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Operative Führung der Alliierten im Krieg gegen den Irak 2003

von Philipp Eder / Bruno Günter Hofbauer

Kurzfassung

◄ Der Krieg im Irak bildet den vorläufigen Endpunkt der Entwicklung moderner westlicher Führungskunst, die im letzten Jahrzehnt eine Renaissance der operativen Führung erlebte. War schon der Golfkrieg 1990/91 ein Paradefall freier Operationen, so erlebte dieser stark von Verteidigungsminister Rumsfeld inspirierte Führungsstil im Krieg gegen den Irak 2003 seinen Höhepunkt.

Die Einsatzplanung wurde vom U.S. Central Command (USCENTCOM) mit Sitz in Tampa, Florida, durchgeführt, das als strategisches Zentrum der irakischen Machtentfaltung und Handlungsfähigkeit Saddam Husseins Führungsfähigkeit identifizierte. Nachdem im September 2002 die grundsätzliche Entscheidung zum Krieg gefallen war, verwendete USCENTCOM eine Reihe von Übungen, um den Druck auf den Irak zu erhöhen sowie Truppen und Gerät in die Region zu verlegen. Eine wichtige Rolle spielte dabei der Luftstützpunkt in Katar, dem nach der zögerlichen Haltung Saudi-Arabiens gesteigerte Bedeutung zukam. Der Auftakt zum Aufmarsch erfolgte am 24.12.2002 durch die Alarmierung der Masse der aktiven Divisionen durch Verteidigungsminister Rumsfeld. Bis Ende Februar waren an die 200.000 Mann, davon die Hälfte in Kuwait, aufmarschiert.

Die eigentliche Manöverphase begann am 20.3.2003 mit dem so genannten "Decapitation Attack", einem beschränkten Luftschlag gegen den vermuteten Aufenthaltsort der irakischen Führung, der allerdings fehlschlug. Tags darauf überschritten die Bodentruppen die irakische Grenze und rückten gegen Bagdad vor, wobei sie das Gefecht mit den Veteidigern nur dort annahmen, wo es unbedingt erforderlich war. Das operative Konzept zielte auf die Kontrolle des Südirak mit seinen Erdölfeldern, auf Bewegungs- und Handlungsfreiheit im Westirak, um einen möglichen Einsatz von Massenvernichtungsmitteln gegen Israel zu unterbinden, und auf Luftherrschaft über den Irak sowie Luftüberlegenheit über Bagdad, was durch die vorangegangene jahrelange Präsenz zur Überwachung der Flugverbotszonen erleichtert wurde.

Weitere Zielsetzungen waren die Inbesitznahme wichtiger Geländeteile, um die Nachschubwege zu sichern, die Kontrolle der Küste und Häfen, das Gewinnen von Unterstützung durch die schiitische Mehrheit im Südirak sowie die Stabilisierung des Nordirak, um eine Eskalation der Spannungen zwischen Türken und Kurden zu unterbinden. Militärisch ging es in erster Linie um die Bekämpfung von Terrornestern sowie um die Ausschaltung der Republikanischen Garden, denen eine höhere Kampfkraft zugerechnet wurde als der regulären irakischen Armee.

Abgesehen von einer kurzen Schwächephase bei Nassirijah (23.3.2003) drangen die Bodentruppen rasch gegen Bagdad vor und erzwangen bei Kerbala und Al Kut einen wichtigen Durchbruch durch die Verteidigungslinien der Republikanischen Garden. Nach 21 Tagen und 750km Vormarsch begann die Einschließung Bagdads, nachdem zuvor der Flughafen in die Hände der Alliierten gefallen war. Die Vorstöße von Kampfpanzern ins Zentrum Bagdads machte bald klar, dass organisierter Widerstand nicht mehr existierte, und am 1.5.2003 konnte Präsident Bush das Ende der "major combat operations" im Irak verkünden.

Der Krieg im Irak zeigte klar die Überlegenheit der Alliierten, die durch eine optimale Synchronisierung aller eingesetzten Kräfte bei relativ geringem Kräfteeinsatz, mit umfassender Aufbereitung und Aufklärung des Gefechtsfeldes und daraus resultierender Führungsüberlegenheit erfolgreich waren. ►


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Operative Führung der Alliierten im Krieg gegen den Irak 2003

Der Krieg im Irak bildet den vorläufigen Endpunkt der Entwicklung moderner westlicher operativer Führungskunst. Nach den Erfahrungen des Vietnamkrieges begannen die US-Streitkräfte und zivile "Think Tanks" in den späten 70er- und frühen 80er-Jahren über die Verfahren zur Umsetzung politischer Ziele mit militärischen Mitteln nachzudenken. Dabei wurden aufbauend auf den Werken von Kriegstheoretikern wie Clausewitz, Jomini, Douhet oder Liddell Hart sowie Kriegserfahrungen diverser Nationen Konzepte entwickelt, die, gepaart mit technologischen Entwicklungen und der entsprechenden finanziellen Basis der politischen Führung, ein effizientes Militär zur Durchsetzung amerikanischer Interessen zur Verfügung stellen sollten.Fußnote 1/FN1) Erste Nagelproben zeigten noch nicht die gewünschte Wirkung, die Befreiung der amerikanischen Geiseln im Iran scheiterte im April 1979, die Intervention in Grenada 1983 war zwar schlussendlich erfolgreich, brachte aber ebenso Mängel zum Vorschein, an deren Beseitigung konsequent gearbeitet wurde. Die erfolgreiche Abwicklung der Operation Just Cause in Panama 1989 bewies, dass man die Renaissance operativer Führung erfolgreich in Gang gesetzt hatte. Der Golfkrieg 1990/91 wurde zum Musterbeispiel freier Operationen; die für den Kampf gegen den Warschauer Pakt entwickelte Konzeption der AirLand Battle bewährte sich in der Umsetzung der politischen Zielsetzung zur Befreiung Kuwaits. Politische Vorgaben, hervorgerufen auch durch die Verluste der Amerikaner 1993 in Somalia, führten zum Verzicht auf NATO-Bodentruppen im Krieg gegen Jugoslawien 1999; voreilige Experten sahen wieder einmal das Ende des Bedarfs an substanziellen Landstreitkräften zu Gunsten des Aufbaus einer bedeutsamen Luftmacht gekommen. Auch die ersten US-Schläge im Kampf gegen den Terror wurden vor dem 11.9.2001 v.a. durch weitreichende Einsatzmittel wie Marschflugkörper, abgefeuert z.B. von U-Booten aus, umgesetzt. Die Regierung Bush distanzierte sich von dieser Form der Kriegführung "aus sicherer Entfernung", da sie keine Erfolge gebracht hatte. Außerdem meinten konservative Kreise in den USA, durch den Verzicht auf den Einsatz von Bodentruppen entstünde der Eindruck, die USA würden sich vor deren Einsatz fürchten, da Verluste von der amerikanischen Bevölkerung nicht akzeptiert würden ("Vietnam-Syndrom"). Nach den Terrorangriffen des 11.9.2001 auf New York und Washington fühlten sich viele US-Bürger bedroht oder gar angegriffen. Die Bereitschaft, Opfer in den Reihen des Militärs zu akzeptieren, war gewachsen. Im Krieg gegen die Taliban im Rahmen der Operation Enduring Freedom kam eine neue Konzeption zum Einsatz, die deutlich die Handschrift des US-Verteidigungsministers Donald Rumsfeld trug. Die seit Jahren gegen die Truppen der Taliban kämpfende Nordallianz wurde massiv durch alliierte Spezialeinsatzkräfte und Luftstreitkräfte unterstützt. In einer späteren Phase kamen auch US-Bodenkräfte zum Einsatz.

Dieser kurz angerissene historische Hintergrund operativen Führungsdenkens in den USA stellte die Grundlage für die Planung, Vorbereitung und Durchführung der Operation Iraqi Freedom 2003 dar.

Vorbereitung

Seit 1991 wurden durch das für die Region Naher und Mittlerer Osten zuständige U.S. Central Command (USCENTCOM) mit dem Hauptquartier in Tampa, Florida, Eventualfallplanungen für einen Angriff gegen den Irak durchgeführt. Diese wurden alljährlich überprüft und auf den aktuellen Stand gebracht. Die Weisung von Präsident George Bush an die Joint Chiefs of Staff beinhaltete folgende Ziele:(FN2) - Ending the regime of Saddam Hussein.

- Identifying, isolating and eliminating Iraq’s weapons of mass destruction.

- Searching for, capturing and driving out terrorists from Iraq.

- Collecting intelligence related to terrorist networks.

- Collecting intelligence related to the global network of illicit weapons of mass destruction.

- Deliver humanitarian support to the displaced and needy Iraqi citizens.

- Securing Iraq’s oil fields and resources.

- Creating conditions for a transition to a representative selfgovernment in Iraq.

Folgende, daraus abgeleitete militärstrategische Ziele wurden USCENTCOM für die operativen Planungen vorgegeben:(FN3) - A stable Iraq, with its territorial integrity intact and a broadbased government that renounces Weapons of Mass Destruction (WMD) development and use, and no longer supports terrorism or threatens its neighbors.

- Success in Iraq leveraged to convince or compel other countries to cease support to terrorists and to deny them access to WMD.

- Destabilise, isolate and overthrow the Iraqi regime and provide support to a new, broadbased government.

- Destroy Iraqi WMD capabilities and infrastructure.

- Protect allies and supporters from Iraqi threats and attacks.

