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Kolumbien - Hoffnung im Land der Hoffnungslosigkeit?

erschienen in der Publikation "Jahrbuch für internationale Sicherheitspolitik 2002" (ISBN: 3 8132 0799 6) - Dezember 2002

Schlagworte zu diesem Beitrag:  Armut, Drogen, FARC, Guerilla, Kolumbien, Konfliktmanagement, Korruption, Staatssicherheit, Zivilbevölkerung

Abstract:

Kolumbien - Hoffnung im Land der Hoffnungslosigkeit?

Die unerwartet deutliche Wahl von Alvaro Uribe Vélez zum neuen kolumbianischen Präsidenten ist ein unverkennbares Signal der Bevölkerung: Sie betrachtet die Bemühungen des früheren Präsidenten Pastrana zu einem Dialog mit den marxistischen Guerillabewegungen als gescheitert und gibt nunmehr einer harten Linie den Vorzug. Das ideologisch-idealistische Deckmäntelchen der Guerilla wird offenbar nur noch von einem verschwindend geringen Anteil der Bevölkerung als glaubwürdig erachtet. Die überwältigende Mehrheit der Kolumbianer scheint die Guerilla mittlerweile als zynische Machtorganisation zu betrachten, die sich durch Kontrolle des Drogenhandels und systematische Entführungen von Zivilisten bereichert und mit der internationalen Terrorszene (beispielsweise der IRA) enge Kontakte pflegt.

Die Überlassung einer demilitarisierten Zone von der Größe der Schweiz an die FARC-Guerilla durch Präsident Pastrana vor drei Jahren, um eine neutrale Sphäre für den inzwischen gescheiterten Friedensdialog zu schaffen, wird heute als großer Fehler - ja geradezu als Symbol des Scheiterns - betrachtet, denn allem Anschein nach hat die FARC diesen von militärischer, rechtlicher und ziviler Kontrolle des Staates ausgeklammerten Freiraum schamlos für ihre eigenen Interessen ausgenutzt. Ob sich dieses inzwischen von den Regierungstruppen zurückeroberte Gebiet allerdings de facto wirklich in der Kontrolle des Staates befindet, ist mehr als fraglich.

Der Hardliner Uribe Vélez steht im Ruf, den menschenverachtenden Paramilitärs auf der rechten Seite des politischen Spektrums nahe zu stehen. Die kolumbianische Armee ist durch den "Plan Colombia" und im Zusammenhang damit durch die amerikanische Rüstungs- und Ausbildungshilfe unverkennbar gestärkt worden. Ein Großteil des problematischen Territoriums des Landes ist traditionell der De-Facto-Kontrolle der Staatsorgane und insbesondere der Streitkräfte entzogen. Ob Uribe mit Hilfe einer schlagkräftigeren Armee und hartem Durchgreifen Kolumbien mit seiner seit Jahrzehnten endemischen Gewalt in all ihren Spielarten, der Korruption in Beamtenschaft und Justiz, den krassen Wohlstandsunterschieden und der grassierenden Armut und dem Elend der zwei Millionen Binnenflüchtlinge das Land befrieden kann, wäre abzuwarten. Groß sind die Chancen nicht. Doch in der anhaltend hoffnungslosen Situation ihres Landes klammern sich die Kolumbianer an jeden sich darbietenden Strohhalm. Nach dem Friedensdialog ist dies nun die Hoffnung auf eine Lösung durch gewaltsames Vorgehen.

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