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Härtetest: Das Vorbereitungssemester für Berufsoffiziersanwärter

16. November 2005 - 

Das Vorbereitungssemester (VBS) hat den Zweck junge Berufsoffiziersanwärter auf die Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt vorzubereiten. 2004 fand das VBS zum zweiten Mal nicht auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig sondern in Bruck-Neudorf statt. Für jeden Teilnehmer stellt dieser Kurs eine Herausforderung dar. Ist er doch einer der am längsten dauernden Kurse beim Österreichischen Bundesheer. Im folgenden Bericht versuchen einige Offiziersanwärter, einen Einblick in Teile ihrer Ausbildung zu geben.

Der 2. Februar 2004 war ein kalter nebeliger Montag. Für die meisten ein Tag wie jeder andere, doch für rund 260 Soldaten war es ein sehr entscheidender Tag: Der Beginn des Vorbereitungssemsters 2004, um einen der begehrten 99 Studienplätze an der Theresianischen Militärakademie zu ergattern.

Bis 13.00 Uhr hatten sich alle Berufsoffiziersanwärter am Truppenübungsplatz in Bruck-Neudorf (Burgenland) in der Benedek-Kaserne einzufinden. Die nächsten sechs Monate würden zeigen, wer geeignet war, sich einen der Studienplätze sichern.

Organisatorisches

Der erste Tag war in erster Linie von Organisatorischem geprägt. Eine Einweisung folgte auf die andere. Eines merkte man sofort: Das ruhige Leben, das so mancher gewohnt war, würde für die nächsten Monate der Vergangenheit angehören. Obwohl am ersten Tag nichts wirklich Anstrengendes gefordert wurde, fielen doch die meisten am Abend müde und geschafft ins Bett.

Am nächsten Tag ging es schon um 6.00 Uhr wieder los. Zuerst mussten die Außenreinigungsbereiche gereinigt werden. Im Anschluss gab's ein hastiges Frühstück und dann ging's ab zur Standeskontrolle. Es war ein eiskalter Morgen mit Temperaturen um minus 10°C.

Angleichungsphase

7.45Uhr: Im Mannschaftstransporter ging es hinaus auf den Truppenübungsplatz. Um alle Soldaten auf den gleichen Ausbildungsstand zu bringen, begann die Ausbildung wieder ganz am Anfang: Decken, Robben, Gleiten, das stand beim ersten Gefechtsdienst am Programm.

Diese Angleichungsphase dauerte die ersten zwei Wochen und in dieser Zeit das Handeln der Soldaten - egal ob positiv oder negativ - noch nicht evaluiert. Obwohl die wirklich harten Ausbildungsphasen erst bevorstanden, entschlossen sich schon jetzt viele, aus dem VBS auszuscheiden.

Nach den beiden Wochen ging es richtig los. Waffenausbildung, Gefechtsdienst und Lehrsaal. So sahen die nächsten Monate aus.

Im April verlegte das VBS mit dem Zug nach Judenburg und im Anschluss ging es rund 1.000 Höhenmeter hinauf auf den Truppenübungsplatz Seetaler Alpe. Grund dieser Verlegung war die Teilnahme an "Schutz 04", der größten Übung des Jahres.

Luftlandeausbildung und Öffentlichkeitsarbeit

Die erste Woche der Verlegung war geprägt von Ausbildung, zum Beispiel eine Luftlandeausbildung auf dem S-70 "Black Hawk". Die VBS-Kompanie war zunächst noch nicht wirklich in die Übung eingebunden. Nur der Öffentlichkeitstag in St. Michael wurde von den Offiziersanwärtern tatkräftig mitgestaltet: Eine große Gefechtsvorführung mit Pyrotechnik wurde vorbereitet und ein Zug demonstrierte Techniken zum Leben im Felde. Die 2. Woche war um einiges aufregender. Die VBS-Soldaten wurden als operative Reserve eingesetzt, welche direkt dem Kommando Landstreitkräfte unterstand.

Nach "Schutz 04" gingen alle in einen wohlverdienten zweiwöchigen Urlaub. Mit dem Ende der Übung war auch der erste Abschnitt des Vorbereitungssemsesters zu Ende.

Alpinausbildung

Als die Kursteilnehmer aus dem Urlaub zurückkehrten, erwartete sie ein neues Ausbildungskader. Obwohl sich alle erst wieder eingewöhnen mussten, gelang es schnell, sich in das Leben eines Berufsoffiziersanwärters zurückzufinden. Nun standen Themen wie Grabenkampf und Verteidigung auf dem Programm. Unterbrochen wurde diese Phase durch eine zweiwöchige Verlegung auf den Truppenübungsplatz Hochfilzen, um die Truppenalpinausbildung zu absolvieren war.

Nach der Rückkehr ins Burgenland waren die Tage des VBS gezählt - aber der gefürchtete Belastungsmarsch stand noch bevor. Großraumbusse brachten die Kandidaten von Bruck-Neudorf in die Militärakademie nach Wiener Neustadt. Dort wurden sie vom Kommandanten des Akademikerbataillons begrüßt, der ihnen alles Gute für die bevorstehenden drei Tage wünschte.