- Destroy terrorist networks in Iraq. Gather intelligence on global terrorism, detain terrorists and war criminals, and free individuals unjustly detained under the Iraqi regime.

Als strategisches Zentrum der Kraftentfaltung und Handlungsfähigkeit kann eindeutig die Führungsfähigkeit Saddam Husseins identifiziert werden. Der Begriff Zentrum der Kraftentfaltung und Handlungsfähigkeit stammt aus den Abhandlungen des Carl von Clausewitz über die Verteidigung eines Kriegstheaters centra gravitatis.(FN4) Zur "näheren Bestimmung des kriegerischen Zieles und der Niederwerfung des Feindes" führt Clausewitz aus: "Es kommt darauf an, die vorherrschenden Verhältnisse beider Staaten im Auge zu haben. Aus ihnen wird sich ein gewisser Schwerpunkt, ein Zentrum der Kraft und Bewegung bilden, von welchem das Ganze abhängt, und auf diesen Schwerpunkt des Gegners muss der gesammelte Stoß aller Kräfte gerichtet sein".(FN5) Der in diesem Beitrag später dargestellte Kriegsverlauf zeigt deutlich die praktische Umsetzung dieser planungstheoretischen Grundlage, deren Inhalt zeitlose Gültigkeit besitzt. Alle Maßnahmen waren schlussendlich darauf ausgerichtet, Saddam Hussein zu entmachten. Die derzeit im Österreichischen Bundesheer verwendete Definition verdeutlicht dies: "Zentrum der Kraftentfaltung und Handlungsfähigkeit auf strategischer und operativer Ebene ist die zusammenfassende Bezeichnung für das politische, militärische, wirtschaftliche und moralische Leistungsvermögen einer Nation, eines Bündnisses, einer Koalition oder einer Konfliktpartei, das im Fall eines bewaffneten Konflikts kriegsentscheidenden Charakter hat." (FN6) Die diktatorische Führung von Saddam Hussein über einen Zeitraum von Jahrzehnten, der Mangel an personellen Alternativen und die zentralistische Führung des Regimes verliehen der Person des irakischen Präsidenten den angesprochenen kriegsentscheidenden Charakter.

Parallel zum politischen Entscheidungsprozess begann der Kommandant von USCENTCOM, General Tommy Franks, der bereits die operative Führung des Kampfes gegen Taliban und Al Qaida in Afghanistan im Rahmen von Enduring Freedom innehatte, mit seinem Stab die konkreten Einsatzvorbereitungen. Planungen auf operativer Ebene zeichnen sich durch laufenden Informations- und Meinungsaustausch mit der militärstrategischen und strategischen Ebene aus. Dadurch wird sichergestellt, dass politische Vorgaben, der Einsatz von Truppen, Gerät und Ressourcen sowie die taktische Umsetzung im Operationsraum koordiniert vor sich gehen. General Franks informierte im Dezember 2001 Präsident Bush auf dessen Ranch in Texas über die vorhandenen Eventualfallplanungen, die Verteidigungsminister Rumsfeld jedoch als unzureichend kritisierte. Er rief USCENTCOM auf, einen moderneren Plan auszuarbeiten, der die Erfahrungen der vorangegangenen Einsätze und die Vorteile modernster Technik entsprechend würdigte.

Die ersten Ideen des Pentagon(FN7) umfassten 80.000 Bodentruppen, das Schwergewicht lag dabei wie in Afghanistan auf dem Zusammenwirken zwischen Luftmacht und Spezialeinsatzkräften. Dem standen 500.000 Mann in den ursprünglichen Planungen des USCENTCOM gegenüber. In Tampa wurde nach den militärstrategischen Vorgaben weitergearbeitet, gemeinsam mit dem Weißen Haus und dem Pentagon wurde zwischen Mai und September 2002 ein Kompromiss erzielt, der als "1. Staffel" 151.000 Truppen der Landstreitkräfte vorsah. Diese Streitmacht, geführt durch drei Korpskommanden (V U.S. Corps, III U.S. Corps und I Marine Expeditionary Force - I MEF), sollte massiv durch Spezialeinsatzkräfte und Luft- und Seekriegsmittel unterstützt werden. Weitere 100.000 Soldaten sollten als Reserve bis zum Kriegsbeginn zurückgehalten werden und erst zum Einsatz kommen, wenn klar wäre, ob sie überhaupt gebraucht würden. Diese Konzeption wurde als "Rolling Start" bezeichnet. Das Gerät dieser Folgekräfte sollte auf Schiffen in Richtung Persischer Golf in Marsch gesetzt werden, das Personal verblieb in den Heimatgarnisonen, um auf Abruf mittels Lufttransport in den Einsatzraum zu gelangen. Dazu meinte General Franks später, die Operation wäre ein gefährliches Glücksspiel gewesen, wenn die 4th Infantry Division, die 1st Armored Division und das 2nd Armored Cavalry Regiment nicht bereits schon unterwegs in die Region bzw. beim Entladen des Gerätes in Kuwait gewesen wären. "But the fact the force that entered Iraq was the lead element of additional substantial combat power ... took the gamble out of the equation and placed the level at what I call prudent risk." (FN8) Aus diesen militärstrategischen Vorgaben wurden weitere Ableitungen getroffen.(FN9) Zuerst wurden folgende Ziele durch die operative Führung abgeleitet: - Defeat or compel capitulation of Iraqi forces.

- Neutralize regime leadership.

- Neutralize Iraqi Theater Ballistic Missiles (TBM)/WMD delivery systems - Control WMD infrastructure.

- Ensure the territorial integrity of Iraq.

- Deploy and posture Combined Forces Commander’s (CFC) forces for posthostility operations, initiating humanitarian assistance operations for the Iraqi people, within capabilities.

- Set military conditions for provisional/permanent government to assume power.

- Maintain international and regional support.

- Neutralize Iraqi regime’s Command and Control (C2) & security forces.

- Gain and maintain air, maritime and space supremacy.

Danach wurde folgende eigene Absicht der operativen Führung formuliert (Auszug): - Maintain Air and Space Supremacy in the Iraqi Theater of Operations (ITO).

- Support Combined Forces Land Component Command (CFLCC) to achieve defeat or compel capitulation of Republican Guard Forces (RGFC) & Regular Army (RG) and Conduct Security and Stabilization Operations (SASO).

- Be prepared to support the prevention of noncombatant forces from impeding CFC Operations.

- Support Combined Forces Maritime Component Command (CFMCC) to maintain Maritime Supremacy.

- Support CFC to secure regional and international support.

- Continue supression of Iraqi Regime’s ability to command Iraqi forces & govern State.

- Be prepared to establish and operate secured airfields in Iraq in order to establish alternate Airports of Debarkation (APODs) in support of CFC operations.

- Support Combined Forces Special Operations Component Command (CFSOCC) operations.

- Supress Iraqi TMD/WMD delivery systems.

- Be prepared to support CFLCC in neutralizing/controlling WMD infrastructure.

Diese Ergebnisse der unterschiedlichen Beurteilungen der Lage demonstrieren klar die Abgrenzungen der einzelnen Führungsebenen. Die Transformation der politischen Zielsetzungen in taktische Handlungen und die Teilstreitkräfte übergreifende Führungsleistung der operativen Ebene sind eindeutig erkennbar.

Als operatives Zentrum der Kraftentfaltung und Handlungsfähigkeit kann die Fähigkeit der irakischen Streitkräfte, konkret der Republikanischen Garden, zur Verteidigung des Machtzentrums des Regimes, speziell Bagdads, identifiziert werden.

Um ins Zentrum der Kraftentfaltung und Handlungsfähigkeit vorzudringen, können sowohl direkte oder indirekte Vorgehensweisen oder auch eine Mischform beurteilt und gewählt werden. Durch das Bekämpfen von so genannten Schlüsselbereichen kann die Kraftentfaltung indirekt verhindert werden. Das ermöglicht im Gegensatz zum direkten Vorgehen einen Erfolg bei geringstmöglichem Einsatz und Verlusten. Direktes Vorgehen ist auch rein durch den Einsatz von Luftkriegsmitteln möglich, jedoch mit geringerer Erfolgswahrscheinlichkeit. Diesen Umstand konnte man am Beispiel der beiden versuchten Enthauptungsschläge gegen Saddam Hussein beobachten.

Nach Einschätzung von Fachkreisen ist die politische Entscheidung zu einem Angriff auf den Irak im September 2002 gefallen. Der britische Premierminister Tony Blair konnte jedoch durchsetzen, dass man noch einmal Waffeninspektoren in das Land reisen ließ, um der UNO und dem Irak eine letzte Chance zu geben.

Im Oktober 2002 formulierte General Franks die Aufträge an seine Component Commands, dabei handelte es sich um: - Land Component Command (LCC): 3rd U.S. Army (Army Central Command - ARCENT), seit den Kämpfen in Afghanistan in Camp Doha, Kuwait, disloziert. Der Armee waren die drei oben angesprochenen korpsstarken Elemente, also auch die Teile des U.S. Marine Corps (USMC) und der Verbündeten unterstellt.

- Maritime Component Command (MCC): 5. US-Flotte (MARCENT), in Manama, Bahrain disloziert.

- Air Component Command (ACC): Die Führung der alliierten Luftstreitkräfte gegen den Irak wurde durch das Combined Air Operations Center (CAOC) von USCENTAF von der Prince Sultan Airbase nahe Riad in Saudi-Arabien wahrgenommen.

