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Sanitätsgeneral für internationale Kooperation

20. Mai 2002 - 

Ein Bericht des Sanitätselementes von AUCON/ISAF Seit sechs Wochen ist ein fünfköpfiges Sanitätselement bei AUCON ISAF, um die Soldaten im Einsatzraum medizinisch zu betreuen. Die österreichischen Berufssoldaten ergänzen das Kontingent, in dem bisher nur ein Sanitätsunteroffizier die vielen Aufgaben zur Erhaltung der Gesundheit der Österreicher im anfangs noch winterlichen Afghanistan wahrgenommen hat.

Aber nicht nur Österreicher sind ihre Patienten. Die zwei Notärzte, der Röntgentechnische Assistent, der Medizinisch Technische Analytiker und der Intensivpfleger arbeiten in der Medevac Kompanie (Medical Evacuation) bzw. im deutschen Einsatzlazarett der multinationalen Brigade in Kabul. Sie begleiten dort Patrouillen, Sprengdienste sowie hochrangige internationale Besuche und behandeln Patienten aus mehr als einem Dutzend Länder. Auch die Kameraden im Röntgen, Labor und auf der Intensivstation haben sich schon über Sprachbarrieren hinweg mit ihren Patienten verständigt. Geführt wird der Sanitätseinsatz durch deutsche Kollegen. Das österreichische Sanitätspersonal ist erstmals in eine solche internationale Kooperation geholt worden um personell auszuhelfen. Das deutsche Einsatzlazarett mit 170 Mitarbeitern arbeitet auf hohem fachlichen Niveau und ist weit und breit die kompetenteste Versorgungsmöglichkeit.

"Zusätzlich zu ISAF Soldaten haben wir von zweijährigen Kindern bis zu uralten Frauen und Männern schon über 400 Aufnahmen im Röntgen gemacht. Die Ausstattung mit Ultraschall, CT und Durchleuchtung, konventionellem Röntgen und Dunkelkammer entspricht dem Standard eines österreichischen Bezirksspitals", informiert Hauptmann Siegfried Müller, der Röntgentechnische Assistent aus Hörsching.

Das vom Krieg geschundene Afghanistan verfügt kaum über medizinisches Fachpersonal, die Spitalsinfrastruktur wird im internationalen Berichten als "poor" bezeichnet. Die Kriegsjahre haben zu einer Anhäufung von Minen und Blindgängern geführt. "Täglich sterben hier Menschen und Kinder werden beim Spielen verletzt", berichtet ein dänischer Entminungsspezialist.

"Auf der ausgezeichnet ausgestatteten Intensivstation pflegte ich schon bald nach unserer Ankunft zwei jugendliche afghanische Minenopfer, die aus dem Süden des Landes eingeflogen wurden", erzählt der oberösterreichische Fachpfleger im deutschen Militärspital. "Die beiden Buben verdanken ihr Überleben nicht nur spezieller Beatmungstechniken sondern auch einem reibungslosen Transportablauf. Das als zusätzliche Herausforderung zu den üblichen Intensivpatienten mit Lungenentzündung oder nach Operationen." Hauptmann Peter Müller, sonst im Labor des Militärspitals in Graz beschäftigt, ist Dank seiner Ausbildung als Medizinisch Technischer Analytiker ein geschätzter Mitarbeiter im hochfunktionellen Labor des Einsatzlazaretts und erklärt: "In vier Containern sind hier praktisch alle Untersuchungen von Blutproben, Urin und Stuhl möglich". Sein Chef komplettiert: "Besonders wichtig im Einsatzland ist die Analyse von Trinkwasser und Lebensmitteln," was von seiner deutschen Kollegin wahrgenommen wird.

Hauptmann-Arzt Dr. Cappy aus Salzburg arbeitet trotz enormer Dienstbelastung gemeinsam mit einem niederländischen und einem deutschen Militärarzt der multinationalen Brigade zusätzlich noch in dem von NGOs betriebenen "Hope-Krankenhaus".

"Wir behandeln vor allem Kinder, die an Leishmaniose (Hautkrankheit verursacht durch die Sandfliege) erkrankt sind, aber es kommen auch zunehmend Erwachsene in unsere Ambulanz. Bei uns in Österreich sehr seltene Krankheitsbilder sind hier an der Tagesordnung. Auch kleinere chirurgische Eingriffe nach mangelhafter Erstversorgung werden hier kostenlos durchgeführt," berichtet der Arzt mit internistischem Hintergrund.

Neben exotischen Krankheitsbildern und Verletzungen gehören auch Patienten mit Gastritis, Bluthochdruck, Durchfall, Hautpilz, Hitzeschäden und Stressreaktionen zum Alltag des Sanitätspersonals in Kabul. Die fachlichen Anforderungen an Militärärzte sind hier vielfältig. Dazu kommen noch das heißtrockene, staubige Klima, die Höhenlage, die fremde Kultur, das Erleben von menschlichem Leid und Zerstörungen und nicht zuletzt die angespannte Sicherheitslage. "Wenn's schnell gehen soll können wir auch nachts innerhalb von wenigen Minuten ausfahren. Glücklicherweise verfügen wir hier im Rahmen der deutschen Medevac Kompanie über gepanzerte Sanitätstransportmittel", sagt der Kommandant des österreichischen Sanitätselements. "Die Menschen in Afghanistan haben noch viel aufzuräumen, wir helfen so gut es geht!" Beim Besuch des deutschen Inspekteurs der Sanität, Generaloberstabsarzt Dr. Demmer wurde die angespannte Personalsituation der Sanitätsdienste erörtert und die Zusammenarbeit mit österreichischem Sanitätspersonal als ein besonders gut funktionierendes Modell bezeichnet. "Zukünftig muss vermehrt über internationale Kooperationen nachgedacht werden, flexible Einsatzmodalitäten für Fachpersonal sind dabei Bedingung", führte Dr. Demmer aus.

Das Medevac-Team. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Das Medevac-Team.

Internationale Zusammenarbeit auch bei der Behandlung von Patienten. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Internationale Zusammenarbeit auch bei der Behandlung von Patienten.

Das Labor des Einsatzlazaretts. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Das Labor des Einsatzlazaretts.

Selbst ein hochmoderner Röntgenapparat ist vor Ort. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Selbst ein hochmoderner Röntgenapparat ist vor Ort.

Das gepanzerte San-Fahrzeug. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Das gepanzerte San-Fahrzeug.

Im Inneren des San-Unimogs. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Im Inneren des San-Unimogs.

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