Religiöser Extremismus vs. internationale Friedensbemühungen
Lessons Learned und präventive Strategien im Nahen Osten und am Westbalkan
Dokumenttyp:
Schriftenreihe der LandesverteidigungsakademieErscheinungsdatum:
August 2008Herausgeber:
Brigadier i.R. Mag. Dr. Walter Feichtinger, Dr. Predrag JurekovićVerlag:
Landesverteidigungsakademie (LVAk) / Institut für Friedenssicherung und Konfliktmanagement (IFK)ISBN:
978-3-902670-01Seiten:
132Autor(en):
Dr. Vedran Džihić, Aref S. Hajjaj, Esad Heæimoviæ, Karin Kneissl, Stephan Rosiny, Thomas SchefflerBeiträge in dieser Publikation:
Name | Seiten/Dateigröße | |
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Die Instrumentalisierung von Religion in gewaltsamen Konflikten | 22 Seiten / 271 KB | |
Islamismus im Nahen und Mittleren Osten | 20 Seiten / 208 KB | |
Religiös-politische Aspekte des Konflikts zwischen Hamas und Fatah | 16 Seiten / 180 KB | |
Lehren aus dem innerpalästinensischen Konflikt für das westliche Engagement in Konfliktgebieten mit religiös-fundamentalistischen Einflussfaktoren | 22 Seiten / 237 KB | |
Radical movements - a challenge for moderate Balkan-Islam? | 17 Seiten / 215 KB | |
Zur Symbiose zwischen Politik und Religion am Beispiel Bosnien und Herzegowina | 19 Seiten / 249 KB | |
Autoren und Herausgeber | 4 Seiten / 158 KB |
Vorwort
Seit Samuel P. Huntington 1996 seinen viel beachteten, aber sehr um-strittenen politikwissenschaftlichen Bestseller The Clash of Civilizations and the Remaking of World Order veröffentlicht hat, ist der Faktor Reli-gion aus der Konfliktforschung nicht mehr wegzudenken. Befürworter von Huntingtons These, wonach die unterschiedlichen kulturellen und religiösen Identitäten der Menschen die Hauptursache für zukünftige gewaltsame Konflikte sein werden, sahen sich in ihrem antagonistischen Weltbild durch die Anschläge islamistischer Fanatiker in den USA und in westeuropäischen Metropolen bestätigt. Selbst vehemente Kritiker von Huntingtons Theorie der scharfen kulturellen Gegensätze, wie der deutsche Philosoph Jürgen Habermas, räumen den Religionen eine Son-derstellung in der modernen Welt ein. Bei einem im Januar 2008 zu die-sem Thema an der Universität Münster gehaltenen Vortrag bezeichnete Habermas die Religionen als den "einzigen kulturellen Grundbaustein unserer Zivilisation, der sich in der Moderne erhalten hat".
Mit diesem Buch wurde nicht die Absicht verfolgt, einen Beitrag zur mittlerweile schon sehr umfangreichen Debatte über tatsächliche oder konstruierte Konfliktlinien zwischen unterschiedlichen Kulturen, ihren religiösen Aspekten sowie den damit zusammenhängenden kulturell-religiösen Perzeptionen und Missperzeptionen zu leisten. Auslöser für dieses Buch und den ihm vorangegangenen Workshop des Instituts für Friedenssicherung und Konfliktmanagement der Landesverteidigungs-akademie war die steigende Anzahl tatsächlich oder scheinbar religiös motivierter Gewaltakteure. Insbesondere in Gebieten, in denen interna-tionale Organisationen und NGOs zwischen Konfliktparteien vermitteln oder schon ein langjähriger Friedensprozess im Gange ist, scheinen die Aktivitäten radikal-religiöser Bewegungen bzw. religiös legitimierter extremistischer Gruppen eine ernst zu nehmende Gefahr darzustellen. Sie überdecken bisweilen das Friedens- und Deeskalationspotential, über das religiöse Gruppen in hohem Maße verfügen.
Die von den Autoren behandelte zentrale Forschungsfrage ist, welche präventiven Strategien internationale Akteure entwickeln sollten, um bei ihrem Engagement in Konfliktgebieten und in Nachkriegsgesellschaften adäquat auf die Herausforderung des religiös legitimierten Extremismus reagieren zu können. Das Buch ist so aufgebaut, dass zunächst zwei aus-gewiesene deutsche Islam-Kenner, Thomas Scheffler und Stephan Rosi-ny, eine differenzierte Einführung in die Thematik des religiösen Extre-mismus geben. Es wird die Instrumentalisierung von Religion in gewalt-samen Konflikten thematisiert und es werden - mit sehr viel Bemühen um die notwendige Trennschärfe - im islamistischen Bereich auftretende Phänomene analysiert und teilweise auch dekonstruiert.
Daran schließen Fallstudien an, die in zwei regionale Bereiche unter-gliedert sind, den Nahen Osten und den Westbalkan. Der Leiter des Pa-lästina-Forums in Bonn, Aref Hajjaj, analysiert die religiös-politischen Aspekte des Konflikts zwischen der Hamas und der Fatah. Die österrei-chische Nahostexpertin Karin Kneissl versucht, Lehren aus dem inner-palästinensischen Konflikt für das internationale Engagement im Nahen Osten zu ziehen. Autoren des Westbalkanteils sind der bosnisch-herzegowinische Journalist Esad Heæimoviæ und der bosnisch-herzegowinisch-österreichische Politologe Vedran D¾ihiæ. Heæimoviæ beschäftigt sich in seinem Beitrag mit den Herausforderungen für den traditionell sehr moderaten Balkan-Islam durch die Aktivitäten radikaler Bewegungen. D¾ihiæ untersucht den Einfluss der Religionsgemeinschaf-ten auf den regionalen Stabilisierungsprozess.
Die Herausgeber und Autoren wollen mit diesem Band zu einer diffe-renzierteren Betrachtung der politischen Rolle der Religionen in Kon-fliktgebieten beitragen, um präventive Maßnahmen in diesem Bereich effizienter gestalten zu können.
Predrag Jurekoviæ Walter Feichtinger