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… aus Brüssel

Die Militärvertretung Brüssel und die NATO-Partnerschaft für den Frieden

Zu den Aufgaben der Militärvertretung Brüssel zählt auch die Wahrnehmung österreichischer Interessen in der NATO-Partnerschaft für den Frieden. Mit dem Partnership Liaison Team hält die Militärvertretung Kontakt zu wesentlichen Organisationen dieser Partnerschaft, wie z. B. zur Partnership Coordination Cell, die der Koordination von PfP-Aktivitäten dient und die Partnerstaaten bei Ausbildungs- und Übungsvorhaben sowie bei Maßnahmen zur Erreichung der Interoperabilität unterstützt.

Das Bundesministerium für Landesverteidigung verfügt mit der Militärvertretung Brüssel über eine militärpolitische und militärisch-fachliche Schnittstelle zur EU, zur NATO und zur Europäischen Verteidigungsagentur (European Defense Agency - EDA), die - die Interessen des Ministeriums in den internationalen Organisationen bzw. Agenturen vertritt, - gleichzeitig in Brüssel die Aufgabenerfüllung zuständiger Dienststellen des Ministeriums unterstützt und - Informationen für die Bearbeitung im Ministerium bereitstellt.

Österreich unterzeichnete im Februar 1995 das Rahmendokument der NATO-Partnerschaft für den Frieden (Partnership for Peace - PfP). Aus dem anfänglichen Liaison Office of Austria wurde im Sommer 1997 die offizielle Vertretung Österreichs zur NATO (Mission of Austria to NATO) mit einem diplomatischen und einem militärischen Element.

Der Leiter der Militärvertretung Brüssel ist sowohl Repräsentant im Militärkomitee der Europäischen Union sowie ständiger Vertreter Österreichs im Militärkomitee des Euro-Atlantischen-Partnerschaftsrates (EAPR bzw. Euro-Atlantic Partnership Council - EAPC), in dem die Vertreter von 26 NATO-Mitgliedern und 23 Partnernationen sicherheitspolitische Themen beraten. Zur Unterstützung dieser beiden Aufgaben verfügt die Militärvertretung Brüssel über eine Abteilung, die sich vornehmlich mit PfP-Belangen befasst. Diese unterstützt auch den Chef des Generalstabes bei den zweimal jährlich (im Frühjahr und im Herbst) auf Ebene der Generalstäbe stattfindenden Euro Atlantic Partnership Military Council- Treffen (EAPMC-Treffen) und den Verteidigungsminister im Zuge der Sitzungen des Euro-Atlantischen-Partnerschaftsrates auf Ministerebene. Der Leiter der Militärvertretung Brüssel ist dabei in EAPMC-Belangen der Vertreter des Chefs des Generalstabes. All diese Tätigkeiten erfolgen in enger Zusammenarbeit mit der Abteilung Militärpolitik und der Direktion für Sicherheitspolitik in der Zentralstelle.

Die Mitglieder der oben genannten Abteilung nehmen für das Bundesministerium für Landesverteidigung an den Sitzungen der den PfP-Ländern zugänglichen Ausschüsse und Arbeitsgruppen teil und bringen darüber hinaus Österreichs nationale Positionen mündlich oder schriftlich bei den zuständigen Gremien innerhalb der NATO ein. Die unmittelbare Schnittstelle Österreichs zum Bereich Operationen und Ausbildung - das Partnership Liaison Team - wird weiter unten grafisch und im Text dargestellt.

Seit 1998 beteiligt sich Österreich am Konzept der PfP-Stabselemente und entsendet seither regelmäßig Angehörige des Bundesheeres in internationale Verwendungen. Dies bewirkt aufgrund der dort gewonnen Erfahrungen einen maßgeblichen Informationsgewinn für das Ressort.

