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Auslandseinsätze

Im Jahr 2011 entstand mehrfach der Bedarf, innerhalb sehr kurzer Vorwarnzeiten mit qualifizierten Kräften und Mitteln auf krisenhafte Entwicklungen im Ausland mit direkter Auswirkung auf Österreich zu reagieren.

Im Jahresschnitt sind 2011 etwa 1 300 Soldaten in bis zu 18 Auslandsmissionen gemäß Ministerratsbeschlüssen der österreichischen Bundesregierung weltweit entsandt gewesen. Das Schwergewicht lag unverändert am Westbalkan, wo temporär befristet auf Grund der Entwicklungen im Kosovo bis zu 1 000 Soldaten gleichzeitig zum Einsatz kamen. Mit der Entsendung von AUTCON/UNIFIL entwickelte sich ab November 2011 ein zweiter Schwerpunkt im Nahen Osten, wo vorerst bis Ende 2014 etwa 550 Soldaten eingesetzt sein werden. Neben der Teilnahme an zwei Evakuierungsoperationen aus dem nördlichen Afrika erfolgten auch vier MEDEVAC-Transporte von Verwundeten mit C-130 "Hercules" aus den Einsatzräumen nach Österreich.

Eine Besonderheit war der "Afrika-Flug" mit der C-130. Am 30. August startete eine C-130 - Austrian Air Force 81 - in Linz zu einem Rundflug nach Afrika. Der Flug führte in einer sechstägigen Reise mit zwei Crews über Luxor, Djibouti, Mombasa, Lusaka, Douala, Abidjan und Dakar wieder zurück nach Linz. Die gewonnenen Erfahrungen stellen eine wertvolle Grundlage für mögliche zukünftige Herausforderungen dar. In diesem Zusammenhang ist auch auf die 2011 kurzfristig abgerufenen Evakuierungsflüge zu verweisen.

2.1 Truppenkontingente

AUTCON/KFOR

Mit 28. Februar 2011 wurde nach Entscheidung des North Atlantic Council (NAC) im Rahmen der Deterrent Presence (DP), Transition Gate 2 (TG2) eingenommen und damit die Anzahl von bis zu 10 000 Soldaten in Gate 1 planerisch auf etwa 5 700 in Gate 2 reduziert. Dieser Schritt stellt bei Beibehaltung der derzeitigen Grundlagen das unverwechselbare Zeichen einer absehbaren Ausphasung der Präsenz militärischer Kräfte im Kosovo dar. Die Hauptaufgaben von KFOR bestehen vor allem in der Gewährleistung des sicheren Umfeldes (Safe and Secure Environment - SASE) als 3rd Responder in der Reihenfolge Kosovo Police Service - EULEX - KFOR. Weiters erfolgt die Überwachung und das Training der Kosovo Security Force (KSF) und bei Bedarf die Unterstützung der internationalen Zivilpräsenz.

Damit verbunden werden die operativen Kräfte im Raum durch eine Multinational Battlegroup West (MNBG W) unter italienischer (ITA)-Führung im Camp "Villagio Italia" in Peæ und einer Multinational Battlegroup East (MNBG E) unter Führung der USA im Camp "Bondsteel" mit insgesamt zwölf Einsatzkompanien gestellt. Das HQ KFOR führt unmittelbar die Tactical Reserve 1 (TACRES 1) mit einem verminderten Infanteriebataillon mit zwei Einsatzkompanien unter portugisischer (PRT)-Führung sowie der Tactical Reserve 2 (TACRES 2) gestellt durch die ITA-geführte Multinational Specialized Unit (MSU).

Die Reorganisation des AUTCON erfolgte innerhalb des Kontingentswechsels im April 2011. Die Beteiligungen mit Stabspersonal im HQ KFOR, einem Hubschrauberelement bis Ende Jänner 2011, einem Field Humint Team (FHT) und einem EOD-Team, einer anteilsmäßigen Beteiligung am HQ MNBG W (gemeinsam mit ITA und Slowenien), am deutschen Einsatzlazarett (DEU ELAZ) (sieben Ärzte bzw. SanUO), bei RLMT plus zwei LMT (18 Mann), MP-Element (drei Mann), Militärhundeführer-Element (zwei Mann), JLSG (20 Mann), und AUTNE (160) wurden auch 2011 aufrecht erhalten. Die österreichische Infanteriekompanie wurde als A-Coy direkt dem Kommando der MNBG W unterstellt.

