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Von der Militärsprache zur Militärkultur - am Beispiel des Tschechischen

Tschechischkenntnisse dienen bei gemeinsamen Einsätzen auch dem Verstehen unserer "Nachbarn". Damit einher geht ein Grundverständnis für slawische Sprachen, verbunden mit dem besseren Verständnis aller in slawischsprachigen Ländern entstandenen Texte, auch wenn diese bereits ins Deutsche oder Englische übertragen wurden. Denn slawischsprachige Personen bilden Wortfolgen und Sätze deutlich anders als deutschsprachige. Tschechischkenntnisse heben somit das Grundverständnis der slawischen, hier vor allem der tschechischen Kultur, insbesondere der Militärkultur.

Das Verständnis der slawischen, insbesondere der tschechischen Kultur und dabei primär der Militärkultur, ist eine unverzichtbare Grundlage des Sprachwesens/Tschechisch im Österreichischen Bundesheer (ÖBH). Die Tschechischausbildung am Sprachinstitut des Bundesheeres (SIB) muss deshalb über eine Sprachausbildung hinausgehen, wie sie aus Schulen oder kommerziellen Sprachkursen bekannt ist. Deshalb umfasst die Tschechischausbildung am SIB die Terminologiearbeit als Basis jeder Fachsprachausbildung, die Aus-, Fort- und Weiterbildung durch - Sprachkurse Tschechisch; - Förderseminare Tschechisch, - die Dezentrale Ausbildung Tschechisch, - Sonderausbildungen Tschechisch, - Fernseminare Tschechisch und - Sprachausbildung im Zielsprachenland, sowie deren Regelung und Unterstützung durch - unterstützende Druckwerke, - sämtliche Lehrmittel Tschechisch, - das Prüfungswesen und - eine sprachbezogene grenzüberschrei­tende Zusammenarbeit.

Terminologiearbeit Terminologiearbeit ist für den Laien meist "unsichtbar". Sie ist aber die Basis der Erstellung von überprüftem, aktuellem Lernmaterial durch Ermittlung und Vorgabe der zu verwendenden Begriffe. Sie bilden den Kern der Militärsprache, die sich wiederum in weitere Bereiche unterteilen lässt. Beispiele dafür sind Begriffe und Phrasen aus dem Funksprechverkehr, Kommandos, taktische Begriffe, Führungs- und Versorgungsbegriffe, Gerätebezeichnungen, Dienstgrade und deren Entsprechungen, Abkürzungen sowie das gesamte Formular- und Meldewesen. Die eigenen Begriffe und Phrasen jeder Waffengattung werden als die jeweilige "Militärfachsprache" bezeichnet. Die Militärsprache und die Militärfachsprachen des Österreichischen Bundesheeres sind andere als die der Deutschen Bundeswehr und die der Streitkräfte der Tschechischen Republik. Denn jedes Land bzw. jedes Bündnis hat seine gewachsene Militärkultur, die sich u. a. zumindest teilweise in seiner ureigenen Militärterminologie abbildet. Mit jeder Veränderung in den Streitkräften (z. B. Modernisierung) ändert sich auch die Terminologie. Damit ist eine ständige Aktualisierung der Fachsprache zwingend erforderlich. Kurz: Die Militärsprache lebt!

Jeder Berufssoldat, Milizsoldat, Grundwehrdiener und Zivilbedienstete des Bundesheeres erfährt und erlernt in seiner Ausbildung die Terminologie der eigenen Militärsprache. Doch kaum jemand hat die Gelegenheit, eine fremde Militärterminologie auf die gleiche Art und Weise zu erlernen - nämlich während einer umfassenden Ausbildung vor Ort. Die Militärsprachlehrer müssen daher dem Auszubildenden (Fachpersonal) die Fachsprache eines anderen Landes beibringen. Die Kenntnis der Streitkräfte des Zielsprachenlandes ist dafür unumgänglich - von der Ausrüstung bis zu den landesüblichen Verfahren. Ein "Übersetzungsdienst" reicht dabei nicht aus.