Ziel: Interoperabilität

Die Zusammenarbeit innerhalb des Europäischen Partnerschaftsrates - insbesondere auf Grundlage des im Zweijahresrhythmus neu erstellten EAPR-Aktionsplanes - ist in folgenden Bereichen vorgesehen: - Krisen- und Konfliktmanagement; - Rüstungskontrolle; - Verteidigungsplanung, Verteidigungsbudgetierung sowie Verteidigungspolitik und Verteidigungsstrategie; - enge Zusammenarbeit in Wissenschaft und Umwelt; - gemeinsame Operationen von NATO- und Nicht-NATO-Staaten; - vertrauensbildende Maßnahmen und Konfliktprävention im euro-atlantischen Raum; - Maßnahmen gegen den internationalen Terrorismus; - Maßnahmen gegen die Proliferation von Massenvernichtungswaffen (nuklear, biologisch, chemisch); - Rüstungskooperation - auch unter der Ägide der Konferenz der Nationalen Rüstungsdirektoren; - zivil-militärische Koordination des Luftverkehrsmanagements und der Luftverkehrskontrolle; - zivile Notstandsplanung und Katastrophenschutz; - Bildung von Arbeitsgruppen zu Regionalthemen, wie z. B. Kaukasus und Balkan, insbesondere auch im Hinblick auf die Bekämpfung des Terrorismus, der Organisierten Kriminalität, der Minenräumung und der Verbesserung beim Grenzschutz.

Das 1998 eingerichtete Euro-Atlantic Disaster Response Coordination Center (EADRCC) koordiniert vor allem den Einsatz von Hilfskräften für humanitäre Operationen in Krisenregionen.

Eine der Kernaufgaben der PfP im Bereich der Verteidigungsplanung ist es, über ein hohes Maß an Interoperabilität in den Partnernationen "Usable Forces" zu entwickeln. Diese stehen dann allgemein (als "Single Set of Forces") dem internationalen Krisenmanagement zur Verfügung. Die dazu erforderlichen Aktivitäten werden jährlich in einem Partnerschaftsarbeitsprogramm (Euro-Atlantic Partnership Work Programme - EAPWP) - gewissermaßen einem internationalen Ausbildungskalender - festgeschrieben. Die Zusammenarbeit erstreckt sich dabei über Ressourcenmanagement, Sprachausbildung, Standardisierung, Übungen, Aus- und Fortbildung bis hin zur Harmonisierung von Verfahren. Weil 21 der 27 EU-Mitgliedstaaten der NATO angehören, wird dabei von der NATO und der EU eine größtmögliche Anpassung der Verfahren und Prozesse angestrebt.

Von zentraler Bedeutung für die Konsultation und die multinationalen Streitkräfteplanungen der Partnerländer - und zwar für das gesamte Spektrum der PfP-Operationen - ist dabei der Planungs- und Überprüfungsprozess (Planning and Review Process - PARP). Über diesen Prozess befragte Major Horst Ehling (Referatsleiter in der Militärvertretung Brüssel) für TRUPPENDIENST Mr. Gordon Monaghan, den für Österreich zuständigen Country Officer im Internationalen Stab des NATO-Hauptquartiers.

Interview with Gordon Monaghan

Gordon Monaghan, born 1948, is Country Defence Rapporteur for Austria, Member of International Staff, Defence Policy and Planning Division. His last military rank was Wing Commander, branch of service Royal Air Force/rotary wing, his last military assignment joint flying operations regulations planning team leader. He is experienced in Missions in Far East, Middle East and Northern Ireland.

Major Ehling: Mr. Monaghan, thank you for your declared willingness to answer some questions from the point of view of the International Staff of NATO, related to PARP as well as to Austrian defence planning in general. As you are a very experienced member of the Defence Policy and Planning Division, I would like to ask you, wherein NATO sees the essential importance of the Planning and Review Process (PARP)?

Mr. Monaghan: PARP provides the opportunity to strengthen the interoperability of the Partners‘ armed forces and enables them to work together effectively with Allied nations. For some Partners it also assists important defence reforms.

Major Ehling: Where lies profit for the nations as participants in PARP, where the benefit for NATO?

Mr. Monaghan: PARP enables countries with similar values to work together in support of their security objectives and conduct PSO exercises and operations. In terms of operations, it enables the international community to share the burden, to spread it among more nations, particularly concerning capabilities in which many nations have a lack of capacity. It is here I see the benefit for NATO. Regarding the Partners, PARP gives them the ability to provide interoperable units for operations in the framework of their own security policy. It represents a framework in which nations can satisfy their own requirements and it enables them to make the contributions they wish to support NATO and the EU.

Major Ehling: What is your assessment regarding the future development, respectively importance of PARP?

