Blue Helmet Forum Austria 2009
Salzburg, 06. Juni 2009 - Die Vereinigung österreichischer Peacekeeper hielt von 4. bis 6. Juni in der Schwarzenberg-Kaserne ihr jährliches "Blue Helmet Forum Austria" in Salzburg ab. Das Forum ist eine Veranstaltung im Rahmen des Kooperationsprogramms der Vereinigung mit dem Verteidigungsministerium. Thema des diesjährigen Treffens war "Peacekeeping in Chad". Militärische und zivile Repräsentanten mit Erfahrung in der Region Tschad – Sudan – Zentralafrikanische Republik tauschten dazu Erfahrungen aus.
Tschad kein isoliertes Problem
Dass der Tschad kein isoliertes Problem ist, stellte Jan Pronk, mehrmals Minister im niederländischen Kabinett und von 2004 bis 2006 Sondergesandter des UN-Generalsekretärs im Sudan, in seinem Vortrag klar. Konflikte in Afrika seien meist grenzüberschreitend, deswegen müsse in Afrika vielmehr von Konfliktregionen gesprochen werden, so Pronk.
Major General John Attipoe, bis vor kurzem Kommandant des Kofi Annan International Peace Training Centers in Accra (Ghana), pflichtete Pronk bei. Die Grenzen in Afrika wurden von den Kolonialmächten gezogen und durchschnitten dabei das Gebiet vieler Volksgruppen. Daher greifen Konflikte leicht auf Nachbarstaaten über. "EUFOR hat einen guten Job gemacht", so Attipoe, da die Europäer Einfühlungsvermögen bewiesen hätten.
EU zeigt ihre militärischen Möglichkeiten
Den Schwerpunkt seiner Überlegungen legte Pierre Séailles von der Generaldirektion für Außenbeziehungen der EU-Kommission auf die breit angelegten Maßnahmen der EU. Im Zuge der EUFOR- Mission im Tschad sei die Verbindung der zivilen mit den militärischen Möglichkeiten weiter ausgebaut worden.
Fragen zur Tschad-Mission
Fragen, die sich im Zusammenhang mit der bisherigen Durchführung der Mission im Tschad und speziell dem Übergang von der EU-Mission zur nachfolgenden UNO-Operation MINURCAT ergeben haben, wurden durch den Leiter der Direktion für Sicherheitspolitik, Generalmajor Pucher aufgeworfen. Die Akzeptanz von EU-Krisenmanagement-Operationen in Afrika durch die afrikanischen Staaten, mögliche Verbesserungen bei der Entscheidungsfindung vor und bei der Planung von EU-Missionen, die Kapazitäten und die Übergabeproblematik waren dabei die Kernpunkte.
Die Durchführung der Mission
Auf die praktische Durchführung der Mission auf operativer Ebene ging Lieutenant General Patrick Nash, Kommandant von EUFOR, ein. Er schilderte eindringlich die diversen Schritte, das Zusammenspiel von Diplomatien und Militär. Vor allem die notwendige Truppenstärke und Ausrüstung war in der Vorbereitung der Mission Gegenstand der Diskussionen.
Bundesheer seit 1960 in Afrika
Der für die Vorbereitung in Österreich zuständige Generalleutnant Segur-Cabanac wies darauf hin, dass EUFOR Tschad für Österreich nicht die erste Mission in Afrika war. Die erste Peacekeeping-Mission Österreichs war im Kongo 1960. Seither hat das Bundesheer an weiteren Beobachtermissionen auf dem Kontinent teilgenommen. Er ging besonders auf die Herausforderungen ein, denen sich Österreich als Truppen stellendes Land gegenüber sah, wie der Zeitplan der Entscheidungsfindung, Transport, Logistik, etc. Zur EUFOR-Tschad-Mission stellte Österreich zum ersten Mal Spezialeinsatzkäfte für den Beginn der Mission – ein wertvoller Lernprozess war die Folge. Und nicht zuletzt stellten Logistik und Klima im Tschad eine eigene Herausforderung dar.
Ein Bericht der Redaktion Direktion für Sicherheitspolitik