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Hilfsorganisationen im Katastrophengebiet

27. Jänner 2005 - 

Ein neuer Tag für unsere Helfer im Dschungel Sri Lankas. Bis zum Abend werden unsere Wassermacher neuerlich 98.000 Liter Trinkwasser aufbereitet haben. Insgesamt haben unsere Wasseraufbereiter bereits über eine Million Liter Trinkwasser produziert. Soweit die letzten Neuigkeiten aus "Camp Elephant Lodge".

Eigentlich möchte ich ja heute über Hilfsorganisationen im Katastrophengebiet berichten. Aber zuerst zu unserem Bundesheer. Warum sind wir so erfolgreich? Warum haben bereits in den 80-iger Jahren beim Erdbebeneinsatz in Armenien die Menschen "Call the Austrians" gerufen, wenn es darum ging, Überlebende aus den Trümmerfeldern zu bergen? - Nun, diese Frage ist leicht beantwortet: Österreich kann sich zwar nur ein kleines Heer leisten, dass auch nicht gerade von sich behaupten kann, in allen Bereichen optimal ausgestattet zu sein. Aber die Soldaten des Bundesheeres sind das wahre Kapital unserer Streitkräfte und hier wird sehr viel Zeit und Geld in Ausbildung und Führungsverhalten investiert.

Unsere Soldaten sind das"Kapital" des Bundesheeres

Und diese "Kapitalanlage" kommt uns bei Auslandseinsätzen immer wieder zugute. Daher sind wir auch so ziemlich allen zivilen Hilfsorganistionen bei Einsätzen dieser Art überlegen. Eine ausgezeichnete Erkundung im Einsatzgebiet durch ein kleines Vorauskommando, das rasche Erfassen des Auftrages, eine fundierte Beurteilung der Lage mit einem realistischen Kraft-Zeit-Raum-Kalkül, das Abwägen der verschiedenen Möglichkeiten, ein klarer Entschluss und davon abgeleitet ein durchführbarer Befehl, das ist das Erfolgsrezept unserer Einsätze im In- und Ausland.

Im Moment überschwemmen Hilfsorganisationen aller Art das Katastrophengebiet. Die Motivationen für ihren Einsatz sind aber oft sehr unterschiedlich. Da gibt es Einzelpersonen und kleine Gruppen, beseelt von dem Gedanken zu helfen. Da gibt es Organisationen, die handfeste Wirtschaftsinteressen verfolgen. Und dann wären da noch die Katastrophen-Touristen.

Zu helfen ist die eine Seite der Medaille. Aber richtig und effizient zu helfen, ist die andere Seite eben dieser Medaille. Unser Bundesheer hat es geschafft, binnen 96 Stunden nach Alarmierung 8.000 Kilometer von zu Hause entfernt, einsatzbereit zu sein und mit der Trinkwasseraufbereitung zu starten. Nein, richtiger ist: 96 Stunden nach Alarmierung bereits mit dem Verteilen des Wassers zu beginnen.

Profis am Werk

Das ging aber nur, weil hier Profis aus dem Aktiv- und dem Milizstand am Werke waren. Zunächst einmal wurde vom Vorauskommando der Lagerplatz und der Aufstellungsort für die Trinkwasseraufbereitungsanlagen sorgfältig erkundet und der konkrete Bedarf abgeklärt. Zahlreiche zivile Hilfsorganisationen haben dies zum Teil nicht gemacht und mussten dann feststellen, dass Medikamente entweder nicht gebraucht wurden oder das bereits abgelaufene Arzneien im Einsatzgebiet eingetroffen waren.

Andere Hilfsorganisationen mussten feststellen, dass es keine Transport- oder Lagerkapazitäten gab, weil der Tsunami ganze Lastwagenzüge verschlungen hat und im betroffenen Küstenbereich kaum feste Gebäude übrig ließ. Unser Heer hatte sowohl Fahrzeuge mit Falttanks im Marschgepäck, als auch Zelte und Lebensmittel, Pionierausrüstungssätze und noch vieles mehr.

Keine halben Sachen beim Helfen!

Wir waren von Anfang an autark. Helfer dürfen, wenn sie in ein Katastrophengebiet kommen, nicht auf Kosten der Not leidenden Bevölkerung helfen. Was meine ich damit? Ein Helfer, und möge er noch so lautere Motive für seinen Einsatz haben, der im Hotel lebt, ist nur eine halb effiziente Hilfe. Gerade bei Flutkatastrophen und Erdbeben ist jede noch intakte Behausung überlebenswichtig zur Unterbringung von Flüchtlingen oder zur Versorgung von Verletzten.

Aus diesem Grund leben unsere Soldaten in Zelten. Nicht zur Belastung für andere werden, lautet die Devise. Auch wenn ein klimatisiertes Hotelzimmer bequemer und komfortabler wäre. Unsere Soldaten haben neunzig Prozent ihrer Verpflegung aus Österreich mitgebracht. Sie wollen nicht den Ärmsten der Armen zur Last fallen und Lebensmittel verzehren, die vielleicht längst Mangelware sind.

Um beim Problem der Wasseraufbereitung zu bleiben: Es gibt Hilfsorganisationen, die seit einer Woche planlos durch das Katastrophengebiet reisen, deren Wasseraufbereitungsanlagen erst im Anrollen sind und die selbst auch keine Wasserreinigungs-Profis sind, vielleicht das bestellte Gerät noch nicht einmal genau kennen.

Trinkwasser von Experten

Die Trinkwasseraufbereitungsanlagen des Österreichischen Bundesheeres in Galle bilden eine von vier offiziellen Wasserentnahmestellen der lokalen Behörden. Das Wasser wurde und wird genau überprüft. Den "Persilschein" haben unsere Heeressoldaten aber vor allem deshalb ausgestellt bekommen, weil unser Wasser schon von uns intern immer wieder gecheckt wird.

Deshalb auch das eigene Labor mit einem Chemiker, einem Biologen und einer Veterinärin. Wasser ist ein kostbares Gut, aber gleichzeitig auch eine sehr gefährliche Substanz, vor allem unter tropischen Klima-Verhältnissen. Ist ein Wassertank erst einmal mit Kolibakterien verseucht, kann das schlimme Folgen für die entkräfteten und geschwächten Menschen haben.

Gerade noch rechtzeitig konnten die lokalen Behörden im Distrikt Galle eine Hilfsorganisation stoppen, die - in Ermangelung eines eigenen Labors - kontaminiertes Wasser in die Tanks einer der offiziellen Wasserentnahmestellen gepumpt hatte. In Tanks, in denen auch die Österreicher ihr Wasser immer wieder abliefern.

Ein Grund für unsere Wassermacher, darauf zu bestehen, das Wasser der Österreicher nur in besonders gekennzeichnete Tanks abzuliefern, die für andere Wasserproduzenten tabu sind!

Tennis im Katastrophengebiet?

Als besonders krasses Beispiel für missverstandene Hilfe möchte ich noch von Angehörigen einer Hilfsorganisation erzählen: Ich habe sie mit Tennisschlägern angetroffen. Es wäre keinem der österreichischen Soldaten auch nur im Entferntesten in den Sinn gekommen, einen Tennisschläger ins Marschgepäck mit zu packen ...!

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