- Special Operations Component Command (SOCENT): In As Saliyah, Katar, disloziert; von hier aus wurden alle Einsätze von Spezialkräften geführt und mit den anderen Teilstreitkräften koordiniert.

Mit den Vorgaben von USCENTCOM begannen in den letzten drei Monaten des Jahres 2002 die Planungstätigkeiten der taktischen Ebene und der "Force Generation"-Prozess. Großbritannien wollte sich am Boden ursprünglich mit divisionsstarken Kräften am Aufbau der Nordfront beteiligen, nachdem Verteidigungsminister Geoffrey Hoon jedoch die ablehnende Haltung der Türkei hinsichtlich des Truppenaufmarsches erkannt hatte, wurde die Masse der Briten schlussendlich im Süden, im Rahmen der 85.000 Soldaten starken I MEF, eingesetzt.

Konkrete Vorbereitungen

Die USA haben die Angriffsoperation gegen den Irak jahrelang sehr umfassend vorbereitet. Eine derart detaillierte Aufbereitung des Gefechtsfeldes und des gesamten Operationsgebietes vor dem Beginn einer offenen Konfrontation steht ohne Beispiel da. Die USA und Großbritannien konnten durch die Überwachung der Flugverbotszonen über dem Nord- und Südirak seit 1991 ein umfassendes Lagebild erlangen. Dabei wurden u.a. immer wieder Fliegerabwehr- und Radarstellungen der irakischen Luftstreitkräfte angegriffen. Allein zwischen 1. März und dem Angriffsbeginn am 20.3. wurden 4.000 Angriffs- und Unterstützungseinsätze geflogen.(FN10) Zu Angriffsbeginn 2003 herrschte daher im Nord- und Südirak bereits alliierte Luftherrschaft. Weiters zerstörten alliierte Piloten laufend die gesicherten und verschlüsselten Kommunikationsnetzwerke und Breitbandverbindungen des irakischen Regimes.(FN11) Saddam und seine Führungseliten mussten daher auf Funkverbindungen zurückgreifen, wodurch sie leichter abgehört werden konnten.

Seit 1991 wurde stetig im künftigen Operationsraum schweres Gerät der U.S. Army und des U.S. Marine Corps ausgelagert. Dabei wurden nicht nur Lager im Raum des Persischen Golfs errichtet bzw. immer weiter ausgebaut, sondern auch die seegestützte Verfügbarkeit von Gerät unter Abstützung auf die Maritime Prepositioning Force (für das U.S. Marine Corps) und die Combat Prepositioning Force (für die U.S. Army) forciert. Die Combat Prepositioning Force umfasst acht große Roll-On-Roll-Off-Schiffe (Ro-Ro), die in der Golfregion stationiert sind. Sie wurden mit Großgerät und Mengenversorgungsgütern beladen und konnten bei Bedarf ohne Abstützung auf Hafenanlagen entladen werden.(FN12) Die Logistics Prepositioning Force verfügt über sieben Schiffe für die Unterstützung der U.S. Navy, der Defence Logistics Agency und der U.S. Air Force. Schon während der Planungsphase wurde ausgelagertes Gerät von Katar nach Kuwait transferiert, die leeren Lagerhallen in Katar dienten USCENTCOM später als vorgeschobener Gefechtsstand.

Nach den politischen Schwierigkeiten der USA mit der saudischen Führung und der nur eingeschränkten Verfügbarkeit der Luftwaffenbasen in Saudi-Arabien während der Operation Enduring Freedom gegen die Taliban in Afghanistan wurde durch die USA der Ausbau von Basen in anderen, aus ihrer Sicht verlässlicheren Staaten der Golfregion betrieben. Zu erwähnen wären hier besonders der Ausbau der Al-Udeid-Airbase in Katar oder die Verbesserung der Infrastruktur in Kuwait oder Bahrain. Die fliegerische Infrastruktur wurde auch auf der britischen Insel Diego Garcia verbessert bzw. für B-2 Spirit Stealth-Bomber die Grundlage geschaffen, ohne Abstützung auf die Stammbasis in den USA Einsätze gegen den Irak zu fliegen. Dadurch konnten die Flugzeiten und damit die Belastung für Personal und Material erheblich reduziert werden. Im Afghanistan-Krieg mussten Besatzungen 18 Stunden und mehr für wenige Bombenabwürfe hin und retour fliegen. Durch die Nutzung von Diego Gracia im Indischen Ozean konnte auch eine Erleichterung der angespannten Ressourcenlage der U.S. Air Force im Bereich der Luftbetankungsmittel erzielt werden.

Durch die US-Regierung wurde im Herbst 2002 die Gangart gegenüber dem Irak zunehmend härter. Präsident Bush verstärkte den Druck auf die UNO und forderte diese bei seiner Rede am 12.9.2002 auf, ihre eigenen Beschlüsse durchzusetzen, und betonte bereits dort, dass die USA eventuell auch willens wären, alleine zu agieren.

Untermauert wurden die Drohgebärden gegen den Irak durch die wiederholte Konzentration von Trägerverbänden im Nahbereich des Persischen Golfs.

USCENTCOM verwendete eine Reihe von Übungen nicht nur, um den Angriff auf den Irak vorzubereiten und den Druck auf Saddam Hussein zu erhöhen, sondern auch, um Truppen in den Raum zu bringen. Bereits ab September 2002 wurde das Manöver Desert Spring dazu verwendet, Soldaten der 3rd Infantry Division nach Kuwait zu bringen und sie einem Wüstentraining unter Abstützung auf das dort ausgelagerte Gerät zu unterziehen. Dabei wurden die Truppen aber immer wieder in die USA rotiert, die 2nd Brigade blieb allerdings ab Anfang Dezember in Kuwait; zu diesem Zeitpunkt war auch bereits die Masse des Gerätes der Division verfügbar.

Ab November 2002 wurden auch Kommanden im Einsatzraum zusammengezogen, so wurden das Kommando des V U.S. Corps und das Kommando I MEF nach Kuwait verlegt. Ebenso traf das Vorkommando der britischen 1. Panzerdivision in Kuwait ein.

Im Dezember 2002 wurde die Stabsrahmenübung Internal Look durch CENTCOM durchgeführt. Dabei wurden die Component Commands durch das operativ führende Kommando in einer computerunterstützten Stabsrahmenübung beübt. Internal Look bot die Möglichkeit, Stabspersonal und auch die notwendige Infrastruktur in den Einsatzraum zu verlegen. So begann die erste Phase der Übung mit der Verlegung des Operations Center unter dem Stellvertreter von General Franks, Generalleutnant John Abizaid, von Tampa in die As Sayliyah Base in Katar. Mit Internal Look wurden die exakten Bedürfnisse an Truppen und Gerät fixiert bzw. festgelegt. Die Führung der alliierten Luftstreitkräfte wurde durch das Combined Air Operations Center (CAOC) von USCENTAF von der Prince Sultan Airbase nahe Riad in Saudi-Arabien wahrgenommen.

Bei der nachfolgenden Stabsübung des V U.S. Corps, Victory Scrimmage, wurden die Stäbe der 1st Infantry, 1st Armored, 1st Cavalry und der 101st Infantry Division im Jänner 2003 zusammengefasst und auf einen möglichen Einsatz im Irak vorbereitet.

Eine andere Übungsserie, die die Vorbereitungen für eine militärische Aktion gegen den Irak erleichterte, war die Übung Early Victor 2002, die im Oktober 2002 in Jordanien abgehalten wurde. An dieser Übung nahmen 1.500 US-Spezialkräfte sowie Truppen aus dem Oman, Kuwait und Großbritannien teil. Es ist davon auszugehen, dass nach Beendigung der Übung die US-Spezialkräfte aus diesem Raum weiter im area of responsibility (AOR) von CENTCOM verblieben sind bzw. mit Teilen in Jordanien stationiert blieben.

Schon in der Phase der Vorbereitung wurde laufend Gerät in den Operationsraum transferiert, dabei wurden einerseits gecharterter ziviler Transportraum, andererseits Schiffe des Military Sealift Command eingesetzt. Das Gerät wurde sowohl aus den USA wie auch aus Lagern in Europa herangeführt.

Bereits Ende November erfolgte die Verlegung von Kampftruppen nach Kuwait. So wurden Kampfhubschrauberkräfte mit AH-64 Apache aus Deutschland verlegt. Weiters wurden auch Korpstruppen des V U.S. Corps in den Verantwortungsbereich von USCENTCOM verschoben sowie die Anzahl der verfügbaren Luftkriegsmittel erhöht. Zusätzlich wurden Fliegerabwehrteile nach Kuwait und Saudi-Arabien sowie auch Israel verlegt.

