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Combined Joint Psychological Operations Task Force in Afghanistan

Die Combined Joint Psychological Operations Task Force (CJPOTF; Psychologische Kampfunterstützung) ist eine multinationale Truppe im Rahmen der International Security and Assistance Force (ISAF), die sich aus Soldaten und Zivilisten aus insgesamt 22 NATO- und NATO-PfP-Nationen zusammensetzt. Die Aufgabe dieser Truppe ist es, den ISAF-Kommandanten unter Zuhilfenahme der Medien Radio, TV, Print und Internet in seiner Einsatzführung zu unterstützen.

Ein früherer ISAF-Kommandant meinte zum Thema PsyOps (Psychological Operations) treffend: "PsyOps ist meine beste nicht-tödliche Waffe", und auch die Taliban haben erkannt: "Ein Radiosender ist gefährlicher als eine Bombe".

Wie sehr die Medien die Welt beeinflussen, braucht hier nicht erwähnt zu werden. Umso wichtiger ist es, in einem Einsatzland, in dem man nicht von jedem akzeptiert wird, die Bevölkerung positiv zu stimmen. PsyOps hat oft den Ruf, nur Propaganda zu machen. PsyOps ist eine Art der Force Protection, um die Sicherheit der eigenen Soldaten zu gewährleisten, indem man die Zielgruppe auf seine Seite bringt, und dies stets durch Überzeugung und Darbringung von Argumenten. Die Feder ist mächtiger als das Schwert; diese Erkenntnis scheint im 21. Jahrhundert wichtiger denn je.

Supply and Support Section

Die SSS (Supply and Support Section) ist die "Versorgungsgruppe" der Task Force mit der Aufgabe, die Versorgung in allen Bereichen sicherzustellen. Vom Bleistift über den PC bis hin zu Aggregaten und sogar Radiosendern reicht die Zuständigkeit dieser Gruppe. Auch die Verträge für Aufträge an zivile Firmen in der ganzen Welt werden hier vergeben.

Operations and Program Section

Die Ops/ProgS (Operations and Program Section) ist die Planungszelle der CJPOTF. Wie schafft es die militärische Führung, mit Hilfe von psychologischen Operationen auf feindlich gesinnte Kräfte oder die Bevölkerung selbst einzuwirken? Um diese Frage beantworten zu können und um die damit verbundenen Aufgaben umzusetzen, muss die Ops/ProgS Langzeitpläne (bis zu sechs Monate) entwerfen und auf kurzfristige Planungen (innerhalb zweier Wochen) vorbereitet sein.

Entscheidend ist, welches Programm wann Anwendung findet: So bringt es zum Beispiel nichts, eine Pre-Planting-Kampagne zu starten, wenn der Mohn bereits in voller Blüte steht und damit die Drogenproduktion nicht mehr verhindert werden kann. Wenn das Image von ISAF sinkt, muss Ops/ProgS eingreifen und eine Imagekampagne starten, da ansonsten die Produkte wie z. B. Plakate, Zeitungen, Radio-Features oder TV-Spots von den Zielgruppen nicht anerkannt werden und die Kampagnen wirkungslos im Sand verlaufen.

Target Audience Analysis

Die TAA (Target Audience Analysis - Zielgruppenanalyse) ist das Herzstück der CJPOTF. Die TAA hat die Aufgabe, alle PsyOps-Produkte - bevor sie veröffentlicht werden - auf Fehler zu überprüfen. Danach werden die Produkte einem Vortest unterzogen. Sie werden der Zielgruppe vorgelegt, getestet und dieses Ergebnis wird dann im Produkt umgesetzt. Dabei kann es vorkommen, dass aufgrund schlechter Akzeptanz beim Vortest ein völlig neues Produkt entwickelt werden muss. Wenn ein Produkt dann wieder vom Markt genommen wird, macht die TAA einen Nachtest, um herauszufinden, wie das Produkt von der Zielgruppe aufgenommen wurde, also wie erfolgreich es war. Diese Erkenntnisse fließen dann in die nächsten Produkte ein.

Die TAA wird bei jeder Produktion sehr früh eingebunden, da hier die Spezialisten - die Country Advisor - sitzen, um Fehler von vornherein zu minimieren.

Tactical PsyOps Team

Das TPT (Tactical PsyOps Team) ist die schnelle Eingreifreserve, wenn es irgendwo "brennt". Mit Lautsprecherautos kann das Team bei Demonstrationen den Kommandanten vor Ort unterstützen, um die Menge zu beruhigen. Wenn keine Aufträge anstehen, unterstützt das TPT meist die TAA bei den Tests und macht so genannte Face to Face-Kommunikation, um die Stimmung in der Bevölkerung auszuloten.

Product Development Center

Im PDC (Product Development Center - Produktentwicklungsabteilung) sind die PsyOps-Medien vereint. Hier wird das produziert, was in Ops/ProgS geplant und mit TAA abgesprochen wurde. Der Media Director ist für die Umsetzung der Aufträge verantwortlich und entscheidet, mit welchen Medien welche Kampagnen verfolgt werden. Er stimmt die Medien aufeinander ab, um zu gewährleisten, dass die vorgegebenen Ziele erreicht werden. Eine Kampagne kann nur erfolgreich sein, wenn in einem Medienmix dieselbe Botschaft übermittelt wird.

