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Berufsethische Fortbildung an der Heeresunteroffiziersakademie

30. November 2004 - 

Von 24. bis 26. November 2004 wurde an der Heeresunteroffiziersakademie in Enns zum insgesamt fünften Mal ein berufsethisches Fortbildungsseminar abgehalten. Das Thema der Veranstaltung lautete "Die ethische Herausforderung an den Beruf des Soldaten von heute - Ziele, Inhalte und mögliche politische Dimensionen einer Moralerziehung in modernen Streitkräften".

Den Seminarteilnehmern wurden vier Vorträge, ein Kamingespräch zur Reflexion der sehr komplexen Inhalte und eine Podiumsdiskussion mit Experten und vielen Gästen aus dem militärischen und zivilen Umfeld geboten.

Der erste Vortrag des Seminarleiters Major Mag. Andreas Kastberger beinhaltete ein neues Konzept für die berufsethische Bildung im Bundesheer. Anhand wesentlicher Forschungsergebnisse an der Landesverteidigungsakademie, bei deren Erarbeitung Kastberger an leitender Stelle mitwirkte, konnte ein neuer didaktischer Ansatz der Ethikvermittlung vorgestellt werden.

Dr. Franz Leidenmühler von der Johannes Kepler-Universität Linz brachte die völkerrechtlichen Aspekte zu Problematiken des heutigen Berufsvollzugs der Soldaten zum Ausdruck. Anhand einer umfassenden Darstellung rechtlicher Grundlagen und praktischer Beispiele aus der aktuellen Medienberichterstattung wurde eine Analyse durchgeführt, warum Verstöße gegen das Völkerrecht sehr viel Aufmerksamkeit erregen. Wenn das Kriegsvölkerrecht verletzt wird, sich also Soldaten während einer bewaffneten Auseinandersetzung falsch oder gar verbrecherisch verhalten, wie beispielsweise bei den Folterungen irakischer Gefangener durch Angehörige der US-Militärpolizei im Frühjahr 2004. Das Gleiche gilt interessanterweise nicht im selben Ausmaß, so konnte gezeigt werden, wenn das "ius ad bellum" (Recht zum Krieg) verletzt wird, also ein bewaffneter Konflikt völkerrechtswidrig begonnen wird.

Die Problematik des Einsatzes christlicher Soldaten in islamischen Ländern stand im Mittelpunkt des Vortrages von Monsignore Dr. Werner Freistetter, Leiter des Instituts für Religion und Frieden beim Militärbischofsamt. Basierend auf einer vergleichenden Gegenüberstellung christlicher und islamischer Werte wurde für viele ein schärferes Kulturbewusstsein geschaffen und festgestellt, dass es nicht einfach ist zu definieren, was man unter einem "christlichen Soldaten" überhaupt verstehen kann. So ist vom gebildeten Soldaten und Bürger zu erwarten, eindeutiger als in den meisten medialen Darstellungen zwischen dem Islam als Religion und dem islamistischen Fundamentalismus mit hoher Gewaltbereitschaft zu unterscheiden. Sehr schnell kam im Zuge einer Diskussion die Frage auf: "Was bedeutet es eigentlich, gleichzeitig Mensch und Soldat zu sein?".

Die Medien gelten seit einigen Jahren als wichtigste Quelle für Information auf der einen und Manipulation auf der anderen Seite. So war es nahe liegend, das Thema "Ethik und Medien" auch bei dieser Veranstaltung aufzugreifen. Als Referent konnte Hauptmann Michael Mayerböck von der Zeitschrift TRUPPENDIENST gewonnen werden. Sein Referat verband in sehr anschaulicher Weise einen Erfahrungsbericht des Vortragenden aus seiner Zeit als Presseoffizier bei ISAF (Afghanistan) mit Grundlagen der Medienethik in der Journalistenausbildung. Sowohl die Gewissensentscheidungen des einzelnen Journalisten als auch die Verantwortung der Medien insgesamt für die Folgen ihrer Darstellungen wurden als bedeutende Faktoren präsentiert.

Das Seminar wurde mit einer Podiumsdiskussion abgeschlossen. Als Experten am Panel sprachen der mittlerweile emeritierte Univ.-Prof. Dr. Manfred Rotter von der Universität Linz, Militärgeneralvikar Msgr. Dr. Franz Fahrner, Chefredakteur des TRUPPENDIENSTES Oberst Dr. Jörg Aschenbrenner und als Gastgeber der stellvertretende Kommandant der Heeresunteroffiziersakademie Oberstleutnant Johann Hehenberger. Die Seminarteilnehmer präsentierten sich diesem Kreis als bildungsinteressiertes, kritisches und professionelles Publikum. Eine Fortsetzung der Seminarreihe im Jahr 2005 dürfte gesichert sein.

V.l.: Fahrner, Rotter, Kastberger, Hehenberger, Aschenbrenner. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

V.l.: Fahrner, Rotter, Kastberger, Hehenberger, Aschenbrenner.

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