Insgesamt wurden ab Oktober 2002 bis Kriegsbeginn über 5.000 Angehörige von Spezialeinsatzkräften der US-Streitkräfte (z.B. Navy-SEAL-Teams) sowie der CIA, aber auch aus Großbritannien und Australien, in den Irak eingeschleust. Ihre Aufgaben umfassten u.a. das Gewinnen von Oppositionsgruppierungen für den Kampf gegen Saddam Hussein und die Sicherung von Ölfeldern. Mehr als 50 Army Special Forces A-Teams und das Kommando einer Special Forces Group wurden in den Nordirak zur Unterstützung der Kurden entsandt. Auch Rollbahnen für C-130-Transportflugzeuge wurden vorbereitet und Dämme gesichert, um ein bewusstes Überfluten von Euphrat und Tigris zu verhindern. Weiters wurden sehr früh im Planungsprozess die Gefahren eines Präventivschlages des Irak gegen alliierte Truppen während der Aufmarschphase, speziell in Kuwait, identifiziert und Maßnahmen dagegen erarbeitet. Aber auch im Westirak sollen Spezialkräfte, die aus Jordanien einsickerten, zur Suche nach Scud-Raketen bzw. deren Abschusseinrichtungen eingesetzt worden sein. Laut General Franks(FN13) waren zu Kriegsbeginn bereits 25% des Irak unter alliierter Kontrolle. Fünfzig Teams (Stärke: je zwölf Personen) alliierter Spezialeinsatzkräfte schalteten in zwei Nächten vor Kriegsbeginn ca. 100 Beobachtungsposten entlang der Grenze zwischen Irak und Saudi-Arabien, Jordanien und Kuwait aus.

Aufmarsch

Der öffentlichkeitswirksame Auftakt für den Aufmarsch wurde durch die Alarmierung der Masse der aktiven Divisionen der U.S. Army durch Verteidigungsminister Rumsfeld am 24.12.2002 gesetzt.(FN14) Die Truppen der 3rd Infantry Division wurden ab Mitte Jänner im Verantwortungsbereich von USCENTCOM zusammengezogen.

Alarmiert wurden darüber hinaus u.a. die 1st Armored Division und die 1st Infantry Division in Deutschland, zwei Flugzeugträgergruppen sowie mehrere Geschwader der U.S. Air Force. Die Alarmierung traf auch zahlreiche Kräfte der Nationalgarde und der Reserve. Ende Jänner waren bereits 95.000 Angehörige der Reserve und der National Guard zum aktiven Dienst einberufen. Anfang Februar stieg diese Zahl auf 110.000.

Anfang Jänner gab auch das britische Verteidigungsministerium bekannt, dass sich eine "significant Amphibious Task Force" auf den Weg in den Persischen Golf machen würde.

Mitte Jänner wurden zwei US-Marineinfanterie-Kampfgruppen aus den USA in das Operationsgebiet entsandt, weiters wurden Teile der 82nd Airborne Division dorthin verlegt. Die Marines waren um die I MEF und die 2nd Marine Expeditionary Brigade organisiert, sie trafen Mitte Februar in Kuwait ein.

Mitte Jänner begann auch Australien mit der Verlegung seiner Truppen in den Einsatzraum.

Ab Anfang Februar wurden die 101st Airborne Division nach Kuwait und der Flugzeugträger USS Kitty Hawk in den Persischen Golf verlegt. Die USS Truman befand sich zu diesem Zeitpunkt im Mittelmeer, die USS Constellation im Persischen Golf und die USS Lincoln im Arabischen Meer. Nach Zuführung der USS Roosevelt ins Mittelmeer und der britischen Trägergruppe um die HMS Ark Royal befanden sich zu Angriffsbeginn sechs Flugzeugträger im Operationsraum.

Ein weiterer Schritt zur Beschleunigung des Aufmarsches von Truppen wurde Anfang Februar mit der Aktivierung der Stufe 1 der Civil Reserve Air Fleet gesetzt. Das ermöglichte dem US-Verteidigungsministerium die Nutzung von 78 zivilen Flugzeugen für den Fracht- und Truppentransport.

Ende Februar waren etwa 200.000 Soldaten, davon etwa die Hälfte in Kuwait, aufmarschiert. Auf dem Weg in die Türkei befand sich das Gerät der 4th Infantry Divsion sowie nach Kuwait der 101st Airborne Division, Teile der 1st Infantry und 1st Armored Division waren abmarschbereit in den Heimatgarnisonen in Deutschland bzw. bereits verladen. Die 173rd Airborne Brigade in Italien war ebenfalls alarmiert worden. Das Personal der 101st Infantry Divison wurde ab Anfang März nach Kuwait verlegt.

Vorangetrieben wurde auch die Stationierung von Luftstreitkräften im Gebiet um den Irak. Besonders die Anzahl der Tankflugzeuge und der Spezialflugzeuge wie J-STARS oder EC-130 wurde ab Februar stark erhöht. B-52-Bomber wurden in Großbritannien stationiert.

Die Weigerung des NATO-Staates Türkei, dieses engen Verbündeten der USA, amerikanische Bodentruppen durchmarschieren zu lassen, war nicht erwartet worden. Trotzdem beließ General Franks bewusst die vor türkischen Mittelmeerhäfen wartenden Transportschiffe mit dem Gerät der 4th Infantry Divsion vor Ort, obwohl er wusste, dass diese nach Kuwait gebracht werden mussten, um dort Personal und Material zusammenzuführen. Solange jedoch durch diese Schiffe die Option des Angriffs aus Norden für die irakische Führung im Raum stand, konnte sie 13 Divisionen, davon zwei der Republikanischen Garden, nicht aus dem Nordirak Richtung Bagdad abziehen.

Manöver

Die Manöverphase(FN15) wurde durch den so genannten Decapitation Attack am 20.3.2003 eingeleitet. Dabei wurde mit einem beschränkten Schlag gegen die Hauptstadt Bagdad versucht, die Führungselite des Irak im Rahmen des vorher beschriebenen direkten Vorgehens auszuschalten. Scheinbar waren die Bemühungen nicht vom gewünschten Erfolg gekrönt. Am Tag darauf überschritten die Bodentruppen die Grenze zum Irak und begannen den Angriff Richtung Bagdad. Dabei wurden sie massiv durch Luftstreitkräfte unterstützt. Der "Rolling Start", v.a. der Verzicht auf die 4th Infantry Division, überraschte offensichtlich die irakische Führung.

Die Manöverphase war dadurch gekennzeichnet, dass die vorgehenden Truppen das Gefecht mit den irakischen Verteidigern nur dort annahmen, wo es unbedingt notwendig war. Betrachtet man das operative Konzept, wird die Orientierung an den Schlüsselbereichen auf dem Weg ins Zentrum der Kraftentfaltung offensichtlich: - Kontrolle des Südirak mit seinen Ölquellen und der schiitischen Bevölkerungsmehrheit. Dieser Auftrag wurde vorerst Spezialkräften und ab Angriffsbeginn den britischen Bodentruppen übertragen. Basra wurde zunächst nicht eingenommen, sondern umzingelt. Sukzessive wurde im Zusammenwirken von Bodentruppen und Luftnahunterstützungselementen der Ring um das Stadtzentrum immer enger gezogen. Das Schwergewicht der Feuerunterstützung wurde auf die Einrichtungen der Baath-Partei gelegt, die dadurch gezwungen wurden, ihren Widerstand aufzugeben.

- Bewegungs- und Handlungsfreiheit auf dem Boden und in der Luft im Westirak, um das Nutzen dieses Raumes zum Einsatz von Massenvernichtungswaffen, speziell gegen Israel, zu verhindern. Dazu wurden, wie bereits beschrieben, schon in der Vorbereitungsphase entsprechende Maßnahmen getroffen.

- Luftherrschaft über weite Teile des Irak und Luftüberlegenheit über Bagdad. Auch hier waren die Vorbereitungsmaßnahmen entsprechend wirkungsvoll, während des Krieges stieg kein einziges irakisches Flugzeug auf, auch ein befürchteter Selbstmordanschlag mit Massenvernichtungswaffen aus der Luft blieb aus.

- Die Inbesitznahme wichtiger Geländeteile, vorerst von - zum breiten Antreten der Bodentruppen notwendigen - Brücken, v.a. über Euphrat und Tigris, und Flugfeldern zur Sicherstellung des Nachschubs und als Basen für alliierte Luftoperationen. In weiterer Folge die Einnahme wichtiger Einrichtungen und Objekte mit hoher psychologischer Bedeutung in Bagdad.

- Kontrolle der Küste und der irakischen Häfen, einer der Aufträge für das MCC und der Marineinfanteristen.

- Gewinnen der Zustimmung und Unterstützung der Bevölkerung im Südirak. Die Schiiten verhielten sich vorerst passiv, der gewünschte Meinungsumschwung der Bevölkerung zugunsten der Alliierten erfolgte erst, als Baath-Partei und Regime augenscheinlich nicht mehr in der Lage waren, zusammenhängende Widerstandsaktionen im größeren Rahmen durchzuführen.

- Stabilisieren des Nordirak, ohne die Lage zwischen Kurden und Türken eskalieren zu lassen. Schon früh im Planungsprozess war der Bedarf an einer korpsstarken Formation zum Angriff aus der Türkei Richtung Nordirak identifiziert worden. Hauptaufgabe dieser alliierten Kräfte sollte die Bindung von drei irakischen Korps sein, die sich südlich der kurdischen Autonomiezone in Stellung befanden. Damit sollten sie daran gehindert werden, die Truppen in Bagdad zu verstärken. Endpunkt der Bewegung des alliierten Korps sollte Tikrit sein. Nachdem das türkische Parlament den Antrag der USA auf Durchschleusung von 60.000 Soldaten über türkisches Hoheitsgebiet abgelehnt hatte, wurde diese Option obsolet. Später wurde durch Luftlandekräfte eine zweite Front im Norden errichtet. Die 173rd Airborne Brigade begann ab 24.3. mit Landungen im kurdisch kontrollierten Gebiet. Die Masse der Brigade folgte am 27.3. nach.(FN16) Diese leichten Kräfte waren dazu befähigt, die Basis für das Nachführen schwerer mechanisierter Kräfte (der 1st Armored Division oder 1st Infantry Division) im Lufttransport zu ermöglichen. Der rasche Erfolg im Süden machte dies allerdings nicht mehr notwendig.