Zusätzlich wurden im Rahmen von TG2 durch Österreich eine Aufklärungskompanie mit Kompaniekommando und zwei Aufklärungszügen, ein SOF-Element der Spezialeinsatzkräfte für spezialisierte Aufklärung sowie ein Zug der MSU (gestellt aus MilStrf&MP) zur Sicherstellung der unmittelbaren Aufgaben des HQ KFOR eingebracht. Ende Dezember wurde das SOF-Element in Übereinstimmung mit der Einmeldung wieder nach Österreich zurück verlegt. Für die Übergabe des Camps Casablanca in Suva Reka an UNMIK wurden 2011 in Übereinstimmung mit der Schweiz (CHE) und Deutschland (DEU) die vorbereitenden Planungen sowie erste Maßnahmen abgeschlossen. Eine Beendigung dieser Maßnahmen mit einer anschließenden Übergabe ist ab Sommer 2012 vorgesehen.

Mit Jahresende 2011 wurde mit einer Entsendestärke von bis zu 450 Soldaten die Ausrichtung des Schwergewichtes am Balkan erneut unterstrichen.

Lageentwicklung ab Juli 2011
Infolge der Unruhen seit 25. Juli - ausgelöst durch den Versuch der kosovarischen Behörden, Zollbestimmungen gegenüber serbischen Waren durchzusetzen - wurde im Norden des Einsatzraumes von KFOR vor allem auf den Bewegungslinien zwischen Mitrovica und den Grenzübergängen Gate 1 und Gate 31 zu Serbien durch mehrmalige Demonstrationen und temporäre Straßensperren die Bewegungsfreiheit von KFOR nachhaltig eingeschränkt. Um den 27. Juli eskalierten diese Aktionen zu immer mehr Gewaltanwendung durch die Demonstranten, wobei vor allem EULEX und die Kosovo Police zum Ziel wurden. Am selben Tag erschossen Demonstranten noch einen Polizisten der Kosovo Police. In der Folge setzte KFOR seine Kräfte zur Aufklärung und Räumung der Straßensperren ein, die massiv mit Steinen beworfen sowie auch durch Heckenschützen bekämpft wurden, was zu einigen Toten und einer größeren Anzahl an Verwundeten führte. Es folgte eine Phase, in der die Kräfte an den angeführten Gates 1 und 31 über eine Luftbrücke versorgt werden mussten.

Seit 1. Juli stand AUTCON8/ORF als Teil des DEU-ORF-Bataillons mit der Bereitschaftsstufe "Ready" für Einsätze in der Joint Operations Area (JOA) "Balkan" bereit.

Am 29. Juli erfolgte die Alarmierung des DEU-AUT-ORF-Bataillons durch das vorgesetzte Kommando JFC NAPLES (Auszug siehe Kasten). Am 2. August 2011 erging der Einsatzbefehl von JFC NAPLES, womit das ORF-Bataillon KFOR unterstellt wird (Auszug siehe Kasten). Unverzüglich wurden die Maßnahmen der Einsatzvorbereitung gesetzt. Das Vorkommando landete am 3. August im Einsatzraum, die Kräfte stellten ihre Einsatzbereitschaft (Full Operational Capability - FOC) am 9. August 2011 im Einsatzraum her. In der Folge wurden Aufträge aus dem Verfügungsraum im Camp "Novo Selo" gemeinsam mit den anderen Kräften von KFOR, wie z. B. der A-Coy/MNBG W, der RECCE-Coy/KFOR (Aufklärungskompanie), Teilen der MSU sowie punktuell im Zusammenwirken mit dem SOF-Element im nördlichen Kosovo erfüllt. Da Verhandlungen die seit Juli prolongierte Situation nicht lösen konnten, befahl der Kommandant KFOR (COM KFOR) am 20. Oktober die Operation "Breaking Down" mit Schwergewicht im Raum Zubin Potok mit dem Ziel der Räumung und Wiederherstellung der Bewegungsfreiheit der KFOR-Truppen (Freedom of Movement - FOM). Punktuelle Erfolge stehen starken Demonstrationen entgegen, letztendlich wird seitens KFOR weiteren Verhandlungen gegenüber der Durchsetzung des Mandates mit Gewalt der Vorzug gegeben. In zähen Verhandlungen ergaben sich keine Änderungen auf Seiten der Demonstranten.

