Bundesheer schützt heute wie damals - 30 Jahre Jugoslawienkrise
Grablach/Bleiburg - Kärnten, 29. Juni 2021 - Vor 30 Jahren verfügte der damalige Verteidigungsminister Werner Fasslabend den Sicherungseinsatz zum Schutz der österreichischen Bevölkerung. Kurz darauf stand das Bundesheer mit bis zu 7.700 Soldaten an der Staatsgrenze zum heutigen Slowenien und im österreichischen Luftraum im Einsatz. Aus diesem Anlass veranstaltete das Bundesheer am Dienstag zur Erinnerung einen Festakt beim offiziellen Denkmal in Grablach (Bleiburg) in Kärnten. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner sowie Zeitzeugen und Ehrengäste nahmen an dieser Gedenkveranstaltung teil.
Zeitzeugen schreiben Geschichte mit ihren Erzählungen
Im Mittelpunkt der Gedenkfeier standen Interviews mit Zeitzeugen durch den Abteilungsleiter für Öffentlichkeitsarbeit im Militärkommando Kärnten, Oberst Ralf Gigacher. Sie erhielten hier den Raum, um die Gäste an ihren Erinnerungen teilhaben zu lassen.
Peter Ambrozy, Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes in Kärnten und ehemaliger Landeshauptmannstellvertreter Kärntens, erzählt aus der damaligen Zeit: "Ich habe mir extra für die heutige Veranstaltung das Kalenderbuch von damals angesehen, denn der Tag hat sich anders dargestellt als geplant. Es ist mir damals das erste Mal wirklich bewusst geworden, wie fragil eigentlich eine funktionierende friedliche und demokratische Gesellschaft ist, wenn es Kräfte gibt, die genau das verhindern wollen. Unsere Aufgabe ist es, diese Kräfte davon abzuhalten und unsere Demokratie zu schützen."
Brigadier in Ruhe Gunther Spath, ehemaliger Militärkommandant von Kärnten, schildert die damaligen Erlebnisse folgendermaßen: "Die Zusammenarbeit in Kärnten mit allen Organisationen war auch damals schon traditionell gut, doch diese Situation war für alles etwas Neues. Vor allem, weil das Militär in einer Führungsrolle war und nicht auf Basis eines Assistenzeinsatzes. Es wurde dem Bundesheer zwar am Ende gedankt und auf die Schulter geklopft, doch die nächste Reform stand schon wieder vor der Tür."
Der Bezirksgendarmeriekommandant in Ruhe, Chefinspektor Stefan Moser, erinnert sich noch ganz genau an diese Zeit: "Der Grenzübergang Grablach war am meisten betroffen. Ich werde diesen Tag niemals vergessen und musste zweimal tief durchatmen, da es hier zahlreiche Schusswechsel gegeben hat."
Oberst Claus Heitz war damals mit dem Jagdpanzerbataillon 7 im Rahmen einer Übung mit der Theresianischen Militärakademie in Kärnten und wurde zur Überwachung der Grenzübergänge eingesetzt: "Die Bevölkerung war sehr froh über unseren Einsatz. Sie hat uns auch dementsprechend freundlich empfangen und war ständig mit uns in Kontakt."
Gedenken an die Geschehnisse
"Die Fakten von vor 30 Jahren sind schnell erzählt. Das Gefühl, dass die Betroffenen damals empfunden haben, ist viel schwieriger zu schildern. Daher ein Dankeschön an die Zeitzeugen, die spürbar gemacht haben, was in jedem einzelnen vorgegangen ist. Wir haben aus der Geschichte zu lernen, zu lernen, dass Frieden nicht kaufbar ist, jedoch diejenigen, die tagtäglich für den Frieden sorgen, dementsprechend auszustatten sind – und das tun wir! Wir haben zu investieren, damit unsere Soldatinnen und Soldaten dementsprechend aufgehoben sind. Es gilt heute danke zu sagen an alle, die unsere Einsatzbereitschaft aufrechterhalten und allen zu gedenken, die im Einsatz ihr Leben gelassen haben", so Verteidigungsministerin Klaudia Tanner.
Landeshauptmann Peter Kaiser machte auf die Bedeutung dieser Feierstunde in seiner Ansprache aufmerksam: "Wir blicken heute, zu einer Zeit in der Österreich und Slowenien Teil einer friedlichen Gemeinschaft – Teil der Europäischen Union sind –, auf ein kleines Stück europäischer Zeitgeschichte zurück. Die Auseinandersetzungen im Jahr 1991 haben deutlich gezeigt, wie ermutigend und unerlässlich die Demokratie sein kann. Zudem ist deutlich geworden, dass Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung funktionieren. Dafür gebührt dem Österreichischen Bundesheer auch heute noch großer Dank von Seiten des Landes."
Kärntens Militärkommandant, Brigadier Walter Gitschthaler, begrüßte die zahlreichen Gäste zu dieser Erinnerungsveranstaltung und erklärte: "Der erstmalige Sicherungseinsatz zur Landesverteidigung des Bundesheeres war sicherlich ein prägendes und lehrreiches Ereignis, vor allem für die Bevölkerung in Kärnten und der Steiermark aber auch für das Österreichische Bundesheer."
Unter den zahlreichen Ehrengästen, die der Veranstaltung einen besonderen Wert verliehen, befanden sich unter anderem auch Landespolizeidirektorin Michaela Kohlweiß, der stellvertretende Landesfeuerwehrkommandant Josef Hirm, Bleiburgs Bürgermeister Stefan Visotschnig, der stellvertretende Landesamtsdirektor Markus Matschek sowie die Bezirkshauptmänner Gert Klösch und Johannes Leitner.
Weiterführende Information
Ein Bericht der Redaktion Militärkommando Kärnten