Ethica 2003
Das ethische Profil des Soldaten vor der Herausforderung einer Kultur des Friedens. Erfahrungen der Militärordinariate Mittel- und Osteuropas
Verlag:
Institut für Religion und FriedenSeiten:
284Autor(en):
Univ. Prof. Dr. Hans-Ferdinand Angel, LWissDir i.K. Dipl.Theol. Lothar Bendel, Obst Mag. Reinhard Drazenowitsch, Prof. Dr. Thomas R. Elßner, P. Peter Fleetwood, General i.R. Ernest König, Dr. Markus Kremer, Univ.Prof. Dr. Leopold Neuhold, DDr. Karl-Reinhart Trauner, Dr. Christian Wagnsonner, Generalvikar Walter Wakenhut, Mag. Andreas B. Wieser, Dr. Peter Zeillinger, Dr. Stefan ZottiBeiträge in dieser Publikation:
Vorwort
EDITORIAL Die Weltfriedensbotschaft des Papstes, die auch diesmal wieder den Anfang der ETHICA bildet, widmet sich mit dem 40 jährigen Jubiläum von Pacem in Terris der bleibenden Aufgabe der Kultur des Friedens. Die Würde des Menschen und seine unveräußerlichen Rechte verwirklichen sich in einer neuen sittlichen Ordnung mit internationaler Geltung, in der Verbindung von Friede und Wahrheit.
Leopold Neuhold betont bei seiner Besprechung der Weltfriedensbotschaft das prozeßhafte des Friedens, das universale Gemeinwohl und die Menschenrechte als Säule des Friedens. Die Bedeutung, die der Heilige Stuhl dem Völkerrecht bei der Erreichung eines gerechten Friedens beimißt, belegt ein internationaler Kurs im Vatikan: Humanitäres Völkerrecht für Militärseelsorger. ETHICA dokumentiert die Grußbotschaft von Papst Johannes Paul II. an die teilnehmenden Militärgeistlichen.
Im Rahmen der Enquete des INSTITUTES FÜR RELIGION UND FRIEDEN im Oktober 2002, DAS ETHISCHE PROFIL DES SOLDATEN VOR DER HERAUSFORDERUNG EINER KULTUR DES FRIEDENS, warf Peter Fleetwood angeleitet u.a. durch Levinas in seinem Beitrag Angels with Camouflaged Faces einen Blick auf die zukünftigen Herausforderungen an die Werte und das Gewissen von Soldaten.
Das Schwerpunktthema von ETHICA 2003 bildet RECHT UND ETHIK; Fragestellungen, die gerade in der internationalen Ordnung und dem internationalen Recht in den letzten Monaten an Brisanz gewonnen haben und oftmals, mit sehr unterschiedlicher Sichtweise, Relevanz und auch Legitimität, in die öffentliche Diskussion eingebracht wurden.
Markus Kremer führt mit Der Friede ausgehend von den biblischen Grundlagen über Augustinus, Thomas v. Aquin und F. Suárez in die geschichtlichen Stationen eines Begriffes ein. Der Friede als Gegenstand theologischer Ethik Mit einer ganz anderen Tradition setzt sich Peter Zeilinger in »Kriterien« für Recht und Gerechtigkeit auseinander. Differenz und Identität sind auch bei der Beschäftigung mit dem anderen Kap und dem europäischen Geist zentrale Figuren in Europa und die politischen Konsequenzen des Denkens von Jacques Derrida.
Thomas R. Elßner wendet sich in seiner kurzen ideengeschichtlichen Betrachtung, auch aus aktuellem Anlaß, den Kriterien der klassischen Lehre des gerechten Krieges zu. Die Stellungnahmen Richard Lands (Präsident der Kommission für Ethik und Religionsfreiheit der Südlichen Baptisten) nimmt Elßner zum Anlaß, um die Positionen der USA einer kritischen Prüfung anhand der bellum-iustum Theorie zu unterziehen.
Während sich Karl Reinhard Trauner programmatisch mit der Herausforderung und Chance einer christlichen Ethik im Österreichischen Bundesheer auseinandersetzt, zeigt Ernest König anhand der Erfolge des AMI seit 1989 die Möglichkeiten bei der Formulierung einer Ethik des Soldaten im Konkreten.
