Das Kulturerbe der Menschheit umfasst kulturelle Manifestationen und Ausdrucksformen, die für Gesellschaften einen besonderen Wert besitzen und über Generationen hinweg bewahrt werden. Dabei unterscheidet man zwischen immateriellem Kulturerbe und materiellem Kulturgut, das sich wiederum in unbewegliche und bewegliche Kulturgüter unterteilen lässt.
International wie auch national werden Listen von besonders schützenswerten Kulturgütern geführt. Beispiele hierfür sind:
Die Aufnahme von bedeutenden Kulturobjekten in die Kulturgüterschutz- und Denkmalliste erfolgt im nationalen Rahmen. Ein Gremium aus Expertinnen und Experten sowie Vertreterinnen und Vertretern von Ministerien entscheidet, was in die Listen aufgenommen wird. Zur Aufnahme in die Welterbeliste oder die Aufnahme in die Liste des Immateriellen Kulturerbes sind spezifische Verfahren vorgesehen.
Die "Bewertung" von Kulturgütern in Form von Listensystemen wird häufig kritisiert. Kritikpunkte sind u.a. die Kriterien zur Definition von Kulturobjekten, wie auch generell fehlende und mangelnde Listensysteme einzelner Staaten. Der "Wert" von Kulturgütern wird durch die jeweiligen Gesellschaften selbst, den Staat oder ein internationales Gremium festgelegt, woraufhin die Einteilung in unterschiedliche Bedeutungs- und Schutzkategorien folgt. Hierbei ist festzuhalten, dass insbesondere auch nicht gelistete Kulturgüter für den einzelnen Menschen von Bedeutung sind. So ist unsere Verbindung meist zu jenen kulturellen Objekten am größten, die uns täglich umgeben und seit unserer Kindheit begleiten. Für Streitkräfte bedeutet dies, dass im jeweiligen Einsatzraum auch den nicht offiziell gelisteten Kulturgütern Beachtung geschenkt werden sollte.
Unbewegliche Kulturgüter umfassen weltliche und sakrale Bauwerke, die aufgrund ihrer herausragenden Architektur die Geschichte und Kultur einer bestimmten Zeit wiederspiegeln, wie auch historische Gärten, die Einblicke in die Techniken und ästhetischen Vorstellungen vergangener Epochen geben. Zu ihnen zählen auch Denkmäler, die bedeutende Personen oder Ereignisse ehren sowie archäologische Fundstätten, die Informationen über vergangene Kulturen und Zivilisationen liefern und es ermöglichen, unsere Geschichte besser zu verstehen. Eine Besonderheit stellt hier das Weltkultur- und Naturerbe dar, das gemäß Definition in der Welterbekonvention einen "außergewöhnlichen universellen Wert" für die gesamte Menschheit aufweist. Ebenso bedeutsam sind bewegliche Kulturgüter, wie Bibliotheksbestände, die Sammlungen von Büchern, Manuskripten und Dokumenten umfassen, womit sie zu wertvollen Quellen des Wissens und der Literaturgeschichte werden. Oder Archivalien, die wertvolle historische Informationen enthalten und für die Forschung und das Verständnis unserer Vergangenheit unerlässlich sind. Zu dieser Kategorie zählen ebenso weltliche und sakrale Kunstwerke oder private Sammlungen mit Gemälden, Skulpturen oder religiösen Artefakten von kultureller oder historischer Bedeutung.
