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Der diensthabende Offizier im Stab der multinationalen Brigade Kabul

04. September 2002 - 

Ein Bericht von Major Wilhelm Ortner Zur Aufrechterhaltung der Führungsfähigkeit des Stabes der multinationalen Brigade Kabul (KMNB) gibt es verschiedene Arbeitszeiten und Schichtdienste. Dieses sogenannte Dienstrad wird durch Offiziere aller teilnehmenden Staaten aufrecht erhalten, welche organisatorisch der J3-Abteilung zugeteilt sind. Einer dieser Offiziere ist Österreicher und stellt, wie in vielen anderen Bereichen, ein weiteres Rädchen im Uhrwerk "Multinationale Brigade" dar.

Im Stab der J3-Abteilung (vgl. G3-Abteilung - Eigene Lage) arbeiten unter anderem der J3/Air aus Deutschland, der J3/Current Operation (aktuelle Lage) aus Dänemark, vier Planungsoffiziere (je einer aus Großbritannien, der Türkei, den Niederlanden und aus Österreich), das mit deutschen Soldaten besetzte Rescue Coordination Centre (RCC - Rettungsleitstelle) und vier diensthabende Offiziere (je einer aus Italien, Rumänien, der Türkei und Österreich). Zusätzlich ist ein Verbindungsoffizier zu den amerikanischen Streitkräften tätig.

Die vier diensthabenden Offiziere arbeiten im Schichtdienst zu je acht Stunden. Die fremden Sprachen, das Verständnis um die jeweils andere Mentalität und die verschiedenen Dienstauffassungen der handelnden Personen stellen eine große Herausforderung für jeden Einzelnen dar.

Täglich um 7.30 Uhr beginnt in der Operationszentrale die morgendliche Besprechung für einen Teil der Offiziere des Stabes über Vorkommnisse der letzten Nacht und deren Auswirkungen auf den folgenden Tag. Ereignisse wie Autounfälle, Straßenblockaden, Schießereien, Explosionen, Unfälle mit Minen, Terrorwarnungen, Autobomben oder aber auch Raketenangriffe sind Thema, alles ist möglich und bereits des öfteren passiert. Vertreter aller Organisationselemente, der Operationszentrale direkt unterstellt, sind anwesend und melden ihre täglichen Vorhaben, welche utnereinander abgestimmt werden müssen.

Dieser Personenkreis umfasst die Vertreter der Battlegroups (Kampfgruppen in Bataillonsstärke) aus Deutschland, Frankreich und der Türkei, den J2/Current (laufendes Lagebild über nicht zur KMNB gehörende Personen, Gruppen und Streitkräfte) aus der Türkei, den J3/Air (für die Versorgungsflüge und sonstige Flüge der Hubschrauber bzw. Flächenflugzeuge zuständig) und den J3/Medical (Leiter des Feldspitals) aus Deutschland. Weiters die J3-Planungsgruppe, Vertreter der Special Forces aus den Vereinigten Staaten von Amerika, finnische Vertreter von CIMIC (zivile und militärische Zusammenarbeit), das EOD-Team (Kampfmittelbeseitiger), geführt von einem Norweger sowie Verbindungsoffiziere zu Militär, Polizei und diversen Ministerien unter österreichischer Führung. Aus den Bereichen Psychologische Operationen und Militärpolizei nehmen ebenfalls deutsche Offiziere teil.

Täglich fahren ca. 45 Patrouillen rund um die Uhr durch Kabul. Diese liefern notwendige Informationen, um die aktuelle Lage darstellen zu können. Dadurch wird der Bevölkerung und allen politischen Gruppierungen gezeigt, dass die Kräfte der KMNB zu jeder Zeit und an jedem Ort tätig werden können. So wird den Menschen ein gewisses Maß an Sicherheit vermittelt und der Kriminalität Einhalt gewährt.

Die Quick Reaction Force (QRF) besteht aus zwei Infanteriegruppen, einem Verbindungstrupp, einem EOD- und einem Sanitätstrupp sowie zweier Militärpolizisten. Sie ist innerhalb von 15 Minuten abmarschbereit, wird 24-stündig abgelöst und erhält vom diensthabenden Offizier die Aufträge. Die QRF ist ebenfalls multinational, sie besteht aus Deutschen, Holländern, Norwegern, Rumänen und Österreichern. Die Einweisung beinhaltet unter anderem jeweilige Verhaltensweisen der Soldaten, neueste Erkenntnisse der Minenlage und die Rückwärtsverbindung über Funk- und Satelliteneinrichtungen inklusive der Funküberprüfung selbst.

Der diensthabende Offizier ist im weitesten Sinne die Meldesammelstelle der multinationalen Brigade in Kabul. Er besetzt den Funk, erfasst und bewertet jede eingehende Meldung, reagiert dementsprechend und erteilt Befehle im Sinne des Kommandanten KMNB. Der diensthabende Offizier führt die Lagekarte, besetzt den taktischen Brigadefunkkreis und die taktischen Satellitentelefone, gibt Meldungen an die Fachoffiziere der KMNB weiter und zeichnet Befehle und Anordnungen des Kommandanten im Kommandotagebuch auf. Er ist für die sichere Verwahrung der wichtigsten Schlüssel im Hauptquartier KMNB verantwortlich. Weiters erstellt er die tägliche Lagemeldung und meldet diese sowie andere wesentliche Ereignisse an das Hauptquartier der ISAF). Laufende Meldungen, Informationen und Rücksprachen mit verschiedensten militärischen und zivilen Einrichtungen sind die Voraussetzung, um eine aktuelle Lagemeldung erstellen zu können.

Täglich um 17.00 Uhr findet der Lagevortrag an den Kommandanten KMNB statt. Vortragende sind Offiziere aller Abteilungen, wobei die taktische Lage und die Angelegenheiten der Abteilungen (J1 bis J9, wie z. B. Logistik, Sanität, Presse, Wetter, u. ä.) dargestellt werden. Die gesammelten Informationen werden anschließend beurteilt und deren Auswirkungen auf die Operationsführung des nächsten Tages festgelegt.

Einsatzbesprechung über Vorkommnisse der voran gegangenen Nacht. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Einsatzbesprechung über Vorkommnisse der voran gegangenen Nacht.

Jede eingehende Information wird gesammelt und bewertet. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Jede eingehende Information wird gesammelt und bewertet.

Auch die Besetzung des Satellitentelefons zählt zu den Aufgaben. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Auch die Besetzung des Satellitentelefons zählt zu den Aufgaben.

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