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Immer noch jede Menge Zerstörungen

18. Jänner 2005 - 

Dokumentation über Land und Leute steht heute auf dem Programm meines Info-Teams.

Über Unawatuna und Welegama brechen wir nach der Standeskontrolle Richtung Süden auf. Auf den Straßen das übliche Bild: Winkende Menschen, die uns mit "Austria"-Rufen begrüßen. Je weiter wir nach Süden vorstoßen, desto mehr scheinen die Zerstörungen zuzunehmen. Sie wirken großflächiger. Wohl auch deshalb, weil das Land gegen Süden und dann in weiterer Folge Richtung Osten, immer flacher wird. Die Flutwelle konnte dort ungehindert viel tiefer in das Land eindringen.

300 Kilometer nichts als Verwüstung

Es ist wirklich unglaublich. Verglichen mit Österreich, muss man sich die Strecke Salzburg-Wien geistig vergegenwärtigen und sich vorstellen, dass man diese Strecke mit dem Auto über die Bundesstraße 1 entlangfährt. Fast jedes Dorf, nahezu jedes kleine Städtchen, das man dabei durchfährt, muss man sich als großes Trümmerfeld vorstellen. Die Menschen leben in Zelten oder vegetieren in ihren Ruinen. 300 Kilometer nichts als Verwüstung und Zerstörung. Es ist schlimmer als nach einem Krieg.

Hier in Sri Lanka ist die gesamte Kultur- und Naturlandschaft durch den Tsunami schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Der Strand, die Palmenhaine und der Regenwald sind voll mit Gerümpel aller Art. Zivilisationsmüll wie Plastikflaschen und Kunststoffsackerl ist ebenso zu finden, wie zerborstene Boote, zerrissene Fischernetze, persönliche Habseligkeiten der Menschen, Autos, Elektrogeräte, einfach alles, was von Menschen produziert und geschaffen wurde.

Internationale Hilfsorganisationen, wie das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen haben Zeltstädte errichtet. Die belgische Armee versucht, den Hafen von Welegama, der mit gesunkenen Schiffen gespickt ist, wieder freizuräumen. Das US-Marinecorps hat schwere Maschinen in Unawatuna und Galle im Einsatz und ist dabei, eine Trinkwasseraufbereitungsanlage zu aktivieren. Die Zivilbevölkerung packt allerorts mit an, zieht neue Mauern auf, legt Gräben und Kanäle frei. Gestrandete Boote werden geborgen und sogar die ersten Fischer sind wieder zu sehen.

Erstes Ziel: Matara

Unser erstes Etappenziel für heute ist das Städtchen Matara, das alte holländische Fort mit seiner Kirche aus dem 18. Jahrhundert. Auch hier das gewohnte Bild. Matara ist zum Teil verwüstet, die höher gelegenen Teile sind ungeschoren davongekommen. In der Kirche sind nur die hölzernen Bänke erhalten geblieben. Die kleine Orgel hat Totalschaden, den Altar gibt es nicht mehr und die Sakristei wurde vollständig überflutet.

Dondra Head, drei Kilometer südlich von Matara, ist auch der südlichste Punkt von Sri Lanka, berühmt für den mit 54 Metern Höhe höchsten Leuchtturm der Insel, errichtet von den Briten 1889. Mühsam kämpfen wir uns die 222 Stufen hinauf. Oben angekommen, die Entschädigung: Ein phantastischer Blick über kilometerlange Strände und eingebettet zwischen Riffs eine Bucht mit zahlreichen bunten Fischerbooten, unbeschädigten Hütten und am Strand spielenden Kindern.

Offenbar hat das Riff den Tsunami abgebremst und verhindert, dass das kleine Fischerdorf ins Meer gespült wird. Am Horizont tauchen die Konturen eines großen Schiffes auf. Der Silhouette nach, könnte es sich bei dem großen Pott um einen Flugzeugträger der Amerikaner handeln.

"Baby Milk!"

Wir müssen weiter und werden auch sofort wieder von der Wirklichkeit eingeholt. Bei unserem Pinzgauer wartet eine Familie mit kleinen Kindern. Mit Mimik und Gestik machen uns die Fischer klar, dass ihr Haus von der Flutwelle geholt wurde. Wir blicken uns um und tatsächlich ist da nur mehr die Abdeckplatte des Fundaments zu erkennen. Alles andere fehlt. "Baby Milk!" flehen uns die Eltern an. Wir wissen es und unser Psychologe sagt es auch immer wieder: Abstand. Helfer benötigen Abstand, um effizient helfen zu können.

Wir wissen auch, dass es uns unmöglich ist, allen Menschen zu helfen. Aber das hier ist beschlossene Sache. Wir sponsern die Familie ein bisschen. Die beiden Kleinkinder sollen zu ihrer Milch kommen.

Doch dann müssen wir weiter. Das hier ist nicht unser Zuständigkeitsbereich, wir sind für Galle verantwortlich, nicht für Matara. Im Kontingent ist es intern längst beschlossen, dass wir die Dinge, die wir nicht unbedingt benötigen, bei unserer Abreise den Menschen hier zurücklassen werden.

Ein 50-Meter-Buddha

Letztes Ziel für heute ist der größte Buddha des Landes. Für unsere Doku benötigen wir auch den religiösen Hintergrund. Ein elementarer Bereich. Ich glaube, dass die buddhistische Religion den Menschen hier ganz entscheidend bei der persönlichen Bewältigung der Tragödie geholfen hat. Anders ist es für mich nicht zu erklären, dass die Menschen das Lächeln nicht verlernt haben. Sie lächeln selbst dann, wenn sie dir kurz vorher die 15 Todesfälle der eigenen Familie aufgezählt haben. Für uns Europäer ist das nur sehr schwer vorstellbar und kaum nachzuvollziehen.

Die Buddha-Statue befindet sich in der Ortschaft Dikwella auf der Ostseite der Insel und ist 50 Meter hoch. Im Inneren des Heiligen Mannes ist in ca. 500 Bildern die Lebensgeschichte des Gottes Vishnu dargestellt. Wir filmen, fotografieren und sprechen mit den Mönchen. Dann geht's zurück ins Camp. Ein BBC-Team wartet angeblich bereits auf ein Interview.

Heute geht es in den Süden! (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Heute geht es in den Süden!

Psychologe Christian Langer: ’Helfer benötigen Abstand.’. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Psychologe Christian Langer: ’Helfer benötigen Abstand.’.

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