Bundesheer Bundesheer Hoheitszeichen

Bundesheer auf Twitter

Konflikte in Rußland und der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) und Wege zu ihrer Vermeidung

erschienen in der Publikation "Die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) zwischen Konflikten und russischer Dominanz (9)" - August 1998

Vollständiger Beitrag als PDF:  PDF ansehen PDF downloaden  9 Seiten (36 KB)
Schlagworte zu diesem Beitrag:  Russland, Strategische Analyse, Entwicklung, Krisenanalyse, Kriegsgebiet, Kaukasus

Abstract:

In der russischen Sprache hatte der Begriff "Intervention" immer - d.h. in der Zarenzeit, in der sowjetischen Periode oder in der Gegenwart - einen stark ausgeprägten negativen Charakter. Dies läßt sich z.B. in den Wörterbüchern aus diesen historischen Epochen verfolgen. Das Wort "Intervention" (eine Ableitung aus dem Lateinischen "interventio") bedeutet, so ein russisches Wörterbuch, im Bereich des internationalen Rechts eine gewaltsame Einmischung eines oder mehrerer Staaten in die inneren Angelegenheiten eines anderen Staates bzw. in dessen Beziehungen zu Drittländern. Sie kann als eine der Formen einer Aggression militärisch sein.

Die Rechtfertigung einer Aggression bedeutet daher, das Recht auf militärisches Eingreifen als etwas Legitimes zu betrachten. Das 20. Jahrhundert liefert einige anschauliche Beispiele für Interventionen. Im Jahre 1918 gab es eine Intervention von 14 Staaten gegen das junge Sowjetrußland. Eine Intervention war unverkennbar der Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion 1941, das militärische Eingreifen der USA in Vietnam in den 60er Jahren, aber auch der Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan 1979. Eine Intervention war unbestreitbar der Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes in der Tschechoslowakei 1968. Diese Liste ließe sich leicht fortsetzen. Dabei fällt dem Betrachter eine Gesetzmäßigkeit auf: Den Interventen gelang es nur selten, das angestrebte Ziel zu erreichen. Die Intervention führte meist dazu, daß sich die Betroffenen fester zusammenschlossen. Beim Bürgerkrieg in Rußland trugen Verfechter linker Umgestaltungen den Sieg davon. Hitlerdeutschland erlitt im Zweiten Weltkrieg eine verheerende Niederlage. In Vietnam kam es zur Wiedervereinigung des Landes nach kommunistischen Vorzeichen. Aus Afghanistan mußte die Sowjetarmee 1989 abziehen, ohne den islamischen Widerstand besiegt zu haben. Tschechen und Slowaken haben lange die Kränkung nicht verwunden, die man ihrem nationalen Stolz zugefügt hat.

Bedauerlicherweise schien der militärische Weg denjenigen, die als Initiatoren einer Intervention auftraten, stets der wirksamste und der rascheste Weg zum Ziel zu sein. Im Spätherbst 1941 konnten die deutschen Soldaten durch ihre Feldstecher bereits die Türme des Moskauer Kreml sehen. Jüngst veröffentlichte Archivdokumente zeugen davon, daß die Führung der Sowjetarmee, die besonders weitsichtig war, sich nachdrücklich dafür einsetzte, auf den Einmarsch in Afghanistan zu verzichten und dem Land die Gelegenheit zu geben, seine internen Problemen selbst zu lösen. Heute aber muß eine ganze Generation von Bürgern des postsowjetischen Rußland unter einem "Afghanistan-Syndrom" leiden.

Eigentümer und Herausgeber: Bundesministerium für Landesverteidigung | Roßauer Lände 1, 1090 Wien
Impressum | Kontakt | Datenschutz | Barrierefreiheit

Hinweisgeberstelle