Bundesheer Bundesheer Hoheitszeichen

Bundesheer auf Twitter

Jänner 2005

Mo Di Mi Do Fr Sa So
          1 2
3 4 5 6 7 8 9
10 11 12 13 14 15 16
17 18 19 20 21 22 23
24 25 26 27 28 29 30
31            

Wir reisen ab

23. Jänner 2005 - 

Gestern ist uns im Laufe des Tages immer wieder die Satelliten-Verbindung in die Heimat zusammengebrochen. Mein Laptop hat endgültig seinen Geist aufgegeben. Habe mir vom Kontingentskommando ein Ersatzgerät unter den Nagel gerissen und kurz vor Mitternacht meine Interviews mit den Oberösterreichern abgeschlossen.

Auch meine private Kamera hat der permanenten Feuchtigkeit im Regenwald nicht standgehalten. Das Zeitliche hat sie gesegnet. Zu guter Letzt beginnt auch mein Fersenbein wieder zu schmerzen. Es waren eben doch lange Tage in den letzten drei Wochen. Kaum ein Tag, wo wir vor Mitternacht unsere Arbeit beenden konnten.

Standeskontrolle. Ich trete vor die Kameraden aus Österreich, die mir längst Freunde geworden sind. Wie jeden Tag seit wir hier mitten im Dschungel Sri Lankas unsere Zelte aufgeschlagen haben, wäre es nach der Meldung des Dienstführenden und den Worten des Kommandanten an mir, mich mit einer kurzen Medieninfo an die Soldaten zu wenden.

Keine Verbindung mit Wien

Nachrichten aus Österreich, kurze Headlines über das Geschehen in aller Welt, das wäre jetzt mein Part. Heute ist aber alles anders. Wir haben keine Internetverbindung zustande gebracht, obwohl es Livio stundenlang versucht hat. Also keine Nachrichten. Außerdem ist heute unser Abreisetag. Wie mit Wien vereinbart, treten wir in der vierten Einsatzwoche die Rückreise in die Heimat an. Eigentlich waren ja nur zwei Wochen geplant, aber das Medieninteresse an unserem Einsatz war einfach zu groß, deswegen wurde unser Aufenthalt verlängert.

Ich verabschiede mich von meinen Kameraden, bedanke mich für die ausgezeichnete Zusammenarbeit und melde bei Oberstleutnant Bacher mein Info-Team ab. Spontan applaudiert die Truppe. Ich freue mich. Sehr. Bin stolz auf meine Leute von der Heeresbild- und Filmstelle. Der anhaltende Applaus ist der schönste Dank, die schönste Auszeichnung für sie. Wie skeptisch waren doch alle zu Beginn des Einsatzes. Ein Film- und Fototeam mit 200 Kilogramm Übergepäck? Und gleich fünf Personen? "Die sind doch nur Ballast", wird sich so mancher gedacht haben.

"Schade, dass ihr schon fahrt"

Jetzt kommen sie auf uns zu und meinen: "Schade, dass ihr schon fahrt. Ihr wart ein tolles Team." Ich marschiere ein letztes Mal durch Camp "Elephant Lodge", schaue noch einen Sprung bei den Sanis vorbei, die mich gegen meinen Willen gewaltsam zwei Tage außer Gefecht gesetzt haben. Heute bin ich froh darüber und bedanke mich noch mal ganz besonders bei Dr. Andi Kaltenbacher.

Unser "Taxi" - unser Presse-Pinzgauer - ist auch schon da. Stabswachtmeister Kramer, unser Kraftfahrunteroffizier, wird uns chauffieren. Nein, doch nicht. Andi Rauscher selbst will uns pilotieren. Er besteht darauf. Er will die letzten Kilometer selbst unsere treue "Pinzette" steuern. Immerhin hat er uns in den letzten drei Wochen nahezu 2.000 Kilometer unfallfrei durch Sri Lanka transportiert.

Oberstleutnant Bacher verabschiedet uns mit Handschlag. Der Chef der hiesigen Parkwächter, unser Schutz während der letzten Wochen, nimmt mich in den Arm, presst mich an sich, herzt und küsst mich überschwänglich und will mich gar nicht mehr loslassen. "Thank you, thank you very much" meint er unter Tränen.

Wir rücken ab

"Verdammt, jetzt muss ich aber wirklich weg von hier, bevor ich noch einen 'Moralischen' kriege", denke ich mir. "Aufsitzen", befehle ich barsch, "wir rücken ab!".

Zuerst geht’s ins Internet-Cafe von Galle. Es muss doch eine Möglichkeit geben, meine Meldungen für Wien irgendwie abschicken zu können. Mühsame Geschichte an einem Sonntag. Irgendwie taucht der Besitzer des Cafes dann aber doch noch auf und ich kann meine Nachrichten versenden.

Eine knappe halbe Stunde später ist mein "Presse-Hauptquartier", das Lighthouse-Hotel erreicht. Auch hier die gleiche Szene: Unsere Freunde wollen uns nicht ziehen lassen. Es muss aber sein. Wir laden unser Gepäck in einen zivilen Minivan um. Der Van wird uns nach Colombo bringen. Voraussichtliche Fahrtzeit: Vier bis sechs Stunden. Eigentlich hatten wir ja einen Sidestep über die Berge geplant. Habe meinen "Deputy", Wolfgang Rohrhan, gestern mit einer diesbezüglichen Routenplanung beauftragt. Ziel: Buddhistenklöster, Hochlandteeplantagen, für die Sri Lanka berühmt ist und der Blick auf "Adams Peak", den Heiligen Berg Sri Lankas. Höhe: 2.243 Meter.

Doch keine abschließende Entdeckungsreise

Bereits nach der ersten Stunde Fahrt durch das Katastrophengebiet nördlich von Galle vergeht uns die Lust auf unsere Entdeckungsreise. Zu bedrückend ist die Szenerie. Ruinen, soweit das Auge reicht. Der Küstenstrich noch immer ein einziges Trümmerfeld. Aber immerhin ist ein signifikanter Unterschied im Vergleich zu unserer Ankunft zu erkennen. Die Überlebenden der Flut haben hart gearbeitet und man kann die Fortschritte deutlich sehen.

Dennoch: Es fehlt an allen Ecken und Enden. Noch immer vegetiert die Mehrheit der Menschen in den Ruinen ihrer ehemaligen Häuser. Die Anzahl der Zelte hat sich, verglichen mit unserer Ankunft, verzehnfacht. Vor allem in den Touristenzentren Unawatuna, Galle und Hikkaduwa sind richtige Zeltstädte entstanden. Aber was ist mit all den anderen Orten?

Uns ist jede Lust auf einen Besuch des Hochlandes von Sri Lanka vergangen. Einstimmiger Tenor im Team: Auf dem schnellsten Wege nach Colombo, Einchecken im Hotel, eine heiße Dusche um den Dreck und Schmutz der letzten Wochen abzuspülen, ein gutes Abendessen und dann ab ins Bett.

Gesagt, getan. Abgesehen von einem kurzen Stopp bei einem riesigen buddhistischen Tempel in Kalutara, das direkt auf unserem Weg liegt, fahren wir bis nach Colombo durch.

Ein letztes Mal stehe vor dem angetretenen Kontingent. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Ein letztes Mal stehe vor dem angetretenen Kontingent.

Eigentümer und Herausgeber: Bundesministerium für Landesverteidigung | Roßauer Lände 1, 1090 Wien
Impressum | Kontakt | Datenschutz | Barrierefreiheit

Hinweisgeberstelle