt, aber melodisch kaum verändert - in den Radetzkymarsch ein. (Mit diesem Marsch endet traditionell das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker, allerdings nicht mit der puristischen Urfassung, sondern mit einer Konzertversion.) .x.x.x.

Am 28. September wurde auf der Ofener Brücke, einer Schiffsbrücke von Pest nach Ofen (Budapest, Ungarn), der 1791 in Moor bei Pressburg (Bratislava, Slowakische Republik) geborene General Franz Graf Lamberg ermordet. Lamberg, ein gemäßigter ungarischer Magnat, führte seit 1834 Kommanden in Ungarn. Nach dem Ausbruch der Revolution von 1848 war er Oberkommandierender aller königlichen Streitkräfte und kaiserlicher Bevollmächtigter in Ungarn. Von den Kreisen um Lajos Kossuth angefeindet, tötete ihn eine aufgebrachte Menge auf der Brücke, als er versuchte, mit dem gemäßigten Lajos Graf Batthyany in Pest zu verhandeln.

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Am 2. Dezember trat Kaiser Franz Joseph I. (1830 - 1916) sein Regierungsamt an. Dies geschah in Olmütz (Olomouc, Tschechische Republik), wohin sich der Hof aufgrund des Oktoberaufstandes in Wien zurückgezogen hatte. Erst dabei nahm der neue Kaiser den Doppelnamen Franz Joseph an - sein Taufname war Franz. Nach der Niederschlagung der Märzrevolution von 1848 waren große politische Veränderungen erforderlich: die Monarchie sollte ein neues Gesicht bekommen. Daher entsagte Franz Josephs Onkel Ferdinand I. (1793 - 1875), der aus Krankheitsgründen die Regierung einer Staatskonferenz überlassen hatte, am 2. Dezember 1848 dem Thron. Erzherzog Franz Karl, Franz Josephs Vater, verzichtete, wie im Familienrat vereinbart, auf die Thronfolge. Franz Joseph I. wurde daher bereits mit 18 Jahren Kaiser von Österreich. Am 8. Juni 1867 wurde er auch zum König von Ungarn gekrönt. Franz Joseph I. war mit einer Regierungszeit von 68 Jahren der längstregierende Monarch Österreichs (siehe auch "Die Revolution von 1848 - Aufteilung oder Fortbestand des Habsburgerreiches", TD 2/2008).

1858

Am 5. Jänner starb Feldmarschall Radetzky in Mailand. Der einem alten böhmischen Adelsgeschlecht entstammende Johann Joseph Wenzel Anton Franz Karl Graf von Radetz wurde am 2. November 1766 in Trebnitz in Böhmen geboren. Er zählt zu den herausragendsten Feldherrenpersönlichkeiten der österreichischen Militärgeschichte. (siehe auch "Nicht bloß um des Ruhmes Schimmer", TD 1/2008). Unvergänglichen Ruhm hatte er sich erworben, als er - mit bereits 82 Jahren - bei Ausbruch der Mailänder Revolution 1848 nochmals in den Sattel stieg und als Sieger wiederkehrte. Nach Abschluss des siegreichen Feldzuges von 1849 gegen Sardinien-Piemont, erhielt Radetzky am 3. April 1849 den Orden vom Goldenen Vlies. Am 30. Juli 1849 wurde Graf von Radetzky mit dem Großkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet. Schon Monate zuvor hatte ihm die Stadt Wien am 27. Februar 1849 das Ehrenbürger-Diplom der Stadt überreicht. Am 28. Februar 1857 trat der Feldmarschall, mit 46 Orden vieler europäischer Nationen ausgezeichnet, nach 72 (!) Dienstjahren für das Haus Habsburg in den Ruhestand und verbrachte seinen Lebensabend in der ihm von Kaiser Franz Joseph I. zur Verfügung gestellten Villa Reale in Mailand. Dort verstarb Radetzky am 5. Januar 1858. Seine sterblichen Überreste wurden am 19. Januar 1858 im Mausoleum des Armeelieferanten Joseph Gottfried Pargfrieder, der Jahrzehnte hindurch die Schulden des Feldmarschalls beglichen hatte, in Wetzdorf (Niederösterreich) beigesetzt. Das Husaren-Regiment Nr. 5 führte fortan den Namen seines Inhabers, Graf von Radetzky. Mehrere Kriegsschiffe und das Kraftfahrjäger-Bataillon 2 des Bundesheeres der Ersten Republik waren nach ihm benannt, ebenso die "Radetzky-Kaserne". Franz Grillparzer verfasste Radetzky zu Ehren das bereits erwähnte Lobgedicht "Feldmarschall Radetzky" und Johann Strauß Vater komponierte 1848 den Radetzkymarsch.

