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Optionen der internationalen Gemeinschaft zur Lösung der albanischen Frage

erschienen in der Publikation "Zur Problematik der Stabilisierung des Westbalkans (5/00)" (ISBN: 3-901328-48-3) - Dezember 2000

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Schlagworte zu diesem Beitrag:  Albanien, Sicherheitspolitik, Interdependenz, Europa, Internationale Organisationen, EU, OSZE

Abstract:

Vom albanischen Schriftsteller Ismail Kadare stammt die pessimistische Feststellung: "In diesem Land war es immer für alles zu spät".

Sie gilt cum grano salis auch für das nationale Erwachen der Albaner. Als Griechen, Serben, Bulgaren und Rumänen im 19. Jahrhundert von romantischer Nationalbegeisterung erfasst wurden, ließen vergleichbare Bewegungen bei den Albanern noch lange auf sich warten. Der Entwicklung eines überregionalen Zusammengehörigkeitsgefühls standen nicht nur die sozialen und sprachlichen Unterschiede zwischen den "Gegen" im Norden und den "Tosken" im Süden entgegen, sondern vor allem die religiöse Dreiteilung des Landes. Etwa achtzig Prozent der albanischen Bevölkerung bekannten sich zum Islam und gehörten damit zum staatstragenden Element im osmanischen Reich. Gut zehn Prozent waren griechisch-orthodoxen Glaubens, knapp zehn Prozent römisch-katholisch. Da die Türken Konfession und Nationalität gleichsetzten und die Albaner über keine nationalkirchlichen Institutionen verfügten, existierte für den osmanischen Staat eine albanische Nationalität nicht. Die wenigen Albaner, die überhaupt Schulen besuchten, wurden von türkischen Lehrern im osmanisch-muslimischen Nationalgefühl erzogen. In den griechischen Schulen dominierte die Erziehung im panhellenischen Geist, und in den katholischen Schulen fand der Unterricht in italienischer Sprache statt. Albanische Schulen gab es nicht, und so war es kein Wunder, dass die Rilindja (nationale Wiedergeburt), eine literarisch-nationale politische Bewegung, die sich die Erweckung des albanischen Nationalbewusstseins zum Ziel gesetzt hatte, überwiegend von Auslandsalbanern in Italien und Griechenland gesteuert wurde.

Der ganze Prozess verlief jedoch sehr langsam. Noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren die Albaner meilenweit vom Ideal einer homogenen Nation entfernt. Der Berliner Kongress (1878) stellte u.a. fest, eine albanische Nation gebe es nicht, und daher existiere auch keine albanische Frage. Drei Tage vor Beginn dieses Kongresses, der Serbien, Montenegro, Bulgarien und Rumänien die Anerkennung als unabhängige Staaten brachte, formierte sich die "Liga von Prizren", die alle albanisch besiedelten Territorien zu einer Provinz mit türkischem Generalgouverneur vereinigen wollte. Die albanische Nationalbewegung hatte die unbedingte Loyalität gegenüber dem türkischen Sultan auf ihre Fahnen geschrieben und kämpfte gegen die drohende Abspaltung albanischer Siedlungsgebiete vom osmanischen Reich. Die Liga geriet jedoch bald in einen Interessenkonflikt mit der Hohen Pforte und wurde von türkischen Truppen zerschlagen.

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