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Auslandseinsätze

Im Jahr 2010 sind im Jahresschnitt rd. 1 086 Soldaten in bis zu 14 Auslandsmissionen gemäß Ministerratsbeschlüssen der österreichischen Bundesregierung weltweit entsandt gewesen. Das Schwergewicht lag unverändert, gemäß den politischen Vorgaben, am Westbalkan, wo temporär befristet bis zu 900 Soldaten gleichzeitig zum Einsatz kamen.

2.1 Truppenkontingente

AUCON/KFOR

Das österreichische Kontingent ist seit Sommer 1999 im Rahmen der NATO-geführten Kosovo Force (KFOR) eingesetzt. Die Masse des Kontingents war bei der Multinational Task Force South (MNTF S), einem brigadestarken Verband, eingesetzt, deren Hauptquartier in Prizren stationiert war. Die MNTF S wurde durch die truppenstellenden Nationen Deutschland, Türkei, Bulgarien, Schweiz und Österreich formiert und umfasste drei Manoeuvre Battalions (ManBn), eine Anzahl an brigadeunmittelbaren Einheiten sowie eine Multinational Logistic Unit (MNLU) und ein Hubschrauberelement. AUCON/KFOR stellte in der MNTF S das Manoeuvre Battalion "Dulje" (ManBn "Dulje") - einen bataillonsstarken Verband - mit Camp in Suva Reka, in dem auch eine eidgenössische Einsatzkompanie eingegliedert war.

Mit Ende Jänner 2010 wurde gemäß der Entscheidung des North Atlantic Council (NAC-Beschluss) im Rahmen der Deterrent Presence Transition Gate 1 (DP TG1) eine neue Struktur eingenommen (siehe dazu auch TD 4/2010, "Das Österreichische Bundesheer im Kosovo"). Die Hauptaufgaben der KFOR bestehen vor allem in der Gewährleistung eines sicheren Umfeldes (Safe and Secure Environment, SASE) als dritte Eingreifkraft (3rd Rersponder) in der Reihenfolge Kosovo Police Service - EULEX - KFOR. Weiters erfolgt die Überwachung und das Training der Kosovo Security Force (KSF) und - bei Bedarf - Unterstützungsleistungen der internationalen Zivilpräsenz.

Damit verbunden war die Auflösung des ManBn "Dulje" und die Überleitung der MNTF S in die Multinational Battle Group South (MNBG S). Die österreichische Infanteriekompanie wurde direkt dem operationalen Kommando der MNBG S unterstellt. Die Reorganisation des österreichischen Kontingentes (AUCON) erfolgte im Rahmen des Kontingentswechsels im April 2010. Das österreichische Kontingent beteiligt sich mit Stabspersonal im HQ KFOR, mit einem Hubschrauberelement, einem Field Humint Team (FHT), einem EOD-Team, sowie einer Beteiligung am Hauptquartier (HQ) MNBG S (gemeinsam mit Deutschland, der Türkei und der Schweiz), am deutschen Einsatzlazarett (ELAZ) mit sieben Ärzten bzw. SanUO, beim RLMT plus zwei Liaison Monitoring Teams (LMT) mit 18 Mann, beim MP-Element (drei Mann), beim Militärhundeführer (MilHuF)-Element (zwei Mann), bei der Multinational Integrated Logistic Unit (MILU) mit 20 Mann, bei der Manoeuvre Company "Dulje" (ManCoy "Dulje") mit 118 Mann und beim Austrian National Element (AUNE) mit 182 Soldaten. Im Rahmen von Transition Gate 1 hat Österreich noch einen Aufklärungszug und Spezialeinsatzkräfte die direkt dem Kommandanten von KFOR (COMKFOR) unterstellt werden, eingebracht.

Nach Entscheidung des North Atlantic Council (NAC) vom 29. Oktober 2010 über die Einnahme des reduzierten Kräftedispositivs für die Operation KFOR, ist die Einnahme der neuen Struktur bis 28. Februar 2011 vorgesehen. Die weiteren österreichischen Planungen für KFOR beinhalten die Beendigung der Beteiligung mit einem Transporthubschrauber­element Anfang Februar dieses Jahres, die Entsendung eines Militärpolizeizuges (MPZg) zur Multinational Specialized Unit (MSU) Anfang Februar, sowie die Unterstellung der ManCoy "Dulje" zur MNBG W mit unverändertem Standort im Camp in Suva Reka ab dem 11. Februar 2011.

Mit Jahresende 2010 wurde mit einer Entsendestärke von bis zu 460 Soldaten die Ausrichtung des Schwergewichtes am Balkan erneut unterstrichen.