- Bekämpfen von durch die Alliierten bezeichneten Terrornestern (z.B. Ansar al-Islam), v.a. durch Luftstreitkräfte.

- Vernichten der Republikanischen Garde, der Speziellen Republikanischen Garde und der Fedayeen. Die Spitzenverbände der Bodenkräfte orientierten sich bei ihrem Vorgehen nicht an den vorhandenen Feindformationen, sondern an wichtigen Geländeteilen, die sie in Besitz nehmen mussten, um das Angriffsziel Bagdad zu erreichen. Laut General Franks lautete der Auftrag an das LCC: "... to block and bypass enemy formations and to close on and isolate Baghdad as quickly as it could be done."(FN17) Die 3rd Infantry Division hatte den Auftrag, so rasch wie möglich den internationalen Flughafen in Bagdad zu gewinnen, an Nasiriyah und Samawah wurde daher vorbeigestoßen. Quellen(FN18) sprechen von Planungen, Bagdad in zehn Tagen zu erreichen. Innerhalb von drei Tagen überwand die Division nach Aussage ihres Kommandanten(FN19) 500 km. Sie blieb westlich des Euphrat, während die I MEF diesen Fluss bei Nasiriyah zu überschreiten hatte, um den Raum zwischen Euphrat und Tigris nützen zu können. Die Marines konnten daher nicht an den urbanen Gebieten vorbeistoßen, sondern mussten sich dem Kampf um die zwei Brücken am Euphrat und am Saddam-Kanal stellen. Mit Hilfe der Luftstreitkräfte gelang es, die irakischen Truppen im gesamten Raum zu binden und so die Handlungsfreiheit der Verteidiger massiv zu beeinträchtigen. Gleichzeitig wurde auch der Kampf gegen die Führungsinfrastruktur der irakischen Streitkräfte geführt. Durch diese Maßnahmen wurden mit Dauer der Kämpfe das Zusammenwirken der irakischen Truppen zunehmend behindert und die Gefahr gebannt, dass diese die vorne angreifenden alliierten Divisionen von den nachfolgenden Kräften trennen. Nur diese Voraussetzungen, zusammen mit der einseitigen Informationsüberlegenheit der Alliierten, ermöglichten das rasche Vorgehen der Angriffsspitzen durch feindbesetztes Land bzw. mit offenen Flanken. In einer breit angelegten Riegelstellung zwischen Kerbala und Al-Kut lagen mehrere Divisionen der Republikanischen Garden. Diese wurden unter massivem Einsatz von Luftunterstützung und Artillerie in ihrem Kampfwert deutlich beeinträchtigt. Zusätzlich wurden Teile der den Angriffsspitzen nachfolgenden 101st Infantry Division zum Schutz der Kommunikationslinien eingesetzt.

Während die Manöverphase bereits im vollen Gang war, wurde das Nachführen weiterer Kräfte fortgesetzt.

Rückführung

Bald nachdem Bagdad in der Hand der alliierten Kräfte war, begann die militärstrategische Führungsebene damit, Teile der eingesetzten Truppen abzuziehen. Flugzeugträgergruppen und Bomberstaffeln wurden aus dem Operationsraum zurück in ihre Heimatstützpunkte beordert. Bei den Bodentruppen wurden die Kräfte der Marines zurückgenommen, nachdem sie ihre Verantwortungsbereiche an die mittlerweile nachgeführten Truppen der U.S. Army übergeben hatten. Die Rückführung der Kräfte der U.S. Army wurde zunächst durch die Plünderungen und später durch die anhaltenden Anschläge aus dem Hinterhalt verzögert bzw. gestoppt. Die Führung war jedoch bemüht, schnell die Mittel der Machtprojektion wieder frei zu spielen.

Beurteilung der vier Faktoren operativer Führung

Dabei handelt es sich einerseits um die "klassischen Faktoren" Kräfte, Raum und Zeit. Auf der anderen Seite hat die moderne Technik des Informationszeitalters als vierter Faktor der "Information" entscheidende Bedeutung verliehen. Alle Faktoren beeinflussen sich gegenseitig.

Kräfte

Auf alliierter Seite(FN22) kamen im Rahmen der Operation Iraqi Freedom 466.985 Soldaten zum Einsatz. Etwa die Hälfte davon (233.342) wurden durch die U.S. Army gestellt, 54.955 waren von der U.S. Air Force, 61.296 U.S. Navy-Angehörige (darunter 681 Coast Guard) sowie 74.405 Marines. Ca. 42.000 Soldaten wurden von anderen Staaten als den USA gestellt: 40.906 von Großbritannien, 2.050 von Australien, ca. 200 von Polen(FN23) und 31 von Kanada. Insgesamt waren auf Seiten der Alliierten 1.801 Flugzeuge im Einsatz, damit wurden 41.404 Einsätze geflogen, davon knapp 60% von der U.S. Air Force. Gab es während des Krieges heftige Diskussionen, ob die Anzahl der Bodenkräfte ausreichend wäre, so gibt der Erfolg während der Kampfphase den Planern im Nachhinein Recht. Technische Errungenschaften konnten Einsparungen bei den Truppen bewirken. Nach den massiven Plünderungen kam erneut Kritik auf, dass zumindest zur Stabilisierung der Nachkriegsordnung mehr Truppen in den Städten gebraucht worden wären. In diesem Zusammenhang sei der mittlerweile zurückgetretene Army Secretary Thomas White zitiert: "I just think we misestimated it, and I think, the sooner we come to that relization and set ourselves up for the long term, the better off we will be. ... "Obviously the size of force (was) based upon a whole series of assumptions, and I just think we got the assumptions wrong." (FN24) Den alliierten Truppen stand auf irakischer Seite am Boden eine Division (ca. 15.000 Mann) der Speziellen Republikanischen Garden gegenüber. Ihr Auftrag umfasste den Schutz des Regimes von Saddam Hussein, sie bildete einen inneren Ring um ihren Herrscher. Weiters die Republikanischen Garden, bestehend aus einem Nord- und Süd-Korps (ca. 80.000 Mann) mit jeweils drei Divisionen.(FN25) Die regulären Truppen waren in fünf Korps (ca. 300.000 Mann) mit insgesamt 17 Divisionen organisiert. Über die Anzahl irregulärer Kräfte (Fedayeen) herrschten vor und während des Krieges unterschiedliche Angaben, daher kann zur Zeit keine gesicherte Aussage dazu getätigt werden.

Die irakische Luftwaffe bestand aus ca. 20.000 Soldaten sowie ca. 325 Kampfflugzeugen. Durch das Ausbleiben der irakischen Luftstreitkräfte und die technische Unterlegenheit der Fliegerabwehrkräfte im Operationsraum war es für die Alliierten möglich, die Bodentruppen in einem sehr hohen Ausmaß aus der Luft zu unterstützen. Aus Angst vor Gegenschlägen blieben die Radareinrichtungen der Iraker ausgeschaltet.

Die alliierten Kräfte haben zwischen 19.3. und 18.4. insgesamt 19.948 Präzisions-Bomben (UK: 679) und 9.251 Stück ungelenkte Munition (UK: 124) verwendet, damit waren 68% Präzisionsmunition.(FN26) Zum Vergleich: 1991 lag dieser Anteil bei 13%. Bis einschließlich 17.4. waren 157 alliierte Soldaten gefallen, 495 wurden verwundetet, vier Soldaten werden vermisst. Sechs von 31 britischen Toten waren durch "friendly fire" zu beklagen, die meisten anderen durch den Zusammenstoß zweier Hubschrauber. Von 129 Amerikanern wurden 84 in Gefechten getötet, davon 66 am Boden sowie 45 durch Unfälle und andere Ursachen. Durch Landminen war kein einziger Verlust zu beklagen. 18 amerikanische Flugzeuge und Hubschrauber fielen in Kampfhandlungen aus, wobei 17 Soldaten ums Leben kamen. Insgesamt wurden sieben bemannte Luftfahrzeuge der Alliierten abgeschossen (vier AH-64D, zwei AH-1W, eine A-10), 13 weitere gingen durch andere Ursachen verloren.

Von irakischer Seite gab es keine Angaben; Schätzungen eines so genannten "Iraq Body Count project" ergaben zwischen 1.631 und 1.887 tote Zivilisten; Abu Dhabi TV meldete am 8. April 1.252 tote Zivilisten und 5.103 Verwundete. Die Zahl der getöteten irakischen Soldaten dürfte in die Tausende gehen, allein bei den Vorstößen nach Bagdad am 5. April sollen 2.000 bis 3.000 Soldaten gefallen sein; 7.300 Iraker wurden gefangen genommen.(FN27) Raum

Das Zentrum des Irak liegt sowohl von Kuwait wie auch von der Türkei etwa 500 km Luftlinie entfernt, die Marschentfernungen am Boden sind entsprechend länger. Diese Entfernung ist besonders aus dem Blickwinkel der Logistik zu beachten, da die Versorgung der Truppen über diese Distanz eine große Herausforderung darstellt.

