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Begraben zwischen Fürsten und Generälen

30. Juli 2013 - 

Knarrend öffnet sich ein kleines Tor in der Mauer an der Günser Straße in Wiener Neustadt und gewährt Zugang zu einem nahezu unbekannten Teil der Militärakademie. Nur wenige wissen, daß sich gleich hinter dem Reitzentrum der Akademiefriedhof befindet; ein Ort der Beschaulichkeit und Stille. Bereits ein Jahr nach der Gründung der Theresianischen Militärakademie wurde hier der erste Tote begraben.

Wechselvolle Geschichte

Vizeleutnant Martin Pickl von der Militärakademie erzählt: "Franz Ransmüller fand hier am 22. Jänner 1753 als Erster seine letzte Ruhestätte. Seit dieser Zeit besteht der Akademiefriedhof. Ursprünglich war er zur Beerdigung von 'Bedienten und niederen Hausbewohnern' bestimmt. Trotz wechselvoller Geschichte wird der Friedhof heute wie damals entsprechend seiner Widmung verwendet".

Unter alten Bäumen führt der Weg durch das parkähnliche Areal. Alte und neue Gräber, Efeu umrankt, erzählen aus der Kriegs- und Militärgeschichte des alten und des neuen Österreich. Schicksale und Kriege haben ihre Spuren hinterlassen. Namen prägender Persönlichkeiten aus altem Adel sind hier in Stein gemeißelt. Feldzeugmeister Graf Kinsky (1805) und seine Gemahlin (1808) fanden hier ebenso ihre letzte Ruhestätte wie der 1914 als Leutnant bei Rawaruska, in der heutigen Ukraine, gefallene Sohn des damaligen Generalstabschefs Franz Freiherr Conrad von Hötzendorf.

Der Akademiefriedhof

Die Gräber von Zöglingen, Militärakademikern und Angestellten der Militärakademie zeugen davon, daß eine Beisetzung im Akademiefriedhof nicht nur der Prominenz vorbehalten war, sondern seit 1828 nach der Erweiterung eben auch Offizieren, Professoren, Beamten und Militärakademikern. Jedes Jahr gedenkt die Polizei als Nachfolgeorganisation der Gendarmerie ihres Gründers. Johann Franz Kempen Freiherr von Fichtenstamm gründete nach der Revolution von 1848 die Gendarmerie. Auf Anordnung des Kaisers wechselten die ersten 5.000 Soldaten von der Armee in eine eigens gegründete Sicherheitsorganisation. Die Gendarmen waren für den Einsatz auf dem Lande vorgesehen. Kempen stand der Gendarmerie als Chef und Generalinspektor vor.

Gruftkapelle

"Grundsätzlich kann auf dem Akademiefriedhof jeder begraben werden, der in einem Dienstverhältnis zur Theresianischen Militärakademie steht oder stand", ergänzt Vizeleutnant Martin Pickl und fügt hinzu: "Auf Antrag ist es auch der Militärakademie verbundenen Persönlichkeiten möglich, hier begraben zu werden".

Das Archiv der Bibliothek gibt Auskunft über die Geschichte dieses Friedhofes. 1754 wurde an der Westseite die Gruftkapelle errichtet, deren Glocke Graf Kinsky stiftete. Der Bildhauer Josef Angeler gestaltete die Kapelle neu, nachdem sie 1865 abgebrannt war. "Surgite Mortui et venite ad Judicum" ist als Aufforderung auf dem Giebelfeld der Kapelle zu lesen: Stehet auf ihr Toten und kommet zu Gericht. Der Legende nach soll ein unterirdischer Gang hinüber in die Burg führen.

Mit der Auflösung der Theresianischen Militärakademie 1919 verwaltete der Verein Alt-Neustadt den Friedhof.1934 wurde er wieder der Theresianischen Militärakademie überantwortet. Die Einwirkungen des Krieges und Plünderungen zogen den Friedhof arg in Mitleidenschaft. 1985 fand die bisher letzte Renovierung der Kapelle statt.

Im neuen Teil des Akademiefriedhofes ehrt ein Grabstein einen besonders verdienten Mann und Soldaten: General Emil Spannocchi hatte in den 1970er und 1980er Jahren das Österreichische Bundesheer reformiert.

Der Friedhof auf dem Gelände der Militärakademie in Wiener Neustadt. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Der Friedhof auf dem Gelände der Militärakademie in Wiener Neustadt.

Grabstein des gefallenen Sohns von Franz Freiherr Conrad von Hötzendorf. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Grabstein des gefallenen Sohns von Franz Freiherr Conrad von Hötzendorf.

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