Der mit einem Kuppelfresko im Jahre 1776 vollendete, spätbarocke Bibliothekssaal wurde von Abt Matthäus Offner (Regierungszeit 1751-1779) in Auftrag gegeben. Seit etwa 1764 geplant und in den Folgejahren gebaut wurde sie vom österreichischen Barockbaumeister Josef Hueber (1715-1787). Hueber war den Ideen der Aufklärung verpflichtet: „Wie den Verstand soll auch den Raum Licht erfüllen.” Der gewaltige, in drei Teile gegliederte Raum ist der größte klösterliche Bibliothekssaal der Welt. Aufklärerischen Geist atmen auch die sieben Deckenfresken, die der über 80-jährige Bartolomeo Altomonte (1694-1783) in den Sommermonaten der Jahre 1775 und 1776 schuf. Sie zeigen die Stufen der menschlichen Erkenntnis vom Denken und Sprechen über die Wissenschaften bis zur göttlichen Offenbarung in der Mittelkuppel. In den Bücherregalen unter dieser Kuppel finden sich Ausgaben der Bibel und der Kirchenväter, im nördlichen Seitensaal die theologische Literatur, im südlichen Saal alle übrigen Fachgebiete. Stiftsbildhauer Josef Stammel (1695-1765) hat die umfangreichen, in Lindenholz geschnitzten bildhauerischen Kunstwerke des Prunksaales geschaffen. Besonders beeindruckend sind die ”Vier letzten Dinge”, eine Gruppe von vier überlebensgroßen Darstellungen von Tod, Gericht, Himmel und Hölle. Sie sind allerdings früher als die Bibliothek entstanden und stehen im Kontrast zum aufgeklärten Konzept des Architekten.
Der Bibliothekssaal beherbergt ca. 70.000 Bände. Der gesamte Bücherbestand des Stiftes umfasst an die 200.000 Bände. Den kostbarsten Schatz bilden dabei die mehr als 1.400 Handschriften (ab dem 8. Jahrhundert) sowie die 530 Inkunabeln (Frühdrucke bis zum Jahr 1500).
Text zitiert aus: stiftadmont.at
Die römische „Stadt auf dem Magdalensberg” zählt zu den größten Ausgrabungsstätten des Ostalpenraumes. Sie wird seit 1948 archäologisch erforscht. Der Park umfasst vier Hektar und zeigt mit seinen Ruinen wesentliche Bereiche der einstigen Besiedelung. Besonders hinzuweisen ist auf die Forumsbasilika mit Tribunal. Sie ist der erste nachgewiesene Ort staatlicher Hoheitswaltung in Österreich. Nach der Okkupation des keltischen Königreichs Noricum um 15 v. Chr. wird die ursprünglich als römische Händlerniederlassung gegründete Siedlung am Magdalensberg als politisch-administratives, religiöses und wirtschaftliches Zentrum Noricums ausgebaut. Dieses städtische Gemeinwesen kann als erste Hauptstadt auf österreichischem Staatsgebiet bezeichnet werden. Heute begegnen Sie dem „Jüngling vom Magdalensberg” und vielen weiteren Funden, die vom Leben vor 2.000 Jahren auf dem Magdalensberg zeugen.
Text zitiert aus: Landesmuseum.ktn.gv.at
Das immaterielle Kulturerbe umfasst Aspekte der traditionellen, gelebten Kultur einer Gemeinschaft. Hierzu zählen mündlich überlieferte Traditionen, darstellende Künste, Feste und Rituale, soziale Praktiken und traditionelle Handwerkstechniken. Diese lebendigen Ausdrucksformen sind wesentliche Bestandteile der kulturellen Identität und tragen zur Vielfalt und Kreativität menschlicher Gemeinschaften bei.
Der Ausseer Fasching findet von Faschingssonntag bis Faschingsdienstag statt. Drei Hauptfiguren spielen dabei eine wesentliche Rolle: Trommelweiber, Flinserl und Pless. An allen drei Tagen werden außerdem sogenannte Faschingsbriefe in diversen Gaststätten vorgetragen, wobei Missgeschicke, Ortspolitik und lokale Gegebenheiten aus dem alten Jahr in gereimter und gesungener Form aufs Korn genommen werden, unterstützt von handgezeichneten Bildern.
Ein wichtiger Impuls für die Entwicklung des Ausseer Faschings war die Salzindustrie. Einerseits konnte sich durch den Salzhandel ein Bürgertum entwickeln, andererseits gab es Arbeiter*innen, die im Salzabbau und in der Verarbeitung tätig waren. Letztere konnten einmal im Jahr im Fasching den Obrigkeiten ihre Meinung sagen. Ausgehend von Bad Aussee hat sich die Tradition auf die umliegenden Orte Altaussee, Grundlsee, Pichl-Kainisch und Knoppen ausgebreitet. Der Ausseer Fasching ist mit Ausnahme der Maschkera-Gesellschaft- nicht in Vereinen organisiert, bei den Gruppen handelt es sich um Gemeinschaften, die teilweise schon mehr als 200 Jahre an den „Heiligen drei Faschingstagen” auftreten.
