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Ausbildungsflug mit dem Sikorsky CH-53 - ein Erfahrungsbericht

23. August 2002 - 

Ein Bericht von Wachtmeister Stefan Kargl Im Zuge einer Pressebetreuung deutscher Journalisten hatte Presseoffizier Major Michael Mayerböck und Wachtmeister Stefan Kargl die Gelegenheit an einen Ausbildungsflug an Bord eines deutschen Bundeswehr-Hubschrauber Sikorsky CH-53 teilzunehmen. Im Folgenden ist der Erfahrungsbericht von Wachtmeister Stefan Kargl zu lesen:

"Die deutsche CH-53 ist herkömmlich für 40 Personen ausgelegt, durch die große Höhe des Einsatzgebietes (ca. 1900m Seehöhe) und die extreme Hitzebelastung für die Maschinen, sind jedoch nur acht Personen zugelassen.

Nachdem sich die Bordbesatzung vorgestellt und uns über die Sicherheitsvorschriften belehrt hatte, blieb uns noch genug Zeit für einen kleinen Rundgang um die Maschine. Für mich als Angehöriger des Jägerbataillons 25 in Klagenfurt, welches nur mit relativ kleinen Hubschraubern übt, war es ein Erlebnis, diesen derart großen Hubschrauber aus der Nähe betrachten zu können.

Langsam wurde es Zeit unsere Plätze einzunehmen und uns anzuschnallen. Die Besatzung kümmert sich um die Bordbewaffnung. Diese besteht aus zwei modifizierten Maschinengewehren (MG 3), welche sich nur unwesentlich von den beim Österreichischen Bundesheereingeführten MG 74 unterscheiden. Der Pilot startete die Turbinen. Der Lärmpegel lässt eine Unterhaltung kaum zu, die Bordbesatzung kann mittels Intercom-Anlagen miteinander kommunizieren. Die Maschine hob ab. Nach einigen Sekunden ging es im Tiefflug in Richtung Norden. Je weniger dicht die Wohngebiete unter uns waren, desto tiefer gingen wir hinunter, bis eine Höhe von nur wenigen Metern erreicht wurde. Da die CH-53 über keine nennenswerte Panzerung verfügt, ist ein extremer Tiefflug die einzige Lebensversicherung. Natürlich hatten wir den ganzen Flug über unsere Kugelschutzwesten an und die Waffen am Mann, dennoch ist ein Helikopter für jeden Gegner der International Security Assistance Force (ISAF) ein lohnendes Ziel.

Um den Journalisten an Bord bessere Motive ermöglichen zu können, durften sie an der offenen Ladeluke am Heck sitzen und fotografieren. Diese Ladeluke ist jedoch bei jedem Flug, ob Einsatz, Übung oder Public Relation, geöffnet, da einer der Bordtechniker bei Ausfall des automatischen Erkennungssystems, sogenannte Flares manuell auslösen muss. Flares lenken anfliegende Flugabwehrlenkkörper ab und bieten somit dem Hubschrauber einen begrenzte passive Verteidigung.

Wir setzten in der Nähe eines kleinen Vorortes im Norden von Kabul auf. Man nennt Landungen in Gebieten wie Afghanistan Dust-Landing, also Staublandung, da der Pilot auf Grund der Sichtverhältnisse ohne Hilfe kaum Landen kann. Um überhaupt eine halbwegs sichere Landung gewährleisten zu können, muss sich ein Bordpilot seitlich bis zum Becken im Freien, auf die Heckluke legen. Über seine interne Kabelverbindung zum Piloten gibt er durch, wie groß der Bodenabstand ist.

Mit einem plötzlichen Ruck setzen wir auf. Die Ladeluke wurde ganz geöffnet und einer der Bordmechaniker gab uns ein Zeichen, dass wir aussteigen sollten. Ich öffnete meinen Gurt, zog ein Dreieckstuch über Mund und Nase, um Staub und Schmutz nicht einatmen zu müssen, ergriff meine Waffe und folgte dann dem Rest der Mitfliegenden von Bord. Wir waren mitten in einer Staubwüste gelandet. Ein Crewmitglied zeigte in die Ferne wo zwei französische Soldaten bereits auf uns warteten. Sie waren zu unserem Schutz eingesetzt und sicherten die Landezone.

Nach einigen Minuten "small talk" mit Jacques und Pierre bemerkten wir, wie unser Helikopter einen großen Kreis flog und wieder zu uns zurückkehrte. Zu unserer großen Überraschung ging er nicht in den Landeanflug über sonder brauste in zirka 30 Meter Entfernung an uns vorüber. Die Crew übte jetzt Staublandungen in verschiedensten Varianten, unablässig von Kameraobjektiven verfolgt. Dann landete der Hubschrauber doch noch, um uns wieder aufzunehmen.

