1938 bis 1945 - Erinnerungen eines Österreichers mosaischen Glaubensbekenntnisses
Schwarzenbergkaserne, 20. April 2005 - Hofrat Marko Max Feingold hielt am Dienstag, den 20. April, vor annähernd 200 Zuhörern im Offizierskasino der Schwarzenberg-Kaserne einen fesselnden, teils auch tief erschütternden Vortrag über seine Erfahrungen aus den Jahren 1938 bis 1945. Eingeladen dazu haben das Militärkommando und die Offiziersgesellschaft Salzburg.
Die Erinnerungen von Marko Feingold sind geprägt von Gegensätzen, zeigen Wendungen und Brüche in einem von Nationalsozialismus und Holocaust bestimmten Leben. Feingold ist 1913 in Neusohl (heute Slowakei) geboren und in Wien aufgewachsen. 1938 erfolgte die erste Verhaftung durch die Gestapo. Aus der Haft in Wien kam er unter der Auflage frei, Österreich sofort zu verlassen. Daraufhin flüchtete er nach Prag, wo er neuerlich verhaftet und als erster Österreicher ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert wurde.
Bei einer täglichen Essensration von 700 Kalorien und Schwerstarbeit bis zu zwölf Stunden hatte er nach zwei Monaten weniger als 30 kg Körpergewicht. "Das Schlimmste war jedoch der tägliche Abendappell, der in leichter Bekleidung auch bei Minusgraden bis zu vier Stunden dauern konnte. In dieser Zeit musste man in der Einteilung stehen und durfte sich, angestrahlt von Scheinwerfern, nicht rühren. Hier waren die meisten Toten zu beklagen", bemerkte Feingold.
Zum menschlichen Umgang in den Konzentrationslager bemerkte er: "Es gab auch Leute – Aufseher, Ärzte – die nicht mitmachten, aber es waren wenige. Sie gingen unter in der Zahl der Sadisten - und der 2. Weltkrieg war voll von Sadisten." Feingold überlebte die Unmenschlichkeit und Grausamkeit der Konzentrationslager Auschwitz, Neuengamme, Dachau und Buchenwald. Nach der Befreiung durch die Amerikaner kam es zu einem Neubeginn in Salzburg, dem zufälligen Zielort von sechs Buchenwald-Überlebenden.
Marko Max Feingold etablierte sich 1945 in Salzburg als Betreiber einer Küche für ehemalige KZ-Häftlinge. Er half jüdischen Flüchtlingen und Überlebenden aus Osteuropa auf ihrer abenteuerlichen Flucht nach Palästina. Er baute sich in der Mozartstadt in weiterer Folge auch das Modegeschäft "Wiener Moden" auf. Seit 1977 ist er Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde in Salzburg.
Ein Bericht der Redaktion Militärkommando Salzburg