Sprachkurse Tschechisch Die Sprachkurse richten sich nach den Erfordernissen und Aufgaben der Teilnehmer. Die Ausbildung am SIB vermittelt nicht nur Sprachkenntnisse, sondern auch "Fachwissen" wie Militärkultur und interkulturelle Kompetenz. Die Ausbildung erfolgt nach den Grundsätzen der Erwachsenenbildung, einschließlich einer mnemotechnischen Sprachausbildung (Entwicklung von Lernhilfen; Anm.) durch Muttersprachler, "Zahlendrill" und Grammatik(drill).

All das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es dabei Grenzen gibt: Das SIB bildet keine Übersetzer aus und die Teilnehmer sind keine Sprachstudenten mit Hauptfach Tschechisch. Die Kursteilnehmer können sich daher nach dem jeweiligen Kurs zwar auf dem Niveau der erlernten Sprachstufe (1A, 1B, 2A, 2B) ausdrücken, das macht sie aber nicht zu Dolmetschern (wofür ein Studium in der Dauer von mind. acht Semestern notwendig wäre)! Pro Sprachstufe dauern diese Ganztageskurse (mit sieben Unterrichtseinheiten pro Tag) drei mal drei Wochen. Von "Null" bis 2B (etwa Maturaniveau in einer Fremdsprache) sind daher 36 Kurswochen verteilt auf ca. vier Jahre erforderlich. Die Kurse laufen gemäß den Durchführungsbestimmungen des Bundesheeres (DVBH) für die Sprachausbildung. Die Curricula hierfür werden an der Landesverteidigungsakademie laufend evaluiert und angepasst.

Die Ausbildung in einer fremden Militärsprache bzw. Militärfachsprache beinhaltet auch für die "Schüler" zwangsläufig die Vertiefung der Kenntnisse der eigenen Militärsprache bzw. Militärfachsprache sowie der eigenen Muttersprache.

Förderseminare Tschechisch Pro Jahr finden fünf einwöchige Förderseminare Tschechisch statt. Die Seminare bauen nicht aufeinander auf, haben wechselnde Teilnehmer und ersetzen somit keinen durchgehenden Sprachkurs. Die Förderseminare dienen primär dem Erhalt bereits erworbenen Könnens und der Erweiterung der Fachsprachkenntnisse. Die Ausbildung folgt modernen didaktischen Erkenntnissen. Die Förderung der Tschechischkenntnisse der (meist acht bis 20) Teilnehmer erfolgt unter Berücksichtigung aktueller Leistungen, Einsätze und Übungen des tschechischen Militärs bzw. der tschechischen Exekutive mittels - strukturierter Wiederholungen bereits erworbenen Wissens, - Automatisierung des Könnens durch Lösung von anwenderorientierten Aufgaben wie Übersetzungen gesprochener und geschriebener Texte (Teilbereiche wie Zahlen, Datumsangaben, Phrasen etc. auch drillmäßig), - Konversationstraining (auch mit Muttersprachlern), - "mnemotechnischer Sprachausbildung" (unter anderem zur Verbesserung der Betonung und des Sprachrhythmus), - betreutem Selbststudium (zur gezielten Einzelförderung, weil die Seminar­teilnehmer ein unterschiedliches Sprachniveau haben), - Vermittlung von (sprach- und kulturrelevanten) Neuigkeiten, die z. B.­ die Begriffswelt, Verfahren oder Strukturen der Streitkräfte des Nachbarstaates betreffen.

Zur Vorbereitung und während des Seminars erfolgt eine Erfassung der seminarrelevanten Terminologie, deren Einarbeitung in die "Lernkartei Tschechisch" und die Ausgabe der Vokabelkarten (ca. 100 Vokabelkarten pro Förderseminar) an die Teilnehmer.

