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TV-Stationen aus aller Welt

20. Jänner 2005 - 

Besuch des ORF im Österreicher-Camp! Gerhard Tuschla von der Sendung "Thema" möchte über unser Kontingent einen zehnminütigen Beitrag drehen. Toll, ich bin begeistert! Das Interesse der Medien ist ungebrochen. Das iranische Fernsehen, das Fernsehen Dubais, eine indische Fernsehstation, Sri Lanka TV und das ZDF haben bereits über uns berichtet. Morgen kommt sogar CNN ins Camp "Elephant Lodge" und auch mit BBC haben wir bereits Kontakte geknüpft.

Die letzten drei Wochen waren ziemlich anstrengend, aber bis jetzt hat sich die Mühe ausgezahlt. Mein Video-Team, bestehend aus Kameramann Andi Rauscher und Tonmeister Dieter Thurn hat ganze Arbeit geleistet. Trotz Durchfalls und Fiebers haben sich die Jungs nichts anmerken lassen und in der Affenhitze gefilmt und gedreht, als ginge es darum, einen neuen Weltrekord aufzustellen.

Linksverkehr

Andi ist außerdem als Fahrer eingeteilt und fährt inzwischen wie ein Einheimischer - absolut kein Unterschied mehr festzustellen. Was bei Linksverkehr und dem durchaus als eigentümlich zu bezeichnenden Fahrverhalten der Singhalesen eine Meisterleistung darstellt. Einziger Unterschied: Andi fährt langsam und defensiv, ist kein Raser.

Dieter spricht nicht viel, ist eher ein ruhiger Typ und hält sich im Hintergrund. Er ist aber sofort da, wenn Not am Mann ist. Bin froh, dass er im Team mit dabei ist.

Rechte Hand

Meine rechte Hand, Oberleutnant Wolfgang Rohrhan, seines Zeichens auch Amtsdirektor in der Heeresbild- und Filmstelle, hat mir viele bürokratische Tätigkeiten abgenommen und mich massiv entlastet. Außerdem ist er ein spitzenmäßiger und vor allem sehr gewissenhafter, fast pedantisch genauer Redakteur, der all die Video-Interviews organisiert und abwickelt.

Livio Srodic, unser Fotograf, ist immer wenn er mit seiner Kamera unterwegs ist ganz in seinem Element. Livio hält nicht nur den Einsatz unseres Kontingents im Katastrophengebiet fest, sondern dokumentiert darüber hinaus auch Land und Leute Sri Lankas. Mit seiner Kamera ist er der Star der Kinder und deren Mütter im Katastrophengebiet. Wo immer er mit seiner Nikon auftaucht, bildet sich sofort eine Menschentraube um ihn.

Ich bin echt happy und denke, dass ich mit genau diesem Team auch in Zukunft Einsätze des Heeres begleiten werde. Zu unser aller Überraschung hat auch das Gerät gehalten. Man soll zwar den Tag nicht vor dem Abend loben, aber bis jetzt ist alles hervorragend gelaufen.

Drehen mit dem ORF

Heute drehen wir mit Gerhard Tuschla vom ORF mehrere Geschichten zu den Themen "Wassertransport" und "Schicksale der Menschen im Katastrophengebiet". Ziemlich anstrengend, vor allem wegen der schwülen Hitze. Aber ich denke, es läuft ganz gut.

Später machen wir eine kurze Pause im "Lighthouse" Hotel. Wir besprechen, was wir als nächstes in Angriff nehmen wollen. Außerdem versuche ich den verloren gegangenen Kontakt zu CNN wieder her zu stellen. Ziel muss es sein, eine Geschichte über das Österreichische Bundesheer in Sri Lanka mit dem wichtigen, weltweit sendenden Nachrichtensender zu organisieren.

Befehl ist Befehl

Wir sitzen gerade gemütlich auf der Terrasse des Hotels, als mein Telefon klingelt und unser Kommandant, Oberstleutnant Reinhard Bacher, anruft. "Norbert, wo seid ihr? Kommt sofort zurück, wir haben eine Tsunamiwarnung", kommt es ruhig, aber bestimmt aus dem Telefon. Verdammt, denke ich mir. Ausgerechnet jetzt, wo ich dabei bin mit CNN einen Termin für den nächsten Tag zu vereinbaren. Aber da hilft alles nichts. Befehl ist Befehl. Ein Blick auf das Meer lässt mich nochmals kurz zögern.