Belastungsmarsch

Im Anschluss musste die ganze Verpflegung und eventuell vorhandene Schmerzmittel und Tabletten abgeben werden, da diese Dinge neben Zigaretten und anderen Annehmlichkeiten nicht erlaubt waren. Danach ging es los; die Offiziersanwärter marschierten von der Militärakademie Richtung Süd-Osten. Nach langen, anstrengenden Stunden hatten sie endlich ihr Tagesziel im Bereich der Hohen Wand erreicht.

Überaschenderweise gaben verhältnismäßig viele Kursteilnehmer schon vor dem ersten Etappenziel auf. Erst einige Stunden nach Mitternacht erhielten die Teilnehmer die erste Verpflegung seit Stunden. Jeder bekam eine Kartoffel, eine Karotte und eine Zwiebel. Daraus bereiteten die jungen Frauen und Männer eine mehr oder weniger wohlschmeckende Suppe zu. Nachdem jeder seine Suppe ausgelöffelt hatte, durften die Prüflinge für zwei bis drei Stunden ein Nachtlager aufschlagen und sich ein wenig ausruhen.

Klettern und Abseilen

Am nächsten Morgen ging es bereits um 5.30 Uhr morgens weiter. Der Tag war geprägt von einer Stationsausbildung. Höhepunkt war das Klettern mit anschließendem Überqueren eines Seilstegs. Im Anschluss daran wurde über eine 60-Meter-Felswand abgeseilt. In den Abendstunden ging es dann nach einer kleinen Stärkung wieder zu Fuß weiter. Der Marschweg führte zurück Richtung Wiener Neustadt.

Als die Soldaten den Übungsplatz Großmittel erreicht hatten, schlugen sie dort ihr Nachtlager auf und stärkten sich noch mit einer Suppe.

Am nächsten Tag wurden die meisten eher unsanft durch die Hundestaffel aus dem Schlaf gerissen. Nach dem raschen Abbau der Zelte setzten die Teilnehmer ihren Marsch für rund drei Kilometer fort. Anschließend wurden sie zum Neufeldersee gefahren, wo sie in Helikopter des Bundesheeres umstiegen, die sie in die Mitte des Sees flogen.

Sprung aus dem Hubschrauber

Dort mussten alle aus den Hubschraubern in den See springen und zum Ufer schwimmen. Damit war fast alles überstanden und die wenigen Kilometer zurück in die Militärakademie waren für niemanden mehr ein Problem. Nach der Ankunft wurde jeder einzelne von den Sanitätern begutachtet, ob noch irgendwelche Blasen versorgt werden mussten. Der Belastungsmarsch endete mit einem Essen mit dem Bataillonskommandanten.

In der zweiten Juli-Woche begann an der Militärakademie das Auswahl- und Aufnahmeverfahren. Von 178 Offiziersanwärter sollten etwas mehr als eine Woche später nur mehr 99 übrig sein.

Das Auswahlverfahren bestand aus drei großen Teilen. Einerseits der sportlichen Überprüfung (2400m Lauf in 10:30 Minuten, 300m Schwimmen in 9 Minuten und Hindernisbahn in 5:10 Minuten), der praktischen Überprüfung (Führen im Gefecht, Wafffen- und Gerätelehre und Exerzierdienst) und der theoretischen Überprüfung (Führungsverfahren, Führungs- und Einsatzgrundsätze und "Gesetze, Verordnungen und Heereskunde").

Auswahlverfahren

Das Auswahlverfahren war eher ziviler Natur und hatte mit der Ausbildung beim Vorbereitungssemester nicht viel zu tun. Die Auswahlkriterien waren einschlägige berufliche Qualifikation, physische Belastbarkeit, psychische Leistungsfähigkeit, soziale Kompetenz, Führungsfähigkeit und Fremdsprachenkenntnisse (Englisch). Diese wurden einerseits anhand eines 5000 m Laufs, andererseits anhand von vielen Rollenspielen und Tests überprüft.

Am Samstag der zweiten Wochen war es dann soweit. Die Kandidaten erfuhren nun endlich, wer die 99 Auserwählten waren. Den restlichen Sommer verbrachten die Soldaten mit Urlaub, Führerscheinausbildung und Fallschirmspringen, bevor im September wieder alle an die Militärakademie zurückkamen und nun als Fähnriche bei den Ausmusterungsfeierlichkeiten mitwirkten.

Zum Abschluss ist noch zu sagen: Es waren harte sechs Monate, doch es hat sich gelohnt.

Mittagessen: ’Ohne Mampf kein Kampf’. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Mittagessen: ’Ohne Mampf kein Kampf’.

Stimmungsvoll geht ein Tag am Vorbereitungssemester zu Ende. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Stimmungsvoll geht ein Tag am Vorbereitungssemester zu Ende.

Nicht jedermanns Sache: Der Sprung vom Hubschrauber. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Nicht jedermanns Sache: Der Sprung vom Hubschrauber.

Beim Belastungsmarsch werden die physischen Grenzen ausgelotet. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Beim Belastungsmarsch werden die physischen Grenzen ausgelotet.

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