Fachsprachlich hat jedes Seminar ein Leitthema (z. B. Nationalfeiertag, Staatsfeiertag etc.) und sprachdidaktisch ein Grammatikschwergewicht (z. B. Möglichkeitsform).

Dezentrale Ausbildung Tschechisch Ergänzend zur zentralen Sprachausbildung wurde für das Mili­tär­kommando­ Niederösterreich die "Dezentrale Ausbildung Tschechisch" (DAT) eingeführt. An zwei Vormittagen im Monat mit je vier Unterrichtseinheiten werden in Fortgeschrittenen-Kleingruppen (vier bis sechs Personen) anlass-, orts- und personenbezogen Fach- und Sprachthemen gelehrt, geübt und gedrillt. Es geht dabei generell um "militärkommandoorientierte" Themen, z. B. um kurzfristig erforderliche, reale Sprachmittlungsaufgaben.

Sonderausbildungen Tschechisch Die Sonderausbildungen laufen anders ab als die curricular erfasste Tschechischausbildung. Sie sind personenspezifische Ausbildungsvorhaben für konkrete Bedarfsträger, darunter fachlich hochqualifizierte Offiziere und Unteroffiziere, die gemeinsam mit Personen in den tschechischen Streitkräften Aufgaben erfüllen, und orientieren sich am jeweiligen Einzelfall. Dazu zählen - die "Sonderausbildung Tschechisch/Att" für den in Tschechien (und anderen Staaten) akkreditierten österreichischen Verteidigungsattaché, - die "Sonderausbildung Tschechisch/MLCC" für den im Multinational Logistics Coordination Centre in Prag eingeteilten österreichischen Stabsoffizier, - die "Sonderausbildung Tschechisch/ABCAbwS" für Angehörige der ABC-Abwehrschule zur Unterstützung der Auftragserfüllung für die Ausbildung an echten Kampfstoffen in Vy¹kov/Tschechien.

Fernseminare Tschechisch Das SIB arbeitet an einer Realisierung von "Fernseminaren Tschechisch" (FeST) mithilfe des "Integrierten Lern-, Informations- und Arbeitskooperationssystems" (ILIAS; siehe TD-Heft 4/2006, "Projekt ENCOA"). Damit wird es möglich werden, Teile der Sprachausbildung, Sprachmittlung und Terminologiearbeit vom "klassischen Raum" (Lehrsaal, Klasse etc.) in den "Datenraum" zu verlegen. Das Hochfahren des PC ersetzt zeitaufwändige "Blindleistungen" wie An- und Rückreise. Unterlagen für den Unterricht können vorher, während oder nach der Veranstaltung in digitaler Form in ILIAS verfügbar gemacht werden.

FeST eignen sich für jedes Sprachniveau und nutzen über das Internet fast alle sprachrelevanten klassischen Ausbildungshilfen (persönlicher Unterricht, "Tafelbild", geschriebene Texte, Audio, Video etc.). FeST sind eine optimale Ergänzung des herkömmlichen Sprachunterrichtes, können diesen aber nicht ersetzen. FeST bilden auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht ein Alleinstellungsmerkmal des SIB (vergleichbar mit einer "unique selling position" in der Wirtschaft), bieten gleichzeitig einen veritablen Kundenvorteil und können maßgeblich zu einer effizienten Auftragserfüllung beitragen.

Sprachausbildung im Zielsprachenland Weil Tschechisch - ebenso wie Deutsch - eine lebende Sprache ist, aber auch weil sich sicherheitspolitische und militärische Parameter (und damit auch die Begriffswelten) ständig ändern, ist ein aktiver und persönlicher Austausch für das Lehr- und Einsatzpersonal unverzichtbar. Ausgewähltes österreichisches Fachpersonal vertieft seine Fremdsprachenkenntnisse (und lehrt fallweise auch Deutsch) in der Tschechischen Republik und umgekehrt. Erstmals nahmen im Jahr 2014 acht Angehörige der Tschechischen Streitkräfte an einem dreiwöchigen Sprachkurs "Deutsch" am SIB in Wien teil und im Gegenzug acht Soldaten des ÖBH an einem Militärtschechischkurs in Chocerady bei Prag. Alle österreichischen Teilnehmer haben die Abschlussprüfung erfolgreich absolviert.