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Am 12. Jänner 1858 starb Joachim Haspinger - Kapuzinerpater und Tiroler Freiheitskämpfer - in Salzburg. (Sein bürgerlicher Name lautete Johann Simon Haspinger.) Der 1776 in St. Martin in Tirol geborene Haspinger studierte Theologie in Bozen und Innsbruck. Noch während seiner Studienzeit kämpfte er gegen die Franzosen und trat 1802 als Pater Joachim in den Kapuzinerorden ein. Er nahm 1809 an der Seite von Andreas Hofer (1767 - 1810) am Tiroler Freiheitskampf teil. 1810 musste Haspinger Tirol verlassen, kam nach Wien und war in den Pfarren Großjedlersdorf und Jedlesee als Seelsorger tätig. Nach seiner Pensionierung 1836 lebte Pater Joachim in Hietzing. 1848 wirkte Haspinger als Feldprediger bei den Tiroler Feldjägern in Italien und zog 1854 nach Salzburg, wo er sich im Schloss Mirabell niederließ. Pater Haspinger ruht neben Andreas Hofer in der Innsbrucker Hofkirche. In Wien erinnern an ihn die Haspingergasse (8. Bezirk) und der Haspingerplatz in Großjedlersdorf (21. Bezirk).

1868

Das Gesetz vom 21. Dezember 1867, das die dem Ausgleich mit Ungarn folgenden gemeinsamen Angelegenheiten regelte, schrieb zwar Gemeinsamkeiten des Kriegswesens, des Oberbefehles und der inneren Organisation des Heerwesens fest, doch in der ungarischen Fassung war von einem "ungarischen Heer" als integriertem Bestandteil des gesamten Heeres die Rede. Schon im Februar wurde 1867 ein ungarisches Ministerium für Landesverteidigung eingesetzt, dem am 10. Jänner 1868 ein k. k. Ministerium für Landesverteidigung und öffentliche Sicherheit folgte, das bis 1918 die Zentralstelle für die k.k. Landwehr blieb. Am 5. Dezember wurde das Wehrgesetz (R.G.Bl. 151) sanktioniert, mit dem die Allgemeine Wehrpflicht und der Reserve-Offizier eingeführt wurden, das aber auch die Aufstellung der Landwehren mit sich brachte. "Neben der Armee tritt ein neues Element, die Landwehr, als ein ergänzender Teil zur gemeinsamen Wehrmacht hinzu" hieß es dazu im Armeebefehl. Die mit der Allgemeinen Wehrpflicht hervorgerufene Verknüpfung der Begriffe "Nation" und "Bürger" brachte eine breite Akzeptanz des Militärs in der Öffentlichkeit mit sich und machte dieses zur "Schule der Nation".

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Die nach der Niederlage von Königgrätz (1866) herausgegebene neue Adjustierungs- und Ausrüstungsvorschrift für das Heer schaffte mit Wirkung vom 2. April die von Prinz Eugen 1709 eingeführten weißen Waffenröcke ab. Die Infanterie erhielt nunmehr dunkelblaue Waffenröcke, wobei unverkennbar Preußen Pate stand. Weiß blieb nur mehr die Galauniform der Generalität.

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Am 28. August starb Feldmarschallleutnant Karl Graf Coudenhove in Bad Ischl. Der am 3. Dezember 1814 in Wien geborene Coudenhove war Kommandant der 3. Reserve-Kavalleriedivision in der Schlacht bei Königgrätz.

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Mit Wirkung vom 1. September wurde die Armee-Schießschule in Bruck an der Leitha errichtet. Dies geschah als Reaktion auf die verlorene Schlacht von Königgrätz, die ein Umdenken in Bewaffnung und Ausbildung bewirkte. Die Schießschule bestand aus dem Instruktionsbataillon, der Maschinengewehrschule sowie der Versuchs- und Forschungsabteilung. Ihre Aufgabe war die Ausbildung von Offizieren und Unteroffizieren in der Feuerleitung, der Verwendung und Handhabung von Hand- und Faustfeuerwaffen sowie von Maschinengewehren. Des Weiteren standen Bajonettfechten, Turnen, die Leitung von Turnspielen, sportliche Veranstaltungen und Offiziers-Sportschießen auf dem Lehrplan.

