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Ein Tag als Stabsoffizier in der multinationalen Brigade Kabul (KMNB)

06. Mai 2002 - 

Ein Bericht von Major Camillo Nemec Zur Aufrecherhaltung der Führungsfähigkeit innerhalb des Stabes der KMNB gibt es verschiedenste Arbeitszeiten und Schichtdienste. Diese Führungsfähigkeit hat sich seit Beginn von ISAF konstant weiterentwickelt, um so auf die ständig wechselnden Anforderungen reagieren zu können. Bestand der Stab im Jänner noch aus Soldaten von vier Staaten, so sind hier mittlerweile 17 verschiedene Nationen vertreten.

Den täglichen Arbeitsablauf (wortwörtlich täglich, da es keinen freien Tag gibt!) für alle Stabsmitglieder darzustellen ist unmöglich - sie sind zu verschieden in ihren Aufgaben und zeitlichen Inanspruchnahme. Sieben Österreicher arbeiten in den Führungsgrundgebieten G2, G3, G9, im Joint Visitors Bureau und als Presseoffizier. Ich möchte Einblick in einen Tag eines Offiziers in der Operationszentrale geben, meine Tätigkeit in der KMNB.

Um 0545 Uhr, mittlerweile ist es bereits hell und man hat einen klaren Blick auf das Hindukuschgebirge mit seinen schneebedeckten Gipfeln, beginnt der Tag mit einem morgendlichen Lauf um die notwendige Energie für den Tag zu tanken. Innerhalb des Camps natürlich. Es ist kühl und noch angenehm wenig Staub in der Luft. Anschließend stehen Körperpflege und Frühstück am Programm.

Um 0730 Uhr beginnt für alle in der Operationszentrale die morgendliche Besprechung über die Vorkommnisse der letzten Nacht. Der während der Nacht diensthabende Offizier der Operationszentrale berichtet über die Ereignisse und die Maßnahmen bzw. Auswirkungen für den heutigen Tag. Die Palette der Vorkommnisse reicht von Unfällen, Schießereien, Diebstählen, Explosionen, Minenunfällen, Terrorwarnungen bis zu Raketenangriffen - alles ist möglich und alles bereits passiert. Alle Elemente, die der Operationszentrale direkt unterstellt sind, sind anwesend und melden hier ihre täglichen Aktivitäten die aufeinander abgestimmt werden. Hier ist die internationale Zusammenarbeit bereits sicht- und spürbar, verschiedenste Uniformen ergeben ein buntes Erscheinungsbild der Besprechungsteilnehmer. Die Vertreter der Kampfgruppen aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien, EOD - Unterstützung (Kampfmittelbeseitiger) aus Norwegen und Spanien, ein Verbindungsoffizier aus Neuseeland, ein CIMIC - Offizier (zivile- militärische Zusammenarbeit) aus Finnland usw.

Täglich fahren ca. 30 Patrouillen rund um die Uhr durch KABUL, bringen die notwendigen Informationen um die aktuelle Lage darzustellen. Dies ist die Hauptaufgabe des diensthabenden Offiziers in der Operationsabteilung.

Es ist 0830 Uhr und die Quick Reaction Force (Schnelleingreifgruppe, in 15 Minuten abmarschbereit), die aus Infanterie, EOD, Militärpolizei und Sanitätselementen besteht, um im Notfall sofort verfügbar zu sein, ist zur Einweisung durch den Operationsoffizier angetreten. Wiederum ein buntes Bild: Holländer, Deutsche und Briten.

Mögliche Einsatzarten werden besprochen und Verhaltensweisen genau festgelegt, die Funkverbindungen nochmals überprüft.

Die verschiedensten Patrouillenmeldungen werden gesammelt, ausgewertet und in täglichen Meldungen zusammengefasst und an alle Elemente bzw. an das Hauptquartier ISAF versendet.

Um sich selbst immer wieder ein Bild von Veränderungen machen zu können, nehmen auch die Stabsmitglieder regelmäßig an Patrouillen teil. Laufende Meldungen, Informationen und Rücksprachen mit HQ ISAF sind die Voraussetzungen, um über die aktuelle Lage berichten zu können.

Um 1700 Uhr findet der Lagevortrag an den Kommandanten und alle Stabsmitglieder statt, wobei nicht nur die taktische Lage sondern alle Teilbereiche (Logistik, Sanität, Presse, etc.) dargestellt werden. Anschließend werden die gesammelten Informationen beurteilt und deren Auswirkungen auf die Operationsdurchführung des nächsten Tages festgelegt.

Um 1930 Uhr ist die Übergabe an den neuen diensthabenden Offizier, der bis 0730 Uhr des nächsten Tages seinen Dienst versieht.

Sollte es nur zu wenigen, relativ unbedeutenden Vorkommnissen gekommen sein, hat man nach einer schnellen Übergabe letztendlich gegen 20.00 Uhr seinen Dienst beendet.

Nun kümmert man sich im Rahmen seiner nationalen Funktion, noch um Aufgaben für das österreichische Kontingent Versorgungsanforderungen, Abläufe, Planungen oder Informationen von und nach Österreich werden behandelt und besprochen.

Gegen 2200 Uhr ist man meistens noch nicht ganz fertig mit der Arbeit, aber ziemlich müde und begibt sich in seine Zeltunterkunft wo man mit den Kameraden noch die eine oder andere Neuigkeit austauscht, bevor man sich in den Schlafsack einrollt.

Ein Tag in Afghanistan ist vorbei. Morgen wird ganz anders, aber mindestens genauso zeitintensiv.

Patrouille von Major Nemec mit afghanischen Polizisten
Bild: epa. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Patrouille von Major Nemec mit afghanischen Polizisten
Bild: epa.

Major Nemec - Mitte - bei der Ankunft am Flugplatz Bagram
Bild: epa. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Major Nemec - Mitte - bei der Ankunft am Flugplatz Bagram
Bild: epa.

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