Die Tschechen (bereits mit Deutschkenntnissen in der Stufe 3A) lernten am SIB "österreichisches Militär und Militärfachsprachen pur" kennen, die österreichische Gruppe (Tschechischkenntnisse in Stufe 2A) hingegen das tschechische Militär und seine Sprache. Es ging dabei u. a. um die Organisation der Streitkräfte, taktische Begriffe, militärische Verfahren, den Funksprechverkehr, Orientieren im Gelände, die Zusammenarbeit mit der Militärpolizei sowie Auslandseinsätze, all das ergänzt durch ein Kultur- und Sportprogramm - also um weit mehr als um einen "Sprachkurs".

Unterstützende Druckwerke Druckwerke zur Lehr- und Lernunterstützung sowie zur vergleichenden Darstellung der Fachsprachen sind generell notwendig. Doch auch für das Tschechische gilt, dass diese Druckwerke, kaum herausgegeben, schon überholungsbedürftig sind. Aufgrund der ständigen Veränderungen der Fachsprachen werden diese Werke - ähnlich dem österreichischen Militärlexikon (MilLex), das halbjährlich aktualisiert wird - regelmäßig auf den aktuellen Stand gebracht.

Das militärfachsprachbezogene Basiswerk ist die vom Referat 2/westslawische Sprachen herausgegebene Sprachfibel (Deutsch, Englisch, Tschechisch). In der "Endausbaustufe" werden die Basisterminologie und Phraseologie für allgemeine Taktik, allgemeine militärische Konversation, Einsatz verbundener Mittel, Führungsunterstützung, Einsatzunterstützung sowie ein Handbuch für Sprachmittler verfügbar sein. Auch eine Terminologie "Katastrophenhilfe" befindet sich bereits in Arbeit, die allerdings durch Einsparungsmaßnahmen in Tschechien und in Österreich stark verzögert wird. An der Erstellung eines "Lehrbuches Militärsprache Tschechisch" wird unter Nutzung und konsequenter Strukturierung der verwendeten Lehrunterlagen kontinuierlich gearbeitet.

Das "jüngste Kind" im Bereich Druckwerke ist die Lernkartei. Diese umfasst Vokabelkarten mit militär(fach)sprachlichen Begriffen. Die Erfahrung zeigt, dass die primäre Lernrichtung Tschechisch-Deutsch mehr bringt als umgekehrt. Mit diesem Lernsystem ist dem am besten entsprochen: auf der einen Seite befindet sich der tschechische Fachbegriff bzw. die tschechische Fachphrase und auf der Rückseite die sinngemäße österreichische Entsprechung, die oftmals nicht mit der wörtlichen Übersetzung übereinstimmt. (z. B.:

"Pozor!" heißt wortwörtlich übersetzt "Achtung" - im militärischen Kontext aber "Habt Acht!"). Das Erfassen des verwendeten Fachvokabulars und der Fachphrasen erspart den Kursteilnehmern die (vom Unterricht ablenkende) händische Vokabel- und Phrasenmitschrift während der Unterrichtseinheiten sowie das zeitaufwändige Übertragen der Mitschrift nach Dienst auf eigene Vokabelkarten - und vermeidet damit mögliche Fehlerquellen beim Abschreiben der Vokabel.

Lehrmittel Über die Lernkartei hinaus stehen den Tschechisch Lernenden computergestützte Lernprogramme zur Verfügung. Zusätzlich kann jeder Schüler auf zahlreiche Fachtexte in Form von Büchern, Heften und Zeitschriften zurückgreifen. Außerdem bewähren sich dabei vor allem Originalunterlagen der Tschechischen Streitkräfte (wie die Zeitschrift "A-Report", Dienstgrad- und Uniformposter sowie das Soldaten-Informationsbuch "Pøíruèka vojáka") bestens, weil diese "Fachsprache pur" enthalten.