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Am 14. November wurde mit Handschreiben des Kaisers der Begriff "Kaisertum Österreich" durch die Bezeichnungen "Österreichisch-Ungarische Monarchie", "k.u.k.", "k.k." und "k.ung." ersetzt.

1878

Am 13. Juni begann der "Berliner Kongress", eine Versammlung von Vertretern der europäischen Großmächte Deutschland, Österreich-Ungarn, Frankreich, Großbritannien, Italien und Russland sowie des Osmanischen Reiches. In diesem Kongress wurde eine neue Friedensordnung für Südosteuropa ausverhandelt. Um den russischen Machtzuwachs auf dem Balkan auszugleichen, gestand man Österreich-Ungarn die militärische Besetzung Bosnien-Herzegowinas und die Stationierung von Truppen im Sandschak von Novibazar (Novi Pazar) zu. Der Kongress endete am 13. Juli 1878. Am 29. Juli begann der Feldzug zur Okkupation Bosniens und der Herzegowina (sowie des Sandschaks von Novibazar), der bis zum 28. Oktober 1878 dauerte. Die Okkupation verlief für die österreichisch-ungarischen Truppen unter Feldzeugmeister Joseph Philippovich von Philippsberg (1818 - 1889) und Feldmarschallleutnant Stephan Freiherr von Jovanovic (1828 - 1885) nicht als Spaziergang "mit einer Musikkapelle", wie es sich der österreichisch-ungarische Außenminister Gyula Andrássy d. Ä. (1823 - 1890) vorgestellt hatte, sondern stieß auf hartnäckigen Widerstand der muslimischen und teilweise auch der serbisch-orthodoxen Bevölkerung. Am 19. August besetze Philippovich mit seinen Truppen Sarajevo und am 14. September erhielt die 1869 neu aufgestellte Donauflottille beim Save-Übergang des IV. Korps bei Türkisch-Schamatz (Bosanski Samac, Bosnien) ihre Feuertaufe. Entgegen den ursprünglich vier veranschlagten Divisionen waren nun elf im Südosten gebunden - mehr als ein Viertel jener 42 Divisionen, die für die allgemeine Mobilisierung bereit standen. Philippovich und Jovanovic erhielten für ihre militärischen Leistungen das Commandeurkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens.

1888

Österreich-Ungarn und das Deutsche Reich veröffentlichten am 3. Februar 1888 den Text ihres Verteidigungsbündnisses von 1879, wodurch Russland von einem Krieg abgehalten wurde. Dieser 1879 geschlossene Zweibund mit Deutschland enthielt ein Abkommen, welches bei einem Angriff Russlands auf einen der beiden Vertragspartner, ein Zusammenwirken mit dem Heer des anderen Partners vorsah.

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Am 4. März starb August Zang, der Begründer der Zeitung "Die Presse". Der ehemalige Berufsoffizier liegt am Wiener Zentralfriedhof begraben.

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Am 10. März entdeckten Konteradmiral Ludwig Ritter von Höhnel (1857 - 1942) und Oberstleutnant Samuel Graf Teleki (1845 - 1916) den Rudolf-See (Lake Turkana) in Kenia und später den Stefanie-See (Ch´ew Bahir) im Süden Äthiopiens. Höhnel war von 1899 bis 1903 Flügeladjutant Kaiser Franz Josephs I. Admiral Höhnel, der 1892 in Neuseeland auch österreichische Gämsen einführte, ruht in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof.

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Am 22. Juni starb Feldzeugmeister Graf Franz Folliot de Crenneville in Gmunden. Er wurde am 22. März 1815 in Ödenburg (Sopron, Ungarn) geboren, trat in das Marinekollegium zu Venedig ein und wurde 1831 Leutnant beim Regiment Kaiserjäger. 1841 bereits Dienstkämmerer des Kaisers Ferdinand stieg Crenneville bis 1848 zum Oberst und Flügeladjutanten auf. Er befehligte 1849 ein Grenadierbataillon, an dessen Spitze er im Feldzug gegen Piemont sowie während der Streifzüge in der Romagna gegen Garibaldi kämpfte. Später führte er das Infanterieregiment Graf Kinsky. Als Generalmajor und Brigadier kommandierte er ab 1850 für mehrere Jahre die in den italienischen Herzogtümern stationierten österreichischen Truppen. 1859 zeichnete er sich bei Montebello und Solferino aus. Nach dem Krieg wurde er Geheimrat mit dem Vorsitz im Präsidialbüro des Armeeoberkommandos und im Oktober 1859 erster Generaladjutant des Kaisers. Graf Crenneville wurde 1867 Oberstkämmerer des Kaisers.