Seit dem 18. Jahrhundert gibt es Flinserl, Trommelweiber und Pless. Die Trommelweiber als Form des im Fasching häufigen Geschlechtertausches begleiten den Faschingsumzug am Sonntag. Flinserl und Pless erscheinen am Faschingsdienstag. Die Pless mit ihren Bienenkörben auf dem Kopf stellen den Winter dar und werden von Buben mit Schneebällen verjagt. Die Flinserl mit ihren prächtigen Kostümen nach Vorbild der Commedia dell‘ Arte und ihre Begleitfigur Zacherl stellen eine spezifische Faschingsformation des Ausseerlandes dar. In den letzten Jahrzehnten haben sich weitere Gruppen gegründet, etwa die Arbeiterflinserl, die Altausseer Knopfer oder die Knoppener. Auch Maskierte („Maschkera”) ziehen in kleinen und größeren Gruppen von Lokal zu Lokal.
Text zitiert aus: Oesterreichische UNESCO-Kommission
Das Bergführer*innenwesen ist mit der Entwicklung des modernen Alpinismus untrennbar verbunden. Mit der Erschließung der österreichischen Alpen für Besucher*innen bedurfte es Personen, welche diese sicher durch das Gelände führten. Dafür sind profunde Kenntnisse über die Landschaftsgegebenheiten, das Wetter und die Verwendung technischer Hilfsmittel notwendig. Dieses Wissen wird seit Generationen weitergegeben und in der Aus- und Weiterbildung zu Berg- und Skiführer*innen konsolidiert.
Die Erstbesteigung des Großglockners im Juni 1800 ebnete den Weg für das Bergführer*innenwesen. Waren es zuvor vor allem Bäuer*innen und Jäger*innen, die Besucher*innen durch unwegsames Gelände führten, entwickelte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts daraus ein eigenständiger Beruf. Bergführer*innen benötigen nach wie vor ein umfangreiches Wissen zu Wetter, Orientierung, Tourenplanung, Lawinen- und Naturkunde notwendig, um Personen sicher ans Ziel zu bringen. Durch die stete Wandlung der Landschaft und Ansprüche an die Berg- und Schiführer*innen, kamen im Laufe der Zeit weitere wichtige Kenntnisse und Fähigkeiten hinzu, wie die Kenntnis der Seil- und Sicherungstechnik, Rettungstechniken im Fels und am Gletscher. Dabei ist bei Führungen von Gruppen durch das Gelände, ein Gespür für soziale Dynamiken, Gefahrensituationen und der professionelle Umgang mit Menschen und ihren ängsten und den Gefahren des Bergsteigens ebenfalls Teil des alpinistischen Wissens und der Erfahrung der Berg- und Skiführer*innen. Das Wissen der Träger*innen muss immer wieder an die Zeit angepasst werden für einen langfristigen und sicheren Einsatz dieses.
Darüber hinaus sind Berg- und Schiführer*innen auch Expert*innen in vielen weiteren Bereichen des Alpinismus: Viele Bergführer*innen sind durch ihr Wissen in Lawinenkommissionen und der Bergrettung tätig. Durch den im Beruf zugrundeliegenden Respekt vor der Natur, fungieren sie auch nach außen als Vermittler*innen wichtiger Themen wie Naturschutz oder Klimawandel.
Wird das Wissen heute in erster Linie durch die berufliche Ausbildung zur*zum Berg- und Schiführer*in weitergegeben, werden Kenntnisse alpiner Geschichte und gewachsener Traditionen des Sozialverhaltens in den Bergen und des Lebens in den Regionen überwiegend innerhalb eines Familienverbands über mehrere Generationen weitergegeben. Die Berufsgruppenverbände führen regelmäßige Informationsveranstaltungen, Dokumentationen, Öffentlichkeitsarbeit und Nachwuchsförderung durch und leisten dadurch einen wichtigen Beitrag zur Weitergabe des alpinistischen Wissens.
Text zitiert aus: Oesterreichische UNESCO-Kommission