Mr. Monaghan: PARP is assessed as a very useful and successful programme by the Partners. It has continuously evolved and it supports other programmes in NATO, such as PAP-T (Partnership Action Plan against Terrorism) and PAP-DIB (Partnership Action Plan for Defence Institution Building). It also assists those nations that aspire to NATO membership in their preparations. The importance of PARP will continue for countries like Austria, especially as the European dimension is fully taken into consideration in the setting of planning targets for those Partners that are EU members.

Major Ehling: Are there actually further nations, who are interested to take part in PARP?

Mr. Monaghan: From this year on, Kyrgyzstan, Serbia, Montenegro and Bosnia-Herzegovina will participate in PARP, so nearly all of the PfP nations are already contributing to this programme.

Major Ehling: What are NATO’s wishes and expectations towards the Partner nations during the current PARP cycle?

Mr. Monaghan: It is of great importance that the offered capabilities are complete. Declared combat forces should be fully supported by the necessary combat support and combat service support assets. In short words, they should have similar capabilities as asked from NATO nations. In future, network enabled capabilities (to improve the dissemination and use of information) and capabilities that will improve the ability to take part in stabilisation and reconstruction operations are likely to be asked for. Additionally, we all should continue to seek the improvement of existing capabilities, based on the lessons learned in various operations, e. g. force protection.

Major Ehling: I would like to ask for your personal point of view: What could be the specific expectations that NATO has towards Austria in terms of PARP and in general?

Mr. Monaghan: In general: Austria’s longstanding willingness to participate in peace support operations is recognised. Current contributions to support UN-, EU- and NATO-led operations are more than commendable. Especially worthy of note are efforts undertaken within KFOR, where Austria is the largest non-NATO troop contributing nation. Austrian soldiers and units, once deployed are well known for being well trained and equipped. Actually, the Austrian preparations with regard to improving the ability to field high readiness forces, with greater capabilities, are very welcome. Related to PARP: I think, that the project "Management ÖBH 2010" could be an example for other countries in terms of defence reform. The conclusions match Austria’s ambitions to meet its international obligations and contributions. On the other hand, fulfilling the relevant planning with the current defence budget will prove challenging. Concerning PARP and possible future Partnership Goals, additional, network enabled and cyber defence related capabilities will probably be necessary to stay abreast with work being undertaken by Allies.

Major Ehling: Thanks very much for your frankness and your professional comments. All the best to you and your team, especially for the upcoming PARP-cycle.

Partnership Coordination Cell, Partnership Liaison Teams

Auf militärischer Ebene gliedert sich die NATO in zwei strategische Kommanden: - das Allied Command Transformation (ACT) in Norfolk (USA), verantwortlich für die Transformation der Allianz und - das Allied Command Operations (ACO) in Mons (Belgien), also die für die Führung aller NATO-Operationen verantwortliche Dienststelle. Diese wird mit ca. 2 000 Stabsangehörigen von drei Vierstern-Generälen geführt.

An der Spitze des Allied Command Operations steht U.S. General Craddock, der derzeitige Supreme Allied Commander Europe (SACEUR). Er repräsentiert das ACO vor allem nach außen und gegenüber dem (politischen; Anm.) NATO-Hauptquartier in Brüssel. Er ist gleichzeitig der Kommandant der US-Streitkräfte in Europa.

Der britische General John McColl, der Deputy Saceur (DSACEUR), ist der Stellvertreter des SACEUR und hauptsächlich für die Führung der NATO-Operationen zuständig. Er ist gleichzeitig der strategische Kommandant der EU-geführten Operation "ALTHEA". Das strategische Hauptquartier dieser EU-Mission (die EU Staff Group - EUSG) befindet sich gemäß dem Berliner Abkommen beim SHAPE.

Der deutsche General Lather arbeitet als Chief of Staff (COS) im Allied Command Operations.