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Am 23. Juli starb Generalmajor Josef Ritter von Scheda (1815 - 1888) in Mauer bei Wien. Der in Padua geborene Scheda zählte zu den bahnbrechenden Kartographen seiner Zeit. Er beeinflusste den Landkartendruck in Österreich durch die Verwendung von Kupferstich und Lithographie und wandte erstmals den Linienfarbdruck in der Lithographie an. Durch seine 25 Blätter umfassende Generalkarte von Europa im Maßstab 1:2 529 000, die von 1845 bis 1847 entstand, begründete er den Weltruf des militärgeographischen Institutes.

1898

General der Kavallerie Gustav Graf Kálnoky starb am 13. Februar in Prödlitz (Predlice, Tschechische Republik). Kálnoky wurde 1832 in Lettowitz in Mähren geboren. Er war ein österreichisch-ungarischer Staatsmann und Diplomat, u. a. Botschafter in St. Petersburg sowie von 1881 bis 1895 Außenminister Österreich-Ungarns. Kálnoky war maßgeblich an der Konstruktion des Dreibundes beteiligt, eines geheimen Defensivbündnisses zwischen dem Deutschen Reich, Österreich-Ungarn und dem Königreich Italien, das am 20. Mai 1882 geschlossen wurde. Unmittelbarer Anlass war der Einmarsch französischer Truppen in Tunesien. Der Vertrag verpflichtete die Unterzeichner im Falle eines gleichzeitigen Angriffs zweier anderer Mächte oder eines unprovozierten französischen Angriffs auf Deutschland bzw. Italien zu gegenseitiger Unterstützung. Am 30. Oktober 1883 trat Rumänien dem Dreibund bei, der bis 1912 alle fünf Jahre erneuert wurde. Kálnoky vermittelte auch in der Bulgarienkrise (1885 - 1887) zwischen den mitteleuropäischen Mächten und den Balkanstaaten.

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Am 29. März wurde Erzherzog Franz Ferdinand zum Thronfolger bestellt. Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este (1863 - 1914), ein Neffe Kaiser Franz Joseph I., wurde damit der Stellvertreter des Kaisers. Er erhielt ab 1908 eine eigene Militärkanzlei und wurde mit Wirkung vom 17. August 1913 "Generalsinspektor der gesamten bewaffneten Macht".

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Am 12. April verließ das II. Bataillon des 87. Infanterieregimentes Kreta. 1897 war eine multinationale Truppe in der Stärke von 20 000 Mann zur Beilegung der Unruhen zwischen der griechischen und türkischen Bevölkerung auf die Insel Kreta entsandt worden (de facto der erste multinationale Friedenseinsatz, siehe auch "‚Peace-Keeping‘ unter dem Doppeladler - Kreta 1897 bis 1898", TD 4/1995). Österreich-Ungarn war daran mit dem II. Bataillon des k.u.k. Infanterieregimentes 87 Freiherr von Succovaty beteiligt. Der Kapellmeister des Regimentes, Franz Lehár (1870 - 1948) komponierte zu diesem Anlass den Militärmarsch "Creta".

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Am 8. Mai wurden die ersten Teilstrecken der Wiener Stadtbahn eröffnet, deren Bauart und Linienführung den damaligen militärischen Anforderungen angepasst war. Die Pläne für diese Verkehrslinie stammen von Hauptmann im Geniestab Ferdinand Artmann (1830 - 1883), der in Wien auch die erste Konservenfabrik errichtete und Vizepräsident der von ihm projektierten Aspangbahn gewesen war. Artmann ist auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben.

1908

Einer Offiziersschigruppe gelang unter den Kaiserjäger-Oberleutnants Oskar Rossmann und Georg Bilgeri (1873 - 1934) 1908 die erste vollständige Überquerung der Zentralalpen auf Schiern. Die Gruppe brach am 19. Februar in Kurzras (Südtirol) auf und überquerte die Alpen über das Hochjoch (2 885 m, Ötztaler Alpen) bis Fulpmes (Tirol, südlich Innsbruck) in zehn Tagen. Dabei wurden 138 km Horizontaldistanz, 13 500 Höhenmeter und 48 km Gletscherwege bewältigt. Rossmann starb als Generalstabshauptmann am 29. August 1914 an der russischen Front den Fliegertod.