Aber nicht nur der Raum Irak muss hier berücksichtigt werden, sondern der gesamte Verantwortungsbereich des USCENTCOM. Eine Vielzahl von Basen wurde für Einsätze der Luftstreitkräfte verwendet. Zusätzlich wurden Basen im Verantwortungsbereich des U.S. European Command (USEUCOM) zur Unterstützung der Angriffsführung der Luftstreitkräfte genutzt: B-52-Bomber wurden von Großbritannien aus eingesetzt, Tanker waren in Bulgarien stationiert, die Rhein-Main-Basis diente der U.S. Air Force als ein Hauptflugplatz für den strategischen Lufttransport.

Für die Planer war in Bezug auf den Operationsraum von großem Nachteil, dass neben der Türkei das Staatsgebiet von Saudi-Arabien kaum genutzt werden konnte. Das führte zwangsläufig zur Massierung der amerikanischen Bodenkräfte in Kuwait, das wiederum nur über beschränkt brauchbare Hochseehäfen für die schnelle Entladung von Transportschiffen verfügt. Diese Konzentration machte die alliierten Kräfte auch anfällig gegen einen möglichen Einsatz von Massenvernichtungswaffen. Weiters war zu berücksichtigen, dass eine amphibische Landung im herkömmlichen Sinne auf Grund der versumpften Mündung des Schattel-Arab in den Persischen Golf nicht durchgeführt werden konnte und auch die Kräfte der Marineinfanterie den Landweg über Kuwait zu nehmen hatten, oder im Lufttransport in den Einsatzraum gelangen mussten.

Jordanien erlaubte den USA, von seinem Territorium aus, den Einsatz von Spezialeinsatzkräften und ermöglichte auch die Nutzung des Luftraumes.

Das Vorwärts-Stationieren von Expeditionsstreitkräften wurde in diesem Konflikt auf eine neue qualitative Ebene gehoben. 60.000 Kräfte des USMC brauchten 45 Tage vom Befehl zur Stationierung im Raum bis zu ihrem Eintreffen. Die Konzepte zur Transformation der Army wurden durch die gezeigten Bedürfnisse nach Zeit und Raum bestätigt. Die Abhängigkeit von der Erlaubnis anderer Nationen, Truppen zu stationieren oder passieren zu lassen, Luftkorridore zu öffnen, lässt die USA zu neuen Verfahren greifen. In Zukunft werden neue Ansätze, wie etwa schwimmende Basen auf See, hohe Bedeutung erlangen. So wurde z.B. die 26th Marine Expeditionary Unit direkt von See auf ihr Angriffsziel an Land angesetzt.(FN28) Generell wurden die Teile des U.S. Marine Corps wie bereits in Afghanistan weitab ihrer grundsätzlichen konzeptiven Einsatzreichweite tief in den Irak geschickt. Dies überfordert grundsätzlich die eigene Logistik der Marines, die sich v.a. auf die Versorgungsbasen auf Schiffen abstützt. Daher wurde durch die U.S. Army entsprechende Einsatzunterstützung geleistet bzw. die logistische Planung auf Flugfelder entlang des Vormarschweges ausgerichtet. Auch der Einsatz der 173rd Airborne Brigade von Aviano/Italien in den Nordirak ist ein Beispiel, wie Truppen beinahe direkt von ihren Heimatgarnisonen in weit entfernte Räume zum Einsatz gebracht werden können. Aber auch Steigerungen der Transportkapazitäten der Marine und Luftwaffe und das Aufgeben von permanenten Basen in Räumen von nachgeordneter strategischer Brisanz werden die Folge sein. Der Einsatz von Kräften über weite Distanzen direkt in den Einsatzraum, ohne Zwischenstopp in einem Aufmarschraum, gewinnt besonders für die zukünftige Einsatzführung der Landstreitkräfte zunehmend an Bedeutung.

Im Rahmen von Enduring Freedom führt USCENTCOM derzeit in seinem Verantwortungsbereich zumindest drei Operationen. Neben dem für den Krieg im Irak zuständigen vorgeschobenen Gefechtsstand in Katar werden weiterhin durch Combined Joint Task Force Headquarters (CJTFHQ) in Bagram (Combined Joint Task Force 180) und Dschibuti (Combined Joint Task Force - Horn of Africa) Einsätze in Afghanistan und am Horn von Afrika geplant und geführt. Zur Entlastung des Stabes von USCENTCOM wurden die beiden anderen CJTFHQs in ihren Kompetenzen gestärkt. Gleiches gilt für das CAOC auf der Prince Sultan Airbase in Saudi-Arabien: Ein alternativ errichtetes CAOC auf der Al Udeid Airbase in Katar wurde durch das USCENTCOM zur Führung der Lufteinsätze der anderen Operationen von Enduring Freedom verwendet.

Die alliierten Kräfte wurden nach den Grundsätzen der nichtlinearen Operationsführung eingesetzt. Im Unterschied zum Golfkrieg 1991 griffen die alliierten Truppen nicht parallel zueinander entlang fester Grenzen an, sondern der gesamte vorhandene Raum wurde intensiv genutzt (noncontiguous battlefield). Die Kräfte aller Teilstreitkräfte wirkten in den Schlüsselbereichen der irakischen Verteidigung zusammen, ohne angelehnt vorzugehen. Die Luftstreitkräfte wirkten synchron mit den Landstreitkräften im gesamten Raum zusammen.

Dies wurde durch netzwerkzentrierte Operationsführung möglich.

Anstatt an einer Front die Iraker anzugreifen, hatte General Franks fünf Fronten identifiziert: - im Norden, zum Schutz der Kurden und der dortigen Ölfelder; - im Süden, zur Einnahme der Ölfelder im Südirak und zur Sicherung von Basra und der Hafenstadt Umm Qasr; - im Westen, zur Verhinderung von Scud-Abschüssen gegen Israel und einer dadurch verbundenen Eskalation des Konflikts; - im Raum Bagdad/Tikrit, um zu verhindern, dass Saddam Hussein mit dem Rücken zur Wand einen Abnützungskrieg in diesen urbanen Räumen beginnt.

- Die fünfte Front stellte für ihn der Informationskrieg dar.

Dieser "nicht zusammenhängende Gefechtsraum" war auch auf der Ebene Division anzutreffen. Die 3rd Infantry Division beispielsweise bewegte sich an einem von ihrem Kommandanten nicht näher präzisierten Tag in einem Raum von 230 km und bekämpfte Feindkräfte an drei verschiedenen Orten.(FN29) Zeit

Hier mussten in den Planungen besonders die Jahreszeit und die hohen Temperaturen ab Juni berücksichtigt werden. Die Angriffsführung der alliierten Truppen wäre durch eine Verschiebung des Angriffes in den Sommer massiv behindert worden. Nicht nur die Leistungsfähigkeit der Soldaten wird bei Temperaturen über 40° C eingeschränkt, auch die Kapazität der Hubschrauber oder die Fähigkeit zur Zielauffassung weitreichender Flachfeuerwaffen ist nicht mehr in vollem Umfang gegeben. Somit war der Beginn der Operation so zu wählen, dass die Masse der Kampfhandlungen mit Ende Mai abgeschlossen sei. Ausgehend von den Planungen, dass die Operation nicht länger als sechs bis acht Wochen dauern sollte, war der Angriffstermin spätestens Anfang April festzulegen. Der tatsächliche Angriffsbeginn der Bodentruppen musste durch General Franks vorverschoben werden. Nach dem ersten Luftschlag gegen Saddam am 20.3. wurde eine sofort eingeleitete Zerstörungsaktion der Ölfelder, speziell im Südirak, befürchtet. Weiters befürchtete man Vergeltungsschläge mit weitreichender Artillerie oder Raketen, möglicherweise auch bestückt mit Massenvernichtungswaffen, gegen die massiert in Kuwait auf den Angriffsbefehl wartenden Truppen. Die Masse der Bodentruppen war zwar froh, dass das lange Warten ein Ende hatte, ihre Flexibilität war jedoch durch den geänderten Angriffsbeginn gefordert.

Information

Der Faktor Information als unumgängliches Bindeglied zwischen den Faktoren Raum, Kräfte und Zeit hat ganz wesentlich diesen Konflikt bestimmt.

Nicht nur die Vorbereitung des Operationsraumes durch Aufklärung war die Basis für die erfolgreiche Nutzung der vorhandenen Mittel auf alliierter Seite. Moderne Informationstechnologie ermöglichte eine massive Reduzierung der Reaktionszeiten auf erkannte Ziele, wenn auch die erhoffte Wirkung nicht immer erreicht werden konnte. Dies wird letztlich durch netzwerkzentrierten Einsatz der Kräfte möglich, in dem die Information über ein erkanntes Ziel nicht über alle Ebenen nach oben und dann wieder bis zum einzusetzenden Waffensystem zurücklaufen muss.

Sehr deutlich wird die Bedeutung des Faktors Information bei der Einsatzführung der Luftstreitkräfte.(FN30) Spezielle Aufmerksamkeit wurde dabei der Fähigkeit geschenkt, so genannte "High Value Targets", wie Saddam und sein Umfeld, rasch und flexibel auf Grund überraschend auftretender Informationen bekämpfen zu können. Im ACC wurde eine eigene Zelle zur Sicherstellung derartiger Einsätze gebildet. Der Einsatz am 7.4.2003 von JDAM (Joint Direct Attack Munition) von B-1B-Bombern aus gegen den vermuteten Aufenthaltsort Saddam Husseins in einem Restaurant in Bagdad wurde nur zwölf Minuten nach Übermittlung der Zieldaten im Ziel wirksam. Ein derartiger Waffeneinsatz kann jedoch nur dann erfolgreich ausgelöst werden, wenn ein entsprechendes Lagebild auf Grund von Informationen vorliegt. Diese Informationen können aber nicht ausschließlich mit technischen Mitteln beschafft werden, verlässliche Human Intelligence (HUMINT) ist als Grundvoraussetzung derartiger Luftschläge notwendig.

