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Altkommandant der Theresianischen Militärakademie verstorben

19. Jänner 2004 - 

Trauerrede des Kommandanten der Theresianischen Militärakademie Generalmajor Norbert Sinn beim Begräbnis von General Erich Watzek am Wiener Zentralfriedhof

Geschätzte Trauerfamilie Werte Trauergemeinde, meine Herren Generale, Offiziere, Unteroffiziere, Soldaten!

Tief bewegt haben wir uns hier versammelt, um Abschied von General Erich Watzek namens der Angehörigen der Theresianischen Militärakademie und wohl aller Offiziere des Österreichischen Bundesheeres zu nehmen.

General Watzek stammte aus einer alten österreichischen Offiziersfamilie, trat 1926 in das österreichische Bundesheer ein, absolvierte die Theresianische Militärakademie und wurde 1931 zum Alpenjägerregiment 10 nach Graz ausgemustert.

Teilnehmer am Krieg von 1939 bis 1945 in den Feldzügen der Deutschen Wehrmacht in Polen, Frankreich und Russland, diente in verschiedenen Verwendungen bis zum Regimentsführer und Führer einer Kampfgruppe.

Schwer verwundet, hoch ausgezeichnet wirkte er die letzten Kriegsjahre, zuletzt als Oberstleutnant, bereits in der Ausbildung als Taktiklehrer in Berlin.

Schon 1955 trat der damalige Oberstleutnant Watzek wieder in das Bundesheer ein und übte die Funktion des Leiters der Ausbildungsabteilung und Infanterie-Inspektors mit großem Ernst und Anerkennung aus.

Für einen bedeutungsvollen Zeitraum, von 1. September 1959 bis zu seiner Ruhestandsversetzung am 31. Dezember 1971 war General Watzek der Kommandant der Theresianischen Militärakademie.

Man kann wohl sagen, dass General Watzek die Ereignisse und Erfahrungen eines langen Krieges, den er nicht wollte, prägten.

Seine Bestrebungen richteten sich daher darauf, die Erfahrungen und Erlebnisse, aber auch die Werte, denen er sich verpflichtet fühlte , Generationen von jungen Offiziersanwärtern und Militärakademikern weiterzugeben.

Gerade in diesem Zusammenhang möchte ich betonen, dass General Watzek ein Familienmensch war, der die Seinen zusammenhielt und auf die er immer stolz blicken durfte. Ein Vater seiner Familie und gläubiger Mensch.

Ausbildung und Erziehung der jungen Offiziere bedeuteten ihm alles, aus diesem Grund sah jeder Militärakademiker seinen Kommandanten sehr häufig im Gelände und in den Unterrichten, wenn er Ausbildungsleiter und die Ausbildung selbst überprüfte.

Um General Watzek in seinen Zielsetzungen zu charakterisieren, möchte ich ihn selbst zitieren:

"Die Arbeit junge Menschen zu Soldaten zu erziehen, auszubilden und ihnen Vorbild zu sein, gehört zu den Aufgaben des Offiziers schlechthin. Wer das nicht kann, hat seinen Beruf verfehlt."

Er fühlte sich dem Auftrag Maria Theresias an den Grafen Daun zutiefst verpflichtet, wobei für ihn selbstverständlich war, daß moderne Ausbildungs- und Erziehungsmethoden stets in der Offiziersausbildung anzuwenden sind.

Ihm war bewusst, dass Bildung den Grundstein des Offiziersberufes darstellt. Unter seiner Führung begründete das BMLV die damalige BOR - die Bundesoberrealschule - das heutige Bundesrealgymnasium für Berufstätige und schuf damit verdienten Unteroffizieren und Chargen Bildungseinrichtungen und Aufstiegschancen.

1965 kam eine weitere Bildungseinrichtung hinzu, das Militärrealgymnasium, mit dem 14-jährigen der Weg zur Reifeprüfung unter besonderer Beachtung einer intensiven sportlichen und militärischen Vorausbildung ermöglicht wurde. Beide Institutionen sind heute wesentliche Bausteine der Theresianischen Militärakademie.

Gleichzeit begannen unter seiner Anleitung die Versuche, eine offizielle Anerkennung und Einbettung der Österreichischen Offiziersausbildung in die österreichische Bildungslandschaft zu erreichen.

Als Kommandant war General Watzek respektiert, als Mensch geachtet; er empfand tiefen Respekt vor menschlichem Leben und der Würde jedes Einzelnen.

Er setzte sich außerdem für jeden seiner Untergebenen ein und trachtete immer, nicht das den Ausschluß begründende Negative zu finden, sondern das zum Aufstieg oder Verbleib erforderliche Positive herauszustreichen. Allgemeine Begründungen akzeptierte er nicht.

Er traf nichtsdestotrotz rasche und klare Entscheidungen, die vollzogen wurden.

Sportliches Leben sah er als wichtige Grundlage des Offiziersberufes und zeigte dies als echtes Vorbild. Dies ermöglichte ihm die aktive Ausübung des Reitsportes bis in das hohe Alter. Aufgrund seiner Verdienste um den Reitsport an der Theresianischen Militärakademie war er lange Jahre alleiniges Ehrenmitglied des Heeresreitsports.

Er lebte mit Traditionen und erachtete sie für notwendig; die Vereinigung Alt-Neustadt wählte ihn zum Ehrenmitglied.

Sein Lebensmut und sein Wille, sein Leben, das seiner Familie und seiner Akademie zu gestalten, waren beispielhaft.

Herausragend auch sein Personengedächtnis und so wundert es nicht, dass er auch noch lange nach seiner Pensionierung nicht nur an den Ausmusterungen an "seiner" Militärakademie teilnahm, sondern auch praktisch alle seine Militärakademiker auf ihren Lebenswegen betrachtete und - auch wiedererkannte.

Die Bürde seines erfüllten Lebens hat ihm zuletzt so zu schaffen gemacht, dass er die Kraft zu kämpfen verloren hat.

Das hat ihn aber nicht gehindert, als ich ihn knapp vor Weihnachten als wohl einer der letzten Besucher im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder besuchte, lebhaftes Interesse und Freude zu bekunden, dass ihn seine Militärakademie nicht vergessen hat. Ich bin sehr froh, dass ich den Krankenbesuch bei ihm, den ich als persönliches Anliegen und Verpflichtung sah, noch abstatten durfte.

General Watzek, ein wahrhaft edler Mann und Offizier, ritterlich und verantwortungsbewusst, ist uns den Weg aller Soldaten vorangegangen und zur großen Armee eingerückt, wo wir einander dereinst treffen werden.

Wir werden sein Angedenken immer in Ehren halten.

Generalmajor Norbert Sinn Komandant der Theresianischen Militärakademie

Generalmajor Erich Watzek. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Generalmajor Erich Watzek.

Begräbnis von General Erich Watzek. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Begräbnis von General Erich Watzek.

Der Kommandant der Theresianischen Militärakademie bei seiner Trauerrede. (Bild öffnet sich in einem neuen Fenster)

Der Kommandant der Theresianischen Militärakademie bei seiner Trauerrede.

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