Als besondere Quellen der tschechischen Landes- und Kulturkunde, aber auch als gut geeignete Lehrmittel für Militärsprache dienen eine Vielzahl an Filmen bzw. DVD sowie tschechische Polizei-, Kriegs- bzw. Militärfilme. Darüber hinaus verfügt die Tschechisch­abteilung über Schulungsvideos aus der tschechischen Polizeiausbildung, Videos über die Tschechische Republik, Landkarten, Belletristik, Lexika und vieles mehr.

Prüfungswesen Die mehrstündigen Prüfungen in den Bereichen Leseverstehen, Hörverstehen sowie schriftlicher und mündlicher Gebrauch in Tschechisch erfolgen durch das SIB. Diese Sprachprüfungen dienen der Einstufung der Prüflinge, um sie zwecks Weiterbildung auf die richtigen Kurse zu schicken. Derartige Prüfungen finden auch am Ende von Sprachkursen statt. Sie dienen der Erfolgskontrolle und Erfolgssicherung, entsprechen dem diesbezüglichen STANAG und haben somit internationale Gültigkeit. Diese ist auf drei Jahre beschränkt, und daher müssen die Prüfungen periodisch wiederholt werden. Als Prüfer am SIB fungieren u. a. fachsprachkundige Tschechen aus dem Bereich der Streitkräfte des Nachbarstaates.

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit Anders als in der Zeit des Kalten Krieges sind Tschechien und Österreich einschließlich deren Streitkräfte am gegenseitigen Verstehen und Verstanden-Werden interessiert. Und das nicht nur aufgrund der intensiven Zusammenarbeit im Bereich der ABC-Abwehr und der EU Battle Groups, sondern auch aufgrund der nunmehr gleichsam "grenzfreien" Schengen-Nachbarschaft. Das vermehrte Erlernen von Nachbarsprachen ist darüber hinaus eine Forderung der EU. Deshalb wird seit Jahren regelmäßig Erfahrungsaustausch gepflogen. Es gibt "Lektorenaustausche", systematische gemeinsame deskriptive und v. a. komparative Terminologiearbeit. Ein grenzüberschreitendes "E-learning" ist ebenfalls in Aussicht.

Es gibt Kontakte zu den Ausbildungsstätten des Sprachwesens der Streitkräfte und seit Kurzem auch zur Polizei der Tschechischen Republik. Bei diesen Gesprächen zeigte sich das gleiche Bild wie in der Militärsprache, nämlich dass bei der Sprachausbildung von deutschsprachigen Polizeibeamten das Polizeitschechisch eine klare Sache ist, nicht aber das Polizeideutsch für tschechische Beamte. Das deutsche Polizeideutsch entspricht bei Weitem nicht dem österreichischen, denn gerade diese Fachsprache hängt (ebenso wie die militärische) besonders eng mit der nationalen Entwicklung und Kultur zusammen.

Hoher Nutzen Die Kenntnis der Nachbarsprache für einen (ohnedies nur kleinen) Teil der österreichischen Soldaten und Polizisten ist nicht "nice to have", sondern eine Notwendigkeit. Weil Einsatzkräfte von Nachbarländern, die - egal wobei - zusammenarbeiten, einander verstehen müssen (und das im wahrsten Sinne des Wortes), erleichtern Tschechischkenntnisse jede Auftragserfüllung gemeinsam mit den Streitkräften, der Polizei und anderen Organisationen der Tschechischen Republik (Feuerwehr, Rettung etc.) und dienen dem besseren Verständnis mit jedem und für jeden, der Tschechisch spricht.