Die Gischt der an das Ufer schlagenden Wellen wirkt nicht wirklich beunruhigend. Außerdem hat das Hotel, von wenigen Schäden einmal abgesehen, als eines der wenigen Häuser am Strand die Flutwelle unbeschadet überstanden. Andererseits, wenn es hier losgehen sollte und erst einmal Panik ausbricht, komme ich mit meinem Team und Redakteur Tuschla hier nie mehr weg. Es sind rund fünf Minuten Autofahrt bis zur rettenden Straßenkreuzung, die Richtung Hügelland abbiegt. Von dort nochmals einige Minuten bis in sicheres Gelände. Dazu kommen noch drei, vier Minuten, bis wir unsere Colas bezahlt haben, die Stufen vom ersten Stock hinunter zum Parkplatz eilen, unsere Ausrüstung an Bord des Pinzgauers verstaut ist und wir auf dem Marsch sind. Alles in allem etwa zehn bis zwölf Minuten. Das kann knapp werden.

"Wir hauen ab!"

"Tsunami" sage ich nur, "wir hauen ab!". Vorher aber noch eine kurze Info für den Geschäftsführer des Hotels und eine befreundete Schwedin, die uns mit Medienvertreten in Kontakt gebracht hat und hier schon eine Zeit lang lebt.

"Are you sure? - Bist du dir sicher?" fragen beide und schauen mich erwartungsvoll an. "Nein", antworte ich, "aber die Info scheint seriös zu sein. Angeblich sperrt die Polizei bereits Abschnitte am Strand und auch die Amerikaner scheinen übereilt aufzubrechen". Das wirkt. Jetzt kommt Bewegung in die Runde.

"Aufsitzen!", befehle ich und wir verlassen eilig die Terrasse. Tatsächlich begegnen uns auf der Küstenstraße einige Autos, die schneller fahren als üblich. Einige scheinen es besonders eilig zu haben und überholen auf der dritten Spur. "Nur jetzt keinen Unfall bauen", denke ich mir, "dann sind wir geliefert". Souverän pilotiert Andi unsere "Pinzette" in Richtung der Abzweigung zum Hügelland.

Geschafft

Jetzt noch zwei, drei Minuten bis wir über die Bahngeleise sind. Niemand an Bord spricht ein Wort. Dann ist es geschafft. Wir sind wieder im sicheren Bereich. Ich greife mir das Telefon und rufe meinen Kommandanten an: "Meldung. Wir sind raus. Bahndamm überquert. Fahren Hügelstraße Richtung Camp. Alles ok." 30 Minuten später erreichen wir "Elephant Lodge". Dort herrscht geschäftiges Treiben wie eh und jeh. Zivile Tanklastwagen werden gerade betankt. Nach und nach treffen unsere Pinzgauer im Lager ein. Alle Besatzungen melden sich vollzählig zurück.

Dann die Auflösung: Wieder einmal waren Menschen "Tsunami, Tsunami" rufend auf Hausdächer geklettert. Polizeikräfte hatten tatsächlich begonnen, ganze Strandabschnitte und Etappen der Küstenstraße zu räumen. Auch eine Tsunamiwarnung war ausgesprochen worden. Offenbar hatte es wieder ein kleineres Erd- oder Seebeben gegeben. Eine unserer Pinzgauerbesatzungen hatte all das gesehen und Alarm ausgelöst.

Erleichterung macht sich bei den Soldaten breit. Na, gut, war eben eine Übung und hat als solche ja auch tadellos funktioniert. Wer weiß, vielleicht ist das nächste Mal alles anders. Wir beschließen, für heute im Camp zu bleiben und für "Thema" noch ein paar Drehs abzuspulen.

Wir fahren hier vorsichtig, die Singhalesen haben ihren eigenen Fahrstil. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Wir fahren hier vorsichtig, die Singhalesen haben ihren eigenen Fahrstil.

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