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"Im Sinne des Kollektives"

14. November 2005 - 

Was ist die so genannte "Internetgeneration" im Stande zu leisten? Die Antwort auf diese Frage findet sich in einem Feldlager im pakistanischen Hochgebirge, wo 65 junge österreichische AFDRU-Soldaten seit mehr als vier Wochen Flüchtlingslager mit Trinkwasser versorgen.

Soldaten, die auf den Golan oder in den Kosovo gehen, können sich und ihre Familien Monate lang auf die Abwesenheit vorbereiten. Das gilt nicht für die AFDRU-Spezialisten: Alarm und Abmarsch. Nach dem Flug und dem Kräfte raubenden Camp-Aufbau folgt ein Leben in den Feldschuhen. Der Tag wird nur von kurzen Schlafpausen unterbrochen. Gearbeitet wird von Montag bis Sonntag. Dass Sonntag ist, erkennen die Kameraden nur daran, wenn der Camp-Pfarrer wieder einmal einen Gottesdienst angesetzt hat.

Leben im Zelt

Das Leben im Zelt gewährt keine Privatsphäre, man ist nie alleine. Geduscht wird in einer Gemeinschaftszelle in einem Holzverschlag. Alkohol gibt es im ganzen Land so gut wie keinen. Der Weg ins nächste Wirtshaus ist mit Flugstunden zu bemessen. Und das alles in einer Staub belasteten Gegend, ständig bedröhnt von Hubschrauberlärm.

Dennoch herrscht eine gute Stimmung unter den "AFDRUianern". Kein Lagerkoller, keine scharfen Worte. Die Kameradschaft, so scheint es, ist wesentlich besser als zu Hause. Alle haben die vier Wochen durchgehalten. Die meisten trauen sich noch viel mehr zu.

Kameradschaft

Eine wesentliche Ursache für dieses Paradebeispiel an Kameradschaft und Leistungsbereitschaft sieht der Heerespsychologe Georg Ebner in dem Umstand, dass eben der Großteil der AFRDU-Soldaten und ihre Familien über die Möglichkeit der Alarmierung Bescheid wissen. Außerdem, so Ebner, hat sich aus den eingespielten Arbeitsabläufen und der "Kasernierung" im Camp eine Kameradschaft entwickelt, die oft weit in den Bereich der Freundschaft geht. Daher werden auch die unvermeidbaren Reibereien immer konstruktiv im Sinne des Kollektives ausgetragen. Unterstützt durch den unmittelbaren Eindruck der Hilfsbedürftigkeit der Bevölkerung entsteht daraus ein besonders hoher Grad der Motivation.

Ebner, der von Beginn an beim Einsatz dabei ist, sieht es als seinen Auftrag, gemeinsam mit dem Kommandanten dafür zu sorgen, dass jeder Soldat bis Einsatzende motiviert und einsatzfähig bleibt. Ebner: "Denn einfach einen Mann heimzuschicken ist zu leicht." Das musste auch noch nicht getan werden, auch Ebners Fähigkeiten zur "Krisenintervention" für Notfälle wurden noch nicht benötigt.

Offener Umgang mit Problemen

Für den Militärdekan Franz Auer, der ebenfalls seit Beginn den Einsatz begleitet, ist der Umgang mit jungen Menschen in einer Einsatzsituation eine teilweise neue Erfahrung. Eine Freude, mit welch ungewohnter Offenheit die Soldaten über ihre Situation sprechen. Mit einer Offenheit, die zu Hause in den zivilen Pfarren unüblich ist. Meist geht es um Ehe, Liebe und Lebenserfahrung. Es ist für Auer als "älteren Menschen" eine besondere Erfahrung, intensiv in die Welt der Jungen eingebunden zu werden.

"Ich habe hier sehr viel Zeit für jeden." Auer drängt sich nicht auf, er bietet sich an - und damit die Kirche. Er wird auch angenommen. Während die einen im Essenszelt einen "Star Wars" Film anschauen, sitzen andere mit dem Priester im Laborzelt zur ungezwungenen Gesprächsrunde. Und dazu wird ein wenig meditiert.

Helfen den Helfern: Heerespsychologe Ebner und Militärdekan Auer. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Helfen den Helfern: Heerespsychologe Ebner und Militärdekan Auer.

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