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Der österreichische AUCON 2 - Zug im neunten Polizeibezirk Kabuls

29. August 2002 - 

Ein Beitrag von Major Michael Mayerböck Um sich eine Vorstellung der Aufgabengebiete unseres Zugs innerhalb des deutschen Bataillons machen zu können, wurde für Soldaten wie auch Besucher ein sogenannter Informationsbrief für den 9. Polizeidistrikt erstellt. Neben den Aufgaben zur Bewachung des Lagers Warehouse (Streifendienst, Tor- bzw. Turmwache), der Flughafenbewachung und dem Einsatz als Bataillonsreserve und Quick Reaction Force der multinationalen Brigade, liegt das Hauptbetätigungsfeld unserer Soldaten im zugewiesenen Polizeidistrikt. Hier werden unter anderem Joint-Patrouillen (mit örtlichen Polizeikräften) und sogenannte Recce-Patrouillen (Kontrollfahrten ohne Polizei), je nach Auftragslage, durchgeführt. Weiters stellt die jeweils diensthabende österreichische Patrouille sogenannte Verbindungsorgane zur Bevölkerung sowie zu den verschiedenen Polizeistationen.

Im humanitären Bereich erfordert der Dienst von unseren Soldaten feinfühliges Geschick im Umgang mit Menschen dieser und anderer Länder, so ist die Flüchtlingsbetreuung keineswegs die Ausnahme. Das Beziehen von Checkpoints wird stets geübt und sind die deutschen Züge mit der Wachgestellung von Warehouse beauftragt, so übernehmen unsere Männer den Polizeidistrikt 10, welcher an unseren Bezirk angrenzt.

Die Polizeidistrikte Kabuls wurden keineswegs von ISAF implementiert, sie stammen noch aus der Zeit vor den Taliban. Die Gesamteinwohnerzahl unseres Bezirkes beträgt 127 000, das Gelände erstreckt sich über 28,8 Quadratkilometer.

30 000 Menschen des Distriktes sind ehemalige Flüchtlinge, welche meist bei Verwandten oder Freunden untergebracht sind. Die Bewohner sind zum Großteil Paschtunen und Tadschiken, ein geringer Teil (etwa 5%) sind Usbeken. Die Hazara sind in diesem Distrikt eine vernachlässigbare Größe. Von 1992 bis 1996, also nach der Besetzung durch die damalige Sowjetunion, und vor der Machtergreifung durch die Taliban, bekämpften sich diese Bevölkerungsteile, welche in Parteien gegliedert waren. Zu der Zeit erfuhr Kabul die größten Zerstörungen, welche noch heute in fast allen Teilen der Stadt sichtbar sind.

Die Wasserknappheit stellt das größte humanitäre Problem im 9. Bezirk dar, der Verschmutzungsgrad von außen ist enorm, größere Epidemien herrschen Gott sei Dank nicht vor. Probleme im Hinblick auf die Wohnungssituation gibt es in den Gebieten Kalai Samachan und Udchel, hier herrschen nomadenähnliche Bedingungen. Der Winter stellt für diesen Teil unseres Bezirkes eine große Herausforderung dar, Heizmaterial ist auf Grund der hohen Holzkosten für die Menschen kaum leistbar.

Die wichtigsten Einrichtungen im Polizeidistrikt 9 sind vier Ministerien Afghanistans, das Hauptquartier von ISAF (International Security Assistance Force), das Camp Warehouse, und der Geheimdienst Afghanistans.

Die Zusammenarbeit mit der örtlichen Polizei klappt hervorragend, die Kriminalitätsrate ist im Vergleich zu anderen Polizeidistrikten unter dem Durchschnitt. Der letzte Mordversuch fand am 5.8.2002 statt, jedoch gibt es fast täglich Diebstähle bzw. gewalttätige Auseinandersetzungen um Wohnraum. Problematisch sind der südliche Bereich von Kalai Samachan und das Gebiet um Udchel, da diese frühere Taliban-Hochburgen waren und immer noch Verbindungen zu den extremen Fundamentalisten bestehen. Weiters treten des öfteren Probleme mit ehemaligen Mitgliedern der Nordallianz auf, da sich Teile dieser (sogenannte Warlord-Gruppierungen) der Friedensidee nicht anschließen wollen.

Das österreichische Kontingent von AUCON 2, insbesondere der Zug innerhalb des deutschen Bataillons, ist im Vergleich zu anderen Nationen sehr gut ausgerüstet und kann seinen Auftrag zu hundert Prozent erfüllen. Er ist als einzige Teileinheit mit sogenannten CRC-Ausrüstung (Crowd Riot Control - Schutzausrüstung zur Kontrolle von Menschenansammlungen) ausgestattet. Die Motivation der entsandten Soldaten innerhalb der vorherrschenden Multinationalität ist groß, die österreichischen Stabsoffiziere in der multinationalen Brigade leisten hervorragende Arbeit und sind oft mehr als nur integriert. Der gute Ruf des österreichischen Soldaten im Auslandspräsenzdienst eilte nicht nur voraus, er wird täglich bestätigt.

Blick auf Makruian. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Blick auf Makruian.

Die Patrouille in Kalai Samachan. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Die Patrouille in Kalai Samachan.

Der westliche Rand des Polizeidistriktes 9. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Der westliche Rand des Polizeidistriktes 9.

Eine Ziegelbrennerei. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Eine Ziegelbrennerei.

Der Zug. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Der Zug.

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