Am 28. November begann die Operation "GOING HOME" schrittweise den Ursprungszustand wieder herzustellen. Bereits in den Morgenstunden des 28. November kommt es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen gewalttätigen Demonstranten, die mit Molotow-Cocktails und Sprengkörpern (später werden Handgranaten eingesetzt) gegen die KFOR-Kräfte vorgingen, deren Kern das ORF-Bataillon vor Ort bildete.

In dieser Phase werden 14 DEU und elf AUT Soldaten zum Teil schwer verwundet. Kurze Zeit danach werden der DEU Bataillonskommandant und ein ihn sichernder Soldat während Verhandlungen mit dem örtlichen Bürgermeister durch einen Heckenschützen angeschossen und verwundet. In dieser heiklen Phase übernimmt unverzüglich der stellvertretende AUT Bataillonskommandant Obstlt Franz Pirker das Kommando bis zur Genesung des verwundeten Deutschen.

Nach einer Erstversorgung wurden die schwerer verwundeten Soldaten mit der C-130 im MEDEVAC-Modul nach Österreich ausgeflogen. Während der gesamten Lageentwicklung wurden zweimal Teile der nationalen Reserve zur Unterstützung der eingesetzten Kräfte bei Maßnahmen zur Erhaltung der Kampfkraft sowie zum Abbau von Sonderurlaub zur personellen Verstärkung zusätzlich eingesetzt.

AUTCON/EUFOR/ALTHEA

In diesem Einsatzraum ergeben sich weiterhin die wesentlichen Probleme durch den laufenden Abzug von Truppenstellern und der mangelnden Bereitschaft der EU-Staaten, reale Beiträge zu leisten. Zur Sicherstellung der Handlungsfähigkeit von EUFOR/ALTHEA entsandte Österreich das AUTCON (seit Juni 2010 in dieser Form im Einsatz) vorerst bis Mitte 2013 mit einem Bataillonskommando/Maneuvre Battalion, dem Aufklärungszug (AufklZg), einer Infanteriekompanie (InfKp) sowie weiterer Elemente zur Unterstützung der Auftragserfüllung.

Am 6. Dezember 2011 erfolgte die Kommandoübergabe von GenMjr Bernhard Bair an GenMjr Robert Brieger, der für ein weiteres Jahr als Force Commander (COM EUFOR) die Geschicke von EUFOR/ALTHEA führen wird. Die dazu entsandte Militärmusik Steiermark umrahmte den Festakt.

Im Herbst 2011 erfolgte auf Grund der Beendigung der Beteiligung von IRL, NLD, DEU und PRT die Umgliederung der RCC:

  • RCC NORTH in Banja Luka, geführt durch Österreich,
  • RCC CENTER in Zenica, geführt durch die Türkei und
  • RCC SOUTH in Sarajewo, geführt durch die Slowakei.

Aus dieser Umgliederung sowie aus den Abzügen ergab sich, dass im Rahmen des RCC NORTH zu Jahresende CHL, GRC, ROU und AUT die Aufgaben in der zugeordneten LOT-Struktur wahrgenommen haben.