AUCON/EUFOR ALTHEA

Besondere Probleme ergeben sich durch den laufenden Abzug einiger Truppensteller und die mangelnde Bereitschaft der EU-Staaten weitere Beiträge zu leisten. Zur Sicherstellung der Handlungsfähigkeit von EUFOR ALTHEA verstärkte Österreich sein Kontingent ab Juni 2010 für die Dauer der Führung der Mission durch einen Österreicher als Kommandant von EUFOR (COMEUFOR), vorerst bis Ende 2011 mit einem Aufklärungszug als Ersatz für den spanischen Aufklärungszug des ManBn "Althea", sowie einer Infanteriekompanie als Ersatz für die spanische Infanteriekompanie des ManBn "Althea". In weiterer Folge übernahm Österreich mit 18. Oktober 2010 auch die Führung des ManBn "Althea" von Spanien.

Im Herbst 2010 erfolgte die Umgliederung der fünf Regional Coordination Centers (RCC) 1-5 in das RCC West, RCC Center, RCC South und dem durch Österreich geführten RCC East, aufgrund der Beendigung der Beteiligung von Italien, Spanien und Portugal.

Im Rahmen der Ausbildungs- und Unterstützungsmission beteiligt sich Österreich mit bis zu 30 Soldaten an der "Capacity Building and Training Division" (CBTD) und stellt Mobile Training Teams (MTT) in folgenden Bereichen bereit:

  • Training and Documentation (TRADOC) Improvement (2 Mann),
  • Ammunition and Weapons Storage Management (2 Mann),
  • Mine Clearance Armed Forces of BiH support (4 Mann),
  • Disaster Relief Support to Civil Authorities (4 Mann),
  • Engineer Training to achieve formal qualifications (3 Mann) und
  • Nuclear, Biological and Chemical (NBC) Spezialisten/Ausbilder (3 Mann).

Die Initial Operation Capability (IOC) der CBTD des HQ EUFOR/ALTHEA war für Anfang Mai 2010 vorgesehen, die Full Operation Capability (FOC) für Anfang Juli 2010. Die Entsendung der Mobile Training Teams in den Einsatzraum erfolgt je nach Team unterschiedlich auf Basis des bosnischen Bedarfs - durchgehend, gestaffelt oder zeitlich befristet. Die ersten Entsendungen erfolgten im August 2010.

Mit einer Entsendestärke von bis zu 360 Soldaten wurde die Ausrichtung des Schwergewichtes am Balkan erneut unterstrichen.

Mit der weiteren Besetzung des High Representative/Secre­tary General (HR/SG) durch den österreichischen Botschafter Dr. Valentin Inzko ist Österreich im weiteren Entwicklungsprozess auch an der obersten politischen Spitze vertreten.

UNDOF

Das seit 1974 bei der UN Disengagement Observer Force (UNDOF) eingesetzte österreichische Kontingent (AUCON/UNDOF) umfasst etwa 375 Soldaten und stellt im Kern ein Infanteriebataillon (Austrian Battalion, AUSBATT). Seit 2008 ist im AUSBATT eine Einsatzkompanie aus Kroatien eingegliedert. Zusätzlich wurde die Position 22 im Süden an der Grenze zum damaligen polnischen Bataillon (POLBATT) übernommen. Damit kann sowohl die Handlungsfreiheit von UNDOF wie auch die Kontinuität dieses wichtigen Grenzübergangs nach Israel vorerst durch Österreich sichergestellt werden. Das ÖBH stellt einen über viele Jahre konstant gebliebenen direkten Beitrag zu einer UN-Mission. Diese wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch mittelfristig beibehalten werden. Der Abzug von Polen im Herbst 2009 wurde durch einen vergleichbaren Beitrag der Philippinen ersetzt. Der österreichische Force Commander von UNDOF übergab im März 2010 an seinen Nachfolger.

2.2 Truppenmissionen mit österreichischem Stabspersonal, Militärbeobachtermissionen und zivile Missionen mit militärischem Personal

2010 wurden folgende Missionen weitergeführt:

  • Vier Stabsmitglieder im Hauptquartier (HQ) UNFICYP (UN Force in Cyprus);
  • Bis zu drei Stabsoffiziere im HQ ISAF (International Security Assistance Force);
  • Sieben Militärbeobachter bei UNTSO (UN Truce Supervision Organisation) im Nahen Osten;
  • Zwei Militärbeobachter bei MINURSO (Mission de las Maciones Unidas para el Referendum en el Sahara Occidential, Westsahara);
  • Zwei Militärbeobachter bei UNMIN (UN Mission in Nepal);
  • Zwei Stabsoffiziere bei EUSEC RD Congo;
  • Ein Stabsoffizier bei RACVIAC, Kroatien.

Bei folgenden Missionen gab es wesentliche lagerelevante Änderungen:

  • EUMM-GEO: zu der seit Herbst 2008 angelaufenen Mission können seit dem Jahreswechsel zu 2010 auch bis zu fünf Angehörige des BMLVS als Military Monitoring Officers (MMO) entsandt werden;
  • Drei Stabsoffiziere beendeten mit 15. März 2010 ihre Aufgaben im HQ MINURCAT als letzter Anteil des im Vorjahr rückgeführten Kontingentes bei MINURCAT.