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Mit Wirkung vom 6. April galt die neue Gliederung der Feld-, Gebirgs- und reitenden Artillerie.

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Am 31. Mai starb General Anton Lux in Stockerau. Der 1847 in Venedig geborene Lux besuchte die Artillerieakademie und schlug die Offizierslaufbahn ein. Mit seinem Zeichentalent und großem Interesse für Geographie entwickelte er Pläne für Festungsanlagen und kam bald in den Generalstab. Die Wiener Weltausstellung 1873 profitierte maßgeblich von seinen Plänen und Kartenzeichnungen. Kaiser Franz Joseph I. genehmigte Lux, als Geograph an der zweiten Afrikaexpedition der Deutschen Afrika-Gesellschaft teilzunehmen. Die Loango-Expedition reiste südlich des Kongo durch das Land der Bangela bis Kimbundo, das bis dahin noch keine deutsche Gruppe erreicht hatte. Nach seiner Rückkehr nahm Lux als österreichischer Delegierter an einer Afrika-Konferenz in Brüssel teil und veröffentlichte 1879/80 sein Buch "Von Loanda nach Kimbundo". Er bereiste in den Folgejahren den Balkan, sein Reisebericht erschien 1887. Lux kehrte 1889 in den militärischen Dienst zurück und studierte parallel dazu in Wien orientalische Sprachen. 1903 trat er in den Ruhestand.

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Der 7. Oktober gilt als der Tag, an dem bei der in der k.(u.)k. Armee - mit Ausnahme der Kavallerie - für den allgemeinen Dienstgebrauch eine hechtgraue Uniform eingeführt wurde, die 1916 durch die feldgraue ersetzt wurde.

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Ab 15. November existierte in der k.u.k. Generalität der Dienstgrad "General der Infanterie". Feldzeugmeister gab es seitdem nur noch bei der Artillerie, bzw. dem Artilleriezeugwesen und dem Militärgeographischen Dienst.

1918

Die Ranglisten des k.u.k. Heeres erschienen, abgeschlossen mit 4. Mai 1918, letztmals als Schematismus (ein Personenkatalog mit Rang, Funktion, Auszeichnungen u. ä., ähnlich dem heutigen Amtskalender). Der erste Schematismus wurde 1790 als "Österreichischer Miliz-Almanach" herausgegeben. Im Laufe der Zeit entstand daraus der "Schematismus für das kaiserliche und königliche Heer und für die kaiserliche Kriegsmarine (usw.) für … (Angabe des Jahres)".

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Der mit fünf bestätigten und vier unbestätigten Abschüssen zu den Fliegerassen des Ersten Weltkrieges zählende Feldpilot Offiziersstellvertreter Friedrich Hefty (1894 - 1965) sprang am 22. August zur Eigenrettung über Nervesa (Venetien) aus seinem durch Feindeinwirkung manövrierunfähig gewordenen Flugzeug ab: der erste Fallschirmabsprung in der k.u.k. Wehrmacht.

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Am 1. November nahm das Deutsch-Österreichische Staatsamt für Heerwesen seine Arbeit auf.

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Am 4. November begann die Werbung um Freiwillige für die Volkswehr und am 8. November erfolgte im Budgetsaal des Parlaments die feierliche Angelobung des ersten Oberbefehlshabers der Volkswehr, des ehemaligen k. u. k. Feldmarschallleutnants Adolf Boog (1866 - 1929). Gleichzeitig ergingen Richtlinien für die Aufstellung der Volkswehr.

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Bis zum 3. Dezember war unter der Federführung von Feldmarschall Hermann Freiherr Kövess von Kövesshaza (1854 - 1924) im damaligen Deutsch-Österreich die Auflösung der k.(u.)k. Armee abgeschlossen.