Im Rahmen der Ausbildungs- und Unterstützungsmission beteiligt sich Österreich nach wie vor mit bis zu 30 Soldaten an der "Capacity Building and Training Division" (CBTD) und stellt für Mobile Training Teams (MTT) in den Bereichen TRADOC, Improvement, Ammunition and Weapons Storage Management, Mine Clearance AFBiH support, Disaster Relief Support to Civil Authorities, Engineer Training to achieve formal qualifications, Engineer Training to achieve formal qualifications und ABC-Abwehr die erforderlichen Spezialisten (Ausbilder) bereit. Die Entsendung der MTT in den Einsatzraum ALTHEA erfolgt je nach MTT unterschiedlich auf Basis des bosnischen Bedarfs gestaffelt oder zeitlich befristet. Im Herbst 2011 wurden unter anderem eine Ausbildung an Kettensägen sowie ein Sprengkurs mit jeweils etwa 20 Teilnehmern in Österreich durchgeführt.

Mit Jahresende 2011 wurde mit einer Entsendestärke von ca. 360 Soldaten die Vorjahresmarke gehalten und damit auch das Schwergewicht am Balkan erneut unterstrichen.

UNDOF

Das seit 1974 bei der UN Disengagement Observer Force (UNDOF) eingesetzte AUTCON/UNDOF stellt das AUSBATT, ein Infanteriebataillon und umfasst etwa 375 Soldaten. Im AUSBATT ist seit 2008 eine Einsatzkompanie von Kroatien eingegliedert. Im Zuge der Umgliederung wurde 2009 zusätzlich die Position 22 an der Grenze zur A-Seite (israelische Seite) nach Israel übernommen.

Ab Anfang Mai eskalierte die Lage im Bereich der Area of Separation (AOS) durch Demonstranten, die bereit waren, die technischen Sperren und Zäune gegenüber der A-Seite nach Israel zu überwinden. Die Höhepunkte erreichte diese Auseinandersetzung durch die Sicherheitskräfte der vormaligen Konfliktparteien am 15. Mai und 1. Juni 2011, wo diese mehrmals auch Waffengewalt von außerhalb der technischen Zäune gegen Demonstranten innerhalb der von UN-Soldaten überwachten Zone einsetzten. Ab dem 15. Juni entspannte sich die Lage in diesem Raum wieder. Im Zuge dieser Auseinandersetzungen wurden auch vermehrte Aktionen durch die Demonstranten gegen die eingesetzten UN-Soldaten durchgeführt, wobei Patrouillen- und Versorgungswege mehrfach unterbrochen und Patrouillen mit Steinen beworfen bzw. mit Schlagstöcken attackiert wurden. In einem Fall drangen die Demonstranten in eine UN-Position des AUTCON ein, die jedoch von der Besatzung wieder zurückgedrängt werden konnten. Der Kommandant dieser UN-Position wurde im Dezember 2011 wegen seines vorbildlichen Engagements und seiner umsichtigen Führung der unterstellten Soldaten zum "Soldier of the Year" des ÖBH gewählt.

Im Zuge der angeführten Lageentwicklungen gab es bei Schusswechseln von Sicherheitskräften mit den Demonstranten in der unmittelbaren Nähe zu UN-Positions in diesem Zeitraum etwa zehn Tote (unbestätigte Angabe) und eine große Anzahl an Verwundeten.

Außerhalb der B-Seite (syrische Seite) kam es ab März zu immer stärkeren Auseinandersetzungen zwischen den syrischen Sicherheitskräften und Demonstranten, was phasenweise Auswirkungen auf die Sicherstellung des Freedom of Movement (FOM) und damit im Allgemeinen auf die Versorgungslage hatte.

In der Folge wurden die Schutzmaßnahmen durch UNDOF verbessert und die UN-Positions stärker ausgebaut.