Wir verabschiedeten uns von unseren französischen Kameraden und kurze Zeit danach befanden wir uns wieder in der Luft.

Weiter ging es im Tiefflug über Wüste, vereinzelte Zelte von Nomaden, große Gräben, welche durch die extremen Temperaturen ungeahnte Ausmaße erreichen, und über unzählige Gräber. Durch Jahrzehnte Krieg und Unruhen in diesem Land ist die Zahl der Toten unüberschaubar geworden und hat jeden Friedhof überfüllt. Aus diesem Grund ist eine Vielzahl von neuen Friedhöfen entstanden.

Aber nicht nur der Tod prägt dieses Land. Es gibt auch Anzeichen der Wiedergeburt Afghanistans, über die wir flogen. Zuerst sind dies eine Unzahl von kleinen und großen Baustellen, in den nördlichen Bereichen von Kabul. Aber auch neues Grün sprießt, wie duzende Felder beweisen. Weiters konnte man einen großen und unzählige kleinere Panzerfriedhöfe erkennen.

Ununterbrochen wechselten wir Höhe und Flugrichtung, um etwaigen Angriffen auszuweichen.

Bald hatten unser nächstes Ziel erreicht. Die Sheep Range, der Schießplatz von ISAF, wo auch unsere Soldaten ihre Fähigkeiten im Umgang mit den Waffen trainieren. Wieder ging es knapp über den Boden weiter, bis wir Behausungen überflogen und aufgrund der Sicherheitsbestimmungen steigen mussten. Ärmliche Hütten, zerbombte Ruinen, Friedhöfe und Wüste zogen unter uns vorbei. Wir erreichten einige Hügel und flogen mit einigen abrupten Manövern im Konturenflug dahin.

Plötzlich ertönte Lärm wie bei einer Explosion. Fast wie Schüsse eines überschweren Maschinengewehres. Aus dem Augenwinkel sehe ich hinter dem Hubschrauber mehrere Rauchsäulen aufsteigen. Da wird mir sofort klar, das waren keine Schüsse sondern die sogenannten Flares. Täuschkörper welche eine immense Hitze ausstrahlen, um temperaturempfindliche Raketen abzulenken. Ernstfall? Automatische Auslösung durch eine Anpeilung? Fehlfunktion oder geplante Show für uns? Der Reporter neben mir ist ganz bleich und schaut sich hilfesuchend um. Endlich bemerke ich wie ruhig und gelassen die Besatzung ist und schließe daraus dass es nur eine Show war.

Als ich wieder zur Luke hinaussehe erkannte ich wieder etliche Gräben und Furchen in diesem zerrissenen Land. Langsam kommen wir wieder über besiedeltes Gebiet, und der Bordmechaniker, welcher auf der Luke sitzt winkt einigen spielenden Kindern zu.

Wir erreichten unseren nächsten Halt. Eine Hügelkette auf deren höchsten Gipfel ein kleines Hochplateau ist. Unmittelbar darauf landeten wir. Nach einem kurzen Photoshooting für die Journalisten mit wirklich beeindruckenden Impressionen der Umgebung und des Hubschraubers starteten wir wieder.

Da unter uns die Zahl der Häuser stetig zunahm und mir ein kurzer Blick auf die Uhr verriet, dass wir bereits fast eine volle Stunde unterwegs waren, schloss ich daraus, dass wir uns auf dem Rückweg zum Kabul International Airport (KIA) befanden. Einen Augenblick später setzten wir auf und rollten langsam zum Hubschrauber-Hangar zurück.

Nach einem Debriefing durch den deutschen Staffelkommandanten gingen wir noch mit einigen deutschen Kameraden Kaffee trinken und fuhren dann zurück ins Österreichlager im Camp Warehouse".

Der deutsche Bundeswehr-Hubschrauber Sikorsky CH-53. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Der deutsche Bundeswehr-Hubschrauber Sikorsky CH-53.

Die Ladeluke der CH-53. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Die Ladeluke der CH-53.

Bordschütze am deutschen Maschinenegewehr 3. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Bordschütze am deutschen Maschinenegewehr 3.

Ausstieg am ersten Landepunkt. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Ausstieg am ersten Landepunkt.

Das erste Ziel: in Mitten der Staubwüste. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Das erste Ziel: in Mitten der Staubwüste.

Der imposante Hubschrauber bietet ein ideales Motiv für die Journalisten. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Der imposante Hubschrauber bietet ein ideales Motiv für die Journalisten.

Einstieg zum Weiterflug. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Einstieg zum Weiterflug.

Bei der nächsten Zwischenstation können sich alle etwas vom Lärm erholen. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Bei der nächsten Zwischenstation können sich alle etwas vom Lärm erholen.

Die Hubschrauber-Crew übt die gefährlichen Staublandungen. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Die Hubschrauber-Crew übt die gefährlichen Staublandungen.

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