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Internationale Friedensarchitektur

erschienen in der Publikation "Friede im 21. Jahrhundert" (ISBN: 3-901328-64-5)

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Schlagworte zu diesem Beitrag:  Politische Theorie, Krieg, Friede, Aufbau, Ordnung, Friedensordnung

Abstract:

Der Begriff "Friedensarchitektur" ist irreführend. Frieden lässt sich nicht bauen wie ein Gebäude. Er ist ein Prozess. Wenn Frieden in einem internationalen System dann besteht, "wenn die in ihm ablaufenden Konflikte kontinuierlich ohne die Anwendung organisierter militärischer Gewalt bearbeitet werden,” (Czempiel 1998, 45) dann ist Friede ein ständiges Handeln in bestimmten Strukturen. Die Strukturen, die den Handlungsrahmen vorgeben, können modellhaft auf drei Analyseebenen, der
1. systemischen,
2. staatlichen und
3. substaatlichen
dargestellt werden.

Systemische Ebene

Während des Kalten Krieges bestimmte die Bipolarität die Struktur. Die Bipolarität wurde abgesichert durch die Existenz nuklearer Abschreckung. Als sich nach Ende des Kalten Krieges die Bipolarität auflöste, befürchteten einige Beobachter neue militärische Konflikte zwischen europäischen Großmächten, da sie multipolare Strukturen als kriegsanfälliger ansahen als bipolare (Mearsheimer 1990). Im Gegensatz zu den Argumenten der Friedens- und anti-Nuklearbewegung der achtziger Jahre schlugen sie vor, dass alle größeren Staaten Nuklearwaffen besitzen sollten, damit zumindest die Nuklearabschreckung erhalten bleibt. Diese Voraussagen erwiesen sich mit Ausnahme von Jugoslawien, das tatsächlich durch die Klammer der Bipolarität zusammengehalten worden war, als unrichtig.

Darüber, ob multipolare Strukturen friedlicher sind als bipolare gibt es keine Klarheit. In der Theoriediskussion werden gegensätzliche Argumente angeführt. Unter Multipolarität würden die Akteure vorsichtiger handeln, während Bipolarität zu Konfrontation und Aufrüstung führt, sagen die einen, Bipolarität sei übersichtlicher und unter Multipolarität gäbe es mehr Konfliktlinien sagen die anderen. Das Beispiel des Fünfmächte¬konzerts mit mehreren Polen im 19. Jahrhundert kann für beide Seiten ins Treffen geführt werden. Es hat von 1815 bis zur Mitte des Jahrhunderts den Frieden erhalten. Krimkrieg, österreichisch-deutscher Krieg, deutsch-französischer Krieg setzten der komplizierten Balance ein Ende. Die Multipolarität war ein weiteres Jahrhundert friedlich. Diese Periode wurde dann durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges beendet. Vor dem zweiten Weltkrieg war die Welt multipolar, der darauf folgende Kalte Krieg bipolar. In der Geschichte haben bipolare Strukturen aber Kriege nicht immer verhindert, wie etwa Athen und Sparta im peloponnesischen Krieg oder Rom und Karthago im punischen Krieg.

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