2.3 Internationale humanitäre und Katastrophenhilfe, Such- und Rettungseinsätze und Evakuierungsmissionen

Für einen Einsatz im Rahmen der internationalen humanitären und Katastrophenhilfe standen 2010 weitere Elemente bereit:

  • AFDRU (Austrian Armed Forces Disaster Relief Unit) ist eine Einheit zur internationalen Katastrophenhilfe, die unter zehn Stunden ab Alarmierung abmarschbereit ist und in verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten mit zivilen Aufgabenträgern zusammenarbeitet. Diese Einheit wird für den Anlassfall formiert und durch zivile Spezialisten verstärkt. Zu ihren Aufgaben im internationalen Umfeld zählen Rettungs- und Bergeeinsätze nach Erdbeben, Wasseraufbereitung nach Hochwasser- oder Flutkatastrophen etc.
  • UNDAC (UN Disaster Assessment and Coordination Team) ist ein Element der UN mit einer 24-stündigen Einsatzbereitschaft, das auf Anforderung durch UN-OCHA (UN Office for the Coordination of humanitarian Affairs) weltweit in Katastrophenfällen eingesetzt werden kann. 2010 kam es zum Einsatz eines UNDAC-Experten im Rahmen der weitreichenden Überflutungen in Pakistan vom 24. August bis 11. September 2010.
  • ATHUM Ungarn wurde nach dem Chemieunfall im Raum Kolontar nach einem Dammbruch eines Auffangbeckens für überwiegend bauxithaltigen Schlamm mit fünf Experten vom 15. bis 16. Oktober 2010 zur Unterstützung der Schadensaufnahme in Abstimmung mit den ungarischen Behörden entsandt.
  • ATHUM Albanien wurde zur Hilfeleistung bei Hochwasser in Abstimmung mit den albanischen Behörden vom 8. bis 11. Dezember 2010 in der Stärke von 30 Soldaten, zwei Hubschrauber und Sanitätspersonal im Einsatzraum KFOR bereitgehalten. Gutes Wetter und weitere rasch voranschreitende internationale Hilfe führten dazu, dass dieses Kontingent nicht angefordert wurde. Die Rückverlegung nach Österreich erfolgte am 11. Dezember 2010.

2.4 Krisenunterstützungsteams

2010 erfolgten auf Anforderung des Bundesministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten (BMeiA) sowie auch als Beiträge zur nationalen Vorbereitung verschiedene Aktivitäten im Bereich der Krisenunterstützungsteams (KUT).

2.5 Beiträge zu multinationalen Verbänden

Operational Reserve Forces (ORF)

Für die Joint Operation Area (JOA) Balkan werden, in Absprache mit NATO und EU, Kräfte zur Bewältigung unvorhergesehener Lageentwicklungen bereitgehalten. Im Allgemeinen werden diese Kräfte als Over the Horizon Forces (OTHF) bezeichnet und stellen im Wesentlichen Reserven auf operativer Ebene dar. Im Rahmen von Operational Rehearsals verschiedener Stufen werden Top-down (von oben nach unten), d. h. der Bataillonskommandant und sein Stab, danach der Kompaniekommandant und letztendlich die gesamte Truppe in die jeweiligen einsatzraumspezifischen Gegebenheiten eingewiesen.

Der Beitrag des ÖBH stellt im Kern jeweils eine Infanteriekompanie mit Mannschaftstransportpanzern (MTPz) "Pandur" sowie nationalen Anteilen in einem Umfang von rund 140 Soldaten dar. Abhängig von den Aufträgen bzw. der jeweiligen Lage kann dieser Beitrag auf bis zu 230 Soldaten aufgestockt werden. Diese Soldaten sind im Rahmen eines Bataillons der Deutschen Bundeswehr eingegliedert und durchlaufen gemeinsam die Einsatzvorbereitung sowie die folgenden Einsätze.

2010 wurden diese Kräfte jeweils im Frühjahr und im Herbst im Rahmen eines Operational Rehearsals bis einschließlich der Führungsebene der Kompanie in den Einsatzraum verlegt und dort in die Einsatzaufgaben eingewiesen. Die Volltruppe verlegte nicht.

EU-Battle Group (EUBG 2011-I)

Bis zum Jahreswechsel 2010/11 wurde die multinationale Einsatzvorbereitung der EUBG 2011-I, gestellt durch die Niederlande (Lead Nation), Deutschland, Finnland, Litauen und Österreich abgeschlossen und planmäßig die Einsatzbereitschaft hergestellt. Der Anteil des ÖBH umfasst eine gepanzerte Infanteriekompanie mit dem MTPz "Pandur" und kann bei Entsendung bis zu 180 Soldaten umfassen.

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