Der technologische Fortschritt und die Verbesserung der Zusammenarbeitsfähigkeit der US-Teilstreitkräfte ermöglichten raschere Abläufe. Wurde die Air Tasking Order im Golfkrieg 1991 noch in Papierform vom CAOC, das im Air Force-Format arbeitete, zu den Flugzeugträgern mittels Kurierflug bzw. über Fax übermittelt, wurde nun elektronisch in einem gemeinsamen Datenformat gearbeitet. Die Zusammenarbeit und Koordination zwischen Land Component Command und Air Component Command erhielt einen sehr hohen Stellenwert, die U.S. Air Force stellte einen Zwei-Sterne-General zum LCC an der Spitze eines Verbindungsteams ab. Das Lagebild war durch eine bisher nicht dagewesene Dichte an ISR-Mitteln (Intelligence, Surveillance and Reconnaissance) bestimmt, die die Inkaufnahme des Risikos offener Flanken ermöglichte. Es wurden z.B. sieben E-8 J-STARS, 15 U-2, 19 E-3D und neun RC-135-Systeme eingesetzt, zusätzlich wurden zehn verschiedene Drohnen-Typen verwendet. Dabei wurden insgesamt 80 Flugzeuge eingesetzt, die 1.000 Einsätze geflogen sind, 42.000 Luftbilder wurden produziert, 2.400 Stunden lang wurden Fernmeldaufklärungseinsätze geflogen und 1.700 Stunden lang wurden luftgestützte Bodenaufklärungsradars eingesetzt. Zur psychologischen Kriegführung wurden rund 31 Millionen Flugblätter abgeworfen, 308 Stunden Radio und 304 Stunden Fernsehen in den Irak übertragen. 116 irakische Ziele wurden als Information Warfare Targets bekämpft, darunter befanden sich zehn Medieneinrichtungen.(FN31) Durch das Space Coordination Center im CAOC wurden 26 irakische Raketenabschüsse aufgeklärt, die Masse war wirkungslos, zumindest neun konnten durch Patriot-Raketen abgewehrt werden. Drei bestätigte Raketenangriffe fanden dennoch statt: am 20.3. auf das Marine Headquarters Camp in Kuwait, am 29.3. auf den Hafen von Kuwait und ein Angriff auf einen Brigadegefechtsstand im Süden von Bagdad, bei dem fünf US-Soldaten ums Leben kamen.

Bemerkenswert war der Versuch des Irak, durch GPS-Störer die Angriffe der Alliierten zu behindern.

Aus Sicht der Streitkräfte hat sich das "Einbetten" von Journalisten in die Verbände bewährt. So waren z.B. bei der 3rd Infantry Division ungefähr 90 Reporter Zeugen und Berichterstatter des Vormarsches und der Kämpfe. Eine detaillierte Beurteilung dieser Form der Informationskriegführung wird noch anzustrengen sein.

Abschließende Bewertung

Die Führung von alliierten Truppen auf operativer Ebene gegen den Irak war klar durch die Orientierung an den Zentren der Kraftentfaltung und den Schlüsselbereichen gekennzeichnet. Der Versuch des Irak, asymmetrische Kriegführung anzuwenden, scheiterte am Unvermögen des Regimes, Widerstand, v.a. in größeren Städten und hier besonders in Bagdad, im größeren Rahmen zu planen, zu führen und umzusetzen. Die technische Unterlegenheit und Defizite der Führung besiegelten die Niederlage im Rahmen der symmetrisch geführten Gefechte.

Der für die ersten Kriegstage angekündigte massive Luftschlag, genannt "Shock and Awe", fiel wenig medienwirksam aus. Die irakischen Truppen und strategisch wichtige Einrichtungen wurden jedoch abseits der "eingebetteten" Journalisten mit voller Wucht aus der Luft bekämpft. Bis zur Mitte des Krieges wurden Einrichtungen, die die irakische Informationskampagne weltweit übertrugen, nicht angegriffen. Beobachter meinen, dass die Einsatzrichtlinien (Rules of Engagement) für das Militär teilweise entsprechende Einschränkungen mit sich brachten. Erst nach Ausschalten der TV- und Radiostationen des Regimes fiel die "Hearts and Minds"-Kampagne der Alliierten auf fruchtbaren Boden.

Aus der Luftwaffe kommend hat sich mittlerweile der Begriff Effects Based Operations (EBO) durchgesetzt. EBO ist eine systemtheoretische Anwendung,(FN32) bei der der Feind als System im Gesamtsystem gesehen wird. Gelingt es, Schlüsselbereiche zu zerschlagen oder zu neutralisieren, kann man auf großräumige, breit angelegte Vernichtungsschläge verzichten, da man das System zum Kollabieren bringt. Auch im Irak sollten die Infrastruktur und Zivilbevölkerung des Gegners so weit wie möglich geschont werden, dies hilft auch bei der Vermeidung so genannter Kollateralschäden. Vor allem psychologische Kriegführung (PSYOPS) spielt dabei eine große Rolle - auch hier wurden im Vorfeld der ersten Luftschläge und während des gesamten Krieges besonders von Seiten der Amerikaner erhebliche Anstrengungen unternommen. Im Schwergewicht der EBO standen, aus dem bisher Erwähnten klar ableitbar, die Unterbindung der Führungsfähigkeit des Regimes von Saddam Hussein, der rasche Stoß der alliierten Bodentruppen auf - und in weiter Folge die Einnahme von - Bagdad und das Zerstören der irakischen Streitkräfte, speziell der Republikanischen Garden um und in Bagdad.

79% aller Einsätze der Luftstreitkräfte wurden für Luftnahunterstützung (Close Air Support) oder Killbox Interdiction geflogen, das entspricht 15.592 Einsätzen.(FN33) Die Luftkräfte der Air Force, Navy und des Marine Corps wurden Teilstreitkraftübergreifend und flexibel wie noch nie eingesetzt. Hatten 1991 Air Tasking Orders noch ein starres Korsett für Lufteinsätze und Targeting vorgegeben, so wurde 2003 bei 686 Einsätzen den Besatzungen erst in der Luft bekannt gegeben, welche Ziele sie zu bekämpfen hatten. Hierzu wurde das Land in so genannte Kill Boxes räumlich aufgeteilt, Flugzeuge suchten sich selbstständig Ziele, ließen diese zum Abschuss freigeben und feuerten. Oder sie warteten in der Luft auf Anforderungen von Kräften am Boden, die Ziele in den Kill Boxes zuwiesen. Voraussetzung für diese flexible Art der Luftoperationsführung sind entsprechende Informationsnetzwerke, eine hohe Anzahl verfügbarer Luftfahrzeuge in der Luft, und diese mit einem entsprechenden Waffenmix ausgestattet.

Die Errichtung von Feldflugplätzen (z.B. Tallil nahe Nasiriyah) für Einsatzmittel zur Luftnahunterstützung, speziell AH-64D, AH-1W und A-10, erhöhte deren Nutzungsdauer erheblich. Besonders überraschend ist der Umstand, dass sich A-10 zur Unterstützung von Bodentruppen im urbanen Raum besonders bewährt haben.

Luftmechanisierte Konzepte erhielten einen Rückschlag, als in der Nacht von 23. auf 24.3. der erste groß angelegte selbstständige Angriff eines Kampfhubschrauberverbandes des 11th Aviation Regiment auf die 10. Brigade der Medina-Division durch Rohr-FlA bzw. Fliegerabwehr aller Truppen zurückgeschlagen wurde. Ein Apache wurde so schwer beschädigt, dass er notlanden musste, 33 andere Hubschrauber erhielten ebenfalls Treffer. Erste Analysen ergaben, dass das Fehlen einer effektiven Zusammenarbeit mit der Luftwaffe Ursache für diesen gescheiterten Angriff war. Weiters wird untersucht, ob das Training der Apache-Besatzungen in Hinkunft geändert werden soll, da dessen Schwergewicht derzeit auf dem Kampf in der Tiefe (Deep Operations) liegt. Im Irak jedoch haben sich die AH-64 v.a. bei Einsätzen zur Luftnahunterstützung bewährt. Dabei muss aber vor voreiligen Schlüssen gewarnt werden, da von der Einsatzdoktrin her die Kampfhubschrauberverbände der Korpsebene für den Kampf in der Tiefe herangezogen werden, während jene der Divisionsebene den Kampf im unmittelbaren Operationsraum zu unterstützen haben.

Die psychologische Wirkung des Kampfpanzers wurde diesmal in Bagdad speziell bewiesen, generell zeigte sich die Panzerung des Kampfpanzers gegenüber Panzerabwehrgranaten vom Typ RPG-7 resistent. Auch über die geplante Einführung des Future Combat System in die U.S. Army 2012 hinaus wird die Kampfpanzerflotte vom Typ M1-A1 Abrams im Einsatz bleiben.