Das Mandat beruht auf dem Kapitel VI der Satzung der UNO und regelt die friedliche Beilegung von Streitigkeiten zwischen Mitgliedstaaten der UNO. Im Allgemeinen werden diese Einsätze auch "Peace-Keeping"-Einsätze genannt, wobei der Waffengebrauch auf die Selbstverteidigung beschränkt ist. Aus diesen Gründen wird im Rahmen des Mandates der Waffengebrauch bei UNDOF auf die Selbstverteidigung der eingesetzten Soldaten (Notwehr) bzw. auf die Abwehr rechtswidriger Angriffe auf andere UN-Soldaten, UN-Güter oder UN-Positions (Nothilfe) beschränkt. Ein aktives Einschreiten von UN-Soldaten während der dargestellten Lageentwicklungen war daher in Übereinstimmung mit dem gültigen Mandat nicht genehmigt bzw. wäre ein Waffengebrauch über den dargestellten Rahmen hinaus auch völkerrechtswidrig gewesen.

Die Unruhen in Syrien eskalierten über das Jahresende hinaus und sind in ihrer Tragweite auch gegenwärtig nicht abschätzbar.

UNIFIL

Am 6. September 2011 beschloss der Ministerrat, dass sich das ÖBH mit einem Truppenkontingent mit bis zu 160 Soldaten an der United Nations Interim Forces in Lebanon (UNIFIL) ab November 2011 beteiligt. Das Mandat dieser UN-Mission basiert auf den UN-Resolutionen 425 und 426 aus dem Jahr 1978 (etwa 2 000 Soldaten) sowie der UN-Resolution 1701 aus dem Jahr 2006 (bis zu 15 000 Soldaten sowie einer maritimen Komponente und Erweiterung des Mandates). Das HQ ist in Naqoura im Südwesten des Libanon disloziert. UNIFIL ist mit schwerem Gerät wie Kampfpanzern und Geschützen ausgerüstet. Darüber hinaus verfügt die Force auch über eine Maritime Task Force (MTF) im Mittelmeer. Derzeit stellen 35 Nationen ca. 12 000 Soldaten. Die Aufgaben von UNIFIL liegen im Wesentlichen in der Gewährleistung von Sicherheit im Einsatzraum und sind mit Patrouillen, Checkpoints sowie der Unterstützung der libanesischen Sicherheitskräfte beschreibbar. Die Robustheit der Kräfte ist letztendlich auch davon abgeleitet, dass jederzeit mit Aktivitäten der vormaligen Konfliktparteien im Spektrum von örtlichen Anschlägen bis hin zu räumlich begrenzten gewaltsamen Auseinandersetzungen gerechnet werden muss. Beispielhaft sind hier die Bombenanschläge vom 16. Oktober 2011 gegen zwei zivile Ziele sowie eine Road Side Bomb vom 9. Dezember gegen eine französische Patrouille mit fünf Verwundeten in der Hafenstadt Tyre, 20 km nördlich von Naqoura, anzuführen. Bei einem Einsatz der israelischen Armee gegen die örtlichen Milizen der Hisbollah kam es in diesem Einsatzraum am 25. Juli 2006 auch zur Bombardierung der UN-Beobachter-Position Khiam (UNTSO) durch israelische Luftstreitkräfte, bei der vier UN-Beobachter - darunter auch Major Hans-Peter Lang - getötet wurden.

Mit 25. Oktober 2011 wurde der erste Anteil mit zwei Stabsoffizieren in das HQ UNIFIL entsandt, die das Einfließen der Kräfte des AUTCON im Einsatzraum vorbereiteten. Das entsandte AUTCON folgte am 22. November 2011 und übernahm die Aufgaben des dänischen Kontingentes, das mit Ende November 2011 repatriiert wurde. Im Wesentlichen handelt es sich um logistische Aufgaben, wobei das eingesetzte Gerät mit ca. 100 Fahrzeugen (von Geländewagen über schwere Tieflader bis hin zum Tank-LKW) durch die UNO bereitgestellt wird. Die volle Einsatzbereitschaft war mit 30. November 2011 erreicht.