Die Partnership Coordination Cell (PCC) wurde 1994 als Projekt gestartet. Sie war damals dem Nordatlantischen Rat (North Atlantic Council - NAC) noch direkt unterstellt. Waren ursprünglich nur einige NATO-Partner darin vertreten, wuchs die Zahl bis zum Jahr 2000 auf 26 Partnership Liaison Teams an, die ihre Nationen in der Partnership Coordination Cell repräsentierten. (Derzeit sind es nur noch 23, weil in der Zwischenzeit drei Länder davon der NATO beigetreten sind; Anm.) Am 24. Juli 2000 bestätigte der Nordatlantische Rat die neue Rolle der Partnership Coordination Cell als "Bi-Strategic Command Body". Sie erhielt nunmehr Aufträge über die jeweiligen Chiefs of Staff beider strategischen Kommanden, des Allied Command Atlantic (ACLANT) und des Allied Command Europe (ACE). Mit der Umstrukturierung der NATO ging diese Aufgabe an die zwei Nachfolgekommanden Allied Command Transformation und Allied Command Operations über. Allied Command Transformation in Norfolk (USA) wird durch einen so genannten Footprint - das ACT-Staff-Element - bei der Partnership Coordination Cell des SHAPE vertreten. Die heutige Partnership Coordination Cell wird durch den Director PCC, einen Zwei-Sterne-General, geführt und umfasst u. a.

- den Ständigen Stab (Permanent Staff), - 23 Missionen zur NATO (Partnership Liaison Teams) und - 25 NATO-Verbindungsteams.

Die Aufgabe der Partnership Coordination Cell, die Partner bei den PfP-Aktivitäten zu unterstützen, ist unverändert. Das geschieht durch die gemeinsame Planung von Ausbildungs- und Übungsvorhaben sowie durch die Koordinierung von Bedürfnissen der Partner im Zuge ihrer Adaptierung von militärischen Strukturen zur Erlangung der NATO-Interoperabilität.

Dabei nimmt die Partnership Coordination Cell primär eine koordinierende Rolle ein - sie ist somit auf die Mitarbeit der vertretenen Nationen sowie der NATO-Kommanden oder weiterer "Gastgeber" angewiesen.

Jedes NATO-Partnerland stellt ein Partnership Liaison Team (PLT) zur Partnership Coordination Cell, gleichsam als militärisches Bindeglied zur NATO. Die Partnership Liaison Teams in der Stärke von einer bis vier Personen (im Falle Österreichs ein Offizier und ein Unteroffizier) koordinieren über die Partnership Coordination Cell die militärische Zusammenarbeit (ausgenommen Operationen) ihrer Nation mit den beiden strategischen NATO-Kommanden Allied Command Transformation und Allied Command Operations.

Das Partnership Liaison Team bildet im Normfall auch gleichzeitig das Verbindungselement zum International Coordination Center (ICC), das für die Koordinierung der Non NATO Troop Contributing Nations - der Truppensteller, die nicht NATO Mitglieder sind - in den NATO geführten Operationen zuständig ist.

Das österreichische Partnership Liaison Team zum Allied Command Operations am Standort des Supreme Headquarters Allied Powers Europe (SHAPE) in Mons (Belgien) ist somit eine Schnittstelle Österreichs zur NATO - und zwar konkret der Militärvertretung Brüssel zur Partnership Coordination Cell des Allied Command Operations.

Das österreichische Partnership Liaison Team ist der NATO-Abteilung der Militärvertretung Brüssel unterstellt. In Angelegenheiten, die die Operation "ALTHEA" betreffen, ist es der EU-Abteilung der Militärvertretung Brüssel auf Zusammenarbeit angewiesen. Die Aufgaben umfassen - die Zusammenarbeit mit dem Allied Command Operations und dem Allied Command Transformation im Rahmen der Areas of Cooperation, - die Zusammenarbeit mit dem Allied Command Operations und der EU Staff Group im Rahmen der Operationen KFOR, ISAF und "ALTHEA" sowie - die nationale Repräsentation bei SHAPE gemäß des Auftrages der NATO- bzw. der EU-Abteilung sowie der jeweils zuständigen Dienststellen in Österreich.

Auf einen Blick

Viele Tätigkeiten der Militärvertretung Brüssel wirken sich mittelbar und unmittelbar auf die Zentralstelle und das Bundesheer aus, z. B. die Koordinierungsfunktion zur NATO-Partnerschaft für den Frieden. Letztere erleichtert u. a. die Erfüllung einer Kernaufgabe der Partnerschaft: die Schaffung von Interoperabilität mit den anderen Partnernationen.

Autoren: Militärvertretung Brüssel

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