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ISS Lagebild 2/24

Akteure & Mächte Frühjahr 2024

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Vorwort

Geschätzte Leserinnen und Leser!

Begrifflichkeiten wie „Zeitenwende“, „Epochenbruch“, „Zäsur“, „Paradigmenwechsel“, „Umbruch“ oder „Diskontinuität“ dominieren bereits seit den letzten beiden Jahren nicht nur die internationale sicherheitspolitische Diskussion, sondern haben es mittlerweile auch mitten in die Gesellschaft geschafft.

Zweifellos durch eine mediale Überrepräsentanz ausgelöst, durch politische Strömungen verstärkt und wohl auch „aktivistisch“ missbraucht wird heute in allen Bereichen und Gruppierung der Öffentlichkeit wieder über „Sicherheit“ im Allgemeinen, aber auch ganz nach dem eigenen persönlichen Empfinden gesprochen und diskutiert.

Für jene, die sich mit dem Themenkomplex von „Sicherheit“ wissenschaftlich – sei es nun aus einer sicherheitspolitischen oder strategischen Perspektive – beschäftigen, sicherlich eine positive Entwicklung, zumal die Thematik damit auch einen breiteren Ansatz und eine höhere Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung einnimmt. Zu dieser durchaus zu begrüßenden Entwicklung treten aber nun auch extremere Begleiterscheinungen oder Folgewirkungen, die oftmals jenes Maß an wissenschaftlicher, strukturierter und geregelter Überschaubarkeit zu verlassen scheinen, welche bisher zukünftige Entwicklungen mit einem hohen Grad an Berechenbarkeit, vielleicht auch Vorhersehbarkeit versehen hatten. Zu Recht wurde das diesjährige Risikobild 2024 des Bundesministeriums für Landesverteidigung mit dem Zusatz „Welt aus den Fugen“ untertitelt, gleichsam auch als eine deutliche Bestätigung einer in Bewegung geratenen, alle Bereiche der Gesellschaft und des Lebens umfassenden Entwicklung.

Es scheint, dass mit dieser Entwicklung auch der Methoden-Kanon von Gesellschaft und Wissenschaft ein wenig in den Sog von Unsicherheit und Selbstzweifel geraten ist. Natürlich stellen die allgemein spürbare Polarisierung des öffentlichen Lebens sowie die augenscheinlichen Vertrauensverluste in die regelbasierte nationale und internationale Ordnung erhebliche Herausforderungen dar – die daraus von nicht immer klar erkennbaren Akteuren (und ihren Interessen) abgeleiteten bzw. entwickelten Zukunftsszenarien vermutlich sogar in weit höherem Ausmaß. Krisen und Chaos neigen immer zu dystopischen Interpretationen, oftmals von historischen Analogien unterfüttert. Dass gerade diesen Analogien, also „angewandte“ Geschichtswissenschaft und der fälschliche Grundsatz, dass man aus der Geschichte „lernen“ könnte, ein erhebliches Maß an Unzulänglichkeit innewohnt, darf vorausgesetzt werden. Denn es gilt, bei der Beurteilung von historischen Ereignissen der früheren Vergangenheit noch ihre damals ungewisse Zukunft zuzugestehen, also „ergebnisoffen“ zu bewerten, und den darauf erfolgenden Ablauf der Ereignisse auch nicht als lineare Entwicklung zu verstehen, sondern als eine Variante aus einem Spektrum an Möglichkeiten. Das Einfordern von wissenschaftlicher Nüchternheit, eine Betrachtung „sine ira et studio“ und die Hintanhaltung von Emotionalisierung und Polarisierung sind wohl das Gebot der Stunde. Polemisch könnte man etwa Regisseur Edward Zwick heranziehen, der seinen Protagonisten im bekannten Film „Blood Diamond“ (2006) angesichts von Chaos, Tod, Verwüstung, Hilflosigkeit, Ohnmacht und – daraus abgeleitet – offensichtlich kurz bevorstehenden globalen Apokalypse lapidar feststellen lässt, wann denn die Welt einmal nicht untergegangen wäre.

Aber wie auch immer man sich dieser „Welt aus den Fugen“ annähern möchte, so bleibt es – wie oben erwähnt – die maßgebliche Aufgabe der Wissenschaft, durch Darstellung und Offenlegung der Faktenlage, Trennung bzw. Kennzeichnung von Interpretation und Meinung jene Grundlagen zu schaffen, um Schlüsse für Politik und Gesellschaft zu ermöglichen. Das Institut für Strategie und Sicherheitspolitik (ISS) der Landesverteidigungsakademie folgt diesen Grundsätzen seit seiner Gründung und ermöglicht mit seinen mehrmals im Jahr erscheinenden Publikationen einen leicht lesbaren Zugang zu geopolitisch und strategiebezogen interessanten Themenkomplexen der Gegenwart und Zeitgeschichte. Die Beiträge, für welche die jeweiligen Verfasser:innen die wissenschaftliche Verantwortung tragen, sollen bewusst Multiperspektivität und Interdisziplinarität innerhalb der Strategie- und sicherheitspolitischen Forschung widerspiegeln, wofür Autor:innen unterschiedlicher Fachbereiche gewonnen werden konnten. Für ihre unkomplizierte und entgegenkommende Bereitschaft darf ihnen an dieser Stelle besonders gedankt werden.

Hofrat Dr. Mario Christian Ortner

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