Lothar Bendel betont bei den Aufgaben der Politik und der Ethik in den Konzepten der "Inneren Führung" in der deutschen Bundeswehr das Primat der Politik, die Einbindung des Soldaten in die bestehende Rechtsordnung und das demokratische Ethos. Die ethischen Herausforderungen, die sich im Rahmen der neuen bzw. sich wandelnden Einsatzfeldern der Armeen und des einzelnen Soldaten stellen, faßt Walter Wakenhut in Erfahrungen und Zukunftsperspektiven einer Ethik des Soldaten zusammen.
Hans-Ferdinand Angel widmet sich den pädagogischen und didaktischen Erfahrungen bei der Vermittlung von Ethik in der pluralen und dynamischen Gesellschaft. Bei diesem mehrschichtigen Prozeß sieht Angel die Chancen christlich-ethischer Vermittlungen vor allem bei den neueren Ansätzen wie z.B. dem Compassion-Konzept.
Reinhard Drazenowitsch betont den Stellenwert von Recht und Ethik in der Ausbildung im österreichischen Bundesheer und hierbei vor allem die Erwartungshaltungen an die Ausbildung und die Bedeutung der Interdisziplinarität.
Im OFFENEN HEFT sucht Andreas Wieser in Sinndimensionen der Gegenwart die Logotherapie und Existenzanalysen Viktor Frankls auch für andere als die originären Bereiche fruchtbar zu machen. Der Aufgabencharakter des Lebens und der Antwortcharakter des Daseins ist gerade im Militärischen einer großen Spannung unterworfen, das Gewissen als Ort der Sinnfindung besonders gefordert.
Gegen eine wertfreie Sicht des Krieges führt Stefan Zotti in Die moralische Realität des Krieges Michael Walzer ins Feld. Anhand der engen Verbindung von Moral und Sprache, der Freiheit der Handlung im Krieg und der historischen Relativität der moralischen Bewertung menschlichen Handelns argumentiert Zotti ein nicht jenseits der moralischen Verantwortung liegendes Korsett von Zwang und Notwendigkeit.
Christian Wagnsonner faßt in der Rubrik DOKUMENTE die wichtigsten kirchlichen Aussagen zu Internationalen Einsätzen im allgemeinen und zu den Interventionen in Kuweit/Irak 1991, Bosnien, Kosovo, Afghanistan und Irak 2003 zusammen; vorangestellt sind Fragen nach den Motiven, der Zuständigkeit und der Kompetenz der Verfasser und herausgebenden Stellen, nach Zweck und Wirkung der Texte sowie Schwierigkeiten bei der Lektüre.
In der daran anschließenden Dokumentensammlung sind zahlreiche kirchliche Stellungnahmen aus Europa, den USA sowie Afrika, Asien und Ozeanien zur Irak-Krise abgedruckt.
Das Erscheinen einiger neuerer Literatur, teilweise von bescheidener wissenschaftlicher Qualität jedoch von erstaunlichem Verbreitungsgrad, zum Thema Kirche und Nationalsozialismus nahm die Ethica als Anlaß den geneigten Lesern und Leserinnen eine fundierte und ausführliche Darstellung des tatsächlichen Forschungsstandes in Deutschland (Christoph Kösters) und der Schweiz (Franziska Metzger) zu bieten. ETHICA dankt an dieser Stelle ausdrücklich dem LITVERLAG für seine freundliche Zurverfügungstellung des Beitrages von Christoph Kösters zur Kirche in Deutschland.
Msgr. Dr. Werner Freistetter Wien, 2003 CALL FOR PAPERS FÜR ETHICA 2004.
Schwerpunktthema 1: Konzepte internationaler Odnung in ethischer, historischer und philosophischer Betrachtungsweise Gerade in den letzten Monaten wurde oft von multilateraler Ordnung oder Hegemonie gesprochen. Die Geschichte der internationalen Ordnung, ihre Kontinuität und ihre Brüche, die unterschiedlichen Denkschulen sowie die aktuelle transatlantische Debatte um die weltpolitische Neuordnung umreißen einen Themenkomplex von ungebrochener Aktualität.
Schwerpunktthema 2: 40 Jahre Pacem in Terris. Gerechtigkeit und Friede als europäische Herausforderung Wissenschaftliche Beiträge können bis April 2004 an die Redaktion der ETHICA (Institut für Religion und Frieden, Bräunerstraße 3, 1010 Wien, irf@mildioz.at) gesandt werden.