Der Media Director gewährleistet auch die Aus- und Weiterbildung von Radio-, TV- und Zeitungsjournalisten und sorgt mit Hilfe der Distribution Section für die Veröffentlichung der fertigen Produkte.

Die PsyOps-Medien laufen alle unter dem Namen Sada-e-Azadi (Stimme der Freiheit) und haben alle dasselbe Logo sowie dieselben Melodien, um den Wiedererkennungswert bei den Zielgruppen zu fördern.

Das PDC gliedert sich in die Abteilungen Distribution, Training, Print, Radio, TV, FMT (Forward Media Team) und Internet.

Distribution

Die Abteilung Distribution sorgt dafür, dass die verschiedenen Produkte in ganz Afghanistan unter Abstützung auf zivile Firmen oder auf militärischen Wegen verteilt bzw. versendet werden.

Training

Die Trainingsabteilung ist für die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter des PDC verantwortlich. Die Trainingsabteilung entscheidet, wann ein Journalist in der jeweiligen Section eingesetzt werden kann und bildet die Journalisten in Absprache mit den Section Chiefs aus.

Print

Die Print Section besteht aus zwei Gruppen: Zeitung und Layout. Die Zeitung Sada-e-Azadi ist mit einer Auflage von 410 000 Stück (Stand Dezember 2006) die größte Zeitung in Afghanistan. Sie erscheint jede zweite Woche in drei Sprachen: Dari, Pashtu und Englisch, wobei auf einer Seite jede Sprache in einer Spalte abgedruckt ist. Aus diesem Grund wird die Zeitung auch in den Schulen als Unterrichtsmittel im Sprachunterricht verwendet.

Die Zeitung besteht aus einem Hauptteil mit 12 Seiten und einem Regionalteil von jeweils vier Seiten für die Regionen Nord, Süd, West und Ost. Die Hauptstadt Kabul hat einen Regionalteil von acht Seiten: vier Seiten für Kabul und je eine Seite für jede Region.

Die Layouter kümmern sich um Billboards (3 x 6 Meter große Plakate), Flugblätter, Handzettel sowie um Einladungen für Veranstaltungen.

Radio

Das Radio sendet 24 Stunden am Tag, sieben Tage pro Woche. Das Programm wird in den Sprachen Dari und Pashtu ausgestrahlt, die Journalisten sind Afghanen. Jede Region kann das Hauptprogramm aus Kabul übernehmen. Sofern ein Studio vorhanden ist, werden zusätzlich acht Stunden regionales Programm gesendet.

Bis 2006 war ein regionales Programm nur im Norden möglich, da nur dort das Radionetz ausgebaut war. Noch in diesem Jahr sollen der Süden und der Osten Afghanistans folgen.

Überall dort, wo das Radio Sada-e-Azadi nicht von ISAF-eigenen Sendern empfangen werden kann, werden CDs an die regionalen, privaten und öffentlichen Sender geliefert. Die Sendezeit wird bezahlt, und die CDs (ein zweistündiges Programm pro Woche) werden dann in diesen Stationen abgespielt.

Television

Die TV-Abteilung stellt Videobeiträge her, welche dann über die drei größten TV-Stationen in Afghanistan gesendet werden. Die Videobeiträge sind zwischen 30 Sekunden und 20 Minuten lang. Diese Beiträge behandeln verschiedenste Themen, zum Beispiel alternative Anbauarten, um den Anbau von Schlafmohn, der für die Drogenerzeugung wichtig ist, zu minimieren. Sie dienen aber auch der Promotion für die afghanische Armee, für die Polizei, die Regierung, oder für verschiedene andere Programme wie das DIAG-Programm (Disarmament of Illegal Armed Groups). Oft werden aber auch eigene Image-Spots für die ISAF produziert.

Forward Media Teams

Es gibt bei Vollbesetzung 23 FMTs (Forward Media Teams). Diese sind in ganz Afghanistan unterwegs, um Neuigkeiten für Zeitung und Radio zu recherchieren. Sie sind die Augen und Ohren der Mediengruppe Sada-e-Azadi. Ein FMT besteht aus einem internationalen und zwei nationalen Journalisten, einem Radio- und einem Zeitungsjournalisten. Ende Oktober 2006 waren zehn FMTs in den Provinzen unterwegs, bis Ende 2006 waren es bereits zwölf. Die restlichen elf FMTs sollen noch in diesem Jahr aufgestellt werden.

Internet

Die Internet-Abteilung wird von zwei Personen geführt, welche die Website von Sada-e-Azadi betreiben und betreuen. Hier kann man sich über die letzten Produkte informieren, sie downloaden, sich über Jobs informieren und via E-Mail Kontakt mit Sada-e-Azadi herstellen. Auf www.sada-e-azadi.net werden die Besucher wieder dreisprachig empfangen: in Dari, in Pashtu und in Englisch.

___________________________________ ___________________________________ Autor: Hauptmann Ing. Gernot Gierlinger, Jahrgang 1971. 1995 an der Theresianischen Militärakademie zum Fliegerabwehrregiment 3 als Fliegerabwehrzugskommandant ausgemustert. Seit 2001 Kommandant der 2. Batterie des Fliegerabwehrregimentes 3. 2000 bis 2001 Auslandseinsatz in Zypern, 2006 als Chief des Product Development Centers in Afghanistan.

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