Zum Dienst des Soldaten und Polizisten zählen unter anderem - das Handeln "in eine Gefahr hinein", - das Handeln unter Zeitdruck und Stress und - das Handeln in unklaren Situationen.

In derartigen Situationen denkt und spricht ein Großteil der Menschen (instinktiv) in der eigenen Muttersprache, und denkt und handelt (instinktiv) in seinen eingedrillten Verfahren. Widrigenfalls kommt es unweigerlich zu Missverständnissen: Bergepanzer - mountain tank statt recovery tank (im Tschechischen: horský tank statt vypro¹»ovací tank).

Einsätze wie diese sind nicht "irgendwann einmal" möglich, sondern Tagesgeschehen, fahren doch seit Jahren tschechische und österreichische Polizisten gemeinsam Streife, und es arbeiten seit Jahren Soldaten beider Länder in Einsatzvorbereitung und im Einsatz (z. B. in EU Battle Groups, im Kosovo, in Mali oder in der ABC-Ausbildung generell) systematisch zusammen.

Möglichkeiten und Grenzen Sprachkompetenz - insbesondere für schwer zu erlernende Sprachen wie Tschechisch - ist nicht innerhalb kurzer Zeit herstellbar, daher ist Vorausdenken und Voraushandeln erforderlich, damit man diese Kompetenz hat, wenn man sie braucht. Die Erweiterung oder Vertiefung der Sprachkompetenz von Soldaten auf "Nachbarsprachen" erfolgt daher im Sinne und im Interesse jedes Vorgesetzten.

Darüber hinaus bedarf es der Kompetenz, militär(fach)sprachliche Texte und Übersetzungen auf Richtigkeit zu prüfen. Diese Qualität und Kompetenz haben nur die Streitkräfte selbst, da nirgends sonst Militärsprache (Tschechisch) gelehrt wird - sie ist nicht "auf dem freien Markt verfügbar"! Wer selbst nichts versteht, muss alles glauben! Das Auslagern dieser Kompetenz ist somit eigentlich nicht möglich. Eine Abhängigkeit von zivilen Dolmetschern oder Muttersprachlern (die möglicherweise nicht einmal ausgebildete Dolmetscher sind), die gleichsam als "Stabsmitglieder" agieren müssten, wäre u. U. sogar gefährlich (Kontrollverlust und damit Verlust der Handlungsfreiheit). Darüber hinaus ist deren Verwendung auch aus rechtlichen, Geheimhaltungs- und Sicherheitsgründen in einem Einsatz problematisch, wenn nicht gar unmöglich.

Tschechisch zur besseren Verständigung mit den Nachbarstaaten soll Englisch zur internationalen Verständigung nicht ersetzen, sondern ergänzen. Sprachkenntnisse sind gut - wenn man sie hat, wenn man sie braucht.


Autor: Oberst dhmfD Mag. Manfred Gratzer, MSD, Jahrgang 1962. Offiziersausbildung an der Militärakademie, Waffengattung Artillerie; ab 1988 Zugs- und Kompaniekommandant der Ausbildungskompanie des Landwehrstammregimentes 41 (LWSR41); ab 1994 Kommandant der Schweren Kompanie/­Jägerregiment 4. Ab 1999 S2, S3 & stellvertretender Kommandant/Jägerbataillon 15, 2003 bis 2008 Kommandant Jägerbataillon 15. Seit 2008 Hauptlehroffizier & Dolmetscher & Übersetzer/Tschechisch am Sprachinstitut des Bundesheeres; Auslandsverwendungen: 1997 Absolvierung eines einsemestrigen Sprachstudiums in Brno/Tschechien in Fortsetzung der militärischen Sprachausbildung "Tschechisch" im ÖBH; 1999 Absolvierung des zweisemestrigen tschechischen Bataillonskommandantenkurses mit Auszeichnung. 2012 Studium Tschechisch/Diplom abgeschlossen; national und international tätig mit Schwergewicht Militärterminologie und deren Anwendung.

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