Besuch des finnischen Verteidigungsministers
Wien, 12. November 2010 - Als Abschluss seines Österreichbesuchs hielt der finnische Verteidigungsminister Jyri Häkämies vergangenen Freitag einen Vortrag zur finnischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik an der Landesverteidigungsakademie.
An der anschließenden Diskussion nahmen neben Führungskräften des österreichischen Verteidigungsministeriums auch die Botschafterin Finnlands, Vertreter des Bundeskanzleramts, des Außenministeriums und die Direktoren der außeruniversitären sicherheitspolitischen Kooperationspartner des Bundesheeres teil.
Wehrpflicht als kosteneffizientes System
Im Rahmen seines Vortrags ging Häkämies im Besonderen auf das traditionelle Wehrpflichtsystem Finnlands ein. Nach Diskussionen wie aktuell in Österreich wurde in Finnland eine Expertengruppe eingesetzt, die zu dem Schluss kam, dass die Wehrpflicht als kosteneffizientestes System beibehalten werden sollte. Darüber hinaus unterstützen sowohl finnische Parteien als auch die Bevölkerung die Aufrechterhaltung des aktuellen und qualitativ hochwertigen Systems.
NATO-Beitritt in den Hintergrund gerückt
In Hinsicht auf einen möglichen NATO-Beitritt des ebenfalls neutralen Finnland unterstrich Häkämies, dass dies nicht ausgeschlossen werden könne, jedoch zurzeit der nötige politische Konsens fehle. Diskussionen dazu seien auch in naher Zukunft nicht auf der politischen Agenda der finnischen Politik und fänden in der Bevölkerung keine mehrheitliche Unterstützung. Trotzdem engagiere sich Finnland aktiv in NATO-geführten Missionen und Projekten.
Stärkere Zusammenarbeit
Vor dem Hintergrund der Finanzkrise unterstrich Minister Häkämies auch die Notwendigkeit einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen EU-Staaten. Im Bereich der Sicherheits- und Verteidigungspolitik seien auf bilateraler und multilateraler Ebene weitergehende Kooperationen notwendig. Als Beispiel einer erfolgreichen regionalen Zusammenarbeit wurde die nordische Kooperation NORDEFCO vorgestellt und deren politische und militärische Vorteile diskutiert. Vor dem Hintergrund angespannter Verteidigungsbudgets seien weitergehende Zusammenarbeitsformen zu entwickeln, weil kein EU-Staat mehr alleine alle Aufgaben werde abdecken können.
Ein Bericht der Redaktion Direktion für Sicherheitspolitik