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Am 18. Dezember beschloss das Parlament die Einrichtung einer Kommission zur Erhebung militärischer Pflichtverletzungen im Kriege. In den drei Jahren ihres Wirkens lagen der Kommission 484 Anzeigen vor, davon rund 60 aufgrund von Zeitungsmeldungen. Bei der Beurteilung erwiesen sich 325 Fälle zur Verfolgung ungeeignet. In zwölf Fällen ergaben sich zwar Anhaltspunkte für grobe militärische Pflichtverletzungen, deren strafrechtliche Verfolgung schien jedoch nicht begründet. 147 Fälle wurden der Staatsanwaltschaft übergeben, von denen betrafen 40 höhere militärische Führer. Davon war jedoch einer gefallen, sechs waren nun Ausländer und bei 25 wurde das Verfahren eingestellt. Nur in acht Fällen wurden Gerichtsverfahren eingeleitet, zwei endeten mit Verurteilungen.

1928

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde kein Ressort so zerschlagen, wie das Verteidigungsressort, und nirgends musste, so wie dort, von vorne begonnen werden. Dies erfolgte unter den Augen der alliierten Militärkontrolle, die bis zum 31. Jänner 1928 amtierte, und danach unter Aufsicht der ständigen Parlamentskommission für Heeresangelegenheiten, die bis 4. Mai 1932 bestand.

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Mit 28. Juli 1928 trat im Bundesheer der Ersten Republik die Allgemeine Dienstvorschrift in Kraft, die das alte Dienstreglement ersetzte.

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Am 27. August wurde in London der Briand-Kellogg-Pakt unterzeichnet. Dieser Pakt (auch Pariser Vertrag genannt) ist ein Kriegsächtungs-Pakt, der von zunächst elf Nationen unterfertigt wurde, und der seinen Namen nach dem französischen Außenminister Aristide Briand sowie dem US-Außenminister Frank Billings Kellogg erhielt.

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Am 7. Oktober kam es in Wiener Neustadt zu parteipolitisch motivierten Aufmärschen des Republikanischen Schutzbundes und der Heimwehr. Das Bundesheer hielt jedoch im Rahmen eines sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatzes die Ordnung aufrecht.

1938

Am 10. April wurde die Theresianische Militärakademie zur Kriegsschule Wiener Neustadt der Deutschen Wehrmacht. Nachdem der Kommandant der Militärakademie, Generalmajor Rudolf Towarek sein Kommando zurückgelegt hatte (siehe auch "1938: Nicht alle schworen den Treueid", TD 3/2008), wurde Generalmajor Karl Moyses mit der Führung betraut. Nach der Umbenennung wurde Moyses seines Kommandos entbunden und durch den bis dahin an der Kriegsschule in Potsdam als Lehroffizier tätigen Oberst Erwin Rommel (1891 - 1944) ersetzt. Rommel wirkte als Kommandant in Wiener Neustadt bis 23. August 1939.

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Die seit dem 1. Jänner 1920 bestehende Österreichische Wehrzeitung stellte am 27. Mai mit der Nummer 957 ihr Erscheinen ein.

1948

Am 10. September starb Zar Ferdinand I. von Bulgarien in Coburg. Ferdinand wurde am 26. Februar 1861 als Sohn des österreichischen Generals Augustus von Sachsen-Coburg-Koháry und Clémentine von Orléans in Wien geboren. Von 1881 bis 1886 war er österreichisch-ungarischer Offizier. Am 7. Juli 1887 wurde er als Ferdinand I. zum Fürsten von Bulgarien gewählt. 1908 erklärte er sich zum Zaren.

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Am 6. Oktober starb Oberst des Generalstabes Theodor Ritter von Zeynek. Der am 5. März 1873 in Troppau (Opava, Tschechische Republik) geborene Zeynek übersetzte nicht nur 37 Shakespeare-Dramen, sondern verfasste auch die den Beethoven-Sonaten unterlegten Texte. Er ist auf dem Mödlinger Friedhof begraben.

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Am 24. Oktober starb der weltberühmte Militärkapellmeister Franz Lehár (1870 - 1948) in Bad Ischl.

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In seiner Weihnachtsbotschaft am 24. Dezember erklärte Papst Pius XII. (Giovanni Pacelli, 1876 - 1958) die Abwehr von Angriffen als gerechtfertigt, die Unterstützung von Angegriffenen als Pflicht und die Abwehrbereitschaft als geeignet, um Krieg zu verhindern.

1958 Am 5. März trat das Heereskraftfahr-Gesetz in Kraft (BGBl. 152).

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Im Zuge der Libanonkrise kam es am 16. und 17. Juli zu Verletzungen des österreichischen Luftraumes durch amerikanische Luftfahrzeuge beim Überfliegen von Tirol. Teile des Bundesheeres wurden alarmiert.

