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Symbole kroatischer Militärgeschichte

Das Militärmuseum in Zagreb/Agram gehört zu den eher verborgenen Attraktionen der Hauptstadt Kroatiens. Nichtsdestoweniger bietet diese Institution ihren Besuchern seltene Exponate der jüngeren Historie des Landes, durch die insbesondere die Aufbauphase des Staates und die damit verbundenen militärischen Aktivitäten anschaulich dokumentiert werden.

Innerhalb der Militärakademie "Petar Zrinski", benannt nach dem kroatischen Feldherrn und Staatsmann des 17. Jahrhunderts, in Zagreb präsentiert sich dem Besucher eine wahre Fundgrube an seltenen wehrhistorischen Exponaten, von Uniformen, Handfeuerwaffen bis hin zu Militärfahrzeugen aus den USA, der Sowjetunion sowie zahlreiche Produkte aus den Waffenschmieden des ehemaligen Jugoslawiens. Sogar einige Ausführungen des Geländewagens Puch "Pinzgauer", der ehemals in größerer Stückzahl zur Ausrüstung der Volksarmee gehörte und später von den kroatischen Streitkräften requiriert wurde, zählt zur Fahrzeugsammlung des Militärmuseums der Republik Kroatien. Diese Institution führt ein eher unauffälliges Dasein und ist mehrheitlich Historikern und heeresgeschichtlich interessierten Personen ein Begriff. Die Mehrzahl der Ausstellungsstücke lädt den Gast zu einer Zeitreise in die jüngste Geschichte des Adriastaates ein, als dieser vor knapp einem Vierteljahrhundert in einem Bürgerkrieg seine Existenz begründete.

Die Anfänge der heutigen kroatischen Armee sind den Aktivitäten und Ideen couragierter Zivilisten zu verdanken, die 1991 alle sich ihnen bietenden Möglichkeiten nützten, um die Kampfhandlungen der Jugoslawischen Volksarmee zu behindern. Eine der "Erfindungen", die auch im kroatischen Militärmuseum ausgestellt ist, bezeichnet man als "Boilerbomben". Man hat damals lieber auf warmes Wasser im Haushalt verzichtet, als mit der Gewissheit zu leben, nichts gegen die Okkupanten ausrichten zu können. In vielen Haushalten wurden die Wasserboiler ausgebaut, dunkelgrün oder schwarz gestrichen, mit Sprengstoff gefüllt und dann an der Unterseite von Flugzeugen die in der Landwirtschaft eingesetzt wurden, wie die Antonov An-2, montiert. Derartige "Waffen" muten heute kurios an, gehören jedoch zu den originellen Exponaten, mit deren Hilfe dieser Bürgerkrieg dokumentiert wird. Selbstverständlich sind auch die "Beutewaffen" der Jugoslawischen Volksarmee zu sehen, die bestimmtes Kriegsgerät, wie ältere Panzer und Selbstfahrlafetten in den Kasernen auf kroatischem Territorium zurückgelassen hat. Dazu gehörten u. a. die US-Jagdpanzer M-18 "Hellcat" und M-36 "Jackson". Diese wurden Anfang der 1950er Jahre mit der US-amerikanischen Waffen- und Wirtschaftshilfe von den Streitkräften Jugoslawiens übernommen.

Auch die in den 1960er-Jahren in den meisten Armeen der Mitgliedstaaten des Warschauer Paktes eingeführte Flugabwehrrakete S-75 (NATO-Code "SA-2 "Guideline"), lässt sich als interessantes und relativ gut erhaltenes Ausstellungsstück besichtigen. Die Einrichtung selbst befindet sich gegenwärtig in einer Restrukturierungsphase, da das Verteidigungsministerium gemeinsam mit dem Kulturministerium sowie mit dem Ministerium der Vaterlandsverteidiger ein neues kroatisches Militärmuseum im Sinne einer nationalen Institution gründen will, in der die historische Entwicklung des Landes von der Antike bis zum Bürgerkrieg fachgerecht dokumentiert und der Öffentlichkeit präsentiert werden soll. In diesem Zusammenhang sind landesweit verschiedene Außenstellen geplant, die im Kontext mit der Geschichte Kroatiens stehen, wie die marinehistorische Sammlung in Pula, mit der die Entfaltung der Hafenstadt als Hauptstützpunkt der k.u.k. Marine dargestellt wird. In Rijeka soll beispielsweise die Sammlung der Torpedomodelle in einer eigenen musealen Organisation der Allgemeinheit vorgestellt werden. Auch in Knin wird die Daueraustellung der "Operation Sturm" ein Teil des Museums werden, ebenso wie in Slavonski Brod die Aufzeichnungen und Exponate der alten österreichischen Militärgrenze innerhalb der barocken Festungsanlage präsentiert werden sollen. Die Zentralinstitution des ambitionierten Projektes wird jedoch das Militärmuseum in Zagreb bleiben, dessen Bestand erweitert wird.

Das angestrebte Ziel soll die authentische Darstellung der einzelnen Epochen sein und nicht nur das 20. Jahrhundert betreffen. Die gegenwärtige Anzahl der Exponate erfüllt Museumsdirektor Mario Werhas mit Stolz und er zählt begeistert auf: "Wir verfügen über 18 gepanzerte Fahrzeuge, die als ehemalige Zivilfahrzeuge für den Militäreinsatz umgerüstet wurden, ebenso über 50 Geschütze, des weiteren über 60 Panzer, 1 000 Handfeuerwaffen, 238 Helme, 300 Plakate aus dem Vaterländischen Krieg, 238 komplette Uniformen und 4 000 militärische Abzeichen".

Die multimediale Sammlung, die Bilder, Filme und Landkarten enthält, umfasst 500 000 Titel, die regelmäßig von Journalisten aus aller Welt für Recherchen genutzt werden. Allein die Bibliothek des Militärmuseums beinhaltet 100 000 Bücher und Zeitschriften, die nicht nur von den Angehörigen der kroatischen Militärakademie regelmäßig genützt werden, sondern auch von Studenten sozial- und geisteswissenschaftlicher Studienrichtungen. In der Kaserne der kleinen Ortschaft Sveta Nedelja bei Zagreb, wird eine Dependance des Museums eingerichtet, in der künftig alle Geschütze, Panzer und sonstigen Militärfahrzeuge untergebracht werden sollen.


Michael Ellenbogen, MA BA

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