Der Aufbau der Front im Norden unter Abstützung auf relativ geringe Mannstärke am Boden mit entsprechender Unterstützung aus der Luft ermöglichte die Durchführung der Operation auf der äußeren Linie und die Bindung der irakischen Streitkräfte im gesamten Operationsraum. Das Grundkonzept für den Ansatz auf den Irak schien von vornherein eine Operation auf der äußeren Linie vorzusehen, das wurde durch die ursprüngliche Idee, die 4th Infantry Division aus der Türkei heraus in den Nordirak angreifen zu lassen, offenkundig. Als dies nicht möglich war, wurde durch Spezialeinsatzkräfte, eine Luftlandebrigade und das Nachführen weiterer Kräfte im Lufttransport eine zusätzliche Front errichtet.

Das Verschieben von irakischen Reserven wurde durch das vorhandene umfassende Lagebild verhindert, und Kräfte, die sich trotzdem in Bewegung setzten, wurden bald aus der Luft zerschlagen.

Als Operationsbasis diente der gesamte Raum von USCENTCOM, zusätzlich wurden auch benachbarte Räume des USEUCOM in Anspruch genommen.

Zur Vermeidung von "Friendly Fire" werden die Bemühungen um ein truppentaugliches System für Bodenkräfte künftig weitergeführt. Auch werden drei mit Patriot-Geschützen in Zusammenhang stehende Vorfälle - zwei mögliche Abschüsse eigener Flugzeuge und ein Luftangriff der Alliierten auf eine Patriot-Batterie - untersucht. Im Juni 2003 gab General Franks dazu an: "Fratricide prevention suffered from lack of standardized combat identification".(FN34) Die Kämpfe und Gefechte der Koalitionstruppen im Irak haben klar gezeigt: Nicht die Spezialisierung auf eine Teilstreitkraft oder gar Waffengattung hat entscheidend zum Erfolg auf dem Gefechtsfeld beigetragen, sondern das Zusammenspiel aller am Gefecht beteiligten Soldaten und Systeme und die Fähigkeit der Führung, alle verfügbaren Kräfte bestmöglich am Kampf zu beteiligen. Operative Führung durch Jointness und Combined Arms, also Teilstreitkräfte übergreifend und in Koalition mit anderen Nationen, unter Abstützung auf gemeinsame Verfahren, umfassende Aufbereitung und Aufklärung des Gefechtsfeldes über 24 Stunden in Echtzeit sowie die so ermöglichte Führungsüberlegenheit waren der Schlüssel zum Erfolg. Früher war "deconfliction" das Schlagwort beim gemeinsamen Einsatz der Streitkräfte von Nationen und der einzelnen Teilstreitkräfte, 2003 brachte Synchronisation die gewünschte Wirkung und den entsprechenden Erfolg bei relativ geringer Stärke von Bodentruppen.

ANMERKUNGEN:

(Fußnote 1/FN1) Vgl. Eder, Philipp: Die Entwicklung moderner operativer Führungskunst. In: ÖMZ 3/2003, S.283ff.

(FN2) Vgl: Ripley, Tom: Planning for "Iraqi Freedom". In: Jane’s Intelligence Review, 1.7.2003.

(FN3) Vgl.: USCENTAF Assessment and Analysis Division: Operation Iraqi Freedom-By The Numbers. In: United States Air Force, 30.4.2003, S.4.

(FN4) von Clausewitz, Carl: Vom Kriege, Dümmler Verlag, 19. Auflage, Bonn 1980, ISBN 3-427-82019-X, S.810.

(FN5) Ebd., S.976.

(FN6) Generalstabsgruppe B/Bundesministerium für Landesverteidigung: Merkblatt operative Führung (Entwurf), Beilage zu GZ 64.407/0001-5.6/02, S.65, Wien, Mai 2002. Innerhalb des Bundesheeres verteilter Merkblattentwurf.

(FN7) Vgl. Galloway, Joseph L.: Joe Galloway: How the Iraq War Plan Came Together. Internet-Dokument: www.military.com/NewContent?file=Galloway_062003 (30 06 93).

(FN8) Galloway, a.a.O.

(FN9) Siehe Anm. 3).

(FN10) Vgl. Newman, Richard J.: The Iraqi File. In: Air Force Magazine, July 2003.

(FN11) Galloway, a.a.O.

(FN12) Vgl.: Military Sealift Command: Combat Prepositioning Force. In: Internet-Dokument: www.msc.navy.mil/pm3/cpf.asp (15.11.2002) (FN13) Galloway, a.a.O.

(FN14) Details zum Aufmarsch vgl. Eder, Philipp & Hofbauer, Bruno Günter: Militärische Lage am Persischen Golf. ÖMZ 3/2003, S.378ff.

(FN15) Details zum Manöver vgl. Eder, Philipp & Hofbauer, Bruno Günter: Operation Iraqi Freedom. ÖMZ 4/2003, S.476ff. Es bleibt zu berücksichtigen, dass noch nicht alle Erkenntnisse über die Details der Operation vorliegen, die erst eine umfassende lückenlose Zusammenfassung aller Ereignisse während dieser Operation erlauben würden. Besonders im Bereich der taktischen Führungsebene sind die Erfahrungsberichte der Kommandanten auf dem Gefechtsfeld und auch die Untersuchungen innerhalb der verschiedenen Führungsebenen und Teilstreitkräfte noch abzuwarten.

(FN16) Insgesamt sprangen aus 14 C-17 aus Aviano 954 Personen in einem Lift, 36 Soldaten blieben in den Maschinen, es gab am Boden zwei Schwerverletzte.

(FN17) Galloway, a.a.O.

(FN18) Arkin, William M.: Fliers Rose to Occasion. In: Los Angeles Times, 1.6.2003.

(FN19) Vgl. Major General Buford C. Blount III: 3rd Infantry Division Commander Live Briefing from Iraq. Internet-Dokument: http://www. defenselink.mil/transcrpts/2003/tr20030515-0184.html (16.5.2003).

(FN20) Ebd.

(FN21) Vgl. Petraeus, David H., Major General: 101st Airborne Division Commander Live Briefing from Iraq. Internet-Dokument: http://www.defenselink.mil/transcripts/2003/tr0030513-0181.html (14.5.2003).

(FN22) Siehe Anm. 3), S.3.

(FN23) Vgl. V.u.: Irak-Einsatz neue Herausforderung für Polen. In: APA298, 30.5.2003.

(FN24) McIntyre, Jamie: Ex-Army chief: U.S. misread Iraq stay. Internet-Dokument: www.cnn.com/2003/US/06/03/sprj.irq.white.iraq.troops/index.html (23.6.2003).

(FN25) Vgl. Internet-Dokument: www.nytimes.com/packages/images/international/20030216_iraq_IRAQSFORCES/spacer.gif (5.3.2003).

(FN26) Siehe Anm. 3), S.11.

(FN27) Vgl. Cooper, Patrick: Coalition deaths fewer than in 1991. Internet-Dokument: www.cnn.com (17.4.2003) & Cauchon, Dennis: Why U.S. casualties were low. Internet-Dokument: www.usatoday.com/news/world/iraq/2003-04-20-coverusat_x.htm (21.4.2003) & V.u.: Der Irak-Krieg - vorläufige Zahlen. In: APA, Meldung 476, 15.4.2003.

(FN28) Vgl.: Burger, Kim: What went right? In: Jane’s Defence Weekly, 30.4.2003, S.21.

(FN29) Siehe Anm. 19).

(FN30) Siehe Anm. 28), S.20ff.

(FN31) Siehe Anm. 3), S. 8f.

(FN32) Vgl. Cook, Nick: Shock and awe? In: JDW, 2.4.2003, S.19ff.

(FN33) Siehe Anm. 3).

(FN34) Garamone, Jim: Joint ops key to military lessons learned. In: American Forces Press Service, 9.7.2003.

Philipp Eder

Geb. 1968; Major des Generalstabsdienstes; 1988-1991 Theresianische Militärakademie/Wr. Neustadt, Panzergrenadier; 1991-1994 Zugskommandant, stellvertretender Kompaniekommandant, S1 Panzergrenadierbataillon 9; 1994-1997 Lehroffizier und stellvertretender Jahrgangskommandant an der Militärakademie; 1997-2000 15. Generalstabslehrgang; 2000-2001 Referent in der Abteilung Militärstrategie des BMLV; 2002 Österreichischer Kontingentskommandant ISAF und G3 Plans Kabul Multinational Brigade, Afghanistan; derzeit Leiter des Referates Operation an der Landesverteidigungsakademie.

Bruno Günter Hofbauer

Geb. 1967; Oberstleutnant des Generalstabsdienstes; 1989-1992 Theresianische Militärakademie/Wr. Neustadt, Infanterie; 1992 Ausmusterung zum Gardebataillon, Verwendung als Zugs- und Kompaniekommandant; 1997-2000 15. Generalstabslehrgang; anschließend Verwendung als G3/Militärkommando Wien; 2001-2003 Verwendung im Generalstabsbüro, seit Mitte 2003 Stabsoffizier im Internationalen Militärstab/NATO.



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Einmarsch der Bodentruppen.
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Einmarsch der Bodentruppen.

Vorstoß bis zum 1. Verteidigungsring der Republikanischen Garden.
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Vorstoß bis zum 1. Verteidigungsring der Republikanischen Garden.

Spezialeinsatzkräfte, Luftlandung und Gefechte im Norden.
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Spezialeinsatzkräfte, Luftlandung und Gefechte im Norden.

Stoß durch den 1. Verteidigungsring der Republikanischen Garden.
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Stoß durch den 1. Verteidigungsring der Republikanischen Garden.

Die Einnahme Bagdads.
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Die Einnahme Bagdads.

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