2.2 Truppenmissionen mit österreichischem Stabspersonal, Militärbeobachtermissionen und zivile Missionen mit militärischem Personal

2011 wurden folgende Missionen weitergeführt:

  • 4 Stabsoffiziere im HQ UNFICYP (UN Force in Cyprus),
  • 7 Militärbeobachter zu UNTSO (UN Truce Supervision Organization) im Nahen Osten,
  • 2 Militärbeobachter zu UNMIN (UN Mission in Nepal) bis 20. Jänner 2011, als das Mandat auslief,
  • 1 Stabsoffizier zu UNOWA (UN Office for Western Africa) in der Funktion des stellvertretenden Militärberaters zum Special Representative of the Secretary General,
  • 2 Militärbeobachter zu MINURSO (Mission de las Naciones Unidas para el Referendum en el Sahara Occidential, Westsahara),
  • 5 Militärbeobachter zu EUMM-GEORGIA als Military Monitoring Officers (MMO),
  • 2 Stabsoffiziere beim OHQ EUFOR LIBYA, das durch das Commando Operativo di vertice Interforce (COI) in Rom gestellt wurde (mit Rückkehr am 16. November 2011 wurde diese Beteiligung beendet),
  • 1 Stabsoffizier zu EUSEC RD CONGO,
  • 1 Stabsoffizier zu RACVIAC mit Sitz in Zagreb in Kroatien sowie
  • 3 Stabsoffiziere in das HQ ISAF (International Security Assistance Force) in Kabul in Afghanistan.

2.3 Internationale humanitäre und Katastrophenhilfe, Such- und Rettungseinsätze und Evakuierungsmissionen

Für einen Einsatz im Rahmen der internationalen humanitären und Katastrophenhilfe standen 2011 unverändert folgende Kräfte bereit:

  • AFDRU (Austrian Armed Forces Disaster Relief Unit) ist eine Einheit zur internationalen Katastrophenhilfe, die unter zehn Stunden ab Alarmierung abmarschbereit ist und in verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten mit zivilen Aufgabenträgern zusammenarbeitet. Diese Einheit wird für den Anlassfall formiert und durch zivile Spezialisten verstärkt. Rettungs- und Bergeeinsätze nach Erdbeben, Wasseraufbereitung nach Hochwasser- oder Flutkatastrophen etc. im internationalen Umfeld zählen zu ihren Aufgabenbereichen.
  • UNDAC (United Nations Disaster Assessment and Co-ordination Team) ist ein Element der UN, das auf Anforderung durch UNOCHA (United Nations Office for the Co-ordination of Humanitarian Affairs) weltweit in Katastrophenfällen eingesetzt werden kann. Nach Beginn einer Katastrophe wird die Verfügbarkeit der durch die Mitgliedstaaten bereitgehaltenen Experten abgefragt. Diese stellen nach Auswahl durch UNOCHA eine 24-stündige Marschbereitschaft her und können in der Folge jederzeit abgerufen werden.

Im Rahmen der internationalen humanitären und Katastrophenhilfe kamen 2011 folgende Kräfte zum Einsatz:

  • EUCPT ZYPERN (European Union Civil Protection Team) wurde durch die EU zur Hilfe nach der Katastrophe, ausgelöst durch die Explosion eines Munitionslagers auf der Marinebasis Evangelos Florakis am 11. Juli 2011, entsandt. Für dieses EUCPT wurden ein Teamleader sowie ein Spezialist mit Hintergrund von UNDAC bzw. AFDRU im Zeitraum vom 16. bis 29. Juli gestellt. Dabei waren die fachliche Beratung zur Bewältigung der großen Umweltschäden sowie die Sicherung und Wiederherstellung des für die Insel Zypern wesentlichen Vassiliakos-Kraftwerks und der nahegelegenen Entsalzungsanlagen für die Trinkwasserversorgung von entscheidender Bedeutung.
  • AUTHUM JAPAN wurde nach der Atomkatastrophe in Fukushima aktiviert. Dabei begleitete ABC-Spürpersonal der ABC-Abwehrschule bzw. AFDRU im Zeitraum vom 14. März bis 10. Juni 2011 Flüge der Austrian Airlines nach Tokio. Insgesamt wurden 27 Flüge der AUA von je einem hochqualifizierten ABC-Spezialisten eskortiert und jeweils nach der Landung in Tokio die potenzielle Gefährdung untersucht, bevor die Freigabe zum Verlassen des Flugzeuges erfolgte. In dem angeführten Zeitraum wurden keine gesundheitsgefährdenden Ergebnisse bei den Messungen festgestellt.