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Am 1. August wurde in Enns (Oberösterreich) die Heeresunteroffiziersschule (HUOS, heute Heeresunteroffiziersakademie - HUAk) eröffnet und damit die Unteroffiziersausbildung auf eine einheitliche Basis gestellt.

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Am 14. Dezember 1958, auf den Tag genau 207 Jahre nach der Gründung der Akademie durch Maria Theresia, übergab der damalige Bundesminister für Landesverteidigung, Ferdinand Graf (1907 - 1969), dem damaligen Kommandanten der Militärakademie, Oberst des höheren militärischen Dienstes Ing. Josef Heck, den Schlüssel zur Burg. Damit war nach einem dreijährigen Exil in Enns und Ebelsberg die Militärakademie offiziell wieder in ihre alte Heimat Wiener Neustadt zurückgekehrt.

1968

Am 14. März beschloss der Nationalrat das Militärleistungsgesetz, wonach das Bundesministerium für Landesverteidigung im Bedrohungsfall aus dem zivilen Bereich Kraftfahrzeuge, Schiffe, Flugzeuge und Baumaschinen anfordern kann.

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Am 19. März wurden die Grenzschutz- und territorialen Sicherungstruppen des Bundesheeres zur Landwehr zusammengefasst.

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Aufgrund des Einmarsches von Warschauer-Pakt Truppen in der Tschechoslowakei als Folge der Bestrebungen des "Prager Frühlings", wurde vom 21. August bis 9. September eine Teilalarmierung des Bundesheeres verfügt (siehe auch "CSSR 1968 - Der Einsatz des Österreichischen Bundesheeres in der ‚krisenhaften Situation‘", TD 4/2008).

1998

Seit Jänner 1998 erfolgt die Ausbildung zum Berufsoffizier an der Theresianischen Militärakademie als Fachhochschul-Studiengang "Militärische Führung" (siehe auch TD SPEZIAL 2/2008).

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Gemäß Beschluss der Bundesregierung vom 24. November nimmt Österreich an der "vertieften Partnerschaft für den Frieden" (enhanced Partnership for Peace, ePfP) teil. Diese sieht eine verstärkte Kooperation zwischen der NATO und deren Partnern vor.


Autor: Ministerialrat Oberst dhmfD Mag. Dr. Hubert Zeinar, Jahrgang 1946. Nach der Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie 1968 Ausmusterung nach Hörsching; Verwendungen als Adjutant und Kompaniekommandant beim Jagdkommando; Absolvierung des Truppenkommandantenkurses, nebenberuflich Studium der Ethnologie, Archäologie, Geschichte und Kunstgeschichte; ab 1990 wissenschaftlicher Beamter im Heeresgeschichtlichen Museum; 1995 Promotion; ab 1997 Hauptlehroffizier und Forscher an der Landesverteidigungsakademie; seit 1998 Referatsleiter in der Abteilung Dienstbetrieb/S III und in der Folge FüStb, verantwortlich u. a. auch für die Traditionspflege. Seit 2007 im Ruhestand.

Literatur (Auszug):

Allmayer-Beck, Christoph und Lessing, Erich (1947) Die k.(u.)k. Armee 1848 - 1914.

Brixel, Eugen und andere (1982) Das ist Österreichs Militärmusik.

Criste, Oskar (1912) Erzherzog von Österreich.

Liebe, Georg (1976) Soldat und Waffenhandwerk.

Marwan-Schlosser, Rudolf (1985) Die Neustädter Burg.

Militärschematismen für das k.u.k Heer und für die k.u.k. Kriegsmarine.

Regele, Oskar (1957) Feldmarschall Radetzky.

Regele, Oskar (1963) Taschenbuch der Militärgeschichte Österreichs.

Schmidl, Erwin (2005) Going International. In the Service of Peace. Das Österreichische Bundesheer und die österreichische Teilnahme an internationalen Einsätzen.

Schreiber, Georg (1967) Des Kaisers Reiterei.

Teuber, Oscar und Ottenfeld, Rudolf von (1895) Die Österreichische Armee von 1700 bis 1867.

Zeinar, Hubert (1999) Alma Mater Theresiana. Geschichte und Geschichten rund um die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt.

Zeinar, Hubert (2006) Geschichte des österreichischen Generalstabes.

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