2.4 Krisenunterstützungsteams und Evakuierungsoperationen

2011 erfolgten auf Anforderung des Bundesministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten (BMeiA) zwei Einsätze von Krisenunterstützungsteams (KUT) nach Ägypten und in der Folge nach Libyen. In beiden Fällen kam es zum Einsatz von C-130 Transportmaschinen im Rahmen der Evakuierungsoperationen der europäischen Staaten aus diesen Ländern auf nahegelegene Flugplätze im sicheren Europa.

  • KUT ÄGYPTEN wurde während des sich entwickelnden "Arabischen Frühlings" zur Verstärkung und Unterstützung der österreichischen Botschaft vom 29. Jänner bis 9. Februar 2011 nach Kairo entsandt. Am 31. Jänner und am 2. Februar erfolgte jeweils ein Einsatz einer C-130 zur Evakuierung von europäischen Bürgern von Luxor über Kairo nach Chania auf Kreta in Koordination mit anderen europäischen Staaten.
  • KUT LIBYEN wurde während der Unruhen, die zum Sturz des Staatschefs Muammar Gaddafi führten, zur Verstärkung und Unterstützung der österreichischen Botschaft vom 19. Februar bis 1. März nach Tripolis entsandt. Ab 20. Februar stand eine C-130 auf Malta zur Unterstützung von Evakuierungsmaßnahmen bereit. Am folgenden 21. Februar wurde ein Flug zur Evakuierung von europäischen Bürgern aus Tripolis nach La Valetta auf Malta durchgeführt. Am 25. Februar 2011 erfolgte die Evakuierung der österreichischen Botschaft am Landweg nach Djerba im benachbarten Tunesien.

2.5 Beiträge zu multinationalen Verbänden

Operational Reserve Forces (ORF)

Für die Joint Operation Area (JOA) Balkan werden für die seit Mitte der Neunzigerjahre in Absprache von NATO und EU Kräfte zur Bewältigung unvorhergesehener Lageentwicklungen bereitgehalten. Diese Kräfte werden als Over the Horizon Forces (OTHF) bezeichnet und stellen Reserven auf operativer Ebene dar.

Der Beitrag des ÖBH stellt im Kern eine Infanteriekompanie mit MTPz "Pandur" sowie nationale Anteile dar, die in einem Umfang von rund 140 Soldaten in ein Bataillon der Deutschen Bundeswehr (DBW) eingegliedert sind.

2011 wurden diese Kräfte durch JFC NAPLES aktiviert und im August in den Einsatzraum Kosovo verlegt und KFOR unterstellt (Verlauf des Einsatzes siehe KFOR).

EUBG 2011-I

Im ersten Halbjahr 2011 wurde im Rahmen der multinationalen EUBG 2010-I, gestellt durch die Niederlande (Lead-Nation), Deutschland, Finnland, Litauen und Österreich, eine gepanzerte Infanteriekompanie mit dem Mannschaftstransportpanzer (MTPz) "Pandur" sowie verschiedene andere Anteile von insgesamt bis zu 180 Personen bereit gehalten. Da diese EUBG nicht zum Einsatz kam, wurden die gemeinsam auf hohem Standard vorbereiteten Kräfte nach Auslaufen der Bereitstellungsphase ab Juli wieder in die jeweiligen nationalen Streitkräfte zurückgeführt.

EUBG 2012-II

In der zweiten Jahreshälfte 2012 wird die EUBG 2012-II durch Deutschland (Lead-Nation), Irland, Tschechien, Kroatien, Mazedonien und Österreich gestellt. Dabei wird durch das ÖBH die Rolle des "Logistic Leads" mit Personal von bis zu 350 Soldaten übernommen. Die nationalen Vorbereitungen wurden 2011 abgeschlossen, die multinationalen Vorbereitungen streben dem Höhepunkt zu und sind planmäßig bis Juni 2012 abzuschließen.

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